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John Grisham

»Der Verrat« (gelesen von Charles Brauer)

Eine Hörbuch-Rezension von Detlef Kurtz

Sprecher: Charles Brauer
Regie: Margrit Osterwold
Format: 5 CDs
Länge: ca. 350 Min.
Herausgabe: Okt. 1999 & Dez. 2002
ISBN: 3-453-16581-0
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Klappentext

Michael Brocks glänzender Anwaltskarriere steht nichts im Weg - bis er das Opfer einer Geiselnahme wird. Der Täter, ein heruntergekommener Obdachloser, wird erschossen - Michael Brock selbst überlebt. Auf der Suche nach den Hintergründen der Tat wird Michael mehr und mehr zum Führspecher der Armen und schafft sich dadurch einen unerbitterten Feind...

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel "The Street Lawyer" bei Doubleday, New York.
Aus dem Amerikanischen von Dirk van Gunsteren.
© 1998 by John Grisham
© der dt. Ausgabe und © + (P) der Hörbuchfassung 1999 by Wilhelm Heyne Verlag, München.


Rezension

„Der Verrat“, hinter diesen gut gewählten deutschen Titel verbirgt sich John Grishams Roman „The Street Lawyer“ (dt. Der Straßenanwalt). Es geht aber um sehr viel mehr, als „nur“ um einen Anwalt, der sich um Obdachlose kümmert. Michael Brocks wird, durch die in der Inhaltsangabe beschriebene Erfahrung, zum Nachdenken angeregt und erinnert sich, was er zu Beginn seines Berufes eigentlich erreichen wollte: Dem Recht Gültigkeit verschaffen. Aber nicht nur die Hauptfigur des Romans denkt über den Umgang mit Obdachlosen und sozial Schwachen nach, sondern auch wir Hörer.

Die Spannung des Romans wird allein Realitätsnähe erzeugt. Er wirkt nicht wie ein normaler Unterhaltungsroman, sondern lässt hier und dort ein Schauer über den Rücken laufen, da sich die Schilderungen wirklich so – jeden Tag – abspielen könnten und das nicht nur in Amerika. Ein Thriller liegt nicht im CD-Spieler, soviel ist klar, aber die geschickte Wortwahl und das hohe Tempo sorgen für gleichbleibende, packende Unterhaltung. Langweile kommt nicht auf, auch nicht in den ruhigen Szenen. Charles Brauer ist auch diesmal ein Gewinn für das Hörbuch. Die Lesegeschwindigkeit wird der jeweiligen Situation angepaßt, sodass hektische Szenen auch hektisch wirken. Angespannte Situationen kommen daher auch gut zur Geltung, was das Hören fast so spannend gestaltet wie das selber Lesen.

Das 1999 herausgegebene „Heyne Hörbuch“ (heute: Random House Audio) bietet eine hervorragende Trackeinteilung. Ein kleiner Rekord stellt CD4 da, die 31 Tracks vorweist, um schnell an einer bestimmten Stelle weiterzuhören. Kein Vergleich zu den heutigen Random House-Produktionen, die nur 4 bis 6 Tracks bieten. Das Ergebnis ist, das bei jeder Szene eingestiegen werden kann, ein echter Kundenservice.

Fazit: Ein Roman der Gefühle weckt und durch seine Realitätsnähe überzeugt. Charles Brauer verpaßt der Hörbuch-Version den nötigen Schneid, sodass sie locker mit dem „Selber Lesen“ konkurrieren kann. Ein Hörbuch, das auch beim zweiten Mal anhören bestens unterhält.