Jazzkeller: Das neue Hörspielmusik-Album von Andris Zeiberts

Oliver Döring

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 01. März 2002

Oliver Döring, ist seit Oktober 2000 für die Fans des kommerziellen Hörspiels ein Begriff, denn er ist der Regisseur von "Geisterjäger John Sinclair" - DER - Grusel/Horror-Serie aus dem Hause LübbeAudio & WortArt.

HörNews: Wieviele Hörspiele hast du vor John Sinclair bereits inszeniert? Seit wann bist du Regisseur? Wie bist du Regisseur geworden? Was war deine erste Regiearbeit?

Döring: Angefangen hat alles beim Privatfunk. Ich habe während meines Studiums jahrelang als freier Journalist und Comedy-Zulieferer für Radiosender in NRW gearbeitet. Es war eine sehr lehrreiche Zeit für mich, u.a. weil ich das Glück hatte, die Radiotechnik von der Pike auf zu erlernen (damals war alles noch analog). Später gründete ich zusammen mit einem Freund eine Firma zum Vertrieb von Audio-Produktionen jeder Art (Comedy, Werbung, Reportagen etc.). Witzig in dem Zusammenhang: 1997 bewarben wir uns bei LübbeAudio als Produzenten für John Sinclair-Hörbücher (wir wussten, es gab andere Mitbewerber, aber nicht, dass auch WortArt darunter war). Das Projekt schien zunächst im Sande zu verlaufen. Ein Jahr später wurde der WDR auf mich aufmerksam, und 1998 startete bei 1LIVE meine tägliche Comedy-Serie "Die 1LIVE-Retter". Die war so erfolgreich, dass sich WortArt und Universal bei mir meldeten, um die Serie kommerziell auszuwerten. So entstand ein 45minütiges Retter-Hörspiel, das in NRW bei den HMV-Charts Platz 5 erreichte. Gleichzeitig bekam ich in Sachen Hörspiel ein Stipendium von der Filmstiftung NRW. Inzwischen hatte sich LübbeAudio dazu durchgerungen, Sinclair-Hörspiele unter Lizenz in Auftrag zu geben. Der Rest ist Geschichte.

HörNews: Wie ist es mit so vielen bekannten Stimmen zusammenzuarbeiten, wird man da nicht anfangs ein wenig nervös?

Döring: Im Gegenteil! Ich freue mich vor jedem Studio-Termin wie ein Kind auf Weihnachten. Schon während meiner Zeit als Journalist habe ich mit bekannten Synchronschauspielern wie Charles Rettinghaus oder Michael Pan zusammengearbeitet und ihr unglaubliches Können und ihre Professionalität zu schätzen gelernt. Als WortArt mich fragte, wie wir die Hörspiele wohl am besten besetzen sollten, kam für mich nur die Zusammenarbeit mit erstklassigen Schauspielern und Synchronstars in Frage.

HörNews: Was wurde bei der Sonderedition von "Buch der grausamen Träume", die nur bei Weltbild erschien, geschnitten?

Döring: Einiges. Ich glaube, unter dem Strich fehlen 4 Minuten. Mal abgesehen von einigen blutigen Einlagen fehlt auch eine Szene, die auf Ereignisse hinweist, die erst in ferner Zukunft das Laserlicht der CD erblicken werden.

HörNews: Arbeitest du "nur" für WortArt und LübbeAudio, oder bist du Freiberufler und für jeden "zugänglich"?

Döring: Ich bin Freiberufler, und für jede Staffel wird ein neuer Vertrag geschlossen. Im Moment lastet mich Sinclair aber voll aus, sodass mir für andere Projekte kaum noch Zeit bleibt.

HörNews: Wie weit im voraus bekommen die Sprecher und Sprecherinnen ihr Buch?

Döring: Das ist unterschiedlich. Die Hauptrollen bekommen das komplette Skript schon einige Wochen im voraus, während viele Nebenrollen nur ihren Nettotext erhalten.

HörNews: Wer wählt die Sprecher aus?

Döring: Das Aussuchen der passenden Stimmen ist sehr aufwendig und bedeutet für mich u.a. nächtelanges Durchforschen von Internetseiten wie synchronarchiv.de. In der Regel schlage ich WortArt und LübbeAudio die Sprecher vor, und die sagen dann 'ja'. Abgesehen davon bekommt WortArt beinahe täglich Demo-CDs von Sprechern. Die werden zwar alle gehört, doch nur die wenigsten kommen in die engere Auswahl.

HörNews: Wer entscheidet über die Auswahl der Hörspielumsetzungen?

Döring: Das machen Jason Dark und ich gemeinsam.

HörNews: Wie lange dauert die komplette Produktion einer Sinclair Staffel? Bitte - wenn möglich - aufdröseln in Drehbuch-, Casting- und Schnittarbeit.

Döring: Das ist beinahe unmöglich zu sagen. Ein Manuskript dauert zwischen einigen Tagen und einigen Wochen - je nachdem wie gut es läuft. Das Auswerten bzw. Aufgliedern der Texte in die einzelnen Sprecherrollen ist ebenfalls ein aufwendiger, wochenlanger Prozeß, für den Patrick Simon von WortArt verantwortlich ist. Die Postproduktion einer Folge liegt bei circa 1-2 Wochen.

HörNews: Was kann der treue Hörer in 2002 in den JS-Hörspielen erwarten? (Sprecher / Inhalt...)

Döring: Die Special-Edition "Der Anfang" wird natürlich DAS Sinclair-Hörspielevent 2002 werden. Unter anderem haben Nana Spier, Joachim Tennstedt, Ernst Meincke und Peer Augustinski bereits zugesagt. Und natürlich wird auch die Stammcrew wieder dabei sein, also Frank Glaubrecht, Joachim Kerzel, Detlef Bierstedt usw. Darüber hinaus scheint die VÖ der kompletten dritten Staffel (also !sechs! neue Hörspiele) Ende Februar in trockenen Tüchern zu liegen. Es wird übrigens wieder Outtakes geben, wenn auch etwas kürzer als beim ersten Mal. Außerdem wird demnächst weniger stark zwischen den Romanen 'gesprungen' als bei der zweiten und dritten Staffel, weswegen der Schwarze Tod vielleicht (aber auch nur vielleicht) doch noch nicht so schnell den Löffel abgeben wird. Und es wird in den nächsten Tagen (endlich) eine neue Hörprobe geben.

HörNews: Dein letztes Wort an die Fans:

Döring: Haltet uns weiterhin mit Euren Wünschen und Eurer Kritik auf dem Laufenden! Ihr seid die besten!

Herzlichen Dank an Patrick Simon für die Herstellung des Kontakts. Das Interview wurde im Juli 2022 von Felix Bartling auf die neue HörNews-Webseite übertragen.