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Oliver Döring

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 04. April 2014

Oliver Döring ist Mitbegründer der Hörspielschmiede Imaga, bei der er "Star Wars" und andere Hörspiele umsetzt, wie z. B. die spannende Serie "End of Time". Oliver Döring wurde vor allem durch den Reboot der John Sinclair-Serie im Jahre 2000 bekannt. Um sich weiteren Projekten zu widmen stieg er bei der beliebten Serie nach der 70. Folge aus.

HörNews.de: Zum Einstieg ist klar was kommt: Wer ist dieser Oliver Döring? Seit wann machst du Hörspiele und hättest Du dir jemals erträumt damit Geld zu verdienen?

Döring: Oliver Döring ist der Typ, der mich jeden Morgen verdutzt aus dem Spiegel anschaut. Ein völlig unscheinbarer Kerl, wirklich nichts Besonderes. ;) Hörspiele mache ich seit dem Jahr 2000, aber wenn Du meine Radio-Comedys, die ich davor gemacht habe, auch schon als Mini-Hörspiele bezeichnen möchtest, dann mache ich den Job schon seit Beginn der 90er. Und zur letzten Frage: Nein. Jedem, der mich von Kindesbeinen an kennt, scheint das völlig klar gewesen zu sein, was ich mal machen würde, nur ich wußte davon nichts. Ich habe ja schon oft erzählt, daß ich in meiner Kindheit zwar jede Menge Hörspiele gehört habe, aber daß ich Hörspiele mal zu meinem Hauptberuf mache war ja eher das Resultat aus vielen Zufällen.

HörNews.de: Der Hörspielmarkt erlebt seine zweite große Krise, nach Einführung der Videospiele und Videofilme in den späten 80ern. Wie stark beeinflusst das als Label. Kommt es zu einer Trotzreaktion „Jetzt erst recht“, oder wird intensiv überlegt, ob und wie eine Serie startet?

Döring: Nun, das mit der "Krise" ist eine Frage des Blickwinkels. Immer, wenn sich viele Serien am Markt tummeln, kommt irgendwann das Seriensterben. Der Markt ist halt begrenzt und die Kaufbereitschaft der Hörspielhörer ebenfalls. Natürlich überlegen wir uns sehr genau, was wir machen. Wir haben keinen Major mehr im Rücken, der unsere Hörspiele finanziert. Das stemmen wir alles nun ganz alleine. Deshalb legen wir so unglaublich viel Wert auf Qualität und fahren volles Risiko, denn wir sind nun mal fest davon überzeugt, daß der hohe Einsatz den Hörern auf- und gefällt. Sieh Dir nur mal unseren Cast von "End Of Time" oder "Thrawn" an. Sowas findest Du ausschließlich bei uns. Daher kann ich sagen, daß wir erst intensiv überlegen und dann trotzig: "Jetzt erst recht" rufen.

HörNews.de: Die aktuelle Star Wars-Vertonung der Thrawn-Trilogie geht mit großen Schritten dem Ende entgegen. Steht schon fest, ob mehr Star Wars kommt, oder wird es - wie bei den bisherigen Star Wars-Hörspielen ein paar Jahre Pause geben?

Döring: Die Verhandlungen sind bereits auf der Schiene. So langsam ist es mir fast peinlich, daß immer wieder sagen zu müssen, aber ich kann zur Zeit einfach noch nichts zur Hörspiel-Zukunft von Star Wars sagen. Sobald ich etwas Spruchreifes weiß, gebe ich es bekannt. Versprochen!

HörNews.de: „End of Time“ ist unfreiwillig zum Stiefkind geworden, wird aber endlich fortgesetzt. Wird es bei dem Gedanken bleiben, dass es eine Miniserie bleibt? Ich meine gelesen zu haben, dass nicht geplant ist sie über 12 Folgen kommen zu lassen…

Döring: So ist es auch. Es ist eine Mini-Serie, die hoffentlich noch zum Abschluß kommt, bevor die Folgenzahl zweistellig wird. So war es von Anfang an geplant. Es ist eine Geschichte, deren Ende bereits feststeht. Wenn man das kennt, weiß man auch, wieso die Serie nicht weitergehen kann.

HörNews.de: Nach dem Hören der 2. Folge EoT scheint klarer, um was es in EoT geht. FRAGE: Wenn eine Antwort – in der Serie - gegeben wird, ist es auch die Antwort, oder geht die Serie den Weg anderer Mysterie-Serien und die geschaffenen Antworten werden bei belieben geändert?

Döring: Am Ende von "End Of Time" gibt es eine Erklärung, die die Serie abschließt. Dann ist es vorbei. Bis dahin können Hintergründe noch aufgedeckt werden, die vergangene Aktionen in ein anderes Licht rücken. Wie und was am Ende passiert, da werde ich nicht einmal im Ansatz drüber reden. ;))

HörNews.de: Werden alle EoT-Folgen aus Doppelfolgen bestehen?

Döring: Ja. Auch das hat was mit der Filmästhetik zu tun. So ist jede Doppelfolge auch von der Länge her ein kleiner Hörspielfilm.

HörNews.de: In „End of Time“ wird auch gerne mal ein wenig Sex angedeutet. Sex scheint in vielen neuen Hörspielen eingebracht zu werden um sich „vor den Kinderhörspielen abzugrenzen“. Ist das in Deinen Produktionen auch so?

Döring: Nö. Daß jetzt mehr Sex in meinen Hörspielen vorkommt, hängt einfach mit den Stories zusammen. Ich habe da kein Konzept, keine Quote, und daß wir keine Kinderhörspiele herstellen steht ja bereits auf der Rückseite jeder meiner "Erwachsenen-CDs". Wo es passt und wichtig für die Geschichte oder den Charakter ist, kommt es rein. Wenn ich aber Sex einbinde, versuche ich, möglichst nicht platt oder plakativ zu inszenieren. Meine "Kamera für's Ohr" weiß genau, wann sie ausblenden sollte. ;)

HörNews.de: Mit „The Border“ kommt die dritte Serie von „IMAGA“ auf den Markt. Ihr habt noch nicht viel verraten, aber rein von den bisherigen Äußerungen scheint die Serie keine festen Helden zu haben und ähnlich wie „Outer Limits“ oder/und „Gespenster-Krimis“ zu werden. Was genau wird uns erwarten?

Döring: Ich versuche, mit "The Border" eine in sich stimmige, düstere und phantastische Welt zu kreieren, die aber aus in sich geschlossenen Einzelfolgen besteht. Es stimmt, daß es keinen festen Helden gibt. Dennoch kann es sein, daß die ein- oder andere Folge Berührungspunkte zu vorangegangenen Folgen haben kann. Vielleicht wird sogar mal eine Serie innerhalb der Serie starten. Folge 2 zum Beispiel könnte eine Art Ouvertüre sein. Ob es wirklich zu einer Fortsetzung kommt, ist aber noch nicht sicher. "The Border" ist eine Spielwiese. Nie kann man sicher sein, was in der nächsten Folge passiert. Zu den Gespenster-Krimis gibt es einen gewaltigen Unterschied: Die GKs sind Vertonungen von Romanheften und klingen im Prinzip wie Sinclair - nur ohne Sinclair selbst. "The Border" schlägt jedoch eine ganz andere Tonart an und basiert entweder auf eigenen Geschichten oder - wenn überhaupt - lose auf den großen Klassikern der phantastischen Literatur. Bei der ersten Folge wird das schon ganz klar. Da gibt es so gut wie nichts Übernatürliches, aber das Ding muß ziemlich spannend sein, denn ich habe noch nie soviel Feedback vom Team und sogar von den Schauspielern zu einer meiner Produktionen bekommen. Meine Assistentin hatte, nachdem sie das Skript gelesen hatte, echte Probleme damit, bestimmte Lebensmittel zu essen. Aber ich will nicht zuviel verraten. Eins ist jedoch sicher: Wem "End Of Time" zu kryptisch ist, wird bei "The Border" viel mehr auf seine oder ihre Kosten kommen, denn es ist das Mainstream-Kino fürs Ohr.

HörNews.de: Wenn deine Assistentin Probleme hatte bestimmte Lebensmittel zu essen, darf davon ausgegangen werden, dass „The Border“ auch einen Bezug zu realen Dingen hat?

Döring: In der ersten Folge auf jeden Fall. Natürlich ist und bleibt "The Border" Unterhaltung, aber zumindest unterschwellig wollte ich mit Folge 1 auch mal echt was aussagen.

HörNews.de: Wieviele Folgen werden 2014 erscheinen?

Döring: 5 x Star Wars plus Box; End Of Time 2 + 3; The Border 1, 2 und vielleicht auch noch 3.

HörNews.de: Auf welche Sprecher darf sich die Hörerschaft freuen?

Döring: In der ersten Folge haben wir in den Hauptrollen Tobias Kluckert, Bernd Vollbrecht, Hans Bayer und Katrin Fröhlich. In der zweiten Dietmar Wunder, Udo Schenk, Thomas Nero-Wolff und Antje von der Ahe. Und natürlich sind sämtliche Nebenrollen ebenfalls top besetzt. Übrigens: Joachim Kerzel ist unser Erzähler, und in Folge 2 hat er auch richtig viel Text.

HörNews.de: Die Besetzung von Synchronsprechern ist fast schon ein Markenzeichen. Hattest Du bisher nie den Anreiz bekannte deutsche Schauspieler zu verpflichten?

Döring: Och - ich habe bereits mit Judy Winter, Martin Semmelrogge, Thomas Fritsch und anderen "bekannten" Namen zusammen gearbeitet. Das sind natürlich ganz phantastische Schauspieler, aber große Namen alleine sind für mich nicht ausschlaggebend. Mir kommt es ausschließlich auf die Qualität an, und ich würde nie jemanden nur wegen der Popularität anfragen, sondern immer, weil die Stimme zum jeweiligen Charakter im Hörspiel passt. Ich sage es Dir ganz ehrlich: Alle "meine" Synchronschauspieler sind phantastisch und für mich Stars.

HörNews.de: Was steht als nächstes an?

Döring: Die Verhandlungen mit Disney. ;) Und ansonsten kümmere ich mich verstärkt um End Of Time, The Border und in 2015 vielleicht um unsere nächste Serie, deren Konzept ich gerade noch ausarbeite.

HörNews.de: Deine „letzten Worte“?

Döring: Na - ich hoffe, das dauert noch, bis die kommen. ;)))

Das Interview wurde im März/April 2014 per eMail geführt. Wir bedanken uns bei IMAGA und Oliver Döring für das Interview!