Interviews:

Thomas Birker

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 26. September 2022

Thomas Birker, der Kopf hinter Projekten wie Dreamland Grusel und Tony Ballard, stellt sich in diesem Interview unseren Fragen und hat eine besondere Ankündigung im Gepäck!

HörNews: Herzlich Willkommen bei HörNews.de! Es ist schon einige Zeit her, dass wir mal ein Interview gemacht haben. Jetzt kam Thomas Birker auf mich zu und hatte Lust darauf. Hallo Thomas!

Birker: Hallo lieber Detlef, hallo liebe Leser!

HörNews: Wer ist denn überhaupt Thomas Birker und was ist Dreamland?

Birker: Thomas Birker ist ein fast 50-jähriger junger Mann, der seit seiner Kindheit Hörspiele hört und damit zur Generation der Kassettenkinder gehört und der 2005 angefangen hat, selbst Hörspiele zu produzieren. Zu meinen Produktionen gehören zum Beispiel Serien wie: Dreamland Grusel, Tony Ballard, Andi Meisfeld, Dreamland Action, Dan Shockers Burg Frankenstein.

HörNews: Wann hast du deine ersten Hörspiele produziert?

Birker: Meine allerersten Produktionen sind 2003/2004 entstanden, das war damals Mac Kinsey. Mac Kinsey war eine semi-professionelle Fanproduktion. 2005 ging es dann professionell los.

HörNews: Kannst du dich noch an deinen ersten Tag im Studio erinnern?

Birker: Ich hatte sozusagen den Arsch auf Grundeis. Als ersten Sprecher hatte ich Christian Rode im Studio, der leider 2018 verstorben ist und später mein Freund und Mentor werden sollte. Viele kennen ihn vielleicht als „Sherlock Holmes“ oder als Beastman von „Masters of the Universe“. Bei uns war er bei Dreamland Grusel der Erzähler und bei „Tony Ballard“ der Tucker Peckinpah, ein reicher industrieller, der Tony unter die Arme greift.

HörNews: Ich habe gehört, dass er bei der ersten Aufnahme gesagt hat, dass du dich nicht zurückhalten sollst, sondern du ihn ruhig kritisieren darfst, weil er ja bezahlt wirst.

Birker: Ja, genau, das ist richtig. Er hat wohl gemerkt, wie ehrfürchtig ich war, weil er für mich seit ich ein kleiner Junge war eine der Hörspiel-Ikonen ist. Er sagte sinngemäß: „Thomas, du bezahlst diese Chose hier. Sag mir einfach, wenn dir etwas nicht gefällt. Wenn du Betonungen oder andere Dinge anders haben möchtest, machen wir das.“ Bei ihm und ein paar anderen Sprechern braucht man das eigentlich nicht machen, aber bei manchen Sprechern muss man als Regisseur tatsächlich auch mal unter die Arme greifen. Christian Rode, der 50 Jahre u.a. mit Shakespeare-Geschichten durch Europa getourt ist, braucht man aber quasi nie etwas näherbringen, weil er das Schauspielern von der Pike auf gelernt hat, bei ihm waren das höchstens mal kleinere Betonungs-Hinweise. Den Zweiten, den ich aufgenommen habe, war der sehr schüchterne Norbert Langer, der vielen als deutsche Stimme von Tom Selleck (zum Beispiel in Magnum) oder dem He-Man aus „Masters of the universe“ bekannt sein dürfte. Da hatten sich dann ja zwei Schüchterne gefunden und danach war für mich eigentlich der Knoten geplatzt und ich habe gemerkt, wie es im Business läuft. Mittlerweile hatte ich schätzungsweise 350 bis 450 Sprecher, Comedians und Musiker vor dem Mikrofon.

HörNews: Hast du schon einmal jemanden nicht bekommen, den du haben wolltest?

Birker: Ja, das gab es natürlich auch. Manchmal war es der finanziellen Lage geschuldet: Wenn jemand beispielsweise für eine Stunde Sprachaufnahmen 1000€ oder mehr verlangt, ist das im Hörspielbusiness im Gegensatz zum Synchron einfach nicht wieder zu verdienen. Andererseits arbeiten manche Schauspieler auch nur mit ganz bestimmten Firmen zusammen, was ich auch ein bisschen schade finde. Oder was auch häufig ein Problem ist, ist Zeitmangel, denn die Crème de la Crème der deutschen Synchron- und Hörspielbranche ist natürlich immer gut ausgebucht. Leider sind in den letzten 17 Jahren viele Sprecher- und Sprecherinnen verstorben, darunter Christian Rode, Peter Groeger, Gisela Trowe und Andreas von der Meden.

HörNews: Ja, das ist wirklich schade. Gerade Andreas von der Meden ist ja wirklich sehr früh verstorben.

Birker: Zu früh sind sie natürlich alle verstorben, muss ich zugeben. Ich habe leider auch letzte Woche A.F. Morland, den Autoren von „Tony Ballard“ verloren - mit 82. Man hätte wirklich gedacht, der macht noch 20 Jahre voll, so fit wie er war. Ähnlich war’s bei Christian Rode: Der ist im Februar 2018 gestorben und hatte mit mir noch Aufnahmen für Mai und Juni geplant und auch zahlreiche Synchronstudios sagten mir, sie hatten noch Termine mit ihm. Er stand also noch mitten im Business und seine Frau sagte mir: Er sei an dem Morgen reingekommen, es sei ihm nicht gutgegangen und er sei dann in ihren Armen zusammengebrochen. Leider war er dann sehr schnell nicht mehr unter uns. Ähnlich war’s jetzt auch bei A.F. Morland.

HörNews: Manchmal geht’s schnell.

Birker: Ja. Du hast völlig recht, wenn es junge Menschen trifft und jemand beispielsweise mit 40 oder 60 Jahren stirbt, dann rechnet da auch niemand mit dem Tod. Das ist dann sehr überraschend und für die Betroffenen sehr, sehr hart. Beispiele dafür sind zum Beispiel Veronica Neugebauer (Gaby aus TKKG oder deutsche Stimme von Neve Campbell aus SCREAM), Leon Boden oder Bernd Rumpf.

HörNews: Die Besetzung selbst soll schwieriger sein durch Netflix, Prime, Disney+, usw. Die Schauspieler hätten jetzt mehr zu tun. Stimmt das?

Birker: Es ist tatsächlich etwas härter geworden, ja. Aber da ich sehr menschlich bin und mir die Zeit nehme, ins Studio zu fahren und mit den Schauspielern direkt aufzunehmen, habe ich die Sprecher in 90% der Fälle auch gekriegt.

HörNews: Hast du schonmal jemanden erst durch Nachbohren / Überzeugungsarbeit bekommen?

Birker: Ja, ich habe mich fünf oder sechs Jahre lang um Andreas Fröhlich bemüht. Der hatte aber auch sehr viel um die Ohren, denn er war Synchronregisseur, hat Hörbücher und Hörspiele gesprochen. Man kennt ihn als Bob Andrews von den drei ???, die deutsche Stimme von Edward Norton und John Cusack, sowie Gollum. Mittlerweile hat er bei mir aber schon bei zwei Staffeln mitgesprochen und das wird mit Sicherheit nicht sein letzter Einsatz gewesen sein, weil die Arbeit mit ihm immer sehr angenehm ist.

HörNews: Es ist immer spaßig, ihn zu hören, weil er gut in die Rollen reingeht und immer authentisch ist. Bei manchen Schauspielern hört man, auch wenn sie es gut machen, dass sie nicht ganz so authentisch sind. Andere Sprecher klingen aber immer waschecht.

Birker: Das finde ich auch. Das liegt meiner Ansicht nach auch daran, ob das Schauspielern ein Job für jemanden ist oder eine Passion. Sprecher, die wirklich in die Rollen reingehen sind zum Beispiel Alexandra Lange, Dietmar Wunder, Sven Plate, Christian Weygand oder Tilo Schmitz. Schmitz mussten wir bei „Tony Ballard“ umbesetzen, weil er leider gesundheitlich angeschlagen war. Mittlerweile kann er aber zum Glück wieder Synchron und Werbung machen, was mich sehr freut. Er hatte eine Zeit lang mit seinem Kiefer zu kämpfen, weil sein Kieferchirurg wohl Mist gebaut hatte. Aber wenn er mir als Mr. Silver sagt: „Thomas, ich habe das Drehbuch an dieser Stelle geändert, weil Mr. Silver das so nie sagen würde…“, dann merke ich, dass er sich nach knapp 10 Jahren gut mit der Figur identifizieren kann.

HörNews: Wie lange braucht man für ein „Tony Ballard“ Skript? Das ist ja jedes Mal eine Bearbeitung vom Heft zum Hörspiel. Wie gehst du da vor?

Birker: Zunächst lese ich den Roman. Dann überlege ich mir, welche Sachen ich rauskürze und was ich anders umsetze. Was geht im Wechsel des Mediums verloren? Ich versuche beispielsweise nicht einzelne Figuren alleine durch die Gegend laufen zu lassen und sie dann dem Hörer berichten zu lassen, was sie sehen. In solchen Fällen versuche ich das durch eine Erzählpassage zu lösen oder ihnen eine andere Figur zur Seite zu stellen.

HörNews: Hast du schon einmal etwas bewusst ausgelassen, weil es zu visuell ist?

Birker: Ja, auch das kommt vor. Im Oktober kommt zum Beispiel Tony Ballard 46 raus. In dieser Folge gibt’s einen kleinen Oktopus, der telepathisch mit den Figuren kommunizieren kann. Im Roman hat er aber keinen Text gehabt. Ich habe ihm für meine Inszenierung Text gegeben. Im Vorfeld hatte ich mit Santiago Ziesmer telefoniert und ihn gefragt, ob er diese Figur auf Basis einer psychopathischen Variante des Ferkels aus „Winnie Puuh“ anlegen könnte. Und das hat er brillant gemacht.

HörNews: Wie gehst du mit Kritik um?

Birker: Kritik ist für mich ein zweischneidiges Schwert. Mit konstruktiver Kritik kann ich sehr, sehr gut umgehen. Wichtig ist, dass ich an den Dingen, die kritisiert werden, etwas ändern kann. Ich bin niemand, der ohne Fehler ist. Aus Fehlern kann man gut lernen. Wenn ich andererseits von jemandem höre: „Ich habe jetzt 20 Folgen Dreamland Grusel gehört. Das ist total scheiße und überhaupt nicht mein Geschmack.“, dann rate ich immer dazu, einfach andere Serien zu hören. Nicht jede Serie muss jedem gefallen.

HörNews: Du hattest mir schon gesagt, dass sich jetzt bei Dreamland einiges ändert. Was kommt da auf uns zu?

Birker: Bisher habe ich Dreamland nebenberuflich gemacht und immer zwischen sieben und zehn Hörspiele im Jahr veröffentlicht. In der letzten Zeit habe ich aus unterschiedlichen Gründen an Depressionen gelitten. Ich arbeite bisher im Schichtdienst in der Pharma-Industrie und dort ist das Klima und der Druck den Mitarbeitern gegenüber sehr unangenehm geworden. Deshalb habe ich mich jetzt dazu entschieden, mich zum 01. Oktober mit Auftragsarbeiten im Bereich Audioproduktion selbstständig zu machen. Dabei haben mir Sebastian Pobot von Maritim und andere Kollegen geholfen. Das bedeutet, dass ich den Kunden anbiete, für sie mit 17 Jahren Erfahrung und meinen Kontakten Hörbücher, Hörspiele und Podcast-Formate zu produzieren. Außerdem biete ich mit über 80 verfassten Manuskripten meine Dienste als Dialogbuch-Autor an. Zu meinen Dienstleistungen zählt auch der Dialogschnitt und die Disposition, also das Buchen von Sprechern und Studios, das Ausrichten von Veranstaltungen. Die HörspielCon, quasi die Nachfolge-Veranstaltung der HÖRMICH aus Hannover, veranstalte ich ja bereits und habe dort auch schon moderiert. Ich weiß, dass es schwierig ist, sich selbstständig zu machen - gerade in Zeiten der Inflation (Ukraine-Krieg, Corona-Pandemie, …). Aus diesem Grund versuche ich, mein Unternehmen auf mehreren Säulen aufzubauen. Momentan stehe ich am Anfang einer Sprecherausbildung.

HörNews: Wie erreichen dich denn potenzielle Kunden am besten?

Birker: Momentan geht das über ts-dreamland.de und ab dem 01. Oktober über thomasbirker.de und ansonsten kann man mich sehr gut über Facebook und Instagram erreichen.

HörNews: Wann kommen die nächsten Neuheiten?

Birker: Ich bin fleißig am Arbeiten! Gerade schreibe ich am großen „Tony Ballard“-Zyklus, in der Romanheftserie waren das die Romane 100-104. In der Hörspielserie werden es die Folgen 50-54 werden. In diesem Fünfteiler werden jede Menge Entscheidungen fallen: Die Fans wissen, dass Mr. Silver einen ominösen Sohn hat. Vielleicht wird ja offenbart, wer das ist. Wird Mr. Silver den Namen des Höllenschwerts herausbekommen? Was ist mit MARBU, der noch immer als Gewächs in Tony Ballard wuchert? Da könnte noch einiges auf Tony zukommen, es wird also sehr, sehr spannend… Ansonsten haben wir Folge 45 veröffentlicht und Folge 46 heute noch ans Presswerk geliefert. Bei Dreamland Grusel gruselt es hingegen in einem großen Projekt weiter: Folge 54 und 55 sind beides unabhängig voneinander Fortsetzungen des Kulthörspiels „Die Nacht der Todesratte“. Folge 54, „Die Rache der Todesratte“ von Raimund Junker, ist sehr, sehr dicht an der Vorlage geblieben und Folge 55, „Der Tag der Bestie“ von Markus Topf, ist sehr frei gegenüber der Original-Vorlage. Wir haben ansonsten Christin Marquitan als Claudine Dassot und Christian Stark als Henri Clement besetzt. Patrick Bach spricht den Kommissar. Den Professor Hasquet spricht mit seinen 95 Jahren Eckart Dux. Ansonsten sind Christian Weygand und Wolfgang Rüter dabei. Die Fans der NEON Gruselserie dürfen sich da also definitiv freuen! Für die neue Staffel habe ich übrigens auch die Vorgeschichte der Insel der Zombies, ein langjähriges Projekt, vorliegen.

HörNews: Wird Tony Ballard 50 dann etwas länger oder die normale Länge haben? Diese Folge basiert ja auf dem Heft Nr. 100.

Birker: Das Hörspiel wird eine normale Länge haben. Allerdings wird es ein ca. 45-minütiges Interview mit dem erst am 27.08.2022 verstorbenen A.F. Morland, also Friedrich Tenkrat, als mp3 Bonus-Track auf der CD geben. Im Streaming und im Downloadbereich wird das einfach hinten drangehängt.

HörNews: Dann danke ich dir, das ist ja etwas, worauf wir uns freuen können.

Birker: Ich danke dir für das Interview! Tschüss!

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Oliver Döring

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 04. April 2014

Oliver Döring ist Mitbegründer der Hörspielschmiede Imaga, bei der er "Star Wars" und andere Hörspiele umsetzt, wie z. B. die spannende Serie "End of Time". Oliver Döring wurde vor allem durch den Reboot der John Sinclair-Serie im Jahre 2000 bekannt. Um sich weiteren Projekten zu widmen stieg er bei der beliebten Serie nach der 70. Folge aus.

HörNews.de: Zum Einstieg ist klar was kommt: Wer ist dieser Oliver Döring? Seit wann machst du Hörspiele und hättest Du dir jemals erträumt damit Geld zu verdienen?

Döring: Oliver Döring ist der Typ, der mich jeden Morgen verdutzt aus dem Spiegel anschaut. Ein völlig unscheinbarer Kerl, wirklich nichts Besonderes. ;) Hörspiele mache ich seit dem Jahr 2000, aber wenn Du meine Radio-Comedys, die ich davor gemacht habe, auch schon als Mini-Hörspiele bezeichnen möchtest, dann mache ich den Job schon seit Beginn der 90er. Und zur letzten Frage: Nein. Jedem, der mich von Kindesbeinen an kennt, scheint das völlig klar gewesen zu sein, was ich mal machen würde, nur ich wußte davon nichts. Ich habe ja schon oft erzählt, daß ich in meiner Kindheit zwar jede Menge Hörspiele gehört habe, aber daß ich Hörspiele mal zu meinem Hauptberuf mache war ja eher das Resultat aus vielen Zufällen.

HörNews.de: Der Hörspielmarkt erlebt seine zweite große Krise, nach Einführung der Videospiele und Videofilme in den späten 80ern. Wie stark beeinflusst das als Label. Kommt es zu einer Trotzreaktion „Jetzt erst recht“, oder wird intensiv überlegt, ob und wie eine Serie startet?

Döring: Nun, das mit der "Krise" ist eine Frage des Blickwinkels. Immer, wenn sich viele Serien am Markt tummeln, kommt irgendwann das Seriensterben. Der Markt ist halt begrenzt und die Kaufbereitschaft der Hörspielhörer ebenfalls. Natürlich überlegen wir uns sehr genau, was wir machen. Wir haben keinen Major mehr im Rücken, der unsere Hörspiele finanziert. Das stemmen wir alles nun ganz alleine. Deshalb legen wir so unglaublich viel Wert auf Qualität und fahren volles Risiko, denn wir sind nun mal fest davon überzeugt, daß der hohe Einsatz den Hörern auf- und gefällt. Sieh Dir nur mal unseren Cast von "End Of Time" oder "Thrawn" an. Sowas findest Du ausschließlich bei uns. Daher kann ich sagen, daß wir erst intensiv überlegen und dann trotzig: "Jetzt erst recht" rufen.

HörNews.de: Die aktuelle Star Wars-Vertonung der Thrawn-Trilogie geht mit großen Schritten dem Ende entgegen. Steht schon fest, ob mehr Star Wars kommt, oder wird es - wie bei den bisherigen Star Wars-Hörspielen ein paar Jahre Pause geben?

Döring: Die Verhandlungen sind bereits auf der Schiene. So langsam ist es mir fast peinlich, daß immer wieder sagen zu müssen, aber ich kann zur Zeit einfach noch nichts zur Hörspiel-Zukunft von Star Wars sagen. Sobald ich etwas Spruchreifes weiß, gebe ich es bekannt. Versprochen!

HörNews.de: „End of Time“ ist unfreiwillig zum Stiefkind geworden, wird aber endlich fortgesetzt. Wird es bei dem Gedanken bleiben, dass es eine Miniserie bleibt? Ich meine gelesen zu haben, dass nicht geplant ist sie über 12 Folgen kommen zu lassen…

Döring: So ist es auch. Es ist eine Mini-Serie, die hoffentlich noch zum Abschluß kommt, bevor die Folgenzahl zweistellig wird. So war es von Anfang an geplant. Es ist eine Geschichte, deren Ende bereits feststeht. Wenn man das kennt, weiß man auch, wieso die Serie nicht weitergehen kann.

HörNews.de: Nach dem Hören der 2. Folge EoT scheint klarer, um was es in EoT geht. FRAGE: Wenn eine Antwort – in der Serie - gegeben wird, ist es auch die Antwort, oder geht die Serie den Weg anderer Mysterie-Serien und die geschaffenen Antworten werden bei belieben geändert?

Döring: Am Ende von "End Of Time" gibt es eine Erklärung, die die Serie abschließt. Dann ist es vorbei. Bis dahin können Hintergründe noch aufgedeckt werden, die vergangene Aktionen in ein anderes Licht rücken. Wie und was am Ende passiert, da werde ich nicht einmal im Ansatz drüber reden. ;))

HörNews.de: Werden alle EoT-Folgen aus Doppelfolgen bestehen?

Döring: Ja. Auch das hat was mit der Filmästhetik zu tun. So ist jede Doppelfolge auch von der Länge her ein kleiner Hörspielfilm.

HörNews.de: In „End of Time“ wird auch gerne mal ein wenig Sex angedeutet. Sex scheint in vielen neuen Hörspielen eingebracht zu werden um sich „vor den Kinderhörspielen abzugrenzen“. Ist das in Deinen Produktionen auch so?

Döring: Nö. Daß jetzt mehr Sex in meinen Hörspielen vorkommt, hängt einfach mit den Stories zusammen. Ich habe da kein Konzept, keine Quote, und daß wir keine Kinderhörspiele herstellen steht ja bereits auf der Rückseite jeder meiner "Erwachsenen-CDs". Wo es passt und wichtig für die Geschichte oder den Charakter ist, kommt es rein. Wenn ich aber Sex einbinde, versuche ich, möglichst nicht platt oder plakativ zu inszenieren. Meine "Kamera für's Ohr" weiß genau, wann sie ausblenden sollte. ;)

HörNews.de: Mit „The Border“ kommt die dritte Serie von „IMAGA“ auf den Markt. Ihr habt noch nicht viel verraten, aber rein von den bisherigen Äußerungen scheint die Serie keine festen Helden zu haben und ähnlich wie „Outer Limits“ oder/und „Gespenster-Krimis“ zu werden. Was genau wird uns erwarten?

Döring: Ich versuche, mit "The Border" eine in sich stimmige, düstere und phantastische Welt zu kreieren, die aber aus in sich geschlossenen Einzelfolgen besteht. Es stimmt, daß es keinen festen Helden gibt. Dennoch kann es sein, daß die ein- oder andere Folge Berührungspunkte zu vorangegangenen Folgen haben kann. Vielleicht wird sogar mal eine Serie innerhalb der Serie starten. Folge 2 zum Beispiel könnte eine Art Ouvertüre sein. Ob es wirklich zu einer Fortsetzung kommt, ist aber noch nicht sicher. "The Border" ist eine Spielwiese. Nie kann man sicher sein, was in der nächsten Folge passiert. Zu den Gespenster-Krimis gibt es einen gewaltigen Unterschied: Die GKs sind Vertonungen von Romanheften und klingen im Prinzip wie Sinclair - nur ohne Sinclair selbst. "The Border" schlägt jedoch eine ganz andere Tonart an und basiert entweder auf eigenen Geschichten oder - wenn überhaupt - lose auf den großen Klassikern der phantastischen Literatur. Bei der ersten Folge wird das schon ganz klar. Da gibt es so gut wie nichts Übernatürliches, aber das Ding muß ziemlich spannend sein, denn ich habe noch nie soviel Feedback vom Team und sogar von den Schauspielern zu einer meiner Produktionen bekommen. Meine Assistentin hatte, nachdem sie das Skript gelesen hatte, echte Probleme damit, bestimmte Lebensmittel zu essen. Aber ich will nicht zuviel verraten. Eins ist jedoch sicher: Wem "End Of Time" zu kryptisch ist, wird bei "The Border" viel mehr auf seine oder ihre Kosten kommen, denn es ist das Mainstream-Kino fürs Ohr.

HörNews.de: Wenn deine Assistentin Probleme hatte bestimmte Lebensmittel zu essen, darf davon ausgegangen werden, dass „The Border“ auch einen Bezug zu realen Dingen hat?

Döring: In der ersten Folge auf jeden Fall. Natürlich ist und bleibt "The Border" Unterhaltung, aber zumindest unterschwellig wollte ich mit Folge 1 auch mal echt was aussagen.

HörNews.de: Wieviele Folgen werden 2014 erscheinen?

Döring: 5 x Star Wars plus Box; End Of Time 2 + 3; The Border 1, 2 und vielleicht auch noch 3.

HörNews.de: Auf welche Sprecher darf sich die Hörerschaft freuen?

Döring: In der ersten Folge haben wir in den Hauptrollen Tobias Kluckert, Bernd Vollbrecht, Hans Bayer und Katrin Fröhlich. In der zweiten Dietmar Wunder, Udo Schenk, Thomas Nero-Wolff und Antje von der Ahe. Und natürlich sind sämtliche Nebenrollen ebenfalls top besetzt. Übrigens: Joachim Kerzel ist unser Erzähler, und in Folge 2 hat er auch richtig viel Text.

HörNews.de: Die Besetzung von Synchronsprechern ist fast schon ein Markenzeichen. Hattest Du bisher nie den Anreiz bekannte deutsche Schauspieler zu verpflichten?

Döring: Och - ich habe bereits mit Judy Winter, Martin Semmelrogge, Thomas Fritsch und anderen "bekannten" Namen zusammen gearbeitet. Das sind natürlich ganz phantastische Schauspieler, aber große Namen alleine sind für mich nicht ausschlaggebend. Mir kommt es ausschließlich auf die Qualität an, und ich würde nie jemanden nur wegen der Popularität anfragen, sondern immer, weil die Stimme zum jeweiligen Charakter im Hörspiel passt. Ich sage es Dir ganz ehrlich: Alle "meine" Synchronschauspieler sind phantastisch und für mich Stars.

HörNews.de: Was steht als nächstes an?

Döring: Die Verhandlungen mit Disney. ;) Und ansonsten kümmere ich mich verstärkt um End Of Time, The Border und in 2015 vielleicht um unsere nächste Serie, deren Konzept ich gerade noch ausarbeite.

HörNews.de: Deine „letzten Worte“?

Döring: Na - ich hoffe, das dauert noch, bis die kommen. ;)))

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Wolfgang Pampel

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 08. August 2009

Wolfgang Pampel ist vor allem als die deutsche Stimme von Harrison Ford ein Begriff. In der deutschen Hörwelt ist er als John-Sinclair-Erzähler im Einsatz und liest Dan-Brown-Hörbücher. Sein Debüt - im kommerziellen Hörspiel - gab er in "Jagd der Vampire".

HörNews: Wir sind bei HoerNews.de! Mein Name ist Detlef Kurtz und auf der anderen Leitung haben wir Wolfgang Pampel, das ist die deutsche Stimme von Harrison Ford und Larry Hagman. Im Hörspiel-Bereich kennen wir ihn als John Sinclair Erzähler und bei Titania Medien hat er eine Hauptrolle in „Jagd der Vampire“ gehabt. Hallo, Herr Pampel.

Pampel: Hallo.

HörNews: Ja, da sind wir ja auch gleich beim Thema Hörbuch. Sie haben ja in der letzten Zeit einiges von Dan Brown gelesen. Kennen Sie die Werke jetzt schon fast auswendig? „Sakrileg“ haben sie ja dreimal lesen müssen.

Pampel: Ja, ja. Die Frage drängt sich auf, das ist wahr. In Wahrheit werfe ich eigentlich die Handlungsfäden immer noch ein bisschen durcheinander von „Sakrileg“ und von „Illuminati“. Manchmal muss ich mich dann hart rannehmen und sagen „Jetzt konzentrier dich mal gefälligst!“. Natürlich weiß ich‘s eigentlich, aber es läuft eben einfach in meinem Kopf ein bisschen durcheinander. Das hängt sicherlich damit zusammen, dass wir, wie Sie eben gesagt haben, mehrere Fassungen gemacht haben.
Es fing eigentlich an mit einer stark gekürzten Fassung und danach gab es dann die Idee eine etwas erweiterte Fassung zu machen.
Ja, und dann kam noch eine Gesamtausgabe. Das hat mich dann schon erstaunt, dass die den Mut hatten bei Lübbe dann doch noch eine Gesamtausgabe zu machen, aber anscheinend hat es sich auch ausgezahlt.

HörNews: Haben Sie denn da gleich zugegriffen oder war Ihnen das insgeheim beim immerhin dritten Anlauf etwas zu anstrengend? Es ist ja doch deutlich länger.

Pampel: Ich kann nur hoffen, dass Lübbe sich vorher darüber Gedanken macht, ob die Nachfrage nach so einer aufwändigen Produktion wirklich da ist. Bei der ersten stark-gekürzten Fassung, wo in der wörtlichen Rede immer der Ansprechpartner gestrichen war, also z.B. „…sagte Robert Langdon zu…“ und so weiter, musste ich jeder Figur eine charakteristische Stimmung, Stimmlage, Sprechweise, usw. geben, was ich sonst nicht so gerne mache.
Das hat natürlich für mich bedeutet, dass ich mich sehr gewissenhaft vorbereiten musste. Die Seiten waren mit Zeichen übersät, sodass ich ehe die wörtliche Rede anfing schon wusste, wer als Nächstes spricht. Daraus ergab sich dann, dass ich das bei den nachfolgenden Fassungen nach Möglichkeit genauso gemacht habe. Da habe ich dann auch versucht die Klangbilder der Figuren möglichst authentisch zu reproduzieren.

HörNews: Ist so eine Arbeit schwieriger als Theater, Film oder Synchron, weil man dabei ja völlig auf sich allein gestellt ist?

Pampel: Es ist ja immer so, dass jede Arbeit ihre eigenen spezifischen Charakteristika hat: Am Theater hat man gemeinsame Proben über einige Wochen und die Figur entsteht unter Mithilfe des Regisseurs und der anderen Partner.
Im Hörbuch ist man im Wesentlichen auf sich allein gestellt. Es gibt natürlich auch Hilfe im Studio. Da hört jemand mit und gibt Anweisungen, aber dafür ist die ganze Arbeitsweise eine andere. Es hängt alles von mir ab, da muss ich schon sehr konzentriert sein. Wenn das gelingt, dann ist es vergleichbar mit dem Surfen auf einer Woge, das geht dann scheinbar ganz leicht. Aber wenn man einmal raus ist, dann stützt man ab, dann geht eine Zeit lang nichts mehr, dann ist es mühsam von Seite zu Seite zu kommen. Durch diese starke Konzentration fehlt mir dann, wenn ich mir die fertige Aufnahme Monate später anhöre, wenn die Produktion erhältlich ist, der Bezug zur Aufnahmesituation. Die ganze Produktion hat dann erstmal eine gewisse Fremdheit für mich und ich kann gar nicht mehr richtig nachvollziehen, wie die Aufnahme gelaufen ist. In dieser „Konzentrationswoge“ im Studio traue ich mich dann auch manchmal Dinge, die ich sonst vielleicht gar nicht machen würde.

HörNews: Sie haben ja nun fast alles in ihrem Bereich gemacht: Oper, Synchron, Theater…

Pampel: Oper ehrlich gesagt noch nicht, aber Operette. In meiner Ausbildung damals hat gar nicht zur Debatte gestanden, Gesang zu studieren - obwohl ich immer gerne gesungen habe. In meiner Schauspielkarriere hat es dann aber die Entwicklung gegeben, dass ich begonnen habe, Musical zu machen. In diesem Rahmen habe ich dann versucht eine Gesangsausbildung nachzuholen und hatte beim zweiten Anlauf Glück. Sie wissen oder ahnen vielleicht, dass es ein ziemlich schwieriges Unterfangen sein kann, den richtigen Gesangslehrer zu finden. Aber ich hatte ja Glück.
Beim zweiten Anlauf habe ich wirklich eine Maestra gefunden, die mit mir sehr gut zurechtkam und das hat dann noch ein bisschen diese andere Dimension des Singens auf der Bühne eröffnet. Natürlich war ich schon viel zu alt, um zu diesem Zeitpunkt noch in die Oper einzusteigen, Da muss man sehr viel jünger anfangen. Das wäre halt wirklich nicht gegangen, aus den verschiedensten Gründen. Aber es gab durch die Operette durchaus immer mal Möglichkeiten für mich, bei kleineren Rollen auf der Bühne zu singen – auch beim Musical.

HörNews: Selbst in Computerspielen sind Sie zu hören. So nämlich bei den „Indiana Jones“ Videospielen. In Amerika spricht dort übrigens nicht der Harrison Ford, sondern…

Pampel: …sondern der Bruder von Harrison Ford. Der klingt natürlich sehr ähnlich, den kennt man dort aber nicht und deshalb ist der wahrscheinlich wesentlich „preiswerter“ zu haben.

HörNews: Wahrscheinlich auch viel einfacher. Harrison Ford ist ja auch immer mal ausgebucht wegen der Filme. Ist das eigentlich ein großer Unterschied zum Synchron? Kommt man sich da albern vor? Manchmal sind es ja auch nur einzelne Dialogfetzen – zum Beispiel, wenn Indiana Jones etwas aufnimmt, um ein Floß zu reparieren.

Pampel: Das stimmt schon, da sind ganz andere Kriterien maßgebend. Das ist eine völlig andere Arbeitsweise als zum Beispiel beim Hörbuch oder Hörspiel, wo es viel mehr auf den Charakter ankommt, das ist sehr viel „künstlicher“. Dadurch das alles digitalisiert wird, wird jeder kleinste Fehler vergrößert. Man muss nach Möglichkeit „lupenrein“ sprechen.

HörNews: Gerade ist ein aktuelles Indiana Jones-Spiel für einige Konsolen erschienen. Haben Sie da auch mitgewirkt?

Pampel: Ich weiß es ehrlich gesagt nicht genau. Wenn solche Dinge passieren, dann nehme ich das meistens zuhause auf und verschicke das dann. Danach dauert es eine ganze Weile bis es dann irgendwann erscheint und da ich eigentlich keine Computerspiele spiele, komme ich damit dann auch nicht mehr in Berührung, dann vergesse ich das auch wieder. Ich weiß, dass ich sowas gemacht habe, aber wann weiß ich nicht mehr. Wenn ich jetzt aber in meinem Computer nachschauen würde, würde ich das bestimmt noch wiederfinden.

HörNews: Dann kommen wir doch zum Hörspiel-Bereich: Sie waren im kommerziellen Hörspielbereich ja lange, lange Zeit nicht wirklich präsent. Jetzt haben Sie bei Titania Medien eine Hauptrolle als Ich-Erzähler in dem Hörspiel „Jagd der Vampire“. Wie war denn da die Zusammenarbeit?

Pampel: Ach das war ganz wunderbar. In meiner anfänglichen Laufzeit als Schauspieler hat es schon sehr viel Berührung mit Hörspielen gegeben. Wie Sie vielleicht wissen, stamme ich eigentlich aus Leipzig und war in meinen ersten Jahren am Theater ja auch dort verpflichtet. In Leipzig gab es also damals den Sender, wo immer nachts die Hörspiele gemacht wurden. Das heißt wenn wir Vorstellungen hatten, gingen wir anschließend noch in den Funk und haben dann nachts noch zwei, drei, vier Stunden lang Hörspiele gemacht. Das war dort einfach so üblich. Und viele Jahre später, als ich in Berlin engagiert war, bin ich sehr oft in Köln gewesen und habe in Köln Hörspiele gemacht. Später bin ich in Wien ans Burgtheater gekommen und da ist diese Verbindung ein bisschen abgerissen. Dann habe ich mich eine ganze Weile auf andere Sachen konzentriert und plötzlich hat sich das mit Titania Medien ergeben und das fand ich dann auf einmal auch wieder ganz spannend, an Hörspielen zu arbeiten.
Die Aufnahmen dafür waren in einem Studio in Köln. Früher hat man solche Aufnahmen mit Partnern zusammen gemacht. Im Hörspiel gibt’s das auch heute noch, im Synchron aber fast überhaupt nicht mehr. Jeder hat seine eigene Spur. Jeder macht seine ganzen Takes alleine. Das mag sicherlich einige technische Vorteile haben, aber zu den schauspielerischen Leistungen trägt es eher nicht bei. Im Hörspielbereich leistet man sich den Luxus noch, dass mehrere Schauspieler zusammen in einem Raum aufgenommen werden und zusammen eine Szene spielen. So erzeugt man dann meiner Ansicht nach eine sehr viel dichtere Atmosphäre.

HörNews: Wenn man seinen Partner hört, kann man ja auch ganz anders darauf eingehen.

Pampel: Ganz genau. Das meine ich damit.

HörNews: Das ist ja auch ein bisschen schade und diese Entscheidung wird heute vor allem mit niedrigeren Kosten begründet. Ein Produzent hat mir einmal gesagt, dass es wohl gar nicht so viel teurer ist, es würde lediglich ein wenig länger dauern.

Pampel: Genau. Alles muss möglichst schnell, schnell, schnell, schnell fertig werden. Das ist in sehr vielen Bereichen so. Es wird heutzutage auch eine ganze Menge Schund hergestellt. Die Qualität geht oftmals auf Kosten der Zeit verloren. Natürlich ist die Qualität der Synchronisationen seit der frühen Nachkriegszeit immer weiter angestiegen, aber irgendwann war da das Maximum erreicht und seitdem geht es nur noch um die Zeit. Ich bin so langsam schon in einem Alter, wo ich dann feststelle, dass das nun nicht die Qualität ist, die ich mir so vorstelle. Junge Leute merken das vielleicht gar nicht, weil sie den Vergleich nicht haben. Das ist halt so. Da kann man nichts machen, das sind Entwicklungen, die stattfinden und an denen man entweder teilnimmt oder sich verweigert und nicht mehr daran teilnimmt. Das sind die zwei Möglichkeiten.

HörNews: Gerade im Hörspiel-Bereich hört man, wenn die Leute aneinander vorbeireden, wenn es mal einer schlecht macht. Aber bei Titania Medien hat man das Problem nicht, die sind sehr sorgfältig, da macht es immer Spaß. Haben Sie denn schon in Ihr Exemplar reingehört?

Pampel: Nein, ich habe bisher noch nicht reingehört. Ich werde mir das demnächst aber in den CD-Wechsler im Auto legen und es dann auf einer Fahrt in Ruhe unterwegs hören.

HörNews: Dann ist mir auch aufgefallen, dass sie als Synchronsprecher „nur“ Harrison Ford und Larry Hagman synchronisieren.

Pampel: Das ist eigentlich ganz banal: Ich war sechseinhalb Jahre im damaligen West-Berlin am damals-noch-existierenden Schiller-Theater als Schauspieler engagiert und habe das Synchronisieren sozusagen nebenbei betrieben. In diesen sechseinhalb Jahren sind grob geschätzt 180 Filme oder so mit allen möglichen Schauspielern von mir synchronisiert worden. Es gibt da u.a. einen Film von Sir Anthony Hopkins - lange bevor er bei uns als der große Sir Anthony Hopkins bekannt wurde. ich habe in „Shogun“ Richard Chamberlain synchronisiert und ich habe den kürzlich verstorbenen David Carradine in „U-Boot in Not“ synchronisiert. Es gibt zahllose Beispiele wie diese. Das steckt alles in irgendwelchen Computerlisten, das vergisst man natürlich im Laufe der Jahre. Und dann war da irgendwann mal ein riesen Casting. Damals hieß das noch Vorsprechen. Dieses Vorsprechen war jedenfalls für eine neue amerikanische Weltraumserie und das war eben dann Harrison Ford als Han Solo. Und dann kam noch Indiana Jones dazu. Diese Projekte und die ganzen Sachen, die er im Laufe der Jahre dann noch so gemacht hat, wurden fast alle noch in Berlin synchronisiert. Dann bin ich ja nach Wien an das Burgtheater gewechselt und es sind mir sozusagen nur Larry Hagman und Harrison Ford erhalten geblieben. Es ist ja auch sehr aufwendig, einen Menschen extra nach Berlin einzufliegen und ihm dann noch das Hotel usw. zu bezahlen. Es gibt in Berlin ja auch eine ganze Menge anderer talentierter Schauspieler, die das ebenso gut wie ich können. Larry Hagman macht eigentlich auch so gut wie nichts mehr. Harrison Ford ist noch ehrgeizig und ist sehr gut in Form und gut drauf und wie wir wissen, hat der ja seit kurzem eine neue junge Frau und da ist vielleicht der Ehrgeiz auch noch da, noch was hat die Beine zu stellen. Spannend wird das, wenn er in vier oder fünf Jahren in ein Alter kommt, wo es normalerweise nicht mehr so viele aktive Schauspieler gibt. Ich finde er hat sich in den letzten Jahren massiv entwickelt. Es ist bemerkenswert, wenn ein Mann wie Harrison Ford noch so gut in Form ist, noch so viel Kraft hat, dass er größere Sachen überhaupt packt und auch den Ehrgeiz und die Lust hat, das zu tun. Das fände ich sehr spannend, wenn er dann noch adäquate Rollen kriegen würde und wenn sich das jetzt noch weiter entwickeln würde mit ihm. Und bei mir ist dann mit dem Synchron ein bisschen ausgelaufen, weil ich auch so weit weg vom Schuss bin jetzt.

HörNews: Da ergibt sich dann automatisch, dass man nicht gebucht wird, richtig?

Pampel: So ist es. Und alles im Leben hat seine Zeit. Bei mir sind eben jetzt die Hörbücher und Hörspiele dran, wobei mir Hörspiele fast lieber sind als Hörbücher. Beides hat aber seinen Reiz. Bei Hörbüchern habe ich an manchen Tagen Angst vor dem Pensum, vor den Problemen, usw. Da frage ich mich schon manchmal „Warum muss ich das eigentlich machen?“ und dann reizt es mich dann doch wieder. Dann sage ich mir: „Jetzt reiß dich zusammen und konzentrier dich!“. Wenn man Glück hat, packt man es und wenn man Pech hat rutscht man von der Rolle. Dann geht’s nochmal von Vorne los.

HörNews: Und wo braucht man mehr Vorbereitung? Im Hörbuch oder im Hörspiel?

Pampel: Das ist nur schwer vergleichbar, aber der Aufwand der Vorbereitung ist im Hörbuch doch größer. Im Hörbuch ist man auf sich alleine gestellt, im Hörspiel gibt’s eben doch immer mal Absätze, wo Andere sprechen und man ein bisschen verschnaufen kann. Im Hörbuch muss man selbst seinen Rhythmus finden und wenn der nicht stimmt, muss man wieder ein Stück zurück gehen. Die Arbeit ist viel introvertierter, weil man nur mit sich alleine ist.

HörNews: Jetzt kommt mal eine etwas gehässige Frage: Welche von den folgenden Regisseuren sind eigentlich „brutaler“: Oliver Döring von John Sinclair oder Marc Gruppe und Stephan Bosenius von Titania Medien?

Pampel: Ich finde, brutal sind die eigentlich überhaupt nicht. Das ist alles auf einem sehr entspannten Level gelaufen. Wir waren auf einer Frequenz und konnten uns sehr gut verständigen. Wenn man das Gefühl hat, dass man überhaupt nicht verstanden wird oder wenn der Regisseur oder der Autor das Gefühl hat, dass der Schauspieler die Geschichte nicht versteht, dann wird es wirklich mühsam. Dann muss man nochmal Grundsatzdiskussionen führen. Aber das war in dem Fall zum Glück überhaupt nicht nötig.

HörNews: Sie sind ja bei John Sinclair der Ersatz für Joachim Kerzel, dem es jetzt wieder besser geht…

Pampel: Ja, das freut mich zu hören!

HörNews: Wissen Sie schon, wie lange das Engagement dort noch anhält?

Pampel: Nein, keine Ahnung. Es hat ursprünglich mal geheißen, dass in diesem Jahr noch eine Serie kommen soll und das lasse ich auf mich zukommen. Wenn das so entschieden wird, ist das wunderbar, dann mache ich das sehr gern und wenn sie sich anders entscheiden, dann werden sie gute Gründe dafür haben. Aber das ist alles noch in einem unausgegorenen Zustand.

HörNews: Das heißt, da gibt’s noch keine Termine.

Pampel: Richtig.

HörNews: Wann hatten Sie die letzten Aufnahmen von WortArt?

Pampel: Da müsste ich lügen, ich weiß es nicht mehr. Sicherlich im vergangenen Jahr. Es ist so, dass ich in diesem Kalenderjahr mit dem Musical „Die lustige Witwe“ angefangen habe. Damit hatte ich ziemlich viel um die Ohren bei den Proben, bei den Vorstellungen und bei der Erarbeitung des Musikalischen. Ich musste sehr viele Kilometer Autofahren, immer hin und her. Meine Frau hat mich dann gottseidank gefahren und so wurde das Ganze etwas leichter. Das hat mich dann beides einfach so ausgefüllt, dass ich jetzt erst damit beginnen kann meine Glieder von mir zu strecken, dass ich Dampf ablassen kann und feststellen kann, dass es außer der Arbeit auch noch was anderes gibt. Ich habe jetzt den zweiten Tag Urlaub. Und dann laufen jetzt auch schon die Vorbereitungen für den nächsten „Dan Brown“. Das wird terminlich alles ein bisschen schwieriger. Da geben die Amerikaner die Art der Erarbeitung und das Tempo vor. Die Übersetzungen und die Kürzungen: Das alles muss in unglaublich kurzer Zeit erfolgen. Da kann es passieren, dass wir dann immer nur abends im Hotel Zeit haben, das Pensum vom nächsten Tag vorzubereiten.
Das würde aber bedeuten, dass wir wahrscheinlich gleich hintereinander eine gekürzte Fassung und eine Gesamtausgabe machen. Das dauert dann zusammen vielleicht 10 oder 14 Tage. Und dann bin ich schon wieder von meiner Latifundie hier, hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen, wo wir doch die meiste Zeit leben, weg. Langsam beginne ich aber das Ticken meiner Lebensuhr wahrzunehmen. Es gibt es natürlich auch Lebensphasen, wo das weit von mir weg ist, wo ich das überhaupt nicht bemerke. Ich versuche also so oft es geht hier zu sein, im steirischen Salzkammergut und hatte zum Beispiel heute einen herrlichen Tag am See. Ich war schwimmen in einem unvergleichlichen Wasser und das tut mir gut. Das macht mich mir dann wieder so richtig Lust nach etwas Nerven-verschleißenden Arbeiten.

HörNews: Das heißt also, wenn Sie nicht auf der Bühne stehen, genießen Sie die Natur?

Pampel: Ja, so ist es. Man ist ja im Laufe des Lebens als Schauspieler immer ein bisschen an die Städte gebunden, wenn man Theater spielt. Die Städte haben durchaus ihren Reiz und haben ihre Poesie… Im Laufe des Lebens habe ich aber gemerkt, dass ich mich eigentlich auf dem Land sehr wohl fühle und das ich nicht die stampfende Stadt jeden Tag um mich brauche. Und dann hat mich also ein gütiges Schicksal hierhergeführt, das muss man wirklich sagen. Wenn ich nur den Kopf zur Tür herausstrecke bin ich einfach erfüllt von dieser unglaublichen Schöpfung der Natur. Das gibt mir sehr viel und verbreitet große Momente des Glücks in mir.

HörNews: Wenn ich Ihnen so zuhöre, höre ich da einen leichten Wiener-Dialekt heraus. Ist der angelernt oder hatten Sie diese Wurzeln früher schon?

Pampel: Ich lebe einfach schon so lange in Österreich und habe gerade im Süden von Wien Theater bei einem Sommerfestspiel gespielt und da färbt das natürlich auch ab.

HörNews: Was steht als Nächstes an? Wieder Theater?

Pampel: Ich habe eine Entscheidung zu treffen, ob ich ein Theater-Gastspiel in Wien machen soll. Das würde vor Jahresbeginn anfangen und bis in den März des nächsten Jahres gehen. Ich bin da ein bisschen skeptisch, weil ich für diese Sommerfestspiele, von denen ich eben sprach, schon wieder einen Vertrag für nächstes Jahr habe. Dann wäre ich wieder die ganze Zeit weg von hier, das will ich ja auch nicht. So bin ich immer ein bisschen hin- und hergerissen zwischen den Möglichkeiten, für die ich ja auch wirklich sehr dankbar bin. Ich kann aber auch einfach nicht mehr alles machen und will das ja auch gar nicht mehr alles. Bei mir stehen aber auf jeden Fall noch ein paar kleinere Sachen und „Dan Brown“ an. Ich habe in meinem Haus ein kleines „Studio“, jedenfalls kann ich hier kleinere Aufnahmen machen. Das erweitert gottseidank die Möglichkeiten in den heutigen Zeiten von zu Hause aus zu arbeiten.

HörNews: Noch irgendwelche Worte an die lieben Hörer und Fans?

Pampel: Ach du liebe Zeit! Seid gnädig, gnädig, gnädig.

HörNews: Danke für das Gespräch.

Pampel: Ja, gerne. Ciao!

HörNews: Ciao!

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Marie Bierstedt

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 01. Oktober 2008

Marie Bierstedt ist die Tochter von Detlef Bierstedt (dt. Stimme von George Clooney und Jonathan Frakes). Als Schauspielerin ist sie vor allem als Synchronstimme bekannt. Sie leiht u. a. Kirsten Dunst in "Spider-Man" ihre Stime. Im Hörspielbereich hat sie als "Anne" (Anne: Die Hörspielserie) und "Stella Stellini" (Benjamin Blümchen) das Herz der Hörer erobert. "Anne" ging erst kürzlich in die zweite Staffel, grund genug ein kleines Interview zu führen!

HörNews: Wir sind hier bei HörNews.de und auf der anderen Leitung ist Marie Bierstedt. Marie Bierstedt kennt ihr wahrscheinlich als Stimme von Kirsten Dunst aus Spider-Man. Im Hörspielbereich ist sie Stella Stellini und ganz aktuell Anne Shirley. Hallo Marie!

Bierstedt: Ja, hallo!

HörNews: Hörst du auch selber Hörspiele oder Ähnliches?

Bierstedt: Eigentlich muss ich gestehen, dass ich selber gar nicht unbedingt Hörspiele höre. Meine ältere Tochter wird jetzt acht und sie hört natürlich ganz viele Hörspiele - dadurch erlebe ich das jetzt noch mal ein bisschen neu. Damals als ich selbst in dem Alter war habe ich eher Bücher gelesen.

HörNews: Hast du irgendeine Lieblingsspeise?

Bierstedt: Ich esse sehr gerne Möhreneintopf.

HörNews: Wolltest du schon immer Schauspielerin werden?

Bierstedt: Eigentlich nicht. Ich kann mich erinnern, dass ich irgendwann mal die Idee hatte, Schriftstellerin zu werden. Ich habe allerdings nie auch nur das Geringste dafür getan - das hat sich dann so verflüchtigt, glaube ich. Zum Synchron bin ich gekommen, weil mein Vater auch Schauspieler und Synchronsprecher ist und dann habe ich nach einer Weile gemerkt, dass mir das Spaß macht und dann bin ich dabei geblieben.

HörNews: Da gab's jetzt zwischendurch eine Pause. Wie kam die Pause zustande? Keine Lust mehr gehabt?

Bierstedt: Ich habe glaube ich mit 11 angefangen zu synchronisieren und irgendwann waren dann einfach andere Dinge wie Jungs oder auch Schule wichtiger, interessanter… Da habe ich dann einfach ein bisschen aufgehört, das hat sich so ergeben.

HörNews: Hattest du vorher irgendeinen Traumberuf? Sprecher kam ja eher durch Zufall dazu, richtig?

Bierstedt: Das stimmt. Ich hatte keinen Traumberuf, ich war eher planlos.

HörNews: Wenn du synchronisiert, wie genau läuft das ab? Man sieht immer erst das Original und dann synchronisiert man das. Ist das nicht irgendwie langatmig?

Bierstedt: Langatmig, finde ich, wird‘s überhaupt nicht. Das Schöne ist, dass man immer nur ganz kurze Sequenzen sieht und dabei viele Details bemerkt, die einem sonst, wenn man den Film ganz normal im Kino oder Fernsehen sieht, oft verloren gehen. Außerdem bin ich ja auch nicht alleine: Ich habe den Regisseur, ich habe unter Umständen andere Sprecher, die mit mir zusammen im Atelier sind. Da vergeht die Zeit eigentlich total schnell. Man ist ja immer im Dialog mit irgendjemandem.

HörNews: Synchron, Hörspiel oder Lesungen: Was ist für dich schwieriger? Gibt's da irgendwelche Unterschiede?

Bierstedt: Kurz und knackig: Wenn die Schauspielerin im Original richtig gut ist, dann ist Synchronisieren das Einfachste und wenn sie richtig schlecht ist, dann ist es das Schwierigste. Im Hörspiel-Beispiel ist man eher auf sich alleine gestellt und muss dann alles aus seiner eigenen Fantasie kramen.

HörNews: in Offenbarung 23 sprichst du ja auch eine der Hauptrollen. Was hältst du persönlich von Verschwörungstheorien oder von der Serie?

Bierstedt: Ich finde das manchmal sehr spannend, aber ich beschäftige mich privat damit eigentlich gar nicht. Wenn mir jemand eine erzählt, dann denke ich „Ach ja, ist ja komisch?“, aber dann begleitet mich das auch nicht länger.

HörNews: Dann kommen wir zu der Hauptrolle, die du jetzt wunderbar ausfüllst: Die Anne bei Titania Medien.
Du hast ganz zu Anfang mal gesagt, dass du Bedenken hattest, die Rolle anzunehmen, weil sie sehr jung ist. Aber gleichzeitig bist du ja auch die Stella. Die ist auch sehr jung. Wo liegt der Unterschied?

Bierstedt: Der Unterschied liegt darin, dass ich bei Stella vorher schon wusste, wie alt die anderen Sprecher sind. Die Sprecherin von Otto ist ja auch nicht mehr die Jüngste – insofern hatte ich da keine Bedenken, dass das nicht zusammenpassen könnte. Bei Anne wusste ich ja nicht genau, wie diese Hörspielserie dann am Ende aufgebaut sein wird, wie die anderen Figuren sind und so. Ich habe damals die Anfrage von Marc bekommen und dachte: „Huch, das ist ja schwierig“.

HörNews: In der ersten Staffel gibt es eine unglaublich herzzerreißende Szene, wo der Ziehvater stirbt. Das war eine sehr anstrengende Szene. Geht der Puls bei so einer Szene auch mit hoch?

Bierstedt: Definitiv! Wenn das nicht passiert, dann hat man auch immer ein ungutes Gefühl, weil man denkt: „Das hat jetzt nicht wirklich funktioniert“. Man hat sich nicht richtig in die Figur hineinversetzt. Aber ich muss sagen, dass mir die Charaktere bei Anne sehr ans Herz gewachsen sind nach so vielen Folgen, das war dann schon sehr emotional.

HörNews: Gibt es mit Anne irgendwelche Gemeinsamkeiten? Irgendetwas, was dich mit ihr verbindet?

Bierstedt: Ne, eigentlich nicht. Vielleicht trage ich und tragen auch viele andere Leute in sich den Wunsch, mal anders zu sein als Andere und sich zu trauen immer das zu sagen, was man denkt. Das tut sie ja gerne, worunter sie aber manchmal auch leidet. Aber so bin ich nicht wirklich.

HörNews: Die Aufnahmen wurden ja einzeln aufgenommen. Begegnet man trotzdem den Sprechern? Gab es da vielleicht doch ein oder zwei gemeinsame Szenen?

Bierstedt: Ne, bei dieser Serie ist es so, dass jeder einzeln aufgenommen wird. Ich habe noch nie einen von den Anderen getroffen.

HörNews: Und bei Benjamin Blümchen wird’s genauso gemacht inzwischen?

Bierstedt: Ne, da sind immer noch alle – bis auf die ganz kleinen Rollen - versammelt. Wir sind oft zu viert, zu fünft und stehen dann da um das Mikrofon herum und machen alles gemeinsam. Da wird dann erst geprobt und dann gibt's halt ein, zwei, manchmal drei Durchläufe, wo es dann aufgenommen wird.

HörNews: An was arbeitest du denn gerade?

Bierstedt: Im Moment pausiere ich eigentlich, weil ich vor vier Wochen meine dritte Tochter bekommen habe und deshalb arbeite ich gerade an nichts.

HörNews: Hast du noch ein paar letzte Worte an die Hörer? Was möchtest du deinen Fans gerne sagen?

Bierstedt: Hört mir weiter zu, seid mir wohlgesonnen! Um es mal ein bisschen ernsthafter zu machen würde ich aber gerne eine Bitte aussprechen: Hört bitte weiterhin aufmerksam zu. Ich habe manchmal das Gefühl, dass es bei einigen Firmen und einigen Sendern das Vorurteil gibt, dass viele Hörer den Unterschied zwischen einer guten Synchronisation mit viel Liebe und einer Schlechten nicht merken. Dasselbe gilt auch für Hörspiele. Ich bin mir sicher, dass der Hörer die Unterschiede bemerkt und auch quittiert. Mein Wunsch ist, dass die Leute da auch weiterhin drauf achten und Produktionen, die lieblos und schnell dahin gewerkelt wurden auch bemängeln.
Das führt für uns Schauspieler im Endeffekt dazu, dass unsere Arbeit anspruchsvoller wird. Je mehr auf Qualität geachtet wird, desto mehr Spaß haben wir an unserer Arbeit.

HörNews: Dann sage ich Dankeschön und bis demnächst.

Bierstedt: Ja, tschüss!

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Bernhard Hoëcker

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 05. März 2008

Bernhard Hoëcker, bekannt aus Film und Fernsehen, gab uns ein kurzes Interview, das anlässlich der Veröffentlichung seiner CD "Ich hab's gleich!", per E-Mail geführt wurde. Bernhard Hoëcker ist u. a. durch die Comedy-Sendung "Switch" auf ProSieben bekannt. Aktuell ist er auch in der Ratsendung "Genial daneben!" (SAT.1) zu sehen.

HörNews: Wie wurdest Du zum Comedian?

Hoëcker: Ich habe schon früh angefangen, die Leute zu unterhalten: als Jongleur auf Kindergeburtstagen, als Animateur auf Firmenfeiern, als Comedian mit drei Kollegen auf der Bühne. Irgendwann kam der Kontakt zum Fernsehen und so führte der Zufall das Eine dann zum Anderen.

HörNews: Wie haben deine Eltern reagiert, aus dem Hobby (?) ein Beruf zu machen?

Hoëcker: Die fanden es natürlich schwierig, haben sich aber letztendlich davon überzeugen lassen, dass man davon durchaus einmal im Monat satt werden kann.

HörNews: Gibt es Dinge, über die Du dich nie lustig machen würdest?

Hoëcker: Ich möchte nichts pauschal ausschließen, aber ich vermeide es, andere Menschen zu verletzten.

HörNews: Das witzigste was Dir bisher passiert ist, ist???

Hoëcker: Ich saß mit Cordula Strathmann in der ersten Reihe eines Fliegers. Plötzlich wurde die Sicherheitsdurchsage unterbrochen und die Stewardess kam zu Cordula und bat sie doch leise zu sein, sie könne sich nicht konzentrieren.

HörNews: Ist Lampenfieber ein Thema für dich?

Hoëcker: Ja, ich habe immer Lampenfieber, die Zeitspanne wird nur immer kürzer.

HörNews: Deine Homepage ziert das Motto "Comedy vom Kleinsten", war deine Körpergröße früher schon ein leichtes Ziel für Witze?

Hoëcker: Natürlich. Aber ich musste lernen, damit zu leben.

HörNews: Du hast bei "Dreamland" deine ersten Hörspielrollen gesprochen, würdest du wieder so etwas machen und wie hat es dir gefallen?

Hoëcker: Oh ja sehr gern. Da ich selber sehr viele Hörspiele höre, ist so etwas für mich etwas ganz besonderes.

HörNews: Bei meiner Vorbereitung bin ich über ein Hörbuch gestolpert "Aufzeichnung eines Schnitzeljäger", was verbirgt sich dahinter?

Hoëcker: Ich erzähle Geschichten rund um mein Hobby, dem Geocachen, der modernen Schnitzeljagd mit GPS-Gerät.

HörNews: Zum Abschluß zu deiner neuen CD "Ich hab's gleich!", die letzte Woche bei WortArt erschienen ist. Auf was darf man sich freuen?!

Hoëcker: Auf eine Stunde noch mehr Hoëcker als im alten Programm.

HörNews: Wo und wie gibt es dich derzeit zu sehen?

Hoëcker: Neben Genial daneben und Switch bin ich das ganze Jahr mit meinem Programm unterwegs.
Die nächsten Tourdaten sind:

  • 17. bis 19. März 2008: Unterhaus Mainz
  • 06. April 2008: Aula Gymnasium Voerde
  • 19. April 2008: Bürgerhaus Asbach
  • 21. bis 23. April 2008: Quatsch Comedy Club Berlin
  • 05. Mai 2008: Ruhrfestspiele
  • 22. Mai 2008: Comedytage Bredstedt
  • 31. Mai 2008: Stadthalle Prüm
  • 23. Juni 2008: Schmidts Tivoli Hamburg

HörNews: Danke für das Interview!

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Marc Gruppe

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 04. März 2008

Marc Gruppe leitet mit Stephan Bosenius das Hörspiellabel Titania Medien, das im Jahre 2003 mit "Edgar Wallace: Das indische Tuch" sein Debut gab. Sehr bliebt ist auch das "Gruselkabinett", das Literatur der Schauerromantik zum Leben erweckt. Marc ist u. a. für die Hörspielbearbeitung zuständig und das neueste Projekt ist "Anne", eine wunderbare Hörspielserie nach den Büchern von L. M. Montgommery. Grund genug endlich auch ein Interview zu führen. Viel Spaß beim hören!

HörNews: Hallo! Wir sind bei HörNews.de und diesmal sprechen wir mit Marc Gruppe von Titania Medien. Hallo Marc!

Gruppe: Hallo Detlef. Grüß dich!

HörNews: Fangen wir doch mit dieser typischen Einstiegsfrage an: Wer oder was ist Titania Medien?

Gruppe: Titania Medien ist ein 2002 in Leverkusen gegründetes Hörspiel-Label, das aus zwei Männern besteht: Der eine bin ich und der andere ist Stephan Bosenius. 2003 kam dann die erste Produktion („Das indische Tuch“ von Edgar Wallace) heraus.

HörNews: Als junges Label hat man am Anfang ja besonders die Schwierigkeit, sich am Markt etablieren: Welche Schwierigkeiten gab es da bei euch?

Gruppe: Wir haben zu einer Zeit anzufangen, als der Hörspiel- und der Hörbuchmarkt einen riesigen Boom verzeichnet haben… Das ist heute schon nicht mehr ganz so und insofern war der Start nicht allzu schwierig. Wir haben auch wirklich großes Glück gehabt, dass es mit der ersten Produktion „Das indische Tuch“ sofort möglich war, mit SPV einen erstklassigen Vertrieb für den Tonträgerhandel zu finden. Außerdem haben wir auch gleich einen sehr guten Vertrieb für den Buchhandel gefunden, das hat auch sehr geholfen. Im September 2006 sind wir zu Lübbe Audio gewechselt, woraus eine sehr, sehr erfolgreiche Zusammenarbeit entstanden ist und insofern kann ich nur sagen: Es läuft wirklich gut. Deshalb ist es uns auch möglich neue Serien neben dem Gruselkabinett und dem was wir ansonsten noch treiben zu etablieren. So haben wir die Mittel dafür, auch weiterhin hochwertige Produktionen auf die Beine zu stellen. Was uns natürlich immens ärgert und ein Problem für uns und alle Kollegen die produzieren darstellt, sind natürlich die illegalen Download-Plattformen im Internet. Das ist wirklich eine Pest, die es uns sehr, sehr schwierig macht, in die Gewinnzone zu kommen mit diesen Produktionen. Ein Hörspiel ist einfach immens teuer in der Produktion. Wenn man dann sieht, dass die Verkäufe stagnieren oder weniger werden - wobei wir uns da gar nicht groß beschweren wollen -, aber man dann gleichzeitig auf den einschlägigen illegalen Tauschbörsen sieht, wie viel tausendfach dann da die eigenen Produktionen runtergeladen werden, ohne dass die Leute, die es hochladen oder die es saugen auch nur ansatzweise ein Unrechtsbewusstsein haben, dass sie da wirklich eine Straftat begehen und sich überhaupt nicht um das Urheberrechte der Leute scheren, die für sehr, sehr viel Geld und mit sehr viel Liebe diese Produktionen erstellt haben, dann sind das schon so Punkte die uns sehr ratlos und sehr traurig machen und die einen teilweise auch wirklich immens frustrieren und die Frage aufkommen lassen, ob man das einfach so hinnehmen kann und ob es dann überhaupt noch einen Sinn hat, weiter zu arbeiten.

HörNews: Ihr habt mit Krimis angefangen, aber im Moment kommen keine neuen. Woran liegt das eigentlich? Am Genre selbst? Oder hat das einen anderen Grund?

Gruppe: Ne, das hat schon andere Gründe. Krimis haben wir mit großer Leidenschaft und auch sehr, sehr erfolgreich produziert. Wenn ab und zu im Internet zu lesen ist, dass die Krimiklassiker eingestellt wurden wegen mickriger Verkaufszahlen, dann stimmt das nicht. Die sind wirklich gut gelaufen. Es gab allerdings ein bisschen Probleme die Reihe so richtig am Markt zu etablieren. Da sind auch ein paar Anfängerfehler auf unserer Seite passiert. Es war nicht so eine gute Idee die Folgen 1+2 auf Doppel-CDs und die Folgen 3-5 auf Einzel-CDs zu veröffentlichen - das war sehr problematisch im Handel. Der Handel hat auch nie verstanden, dass es eine Hörspielreihe ist, die „Krimi-Klassiker“ heißt. So wurden dann eigentlich immer „Sherlock Holmes“-Hörspiele unter S oder H eingeordnet und „Edgar Wallace“-Hörspiele unter W wie Wallace. Das hat natürlich zu Chaos im Laden geführt und das sind eigentlich so die Probleme, wegen derer wir Hörspielreihen mittlerweile ganz anders aufziehen. Beim Gruselkabinett kommt kein noch so dummer Mensch, der irgendwie die Regale einräumt, auf die Idee, unsere Produktionen nach Autoren zu sortieren, das läuft natürlich deutlich besser. Im Fall von Holmes war einfach das Problem, das ein Konkurrenz-Label im Moment alle klassischen „Sherlock Holmes“-Geschichten und Romane als Hörspiel vertont. Wir sind zwar der Meinung, dass unsere Vertonungen viel dichter an den Vorlagen sind und die Figuren auch viel besser treffen, die Sir Arthur Conan Doyle sich ausgedacht hat, möchten den Markt aber trotzdem nicht mit Dubletten oder der dritten oder vierten Vertonung von Stoff XY zuschmeißen - das hat einfach keinen Zweck. Ich hoffe sehr, dass Holmes und Watson noch mal bei uns auftauchen, aber das wird dann unter ganz anderen Rahmenbedingungen stattfinden.

HörNews: Euer neuestes Werk und die schönste Serie im Moment ist Anne. Wie kam es zu der Idee, diesen Stoff umzusetzen? Wie lange hat es gedauert? Gab es eventuell Lizenzprobleme? Anne ist ja ein sehr alter Stoff, der aus dem Ausland kommt.

Gruppe: Ganz genau, das ist eine Roman-Serie der kanadischen Jugend-Schriftstellerin Lucy Maud Montgomery, die 1908 mit dem Band „Anne auf Green Gables“ begonnen hat. Die Idee, diesen Stoff umzusetzen, war ein Herzenswunsch von mir. Ich habe in den 80er Jahren mit großer Begeisterung die ZDF Verfilmung von Anne gesehen, das spukte mir eigentlich immer so im Kopf herum. Die Bücher habe ich dann auch gelesen und durch die Gründung von Titania Medien kam das Thema wieder auf mich zu, als ich die Bücher zufällig im Bücherschrank stehen sah. Da dachte ich, dass das eigentlich ein toller Stoff für eine richtig schöne Hörspielserie wäre, die sich an Familien richtet. 2004 haben wir bereits versucht die Rechte anzufragen. Aber wie du schon richtig sagtest, ist es immer äußerst schwierig, wenn man versucht, Rechte aus dem Ausland anzufragen. Das kommerzielle Hörspiel auf CD oder MC im Handel, so wie wir es kennen, ist nämlich ein total deutsches Phänomen. Es ist ausgesprochen schwierig jemandem in Kanada zu erklären, was man mit der Lizenz überhaupt machen möchte, weil man dort Hörspiele höchstens aus dem Radio kennt. Da Vertrauen zu schaffen und sich kennenzulernen, hat einfach ein bisschen gedauert. Letztlich haben wir ein Übereinkommen gefunden und ich denke die Kanadier sind sehr zufrieden, wie das läuft. Ich denke auch, dass Anne auf große Zustimmung stößt. Immerhin hat die Serie wirklich einen tollen Start hingelegt und wir freuen uns über die vielen, vielen positiven Reaktionen, die zum Teil auch von Fans der ersten Stunde kommen. Die hören natürlich ganz besonders hin, ob wir da alles richtig gemacht haben. Die kennen die Bücher sehr gut und die Filme. Es ist einfach prima, dass wir Anne im letzten Jahr endlich angehen konnten, also das ich die Bearbeitung schreiben konnte und wir mit Marie Bierstedt unsere Anne gefunden haben und letzten Sommer zusammen im Studio waren.

HörNews: Wie ist das mit der Stimme? Marie Bierstedt hat ja eine recht junge Stimme? Die Figur wird immer älter. Denkst du, das wird ein Problem im späteren Verlauf?

Gruppe: Also ich glaube, dass das gar kein Problem sein wird. Das Problem war eigentlich eher, dass Anne am Anfang elf Jahre alt ist. Das hat Stefan und mir einiges an Kopfzerbrechen bereitet. Wir waren uns sehr schnell einig, dass wir auf gar keinen Fall einen Sprecherinnenwechsel wollten, denn das wäre ja auch eine Möglichkeit gewesen. Wir hätten ja eine jüngere Sprecherin besetzen können, die dann irgendwann später ausgewechselt wird. Aber wenn man sowas mit mehreren Schauspielerinnen macht, gibt es irgendwann einen ganz harten Bruch. Das hat mich zum Beispiel an der Weihnachts-Serie „Nesthäkchen“ sehr gestört. Da wurde die Protagonistin von einem wirklich ganz süßen kleinen Mädchen gespielt. Aber in der nächsten Folge, übernahm ihre Rolle plötzlich eine ganz andere junge Schauspielerin, die auch süß war, aber an die man sich erstmal nicht so wirklich gewöhnen konnte. Die hatte natürlich auch eine ganz andere Stimme. Sowas wollten wir hier auf gar keinen Fall machen. Es war ganz klar: Wir brauchten jemanden, der glaubhaft wachsen kann als Anne, jemanden der zunächst auch klingen kann, wie eine Elfjährige. Marie Bierstedt war zuerst etwas erschrocken, als wir ihr das angeboten haben. Wir haben uns getroffen, haben das ein bisschen ausprobiert und sie hat sich total verliebt in diese Rolle und in diese Sprache. Und dann haben wir im Studio quasi Probeaufnahmen gemacht. Sie hat dabei einfach ein bisschen „nach unten gespielt“, so nennt man das, wenn man seine Stimme etwas jünger macht. Nach ein paar Versuchen, hatten wir ein ganz gutes Ergebnis. Natürlich ist Anne 11 Jahre alt am Anfang, aber alleine an der Sprache, die sie spricht, merkt man, das sie keine normale 11-jährige ist. Sie ist ein armes Mädchen, das immer in ihrer Fantasie-Welt gelebt hat, weil ihre Realität so schrecklich ist. Alles, was sie an Romantischem in ihrem Leben finden konnte – sei es in einem Kitsch-Roman-, hat sie gierig in sich aufgesaugt. Sie hat einen immensen Wortschatz und ist wahnsinnig frühreif. Da muss man als Schauspielerin auch kein kleines Mäuschen spielen und ich finde wir haben Anne letztlich großartig hinbekommen. Es ist natürlich wunderbar, dass Marie Bierstedt eine Schauspielerin von einer solchen Güte ist, die gerade auch in der Folge 4 die Pubertäts-Problematik von Anne so wundervoll gesprochen hat. Da merkt man wirklich, wie sie älter und reifer wird. Das hat sie ganz, ganz toll mit der Stimme nachgezeichnet und so wird es weitergehen. Die Zeitsprünge in den Folgen, die ab Herbst veröffentlicht werden, werden auch ein bisschen kürzer. Da vertonen wir „Anne in Avonlea“. Und dort werden wir in den vier Folgen zwei Jahre abdecken. Und so geht das dann weiter, wenn Anne ihr Studium beginnt und später ihre erste Stelle an einer Schule antritt. Das wird dann ab 2009 auf die geneigten Anne-Fans zukommen.

HörNews: In Folge 4 gibt es ja auch eine sehr traurige Szene. Wie schwierig ist so eine spezielle Szene im Vergleich zu anderen?

Gruppe: Oje, das ist mir schon beim Schreiben sehr nah gegangen. Das ist auch immer der Moment, wenn ich die Verfilmung schaue, wo ich ganz nasse Augen bekomme und wir hoffen natürlich, dass das beim Hörer dann auch so sein wird. Ich habe jetzt schon verschiedene Reaktionen und Rezensionen gelesen, wo ich herauslese, dass dem tatsächlich so ist. Das macht mich sehr glücklich. Es ist schwierig solche Szenen zu spielen, wo sich ein lieb gewordener Charakter dann leider aus der Serie verabschiedet aus der Serie. Ich ziehe meinen Hut vor diesen wunderbaren Schauspielern, die wir da im Studio haben und es ist tatsächlich so gewesen, dass Marie Bierstedt wirklich vor Tränen zerflossen ist und wir auch erst eine ganz lange Pause machen mussten, bis es weitergehen konnte. Dann haben wir uns alle ein bisschen getröstet. Insgesamt war das eine sehr nervenaufreibende Szene, aber die Umsetzung muss natürlich so gestaltet sein, wie die Szene es verlangt. Ich hoffe, dass uns das gelungen ist. Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis und finde es sehr wichtig, dass es in Folge 4 mitunter auch um sehr ernste Themen geht. Das Treiben auf Green Gables wird immer als heile Welt dargestellt. Das ist es natürlich auch in gewisser Weise, aber es ist natürlich schon so, dass es da auch Schattenseiten und Probleme gibt. Durch den nostalgischen Schleier kommt uns das vielleicht nicht so wild vor, aber ich denke in Folge 4 macht Anne schon ganz schön was durch. Und an diesem Punkt in der Serie sieht man sehr deutlich, welches Potential einfach auch in dieser wunderbaren Hauptfigur steckt und vor allem auch in dieser wunderbaren Schauspielerin, die die Anne spricht.

HörNews: Ihr seid ja auch auf der Buchmesse mit Marie Bierstedt am 16. März 2008. Was könnt ihr uns darüber verraten?

Gruppe: Wir freuen uns riesig, dass wir in Zusammenarbeit mit Lübbe Audio am Messe-Sonntag am 16.3. von 14 Uhr an im Fokus Hörbuch Kaffee eine Präsentation machen können von der Anne-Hörspielserie. Wir freuen uns riesig, dass zu dem Anlass auch Prominenz kommt. Marie Bierstedt wird aus Berlin da sein. Dagmar von Kurmin wird da sein, die ja Marilla Cuthbert, quasi die Ziehmutter oder „Adoptivmutter“ von Anne, spricht. Ich werde da sein und wir werden über Anne plaudern. Die beiden Schauspielerinnen werden sicher die ein oder andere Szene live zum Besten geben. Wir versuchen die Anne, die wir alle bei der Arbeit wahnsinnig ins Herz geschlossen haben den Leuten näherzubringen. Ich glaube, das wird eine sehr schöne Veranstaltung werden. Und an alle Hörer, die am Sonntag zufällig auf der Messe sind: Die beiden Damen sind sicherlich auch sehr gewillt, anschließend mitgebrachte CDs oder im Fall von Dagmar von Kurmin auch LPs zu signieren. Diese Gelegenheit sollte man beim Schopfe packen, denn so schnell kriegt man die beiden sicherlich nicht noch mal zusammen, den Stift zu schwingen, um sich das ein oder andere Schätzchen aus dem eigenen Platten- oder CD-Regal veredeln zulassen.

HörNews: Soviel zu Anne. Gruselkabinett ist ja auch ein weiteres großes Thema. Da kommen jetzt auch die nächsten Folgen. Ich habe bei Lübbe gesehen, „Der Fall Charles Dexter Ward“ kommt wieder in der Box, wie vorher auch schon bei Dracula. Die Box gab es damals im Buchladen und die Einzelausgaben im Tonträgerhandel. Ist das wieder genauso?

Gruppe: Genau, das ist wie bei Dracula. Die Folgen 1 und 2 von „Der Fall Charles Dexter Ward“ von H.P. Lovecraft gibt es als Einzelfolgen im Tonträgerhandel und wer gleich beide Fliegen mit einer Klappe schlagen möchte, der kann im Buchhandel die beiden Folgen in einem schönen Schuber erwerben. Im Buchhandel verkaufen sich Boxen und auf Sets besser und im Tonträgerhandel eher Einzel-CDs, die ihren festen Platz im Regal haben. Wer erstmal lieber den Teil 1 kaufen möchte, um zu hören, ob das auch das richtige für ihn ist, der ist im Tonträgerhandel genau richtig und wer es gleich als Set haben möchte, kann es ja im Buchhandel bestellen.

HörNews: Was ist eigentlich das Schwierigste an der Arbeit? Sind es die Aufnahmen oder eher die ganze Vorbereitung, zum Beispiel das Skript schreiben oder das Buchen der Sprecher?

Gruppe: Ja, das sind ja wirklich zweierlei Geschichten. Wir haben uns das hier intern, glaube ich, ziemlich gut aufgeteilt. Ich mache die künstlerischen Sachen, schreibe die Skripte und bin hinterher hauptverantwortlich für die Abmischung. Stefan schaut über alles, was ich schreibe natürlich sehr genau drüber. Die Besetzung besprechen wir zusammen, das ist natürlich für uns ein ganz wichtiger Punkt. Wir sind ja nun sehr geschätzt und hochgelobt für unsere tollen Besetzungen und das fällt natürlich nicht vom Himmel, sondern ist das Ergebnis von langen Überlegungen. Wer könnte was sprechen? Welche Stimme stellt man sich denn jetzt bei dieser Rolle vor? Bei diesen Fragen machen wir uns immer sehr viele Gedanken und dann hat Stefan natürlich anschließend die schwierige Aufgabe diese Leute anzufragen, zu terminieren usw. Schreiben ist mitunter auch schwierig. Es gibt natürlich Stoffe, die hat man sehr schnell. Im Fall von dem Lovecraft jetzt, war das schon eine große Herausforderung. Das ist ein immens schwieriger, sehr verschachtelter Text gewesen mit wenig Dialog und überwiegend Prosa. Es ist also wirklich äußerst schwierig gewesen, das für eine Hörspiel-Vorlage lebendig zu kriegen. Ich denke, wir haben das prima hinbekommen. Es hat im Studio schon toll funktioniert und ich bin auch hochzufrieden, wie das jetzt in der Abmischung war. Aber das war wirklich das Schwerste, was ich bisher zu einer Dialogfassung verarbeiten durfte, das muss ich schon sagen. Es hat jedenfalls riesig Spaß gemacht, es ist eine immense Herausforderung gewesen und ich hoffe, dass alle Lovecraft-Freunde zufrieden sein werden. Ich denke, wir haben das Wichtigste in unserer Fassung mit drin und ich hoffe vor allem, dass es auch so sein wird, dass einem die Figuren, die da auftauchen, ans Herz wachsen und die Gänsehaut Gruselkabinett-typisch dadurch noch ein bisschen intensiver wird beim Hören. Das ist ja durchaus auch wieder eine Geschichte, die sich Zeit nimmt und die sich langsam steigert bis hin zu den grauenvollen Sachen, die dann am Schluss noch entdeckt werden. Das hat eine Menge Spaß gemacht und es sind ganz tolle Sprecher dabei. Ernst Meincke spricht den Dr. Willet, der so wundervoll die Erzähl-Passagen gesprochen hat, uns quasi in seinen Kopf hineingucken lässt. Hans-Werner Bussinger ist wieder mal dabei als Vater Ward, das hat uns sehr gefreut. Ganz neu im Ensemble ist Cornelia Meinhardt als Mutter von Charles Dexter Ward, die sonst auch Sally Field ihre tolle ausdrucksstarke Stimme leiht. Charles Dexter Ward wird übrigens von dem wunderbaren Frank Schaff gesprochen, der ja auch eine große Hörspiel-Vergangenheit als Sprecher-Kind in diversen Kinder- und Jugendserien, die in Berlin produziert wurden, hinter sich hat. Heute synchronisiert er zum Beispiel Joseph Fiennes.

HörNews: Das ist wie immer eine beeindruckende Liste und die Qualität wird natürlich für sich sprechen. Kannst du uns schon eine kleine Exklusiv-Vorschau geben, welche Titel demnächst anstehen? Also Titel, die vielleicht noch nicht bekannt sind?

Gruppe: Da wir uns im Jubiläumsjahr für uns befinden, darf man sich im weiteren Verlauf von 2008 noch auf einiges freuen. Im Juni werden die Gruselkabinett-Folgen 26 und 27 erscheinen. Das eine ist „Die liebende Tote“, eine wunderbare Vampirgeschichte aus Frankreich. Das andere ist die zweite Geschichte von Robert Louis Stevenson im Gruselkabinett, den hatten wir ja schon mit „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ dabei. Aber jetzt kommt „der Leichendieb“, eine Geschichte, die sich an wahren Begebenheiten orientiert und unter die Haut geht. Im Herbst kommt dann noch mal mit vier Folgen, die geballte „Anne“-Power auf den geneigten Hörer zu: „Anne in Avonlea“. In dieser Geschichte wird Anne anfangen zu unterrichten. Und dort gibt es dann auch das ein oder andere Missgeschick und die ein oder andere Liebes-Verwirrung, jede Menge lustige Szenen und ganz, ganz tolle Gastrollen. Wir haben das schon komplett aufgenommen und man darf sich wirklich freuen. Ich glaube das wird noch mal richtig bunt und sehr lustig mit der fast erwachsenen Anne. Dann geht's weiter im Gruselkabinett mit dem Zweiteiler „Der Glöckner von Notre Dame“ von Viktor Hugo. Da freuen uns wahnsinnig drauf, das wird wieder eine große Herausforderung und wird sicherlich sehr, sehr viel Spaß machen. Dann gibt's noch „Der Vampir“ von John William Polidori als Einzelfolge und etwas von Rudyard Kipling, dem „Dschungelbuch“-Autoren, der etwas sehr, sehr schönes geschrieben hat. Die Geschichte spielt in Indien in der Kolonialzeit und wird eine ganz neue Facette für das Gruselkabinett sein. Auch musikalisch wird das sehr, sehr hübsch werden. Die Geschichte heißt „Die Gespenster-Rikscha“ und anhand des Titels kann man ja schon erahnen, worum es da gehen wird. Außerdem haben wir unser erstes Hörbuch produziert: „Träumereien an französischen Kaminen“, eine ganz berühmte deutsche Kunstmärchen-Sammlung aus dem 19. Jahrhundert, gelesen von 11 tollen Sprechern aus unseren Hörspielen. Es sind 22 Märchen, mal heiter mal berührend, auf vier CDs. Das kommt auch im Oktober heraus und im November gibt's dann das dritte „Titania Special“. Wir wurden ja, nachdem Scrooge und der kleine Lord auf sehr fruchtbaren Boden gefallen sind, bombardiert mit E-Mails: „Wann macht ihr mal wieder ein schönes Familien-Hörspiel zur Weihnachtszeit?“. Es hat ein bisschen gedauert, aber jetzt ist es soweit! Titania Special 3 erscheint im November und es wird die unsterbliche Geschichte von James Matthew Barrie: „Peter Pan“.

HörNews: Also eine Menge tolle Unterhaltung! Wie kriegt man das zu zweit eigentlich unter einen Hut? Das klingt ja nach unheimlich viel Arbeit.

Gruppe: Also das ist unheimlich viel Arbeit, der wir ja mit großer Leidenschaft nachgehen. Das geht nur mit einer guten Zusammenarbeit, mit einer guten Organisation, mit dem Willen, das zu machen, und auch auf seine Wochenenden zu verzichten. Früh morgens anzufangen und spät abends aufzuhören, gehört auch einfach dazu. Das wird auch dieses Jahr zu sein. Das Programm ist wirklich immens und sehr ehrgeizig, wir freuen uns aber auf jeden einzelnen Titel. Vieles ist ja auch schon in der Mache. Auf das, was jetzt noch aufgenommen werden muss, freuen wir uns riesig. Die Aufnahmen sind natürlich immer ein Highlight, wenn es ins Studio geht und durch die tollen Sprecher die Texte zum Leben erweckt werden und man im Studio miteinander daran arbeitet, dass das bestmögliche Ergebnis erzielt wird.

HörNews: Ja, wunderbar. Dann kommt natürlich das was immer kommt an dieser Stelle: Die letzten Worte an die Fans oder Zuhörer.

Gruppe: Endlich kann man es mal sagen: Wir danken, danken, danken ganz herzlich den Fans und den Hörern unserer Hörspiele für die vielen, vielen Jahre, die uns da schon die Treue gehalten wird, in denen mit Lob und auch mit wohlgemeinter Kritik nicht gespart wurde. Ich denke all das hat uns auf den richtigen Weg geschubst. Wir sind immer noch da, haben wahnsinnig Lust und wir geben richtig Gas in diesem Jahr. Wir sind mit unseren vielen Produktionen am Start und hoffen, dass wir euch noch viele, viele vergnügliche und besinnliche, berührende, lustige Stunden Hörspiel-Unterhaltung auf höchstem Niveau schenken dürfen. Wir bedanken uns ausdrücklich bei allen, die auf ganz ehrliche Art und Weise unsere Produktionen im Handel erworben haben und damit auch garantieren, dass wir weiterarbeiten können. Ich spare aber nicht mit Tadel bei denen, die meinen, dass ein Hörspiel sein Geld nicht wert ist und man sich das ja einfach so im Internet besorgen kann ohne einen Heller dafür zu bezahlen. Diese Leute sind leider wahrscheinlich irgendwann mal schuld, dass das Hörspiel irgendwann mal einschläft oder wegstirbt. Dabei ist das Hörspiel doch eine Gattung, die unglaublich erhaltenswert ist und die im Moment auch sehr kreativ ist, wo es viele tolle Leute gibt, die sich da engagieren. Das wäre sehr, sehr schade. Lasst uns also insofern alle gemeinsam etwas gegen die Piraterie in den Bereichen tun, die das betrifft, egal ob Film oder Musik. Jeder möge doch mal schauen, was er dafür tun kann, dass es uns allen, die wir ja irgendwie unsere Produktionen refinanzieren müssen und auch davon leben müssen, nicht so schwer gemacht wird.

HörNews: Dann bedanke ich mich und sage Dankeschön und tschüss! Bis zum nächsten Mal.

Gruppe: Ich danke auch, Detlef und ich danke natürlich auch noch mal euch Kritikern und euch Hörspielseitenbetreibern, die hier wirklich viel für unser von allen geliebtes Hobby tut und für das Thema Hörspiel. Das ist wirklich prima! Da sieht man eigentlich wie segensreich das Internet sein kann, weil diese lebendige Hörspiel-Szene im Internet sehr inspirierend ist. Es ist sehr interessant da mitzulesen und auf dem neuesten Stand zu sein. Das macht einfach wahnsinnig viel Spaß und ich bedanke mich natürlich für eure Unterstützung, euer Lob und euren Tadel. Das wird alles durchaus zur Kenntnis genommen und wir bessern unter Umständen an der ein- oder anderen Stelle nochmal nach. Aber so viel war es jetzt gottseidank noch nicht.

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Wolfgang Draeger

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 16. April 2007

Wolfgang Draeger wurde am 9. Januar 1928 in Berlin geboren. Er ist Schauspieler und als Synchron- und Hörspielstimme ist er kein unbekannter. Herr Draeger ist die Stammstimme von Woody Allen. In der Zeichentrickserie "Inspektor Gadget" sprach er auch die Titelrolle. Kleine und große Hörer kannten und/oder kennen ihn als "Bibo" aus der Sesamstraße. In der Hörspielserie "TKKG" sprach er in den ersten Folgen Kommissar Glockner. In späteren Hörspielfolgen von "Die drei ???" / "Die Dr3i" ist er als Kommissar Reynolds zu hören. Herr Draeger lebt auf Mallorca und in Hamburg, seine Kinder Sascha (Tim aus TKKG) und Kerstin (Locke aus Tom und Locke) sind auch als Sprecher tätig.

HörNews: Hallo wir sind hier bei HörNews.de und auf der anderen Leitung ist Wolfgang Draeger. Woher kennen wir ihn? Das ist Kommissar Glockner in den ersten TKKG-Folgen! Wenn jetzt jemand TKKG nicht kennt und stattdessen früher Die Funk-Füchse gehört hat, ist das auch kein Problem: Er war damals Old Man Jeitz, der Vater von Bömmel. Ansonsten hat er Ende der 80er Jahre Professor Mobilux an der Seite von Oliver Rohrbeck gesprochen, er war Asterix-Erzähler in den EUROPA-Produktionen und er sprach und spricht auch heute noch Kommissar Reynolds in der Serie Die drei ???. Wolfgang Draeger ist außerdem der Vater von Sascha und Kerstin Draeger, die uns auch nicht unbekannt sind. Guten Tag, Herr Draeger!

Draeger: Ja, guten Tag! Heute zum Beispiel habe ich gesungen für meine Figur in der Sesamstraße, da spreche ich ja schon seit 40 Jahren den Bibo. Ich weiß nicht, ob Sie sich auch für Filme interessieren, ich bin nämlich Stammsprecher von Woody Allen. Das mache ich auch schon seit 35 oder 40 Jahren. In den letzten Jahrzehnten habe ich hauptsächlich synchronisiert. Aber mittlerweile habe ich mich ein bisschen zurückgezogen, jetzt mache ich bloß noch Hörspiele. Aber wie gesagt, heute war gerade ein Lied dran von meinem Bibo aus der Sesamstraße.

HörNews: Da gab es aber doch eine lange Zeit Pause. Ich kann mich ganz dunkel erinnern, dass ich als Kind mal enttäuscht war, weil der Bibo auf einmal weg war.

Draeger: Ja, das lag daran, dass die Redaktion meinte, die Szenen auf der Straße wären zu amerikanisch für Deutschland. Bibo trat eigentlich nur auf der Straße auf und als die Straßen-Szenen dann wegfielen, traten Bibo und einige andere Figuren nicht mehr in Erscheinung. Mittlerweile haben sie Bibo aber wiederentdeckt und jetzt spielt er in einigen kleinen Sketchen mit. In dieser Staffel war es nur dieses Lied und vor einem halben Jahr war er etwas umfangreicher zu hören. Naja und wenn Woody Allen wieder zu sehen ist, dann synchronisiere ich eben den Woody Allen. Insgesamt hat das aber schon nachgelassen mit dem Synchronisieren, ich wohne ja auch nur noch das halbe Jahr in Deutschland und die andere Hälfte in Spanien. Das habe ich mir nach fast 60 Jahren Arbeit auch verdient, glaube ich.

HörNews: Ja, genau. Sie sind ja eigentlich Berliner und trotzdem haben Sie fast alles in Hamburg gemacht. Wie kam es dazu?

Draeger: Das kam durch die Sesamstraße. Ich habe in Berlin ja Theater gespielt und dann kam das Angebot der Sesamstraße nicht nur diese Figur zu sprechen, sondern auch die Texte zu machen und die Regie. Das war eigentlich ein sehr verlockendes Angebot. Mir gefiel es in Berlin auch beruflich nicht mehr ganz so, da herrschte eben nicht der hanseatische Ton aus Hamburg, sondern eher die Berliner Schnauze bzw. das Berliner Timbre. Ich war also ganz erleichtert, als ich dann nach Hamburg ging. Da habe ich sehr nette Kollegen vorgefunden, auch sehr gute Arbeitsbedingungen, wurde sehr nett aufgenommen. Und was war ja nicht das erste Mal. Ich war in Hamburg schon einmal aufgenommen worden, als ich in Berlin boykottiert wurde – das ist aber eine andere Geschichte – und da haben mir die Hamburger geholfen, da habe ich in Hamburg synchronisiert. Das habe ich ihnen auch nie vergessen und dadurch war ich in Hamburg dann ganz gut aufgehoben. Und dann kam auch die Sesamstraße, da konnte ich keine Theater-Angebote in Berlin mehr annehmen und dann haben wir uns in Hamburg so wohl gefühlt und ich habe auch so viel zu tun gehabt, dass ich an andere Dinge nicht mehr denken konnte. Dann kamen noch die Hörspielplatten dazu. Ich bin jetzt schon 27 Jahre in Hamburg.

HörNews: War die Schauspielerei ihr erster Berufswunsch?

Draeger: Ja, auf jeden Fall. Ich finde es auch sehr wichtig, dass man von der Schauspielerei herkommt. Am Anfang war das auch so üblich, da gab es ja nur Schauspieler, die als Nebenjob synchronisierten. Alle kamen vom Theater – ich auch. Die Überbrückung von einem Engagement zum anderen verbrachte man dann im Synchron-Studio. Das war damals noch lukrativer als heute und eigentlich ein sehr angenehmer Job. Das hat sich im Laufe der Zeit ein bisschen verschlechtert glaube ich, aber so ist das gekommen. Heute sprechen Leute beim Synchron, die mit dem Beruf zum Teil gar nicht viel zu tun haben. Es wird zum Teil noch sehr gut synchronisiert, aber das kann man nicht verallgemeinern.

HörNews: Das liegt ja auch ein bisschen am Zeitdruck. Es muss ja immer schneller gehen heutzutage.

Draeger: Ja, genau. Nur das Geld spielt eine Rolle, Zeitdruck und Geld. Man kann keine neuen Sprecher ausprobieren, weil es dann ja auffällt. Zeit bedeutet Geld und dann muss man immer die gleichen Sprecher nehmen und so hört sich das dann auch oft an. Aber ich habe damit mein Geld verdient und ich konnte mich dann rechtzeitig zur Ruhe setzen. Heute machen meine Kinder Sascha und Kerstin das weiter, die sind in meine Fußstapfen getreten. Kerstin hat eine richtige Schauspieler-Ausbildung und ich bedaure eigentlich, dass sie kein Fernsehen mehr macht und auch kein Theater mehr spielt. Aber das muss sie wissen, sie hat ja fünf Kinder unterdessen. Ihre Familie ist da natürlich ihr Hauptanliegen und fünf Kinder nehmen natürlich ordentlich Zeit in Anspruch.

HörNews: Und Sascha hat keine Schauspieler-Ausbildung gehabt?

Draeger: Der hat bei mir im Studio gelernt, learning by doing. Er war sehr begabt, hat das sehr gut gemacht, aber keine Schauspielschule besucht. Manchmal ist das auch gut, denn man kann da auch verdorben werden. Beide haben bei mir jedenfalls gelernt und eine harte Schule durchgemacht, ich war da nicht sehr zimperlich, muss ich im Nachhinein sagen. Ich war doch etwas streng mit ihnen, vielleicht zu streng. Aber das sieht man erst hinterher. Sie haben es jedenfalls gelernt und sind sehr beliebt.

HörNews: Sascha ist auch seit über 20 Jahren der Tim in TKKG.

Draeger: Er heiratet übrigens in den nächsten Tagen. Er heiratet am 27. oder 28. April. Die standesamtliche Trauung ist hier in Hamburg und im September ist eine kirchliche Trauung in Freiburg, weil seine zukünftige Frau aus Freiburg kommt. Tja, so geht das auch. Dann werden Kinder kommen und dann kommt der Nachwuchs und der alte Draeger wird ein Stern sein und von oben heruntergucken. Aber das Leben geht weiter und Sascha und Kerstin machen weiter und sie machen das sehr gut.

HörNews: Sie waren ja Bibo. Wie ist das eigentlich? Unterscheidet sich das von anderen Rollen? Das ist ja im wahrsten Sinne des Wortes ein komischer Vogel.

Draeger: Ja, da braucht man schon ein bisschen Komödiantentum. Ich habe das sehr gerne gemacht. Ich habe auch viele andere Rollen in der Sesamstraße gesprochen, die machen natürlich Spaß, wenn man einem Affen ein bisschen Zucker geben kann, ein bisschen lustig und humorvoll und ein bisschen chargieren kann. Das kann man bei normalen Rollen ja nicht so. Das macht Spaß, das ist relativ locker.

HörNews: In der Presse wurde mehrfach gesagt, dass Woody Allen sie gerne als Stimme mag, weil Sie seine Art erfasst haben. Ist das wahr? Kennen Sie ihn persönlich? Hatten Sie mal Kontakt?

Draeger: Kontakt hatten wir nie, wir haben nur einen losen Kontakt über unseren Supervisor, der unsere Mittelungen übermittelt, aber nicht direkt. Wir waren mal verabredet zu Filmfestspielen in Berlin. Der Verleih hat mal sowas arrangieren wollen. Aber Woody mag sowas nicht und ist nicht gekommen. Da war ich dann alleine. Das war ein Reinfall, er ist nicht gekommen. Aber das, was sie sagen, dass er weiß, wer hier synchronisiert und auch gesagt haben soll, dass ich besser draufliege, als seine Stimme, das hat man mir erzählt. Das ist natürlich eine schöne Legende, so soll’s sein, aber ich weiß es nicht. Das Original ist ja nicht zu übertreffen. Aber ich habe das Glück ganz gut drauf zu liegen. Ich würde auch solche Rollen spielen, das kommt mir entgegen. Er ist ja ein Verlierer-Typ und das bin ich eigentlich auch. Diese Rollen liegen mir. Stotternde, Verrückte, … Naja, es ist ein Glücksfall. Es ist vielleicht gar nicht mal so sehr Verdienst, sondern eher Glück.

HörNews: Wobei Sie in den Hörspielrollen ja unheimlich viel Kommissar waren…

Draeger: (lacht) Ich weiß auch nicht warum ich da als Kommissar abgestempelt bin. Ich soll übrigens im Herbst eine neue Serie machen als Kommissar. Als pensionierter Kommissar natürlich, der alles falsch macht und zuletzt läuft doch alles richtig. Das typische. Kann natürlich auch sehr reizvoll sein.

HörNews: Das ist ja fast wie Inspector Gadget, den Sie auch mal gespielt haben in einer Zeichentrickserie.

Draeger: Ach ja, den hatte ich schon fast vergessen. Das war allerdings sehr anstrengend. Ich habe nicht geahnt, dass das über hundert Folgen geht und hatte mir für die Serie eine Stimme zurechtgelegt, die sehr kehlkopflastig war. Mein Kehlkopf hat das leider aber nicht vertragen, sodass ich wochenlang nicht wegen einer Stimmbandentzündung sprechen konnte und sogar Aufnahmen als Woody Allen verschieben musste. Tja, das war Inspector Gadget. Aber den habe ich ja nicht nur gesprochen, sondern auch Regie geführt und die Texte gemacht, alles.

HörNews: Nicht schlecht. Kommissar Glockner wurde mal ausgetauscht. Man hat Edgar Bessen genommen, der hat ihn auch in der kurzlebigen TV-Serie gespielt. War das der Grund oder ist das nur Zufall?

Draeger: Ich habe keine Ahnung, warum ich da nicht mehr gesprochen habe. Vielleicht war ich gerade wieder auf Mallorca. Ich weiß nicht genau, was der Grund war. Ich habe das erst hinterher gemerkt.

HörNews: Das war 1986 als Kommissar Glockner ausgetauscht wurde. 1987 bekamen Sie jedoch eine Hauptrolle als Professor Mobilux in der gleichnamigen Hörspiel-Serie. Das war eine Serie mit Oliver Rohrbeck. Sie waren ein zeitreisender Professor, der Dinosaurierknochen suchen wollte. Das hat er allerdings nie getan, sondern Kriminalfälle gelöst. Das war eine Serie im playmobil-Universum. Damit die Serie dem Marketing gerecht wurde, hat man ihn immer Zeitreisen lassen, damit er immer in der gerade aktuellen Themenwelt von Playmobil Abenteuer erlebt hat.

Draeger: Sie sind ja sehr gut informiert!

HörNews: Das ist eine meiner Lieblingsserien, muss ich sagen. Es war zwar für Kinder angelegt, aber es ist eine sehr Krimi-lastige Serie – natürlich ohne Gewalt. Oliver Rohrbeck kennt man natürlich von den drei Fragezeichen. Er ist ja der Justus Jonas. Die Chemie war sehr, sehr schön. Nach 16 Folgen wurde die Serie aber eingestellt. Zu dem Zeitpunkt liefen die Hörspiele nicht mehr so gut, Ende der 80er. Es ist aber schon eine Leistung, dass sich das über drei Jahre hielt. Das ist jetzt übrigens genau 20 Jahre her.
Gibt es eigentlich eine Aufnahme, die besonders viel Spaß gemacht hat und in Erinnerung geblieben ist?

Draeger: Eigentlich muss man immer Spaß dabei haben, aber einen besonderen Spaß… Da muss ich an die Synchronisation von Manhattan denken. Woody Allen hat mir in Manhattan am besten gefallen und das hat mir auch am meisten Spaß gemacht bei der Synchronisation. Aber ich kann mich an keine besonderen Hörspiele erinnern. Die haben immer Spaß gemacht. Ich habe den Beruf ergriffen, weil es mein Hobby war. Ich war aber natürlich auf der Schauspielschule in Berlin. Das ging gar nicht anders damals. Damals gab es auch noch kein Fernsehen. Man musste sehen, dass man Theater spielt. Es gab ja nur den Rundfunk, eventuell Hörspiele oder sowas. Das habe ich dann auch jahrelang im RIAS gemacht und dann beim SFB. Da hatte ich auch eine Serie, eine Familien-Serie. Da war ich der Vater: Vater Wandermann. Die ging auch über Jahre. Im RIAS sprach ich dann aktuelle Sachen und auch viel Kabarett. Kabarett machte ich auch auf der Bühne. Ansonsten war ich noch bei den Stachelschweinen, die ja sehr bekannt sind in Berlin.

HörNews: Ist die moderne Art zu synchronisieren eigentlich unpersönlicher? Heutzutage wird ja eher einzeln aufgenommen, früher immer in der Gruppe.

Draeger: Das ist schon sehr, sehr lange her, dass man im Ensemble die Aufnahmen gemacht hat. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass es auch einzeln geht. Wenn man das aber zusammen hört, ist es erstaunlich, dass es dann doch zusammenpasst ohne Partner. Mir macht es natürlich viel mehr Spaß, wenn ich Partner habe und die Gegenrede, den Dialog höre, wie der Andere reagiert und ich nicht zwischendurch eine Pause habe und dann nicht weiß, wie mein Partner die Sätze gesprochen hat und mit welchem Ausdruck. Da kann man viel mitnehmen und das fehlt schon.

HörNews: Was ist denn anspruchsvoller? Synchron oder Hörspiel?

Draeger: Beim Hörspiel hat man mehr Freiheit. Das ist einfacher. Beim Synchron ist man immer an den Schauspieler gebunden. Was macht der Schauspieler? Man kann es nicht anders machen als der Schauspieler. Man kann nur so gut sein, wie der Schauspieler und wenn er schlecht ist, versuchen besser zu sein. Aber man muss immer im Charakter bleiben und man ist irgendwie ein Sklave des Schauspielers. Beim Hörspiel hat man mehr freie Hand und man kann seine eigenen Töne reinbringen. Es ist auch viel einfacher und eine Erholung im Vergleich zum Synchron. Man ist nicht unter Zeitdruck, man kann sich mal Zeit lassen. Man kann mehr ausprobieren. Beim Synchron muss es gleich sitzen. Zack, zack, zack!

HörNews: Vor kurzem haben sie bei Dreamland einen Mann gespielt, der unter dem Verdacht stand, ein Werwolf zu sein. Er wurde von seiner Frau eingesperrt, aber in Wirklichkeit war es die Frau. Daraus hat Thomas Birker eine indirekte Fortsetzung geschrieben. Was haben Sie da gedacht? Wie war das eine Rolle nach zwanzig Jahren nochmal zu spielen.

Draeger: Das war eine schöne Aufgabe, die ich gerne gemacht habe. In die Rolle und die Materie musste ich mich erstmal wieder einfinden. Es lief mit den Kollegen und dem ganzen Team da ganz gut, es war eine nette Atmosphäre.

HörNews: Gab es da einen Unterschied zu anderen Produktionen? Die Produzenten haben ja erst eine Handvoll Produktionen gemacht.

Draeger: Ich glaube, dass das kein großer Unterschied war.

HörNews: Gibt es Rollen, die Sie nie gesprochen haben und auch nie sprechen würden?

Draeger: Sowas ist mir noch nie angeboten worden. Man kriegt ja vom Typ her schon eher Angebote, wo die Leute meinen: „Das ist er, das liegt ihm!“. Ich habe den Film „Kung Fu“ abgelehnt, den ich synchronisieren sollte. Irgendetwas asiatisches, wovon ich keine Ahnung hatte. Die Handlung war so primitiv! Kung Fu will ich jetzt gar nicht schlecht machen, aber ich hatte überhaupt keine Ahnung, wie ich dazu einen Dialog schreiben sollte oder das sprechen sollte. Da habe ich dann gesagt: „Da kapituliere ich! Das kann ich nicht“. Aber das war wohl das Einzige, wo ich kapituliert habe. Das war halt beim Schreiben. Beim Sprechen ist mir sowas eigentlich nie passiert. Natürlich hat man manchmal Schwierigkeiten, wenn man eine Rolle bekommt, die einem nicht so hundertprozentig liegt, aber da hat man ja genug Routine im Laufe der Jahre, dass man das auch irgendwie hinkriegt.

HörNews: Welche Arbeiten stehen denn als Nächstes an?

Draeger: Heute war eben der Gesang mit Bibo. Aber sonst steht eigentlich gar nicht viel an. Ich fahre jetzt nach Mallorca, bleibe da ein halbes Jahr. Da kann ich nur ab und zu mal kleine Sprach-Aufnahmen machen über ISDN. Zum Beispiel Werbe-Aufnahmen für Österreich. Im Herbst soll ich auch einen Inspektor sprechen. Gerade habe ich auch einen Kurzfilm mit einem Jungfilmer gemacht, obwohl ich 15 Jahre lang nicht mehr vor der Kamera gestanden habe. Das war mal wieder interessant. Ich wollte sehen, ob ich mir noch Texte merken kann, aber das ging ganz gut.

HörNews: Was machen Sie privat denn am liebsten?

Draeger: Ich schaue gern Fußball. Ich habe übrigens von Woody Allen gehört, dass er gar nicht so ein Intellektueller ist, als der er gerne hingestellt wird. Der hört auch gerne um 18.00 Uhr mit drehen auf, wenn um 19.00 Uhr Baseball läuft und er dann die Beine hochlegt und ein Bier trinkt. Statt aus Ehrgeiz mit der Arbeit nicht aufzuhören, schaut er eben Football oder Baseball und das ist ihm dann wichtiger als seine Kunst. Ansonsten laufe ich gerne Ski, lese gerne und versuche spanisch zu lernen. Es bleibt leider meist nur bei dem Versuch, denn kaum bin ich nach einem halben Jahr wieder in Deutschland, vergesse ich wieder alles und fange wieder von vorne an… Das sind Dinge, zu denen ich bisher ein Leben lang aus Zeitmangel nicht gekommen bin. Mein Heimatverein ist Hertha BSC Berlin und an dem hänge ich immer noch. Ich bin seit 64 Jahren dort Mitglied. 1942 habe ich mein erstes Spiel bei den Schülern gemacht. Leider hat mir Hertha nicht sehr viel Freude in meinem Leben bereitet, ich wurde oft enttäuscht. Aber wenn ich mal eine Liebe habe, bin ich treu, da kommt der HSV nicht ran.

HörNews: Haben Sie ein Lieblingsgericht?

Draeger: Gericht? Oh ja! Das sind natürlich Spaghetti und Ossobuco. Ossobuco ist wunderbar. Das machen wir auch sehr schön und Ochsenschwanzragout! Das sind unsere Gerichte.

HörNews: Gibt es Dinge, die Sie hassen?

Draeger: Unfreundlichkeit und Unzuverlässigkeit. Das kommt aus meiner preußischen Erziehung. Wenn ich auch nicht so viele gute Eigenschaften habe: Zuverlässig bin ich und treu. Das sagt man mir auch nach. Meine Frau und ich sind 42 Jahre verheiratet und kennen uns 47 Jahre. Das bestätigt doch die Sache. 42 Jahre verheiratet: Das hat mir damals auch keiner zugetraut.

HörNews: Was mögen Sie?

Draeger: Disziplin im Beruf, Zuverlässigkeit, Höflichkeit, Freundlichkeit und einen guten Umgang miteinander. Das mag ich. Und da kämpfe ich selbst mit meiner Toleranz. Manchmal muss man schwer kämpfen, um auch tolerant zu sein, je älter man wird. Man soll ja auch kein alter Griesgram werden und alles mies machen. Ich versuche dagegen anzukämpfen und da hilft mir meine Frau auch. Zum Beispiel wenn ich manchmal ein bisschen verzagt bin und sage „Früher war alles besser“. Das ist ja gar nicht so. Es war ja früher nicht alles besser. Da muss ich dann schon nachdenken und sagen: „Es ist schon gut so, wie es ist und früher war nicht alles besser.“

HörNews: Dann ist es jetzt Zeit für ihr Schlusswort an die Hörer, die Ihnen jahrzehntelang zugehört haben!

Draeger: Ich bedanke mich bei allen Fans, die mich unterstützt haben, die mich immer noch mögen und auch die Platten gerne hören. Ich freue mich, dass sie Spaß haben an meiner Stimme und hoffe, dass Sie noch lange Spaß daran haben werden.

HörNews: Ich bedanke mich.

Draeger: Ja, ich bedanke mich bei Ihnen. War sehr nett!

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STIL (Simon Bertling & Christian Hagitte)

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 26. Juli 2006

STIL in Person von Christian Hagitte und Simon Bertling verzaubert und erstaunt Hörer durch verschiedene Hörspielproduktionen. Sie waren u. a. für die "Kurt Wallander-Hörspiele" des Hörverlags zuständig. Die bisher geheimnisvollste ist wohl "Edgar Allan Poe". Ab September wird es die ersten sechs Perry Rhodan-Hörspiele von STIL geben, grund genug ein Interview zu führen, das im Rahmen eines Perry-Rhodan-Specials durchgeführt wurde...

HörNews: Wer ist überhaupt STIL?

Bertling: STIL, das sind als Geschäftsführer Christian Hagitte und Simon Bertling, dazu kommen zwei Tonmeisterinnen, Anja Beusterien und Sonja Harth, die als freie Mitarbeiterinnen den Schnitt und die Geräuschaufnahmen betreuen. Außerdem im Team: Katalin Hartke als Produktionsassistentin und Cornelia Schilling als Buchhalterin.

HörNews: Wie lange gibt es STIL schon?

Bertling: Christian und ich arbeiten seit über 10 Jahren zusammen. Anfangs haben wir uns für Filmmusik- und für Popproduktionen zusammengeschlossen und viele Nächte gemeinsam in den Tonmeisterstudios der HdK verbracht. Inzwischen sind die Hörspiele unser Hauptarbeitsfeld. Aber es gibt auch immer mal wieder interessante Aufträge außerhalb des Hörspiels, die wir übernehmen. Ende letzten Jahres haben wir z. B. für die Frank-Elstner-Show "Die Familienmanagerin", die bisher als Pilot von Hörzu und Vorwerk produziert wurde, die gesamte Trailer- und Auftrittsmusik komponiert. Für "Edgar Allan Poe" Visionen haben wir 2005 unter anderem für Christopher Lee den Song "Eleonore" geschrieben und produziert.

HörNews: Waren die "Wallander-Hörspiele", die ersten Hörspiele von STIL?

Bertling: Nein, im Jahre 1999 haben wir "Der Glöckner von Notre Dame" (erschienen im Hörverlag )komplett produziert und 1998 für "Alice im Wunderland" (auch Hörverlag) die Musik beigesteuert.

HörNews: Warum ging es mit Kurt Wallander nicht mehr weiter?

Bertling: Nun, wir hatten den Plan erfüllt und sieben Wallanderhörspiele umgesetzt und uns danach auf unsere Serien "Opa Dracula" und "Edgar Allan Poe" konzentriert.

HörNews: Bei Edgar Allan Poe wurde Folge 13 - vorübergehend - ausgelassen, es gab mal ein Gerücht, dass daran gedacht wurde die Folge grundsätzlich auszulassen, wegen der Zahl. Stimmt das? Gab es diese Überlegung?

Bertling: Nein, die gab es nie.

HörNews: Ist der Hype um Folge 13 nicht etwas, was auch nach hinten losgeht?

Bertling: Ausschließen kann man das nie, ich hätte auch nicht gedacht, dass das so eine Verwirrung geben würde. Es ist ja einfach nur eine Folge, die entgegen der Chronologie später veröffentlicht wird, was doch grundsätzlich eine reizvolle Idee ist.

HörNews: Wie geht es weiter mit Poe?

Bertling: Poe bleibt in New York und es wird bis am Ende der Folge 25 ein großes Finale um Templeton alias Dr. Baker geben.

HörNews: Worin liegt der Reiz an Hörspielproduktionen?

Bertling: Hörspiel ist Wuchern mit Ton. Das läßt sich jetzt insbesondere bei Perry Rhodan wunderbar erleben. Angefangen bei den ausgezeichneten Sprechern, die es schaffen, uns eine Geschichte plastisch zu erzählen, gibt es bei den Hörspielen ein sehr ausgefeiltes Sounddesgin. Wir haben schon vor einem Jahr angefangen, Gleiter und andere Fluggeräte zu basteln und das kommt uns jetzt zu Gute.

Es gibt in den ersten Folgen z. B. auch ne Menge Tiere. Kantiran (Christian Stark) hat ja eine besondere Begabung, mit Tieren zu kommunizieren und wenn er Mal Detair (Jürgen Kluckert ) besucht, dann quietscht und jauchzt es aus allen Käfigen. Hier haben wir mit echten Tieren gearbeitet, aber uns eben auch selbst als Tierimitatoren versucht und das Ergebnis kann sich echt hören lassen! Hörspiel ist für Christian und mich aber ganz klar auch ein Feld, um uns filmmusikalisch auszutoben. Immer wieder schreiben wir Musik auf einzelne Szenen und tauschen die Musikthemen untereinander aus. Während Poe ja "nur" klassisch gehalten ist, gibt es bei Perry Rhodan auch elektronische Anklänge. Oft ist es hier so gewesen, dass wir die orchestralen Livestücke als Grundlage genommen haben und diese durch verschiedene Effekte und den Zusatz von synthetischen Klängen sehr stark verfremdet haben.

HörNews: Wer kam auf die Idee "Perry Rhodan" (erneut) als Hörspielserie umzusetzen?

Bertling: Perry Rhodan wurde uns von Marc Sieper von Lübbe Audio vor knapp zwei Jahren zum ersten Mal angetragen.

HörNews: Waren Sie sich bewußt das die 12teilige Europa-Serie nach wie vor als Kult-Serie und Meilenstein gilt?

Bertling: Ja, das war und ist uns natürlich bewusst.

HörNews: SF ist nach wie vor ein Stiefkind, dass im kommerz. Hörspiel nicht wirklich zündet, woran könnte das liegen?

Bertling: Das weiss ich nicht und wir tun alles dafür, dass sich das ab jetzt ändert. Denn SF ist eine wirklich dankbare Spielwiese, es knallen einem ständig unerhörte Sounds und Klänge um die Ohren und die Fantasie kann durch diese Klangwelten enorm angeregt werden.

Unabhängig davon geht es mir so, dass mich Geschichten fesseln und das genreunabhängig. Unsere Rhodanfolgen sind in den ersten Folgen sehr emotional und nah an dem jugendlichen Protagonisten Kantiran. Man kann mit ihm mitfiebern und miterleben, wie er sich verliebt und dann durch ein Komplott, das er nicht durchschaut, in ein enormes Gefühlschaos gerissen wird.

HörNews: Wieviel Zeit wurde für die Besetzung benötigt?

Bertling: Das zog sich über ein halbes Jahr hin. Es ist ja so, dass die einzelnen Stimmen nicht nur zur Figur, sondern auch zu den anderen Mitspielern passen und sich absetzen müssen. Volker Lechtenbrink und Joachim Höppner waren jedenfalls als erste gesetzt und alle anderen folgten nach.

HörNews: Gab es Wunschkandidaten die man bekommen wollte, aber nicht bekam?

Bertling: Wir hatten das Glück, zu 95 % unsere Wunschkandidaten auch besetzen zu können.

HörNews: Steht schon fest ob Norman Matt ,der auch bei Eins-A-Medien "Gucky" spricht, die Rolle erneut übernehmen wird?

Bertling: Nein, das steht noch nicht fest.

HörNews: 12 Folgen sollen dieses Jahr herauskommen. Ein Ehrgeiziges Ziel! Ist es nach wie vor machbar?

Bertling: STIL wird planmäßig in diesem Jahr im Dezember die zweite Staffel bei Lübbe Audio abliefern, wenn die Sprachaufnahmen termingerecht stattfinden können.

In der Vergangenheit hat ein Drehtermin etwa bei Ulrich Pleitgen oder Iris Berben das ganze Projekt häufiger mal nach hinten verschoben. Auch bei Rhodan ist Volker Lechtenbrink immer mal wieder geblockt und Joachim Höppner wird ja aus München nach Berlin eingeflogen, Christian Stark aus Hamburg, Volker Brandt z. Teil auch aus München, da kann es zu Verzögerungen kommen. Darüber hinaus gibt es feste Auslieferungstermine bei Lübbe, so dass die fertig produzierten Folgen noch ein paar Wochen bis zum nächsten Termin liegen bleiben.

Anmerkung der Redaktion: Die VÖ der 2. Perry-Rhodan Staffel wurde kurz nach dem Interview von Dezember 2006 auf Februar 2007 verschoben!

HörNews: Wie wird, Erfolg vorrausgesetzt, Perry Rhodan fortgesetzt?

Bertling: Darüber denken wir nach, wenn es soweit ist.

HörNews: Gibt es Wunschprojekte, die Sie unbedingt gerne mal machen würden?

Bertling: Ja, aber wenn ich die nenne, dann wird es auch nur ein Wunsch bleiben...

HörNews: Welche Dinge stehen als nächstes an?

Bertling: Poe, Schattenreich und selbstverständlich die nächsten Rhodanfolgen.

HörNews: Die letzten Worte an die Hörer! :-)

Bertling: Hört unsere Produktionen mit dem Kopfhörer, es lohnt sich!

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Volker Lechtenbrink

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 19. Juli 2006

Volker Lechtenbrink ist bekannt durch Film, Fernsehen und Theater. Er hat sich, anlässlich des Starts der neuen "Perry Rhodan-Serie", die bei Lübbe Audio erscheinen wird, für ein E-Mail Interview zur Verfügung gestellt.

HörNews: Für alle, die Sie nicht kennen, wer ist Volker Lechtenbrink?

Lechtenbrink: Volker Lechtenbrink ist ein in Hamburg lebender Schauspieler und Regisseur.

HörNews: Wollten Sie schon immer Schauspieler werden?

Lechtenbrink: Ja, so lange ich denken kann.

HörNews: Welche Hobbys haben Sie?

Lechtenbrink: Sport gucken, schwimmen, lesen, lange Spaziergänge mit meinem Hund, in der Hängematte hängen und mit meiner Frau verreisen.

HörNews: Was würden Sie gerne machen, hatten aber bisher nie die Gelegenheit?!
(Privat / Hobby / Wunschtraum)

Lechtenbrink: Meine mageren Kochkünste zu perfektionieren.

HörNews: Wie kommt es, das man sie bisher nicht in vielen Hörproduktionen (also speziell dem kommerziellen Hörspiel / den kommerziellen Hörbüchern) gehört hat?

Lechtenbrink: Ich finde, es sind gar nicht so wenige. So habe ich zum Beispiel vor einigen Wochen gerade den Roman "Die Brücke" von Manfred Gregor für ein Hörbuch gelesen.

HörNews: Kennen Sie die Perry Rhodan-Romanserie?

Lechtenbrink: Wer kennt die nicht, ich habe sie schon als Kind gelesen.

HörNews: Wann wurden Ihnen die Rolle angeboten?

Lechtenbrink: Ende letzten Jahres.

HörNews: Was mögen Sie an der Rolle bzw. der Figur, die Sie verkörpern?

Lechtenbrink: Er ist eben "ein ganzer Kerl".

HörNews: Was können Sie uns über die Handlung verraten?

Lechtenbrink: Nur so viel: Es ist eine spannende Mischung aus Krimi und Science-Fiction.

HörNews: Wo besteht - Ihrer persönlichen Meinung her -der größte Unterschied zwischen der Inszenierung eines Hörspiels, gegenüber eines Films?

Lechtenbrink: Das Hörspiel ist ein Medium, das der Phantasie viel mehr Raum lässt...

HörNews: Gibt es Rollen oder Dinge, die Sie als Schauspieler nicht machen würden?

Lechtenbrink: Ja, gibt es.

HörNews: Welche Arbeiten stehen als nächstes an?

Lechtenbrink: Ein TV-Film in Schweden und einen Dokumentar-Spielfilm in Breslau. Ab Oktober beginnen die Proben zu dem Theaterstück "Dr. med. Hiob Prätorius" von Curt Goetz am Ernst-Deutsch-Theater in Hamburg, in dem ich die Titelrolle spiele.

HörNews: ...und last but not Least, Ihre letzten Worte an Ihre Hörer!

Lechtenbrink: Nehmt euch Zeit zum Zuhören!

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Jens Wawrczeck

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 11. Januar 2006

Jens Wawrczeck ist ein Hamburger Schauspieler, der im Hörspielbereich als "Peter Shaw" in der Serie "Die drei ???" bekannt ist. Tatsächlich sind die "???" nur ein kleiner Teil seiner Arbeit als Schauspieler. Er spielt im Theater und synchronisiert Filme und Serien. Wir wünschen viel Spaß mit dem Interview!

HörNews: Welche Hobbys hast du?

Wawrczeck: Ich liebe alte Filme, lese gern, gehe spazieren..alles ziemlich unspektakulär. Ein Hobby zu pflegen, im eigentlichen Sinn , ist mir fremd. Vielleicht liegt es daran, dass in meinem Leben die Grenze zwischen Privatvergnügen und Arbeit verschwimmt. Das ist alles miteinander verflochten. Was für ein Luxus!

Mein Beruf war (und ist) für mich (es klingt pathetisch) „Berufung“. Das heißt nicht, dass ich mir nicht ab und zu sage: Hättest Du doch einen „anständigen“ Beruf gelernt !

HörNews: Welches war deine erste Theaterrolle und wie hast du dich vor dem ersten Auftritt gefühlt?

Wawrczeck: Ich war 13 und spielte an den Hamburger Kammerspielen in einer Gesellschaftskomödie von Graham Greene „Der verbindliche Liebhaber“. Ich war der Sohn (nicht der Liebhaber), und war fasziniert vom Theater, von der Energie hinter den Kulissen, von dem Geruch, der Atmosphäre... hier wollte ich für immer bleiben. Ich verliebte mich auch sofort in alle meine „Partner“, ob Mann, ob Frau – egal.

In meiner Erinnerung scheint mir, als hätte ich alles wie im Traum erlebt, nicht ängstlich, eher staunend, ein bisschen wie Alice im Wunderland..trotz des Lampenfiebers (das ich natürlich hatte, besonders wenn Mitschüler in der Vorstellung saßen.)

HörNews: Ist Lampenfieber nach all den Jahren immer noch ein Thema?

Wawrczeck: Es wird immer schlimmer.

HörNews: Wann begann deine Kariere? Wolltest du schon immer Schauspieler werden?

Wawrczeck: Hab’ ich eine Karriere??
Schauspieler wollte ich schon immer werden, ich schrieb und inszenierte schon als kleiner Junge Theaterstücke,, und konnte, glaube ich, auch meine Freunde und Mitschüler mitreißen. Die Oper hätte mich auch gereizt, Gesang sowieso.

HörNews: Wie empfandest du die "MoC-Tour"? War es nicht irgendwie eigenartig, fast schon wie Rock-Star durch die Gegend zu touren?

Wawrczeck: Ja. Die enorme Wirkung, die die Drei ??? offensichtlich auf Tausende von Hörer haben, war mir nicht bewusst. Ich fühlte mich nicht immer wohl in meiner Haut,. Vielleicht, weil Peter Shaw und ich so wenig miteinander gemein haben, und ich gar nicht dieser unkomplizierte (wenn auch leicht hysterische) Kumpeltyp bin, den ich in der Serie darstelle. Da schlich sich manchmal das Gefühl ein, ich hätte den Applaus nicht wirklich „verdient“. Natürlich war die Tournee bzw. die überwältigende Reaktion des Publikums unglaublich bewegend. Ich sehe es als Privileg, das erlebt haben zu dürfen.

HörNews: Theater ist eine deiner vielen Leidenschaften, was spielst du zur Zeit und was steht 2006 an?

Wawrczeck: Zur Zeit stehe ich auf keiner Bühne, arbeite ein wenig in New York mit jungen Schauspielschülern, schreibe an einem Theaterstück und plane mit meinem Freund und Kollegen Olaf Kreutzenbeck eine Musicalproduktion. Im Januar werde ich mit Oliver Rohrbeck und Andreas Fröhlich eine kleine Lesetour machen, mit Texten aus dem 19. Jahrhundert, dann im März bin ich mit dem SWR Sinfonieorchester und „Pinocchio“ unterwegs..und dann gibt es noch eine Handvoll Projekten, über die ich noch nicht reden sollte.

HörNews: Du liest Hörbücher. Wie gefällt dir diese Arbeit und wie viel Vorbereitung ist für dich als Sprecher bei solchen "Mammut-Lesungen" nötig?

Wawrczeck: Man muß sich ungeheuer gut vorbereiten, das Pensum ist halsbrecherisch. Sven Stricker, mit dem ich die meisten meiner Hörbücher gemacht habe, ist ein guter und angenehmer Regisseur, das hillft.

Die Arbeit bei einem Hörspiel ist entspannter, abwechsungsreicher, allein durch den Kontakt und das Zusammenspiel mit den Kollegen. Eine Lesung bedeutet mehr Verantwortung, das kann reizvoll sein, aber auch schwer auf den Schultern lasten. Im Januar werde ich höchstwahrscheinlich einen amerikanischen Coming-Out-Klassiker lesen. Falls es klappt, wäre das eine Herausforderung, der ich mit Neugierde entgegen sehe und die etwas völlig Neues wäre.

HörNews: Gibt es aktuelle Hörprojekte (Hörspiel / Hörbuch)?

Wawrczeck: Mal abgesehen von dem berüchtigten Coming-Out-Projekt, bin ich hörspieltechnisch sehr viel beschäftigt, gerade in Freiburg beim SWR, danach in Köln beim WDR. Ich habe sellbst eine CD produziert, eine wirkliche Herzensangelegenheit. Ich lese Geschichten von Hans Christian Andersen. Mehr zu dieser CD und den „coming events“ kann man auf meiner Website erfahren: www.jenswawrczeck.de

HörNews: Interessiert dich auch die Fernsehschauspielerei oder hast du dich auf Theater festgelegt?

Wawrczeck: Es hat sich einfach noch nicht (bzw. fast noch nicht) ergeben, aber ich hätte auf jeden Fall Interesse.

HörNews: Du bist als Synchronsprecher und -regisseur tätig, welches war deine letzte Regiearbeit?

Wawrczeck: Ich habe gerade eine sehr skurile Zeichentrickserie „inszeniert“: Harry and a bucket full of Dinosaurs. Sehr komisch.

HörNews: Interessiert dich auch die Arbeit als Hörspiel-Regisseur?

Wawrczeck: Ja....

HörNews: Hast du schon mal in einer Produktion gesprochen, in der Oliver oder Andreas Regie führten?

Wawrczeck: Nein.

HörNews: Was denkst du über die derzeitige „Zwangspause“ der „drei ???“ ? Würdest du – falls ein anderes Label weitermacht, erneut die Rolle übernehmen?

Wawrczeck: Ich wüsste nicht, warum ein anderes Label die Serie übernehmen sollte! Und wenn, glaube ich nicht, dass ich die Rolle weiterhin sprechen würde.

HörNews: Die "letzten Worte" an die Fans?

Wawrczeck: Trust your heart!

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Rik Verweyen

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 26. Oktober 2005

Rik Verweyen, ist Product Manager im Hause Universal Music in Berlin. Im Hörspielbereich begleitet er Produktionen wie „Gabriel Burns“ und die „Star Wars“-Filmhörspiele von der Idee bis zum Moment, wo sie im Laden stehen - ein Aufgabenbereich der nicht immer so einfach ist, wie er eventuell erscheinen mag...

HörNews: Für alle, die nicht so tief in der Materie stecken, wer ist Rik?

Verweyen: Ich bin Produkt Manager bei Universal Family Entertainment und betreue verschiedene Audio- und Video-Produktionen wie z.B. Gabriel Burns, Star Wars, Jamie Oliver oder auch Harald Schmidt.

HörNews: Was machst du in deiner Freizeit?

Verweyen: Ich höre viel Musik und sehe gerne Filme, lege als DJ auf, feiere gerne in Clubs und Bars oder springe Fallschirm.

HörNews: Wie läuft der Tag eines Product-Managers für Hörspiele ab?

Verweyen: Ich stehe in ständigem Kontakt mit meinen Lizenzpartnern und organisiere oder koordiniere verschiedene Prozesse. Es beginnt bei der Suche und Entwicklung neuer Themen, geht weiter mit der Abwicklung von Artwork und Mastern bis hin zur kompletten Vermarktung und Leitung externer Marketingagenturen.

HörNews: Wie kommt es eigentlich, das einige Serien schlicht weg nie im Laden zu sehen sind? (Knickerbocker, Penny)

Verweyen: Leider haben viele Firmen nicht den langen finanziellen und kreativen Atem, um neue Themen adäquat im Markt zu etablieren. In erster Linie liegt dies, meiner Meinung nach, an fehlenden Ideen zur Positionierung. Man kann nicht erwarten, dass der Kunde, sowie auch der Handel, jedes neue Produkt mit offenen Armen empfängt, wenn man stets die Ideen erfolgreicher Vorgänger schlecht kopiert. Nur neuartige und ungewöhnliche Konzepte schaffen es, sich im sehr engen Markt der Hörspiele und Hörbücher durchzusetzen. Leider kommt erschwerend hinzu, dass der Handel die Flächen für diese Produkte drastisch reduziert und final nur noch 4-5 Big Player überleben und vielleicht andere, auch teilweise grossartige Produktionen, keine Berücksichtigung mehr finden.

HörNews: Wann wurde euch "Gabriel Burns" angeboten?

Verweyen: Ich habe Volker Sassenberg nach Berlin eingeladen und er hat mir Gabriel Burns mit seiner ansteckenden Begeisterung vorgestellt. Zu diesem Zeitpunkt lag allerdings nur das Drehbuch und ein Teaser des Soundtracks vor. Ich war tief beeindruckt von der äusserst professionellen Produkion, die sofort an grossartige Filmproduktionen erinnert. Das hat mich und Universal Music überzeugt, dass wir einen ungeschliffenen Diamanten vor uns haben.

HörNews: Wie lang dauerten die Verhandlungen und wie schnell danach kammen die ersten Hörspiele in die Regale der Händler?

Verweyen: Verträge werden mit viel Sorgfalt und in harten Verhandlungenn beschlossen. Üblicherweise stehen nach Abschluss der Produktion - und diese Zeit kann je nach Studio variieren - die Hörspiele 4 Wochen nach Abgabe bei der Plattenfirma im Regal.

HörNews: Wie schaft ihr es immer - mehr oder weniger - pünktlich für Nachschub zu sorgen? Gibt es feste Terminvereinbarungen, oder gar richtige Meetings, damit alles glatt läuft?

Verweyen: Ja sicher. Zu einer professionellen Arbeitsweise gehören feste Deadlines und verlässliche Partner, die sich aufeinander blind verlassen können. Nahezu alle Details werden gemeinsam entschieden und Ideen im Team umgesetzt.

HörNews: Bisher gibt es nur eine Hör-DVD, ist die Welt noch nicht bereit für Burns auf DVD?

Verweyen: Das befürchte ich auch. Ich finde die Idee, ein Hörspiel über mehr als 2 Kanäle zu geniessen, absolut grossartig. Leider muss der Hörer eine Dolby-HiFi-Anlage besitzen, um das Werk so, wie es vorgesehen ist, auch zu hören. In Zukunft wird sich diese Sparte sicher vom Special Item zum Mainstream entwickeln.

HörNews: Was ist alles zu beachten, damit der Handel auch - der ja Hörspiele eher als Stiefkind sieht (oder hat sich das geändert?) - mitzieht?

Verweyen: Wir haben bei Universal Music einen fantastischen Vertrieb, der äusserst engen Kontakt mit jedem deutschen Händler pflegt. Letztendlich kann nur eine gelungene Mixtur aus tollem Produkt und gezieltem Marketing gewinnen.

HörNews: Hin und wieder tauchst du in den Inlays unter den "und.." Sprechern auf. Welche Minirollen gehen auf dein Konto?

Verweyen: Ich hatte bisher die Ehre, eine Gastrolle auf Folge 12 zu übernehmen - ich stelle das gasförmige Wesen dar. Wenn man mein Röcheln als Darstellung bezeichnen kann ;-)

HörNews: Es gibt Musik-Gast-Stars, hat die Idee, dadurch mehr Hörer anzulocken, geklappt?

Verweyen: Jimmy Pop von der Bloodhound Gang ist STARGAST der neuen Folge 15, Tatwaffe von Die Firma spricht sogar in 15 und 16 mit. Die Idee ist nach wie vor gelungen, wie ich finde, denn wo hört man z.B. Jimmy Pop erstmals Deutsch und Französisch sprechen?!

HörNews: Macht einen das nicht Stolz, schneller als John Sinclair zu arbeiten, obwohl die Vorlagen - im Falle von GB - erst geschrieben werden?

Verweyen: Es geht ja nicht um Quantität, sondern um Qualität! Ehrlich gesagt, ist es uns nicht wichtig, wie schnell andere Firmen produzieren - wir konzentrieren uns voll und ganz darauf, ein sehr hohes Niveau zu halten. Langfrisitig wird das der Unterschied zu allen anderen Serien sein - und wir sind ja erst bei Folge 16 ;-)

HörNews: Wie sieht die Zukunft von Burns aus, wieviele Folgen werden 2005 noch erscheinen und wie geht es 2006 weiter?

Verweyen: Am 04.11. erscheinen Folge 15 "Ohne Bewusstsein" und 16 "Infektös". Im kommenden Jahr geht´s dann schon im März mit zwei neuen Folgen weiter!

HörNews: ...die letzten Worte an die ewigen Kritiker, sprich: Fans? ;-)

Verweyen: Erstmal vielen Dank für euren Support! Es ist grossartig, wie ihr das Thema unterstützt, liebt oder auch hasst. Auf jeden Fall haben bei Universal Music alle die Ohren gespitzt, nach unseren tollen Aktionen, die nur gemeinsam mit euch Realität wurden! Lasst uns den Mythos begründen :-)

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Jürgen Kluckert

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 23. Oktober 2005

Jürgen Kluckert ist Schauspieler und vor allem als Synchron- und Hörspielstimme bekannt. Er leiht u.a. Chuck Norris und Benjamin Blümchen seine Stimme. In der Hörspielserie "Gabriel Burns" zeigt er, wie unheimlich seine Stimme klingen kann. In Rahmen eines 'Gabriel Burns-Special' stand uns Herr Kluckert zu einem Telefon-Interview zur Verfügung. Viel Spaß!

HörNews: Hallo! Wir sind hier bei HörNews.de und auf der anderen Leitung ist Jürgen Kluckert. Das ist die deutsche Stimme von Morgan Freeman und natürlich Chuck Norris. Im Hörspielbereich kennen wir ihn als Benjamin Blümchen und als Erzähler von Gabriel Burns. Guten Tag, Herr Kluckert! Fangen wir mal so an: Wer ist Jürgen Kluckert?

Kluckert: Jürgen Kluckert… Ganz einfache Sache! Ich bin gelernter Schauspieler. Nach langer Zeit auf der Bühne bin ich ins Synchron-Geschäft gekommen, da bin ich Sprecher und Dialog-Regisseur. Zum Beispiel für „Zauberhafte Hexen“ („Charmed“) und mache auch einiges im Hörspiel-Bereich.

HörNews: Welche Hobbies haben Sie privat?

Kluckert: Naja, so viele Hobbies habe ich nicht, das muss ich schon sagen. Ich bin nicht sehr sportlich, gehe aber sehr gerne schwimmen und seitdem ich das Internet für mich entdeckt habe, schaue ich da auch gerne mal rein.

HörNews: Wollten Sie schon immer Schauspieler werden?

Kluckert: Auf der Oberschule wollte ich noch Mathematik studieren, aber ich wäre kein Wissenschaftler geworden. Ich wäre Lehrer geworden und ich bin ganz froh, dass ich’s nicht geworden bin. Davon mal abgesehen wollte ich ziemlich zeitig Schauspieler werden.

HörNews: Was war ihre erste Rolle? War es gleich im Synchron oder Schauspielerei am Theater?

Kluckert: Ich habe schon während meiner Zeit an der Schauspielschule synchronisiert. Ich bin dann in die Provinz gegangen, ans Theater, und habe auch bald wieder synchronisiert neben dem Theater. Aber welche Synchronrolle ich als Erste hatte weiß ich gar nicht.

HörNews: In den Studios gibt es ja die sogenannten „Supervisor“. Ist es manchmal ein Problem, dass man als Stammsprecher für einen Schauspieler nicht wiederverpflichtet wird?

Kluckert: Ja! Das ist gelinde gesagt furchtbar. Die Supervisors, die dann plötzlich sagen: „Den habe ich satt, den habe ich übergehört“ sind wirklich schlimm. Die Schauspieler, die wir sprechen haben ja auch nicht plötzlich eine andere Stimme. Wenn ein Schauspieler synchronisiert, dann wird er wohl nachvollziehen können, was der Original-Schauspieler spielt.

HörNews: Ist es für Sie als Regisseur nicht auch manchmal grausam? Gab es da schon einmal den Fall, dass Sie jemand besetzen wollen und dann nicht durften?

Kluckert: Glücklicherweise hatte ich das als Regisseur nicht, denn ich mache keine sehr großen, wichtigen Filme. Ich mache seit vielen, vielen Jahren eine Serie nach der anderen. Bei Serien gibt es andere Bestimmungen und Möglichkeiten. Das passiert immer bei den großen Filmen, dass mitgeredet wird. Ich habe Redakteure. Manchmal sehr, sehr liebe und manchmal eben nicht so liebe. Aber mit denen kommt man aus.

HörNews: Da wird manchmal auch der Titel der Folge bestimmt.

Kluckert: Das ist richtig. Es sind immer drei Titelvorschläge und einer wird genommen, aber da sind wir nicht mehr zuständig.

HörNews: Gibt es einen bestimmten Bereich in ihrem Beruf, den Sie bevorzugen? Theater, Film, Lesung oder doch lieber Synchron oder Hörspiel?

Kluckert: Es gibt bei mir zum Glück keinen Bereich. Ich mache trotz allem immer noch mal Theater, jetzt ist es allerdings schon zwei Jahre her, dass ich mit Edith Hancke und Klaus Sonnenschein am Kudamm Theater gespielt habe. Ich mache das, was kommt. Ich mache gerne Hörspiele, ich mache sehr gern Synchron, ich liebe diesen Beruf. Leider habe ich bisher nur ein einziges Hörbuch gemacht, obwohl ich gerne mehr machen würde.

HörNews: Wie kommt man in der Synchron-Branche eigentlich an Aufträge? Gerade als Regisseur? Ich kann mir das nicht so richtig vorstellen, wie das entsteht.

Kluckert: Ich versuch’s mal in der Kurzfassung: Wenn man in dem Beruf in den Studios bekannt ist, dann kommt das - wie bei mir zum Beispiel - wie von selbst. Ich mache Regie seit 1982 oder 1983. Es kam einer auf mich zu und sagte „Du sprichst jetzt alles, was gut und teuer ist. Willst du auch mal Regie machen?“. So hat’s angefangen. Bei anderen klappt das auch so, bei einigen jedenfalls. Manchmal kann man sich auch bewerben und es gibt ja auch Leute, die keine Schauspieler sind und vielleicht Germanistik studiert haben oder Theaterwissenschaft, die irgendwie in das Synchrongeschäft kommen und dann auch Regie führen. Das muss nicht schlechter sein.

HörNews: Was halten Sie von den Jungschauspielern, bzw. der neuen Art, dass die den Beruf des Schauspielers gar nicht mehr erlernen und per Seifenoper in den Beruf reinrutschen? Ist das gut oder eher schlecht?

Kluckert: Die meisten sind gut, aber ich finde es eher schlecht. Ich glaube schon, dass auch der Nachwuchs diesen Beruf lernen muss. Wenn wir davon ausgehen, dass die Rollen von gelernten Schauspielern gespielt werden, dann sollten die Schauspieler, die diese synchronisieren, auch gelernte Schauspieler sein. Aber natürlich ist es so, dass die jungen Schauspieler gut von unseren Nachwuchs-Schauspielern bedient werden können – auch ohne Ausbildung -, denn die machen das ja von Kindheitsbeinen an.

HörNews: Beim Synchronisieren von Zeichentrickfilmen wird derzeit vermehrt auf berühmte deutsche Persönlichkeiten gesetzt. Ein Paradebeispiel ist Garfield. Garfield hat eigentlich bereits eine Stammstimme, für den Film wurde jedoch auf Thomas Gottschalk zurückgegriffen. Was halten Sie davon?

Kluckert: Ich halte davon nichts. Ich finde, dass die Synchronschauspieler, die wir haben dafür gut sind. Ich glaube nicht, dass jemand unbedingt ins Kino geht, nur weil dran steht, dass eine bekannte Persönlichkeit - zum Beispiel Til Schweiger - mitspricht. Es gibt wenige Ausnahmen: Wenn Otto Waalkes sowas spricht, dann ist das schon manchmal ein Highlight und dann gibt’s noch zwei oder drei andere, aber wir haben in den eigenen Reihen doch sehr talentierte Leute.

HörNews: Das finde ich auch. Manchmal bin ich deshalb erbost: Im Trailer wird’s noch richtig gemacht, weil es den Supervisor noch nicht gibt. Und dann geht man ins Kino und alle wurden umbesetzt…

Kluckert: Und dann das Geld, was da ausgegeben wird… Wenn ein Synchronsprecher vielleicht ein paar Euro mehr haben will, fliegt er raus.

HörNews: Das ist ja in Star Trek geschehen und betraf Detlef Bierstedt und Charles Rettinghaus.

Kluckert: Richtig. Man glaubt immer, weil in Amerika dran steht „Das spricht: Der und Der“, dass das Zugpferde sind und das die Leute deswegen ins Kino gehen. dann sicher sein Zugpferd und dann gehen die Leute ins Kino. Bei Dschungelbuch 2 habe ich den Balu gesprochen, vielleicht haben Sie davon gehört. Ich habe das Erbe von Edgar Ott übernommen. Dazu gehörte Benjamin Blümchen, aber auch einige andere Sachen. So kam es dazu, dass ich natürlich auch für Balu in Dschungelbuch 2 gecastet wurde. Aber was hat man mich dort hängen lassen und immer gesagt: „Nein, das wird doch nichts. Wir brauchen einen Berühmten…“. Irgendwann hat Amerika – nicht die deutschen Supervisor - dann entschieden: „Der macht’s und basta.“. Das sind eben auch alles so Dinge, die uns unzufrieden machen.

HörNews: Wie kam es eigentlich dazu, dass sie wirklich alle Rollen von Edgar Ott, die man kennt, übernommen haben? Das Kinder Überraschung, Benjamin Blümchen, der Dino-Papa, …

Kluckert: Die Sesamstraße habe ich nicht gekriegt, da bin ich nochmal gecastet worden. Das war eine ganz einfache Geschichte: Ich klang eh schon immer ein bisschen wie Edgar Ott und wenn Edgar eine Rolle nicht gekriegt hat, dann habe ich sie oft gekriegt. Und als er starb, das war 1994, da hat man natürlich einen neuen Benjamin Blümchen gesucht. Noch dazu gab es einen Film, den er zwar gesprochen hatte, aber bei dem noch ganz viele Lieder fehlten. Und da hat man sich an mich erinnert. Als alle hörten, dass ich ab jetzt Benjamin Blümchen sprechen werde, habe ich alles andere auch gesprochen. Edgar Ott hatte gerade die Dinos gemacht und in dieser Puppen-Trick Geschichte vielleicht drei oder vier Filme gesprochen und dieser Regisseur, Herr Keck, hat sich, glaube ich, sogar als Erster erinnert und hat mich sofort weitersprechen lassen.

HörNews: Aha! Ich hätte gedacht, es war zuerst Blümchen und dann kam alles Andere.

Kluckert: Nein, das war ziemlich zeitgleich. Die Dinos, bzw. den Sinclair, hatte ich schon gesprochen und bin dann gecastet worden und habe dann auch die Rolle gekriegt in Benjamin Blümchen.

HörNews: Und das Ü-Ei kam dann als Drittes wahrscheinlich?

Kluckert: Das hat sich auch so ergeben. Da haben die Ferrero-Leute angerufen und haben gefragt: „Wer spricht jetzt die Rollen von Edgar Ott?“ – „Kluckert!“. Schon war ich engagiert.

HörNews: Was macht einen guten Regisseur aus?

Kluckert: Das ist sehr unterschiedlich. Im Theater-Bereich muss ein Regisseur kreativ sein. Im Synchron hat man die Vorlage, die muss nachvollzogen werden und das muss ein Regisseur gut erkennen, was da gemacht und gesprochen werden muss, damit das richtig nachvollzogen wird. Wir sagen oft: „Wir sind die Synchron-Polizei“. Nicht etwa, was die Synchronität angeht, denn das macht ja die Cutterin. Aber wir achten darauf, dass die Stimme zum Gesicht passt, dass der Inhalt stimmt, usw. Aber den richtig kreativen Regisseur, gibt es eher am Theater oder beim Hörspiel oder bei irgendwelchen anderen Veranstaltungen. Aber nachvollziehen und das Bild zu bedienen ist nicht so kreativ. Da muss man ein gutes Gehör haben und genau wissen, welcher Kollege auf welchen Schauspieler passt. Man muss die Richtigen besetzen und das Ganze so leiten, dass ein Film draus wird.

HörNews: Wann wurden Sie für Gabriel Burns verpflichtet?

Kluckert: Auch ein Zufall. Sassenberg hat irgendeinen Zeichentrickfilm gemacht, glaube ich. Man hat ihm gesagt: „Diese Rolle könnte Kluckert sprechen.“ und plötzlich gab’s einen Anruf, ob ich den Erzähler machen will.

HörNews: Als Erzähler kann man natürlich nicht so schön spielen. Man kann aber Tiefe reinbringen und leitet die Hörer in dem Moment. Doch wie sehen Sie das? Ist die Rolle als Erzähler eher weniger angenehm oder ist die Arbeit ähnlich wie bei anderen Rollen?

Kluckert: Erzähler sind schöne Aufgaben. Wenn man Märchen macht oder andere Geschichten erzählt, ist das schon wunderschön. Das ist oftmals der Hauptpart und da hören die Leute hin. Und hier bei Gabriel Burns kann ich schon eine Menge machen. Natürlich kann sich Herr Sassenberg immer noch den Take aussuchen, der ihm am besten gefällt – wenn wir mehrere Takes gemacht haben. Letztendlich bin ich immer der, der zwar anbietet, aber nicht entscheidet. Aber das ist beim Film immer genau dasselbe. Am letzten Sonntag war ich in einem Tatort zu sehen: Sehr klein, sehr kurz. Was aber dann wirklich ausgewählt wird, von all dem, was wir gefilmt haben, das ist die Sache des Regisseurs dort.

HörNews: Haben Sie selber auch schon Burns gehört?

Kluckert: Ja, habe ich. Aber ich gebe zu: Nicht alle. Und damit sind wir ja noch ein bisschen auf Tournee gegangen, zu Radio Fritz und noch zu ein paar öffentlichen Veranstaltungen. Da habe ich das natürlich auch vorher angehört.

HörNews: Sind die Angebote seitdem gewachsen? Manchmal wächst ja die Nachfrage, nachdem man bestimmte Hörspielrollen bekommen hat, sodass manch ein Regisseur plötzlich sagt: „Mensch, den können wir ja auch mal nehmen.“

Kluckert: Naja, nicht wirklich. Ich habe zwei oder drei Rollen gekriegt, weil unbedingt jemand die Stimme von Gabriel Burns haben wollte, aber das ist so wenig gewesen…

HörNews: Abgesehen von Benjamin Blümchen, die Aufnahmen sind ja zweimal im Jahr, sprechen Sie bei Kiddinx noch den Papa bei Wendy. Wie läuft das eigentlich? Fahren Sie dann zu einer einzigen Aufnahme-Session für beide Rollen oder sind das getrennte Termine?

Kluckert: Das ist immer an anderen Tagen. Das ginge auch gar nicht, dass man das zusammen macht. Wenn ich Blümchen gemacht habe, dann habe ich auch genug. Das geht schon sehr auf die Stimme, natürlich. Wendy wird also an einem anderen Tag gemacht – von einem anderen Regisseur übrigens.

HörNews: Nochmal zurück zu Herrn Blümchen: Wie war das bei der Übernahme? Haben Sie sich da zuerst ein paar Folgen angehört? Das ist ja nun auch ein großes Erbe… Ich meine, es waren ja 70 oder 80 Folgen mit Herrn Ott.

Kluckert: Ich glaube, es waren 79 Folgen mit Edgar Ott und ich habe dann die 80. gemacht. Jetzt sind wir auch erst bei 102. Also habe ich ziemlich wenig Folgen gemacht. Allerdings habe ich wahnsinnig viele Platten gesungen: Ungefähr 13 oder 14 CDs mit Kinderliedern. Damals habe ich mir im Studio von Ulli Herzog, der ja leider verstorben ist, immer wieder Edgar Ott einspielen lassen, damit ich das einigermaßen rüberbringe und nah dran bin, sodass der Unterschied nicht so groß ist.

HörNews: Gab es irgendwelche Reaktionen von den kleinen Fans? Gibt es überhaupt Fanpost?

Kluckert: Die gibt es. Es gab zum Glück nur eine einzige Kritik: Das Benjamin Blümchen jetzt plötzlich heiserer klingen würde.

HörNews: Na das ist dann ja noch zu verkraften.

Kluckert: (lacht) Das ist ja zu verkraften, ja! Schlimmer wär’s gewesen, wenn alle gesagt hätten: „Ne, den wollen wir nicht!“.

HörNews: Das wäre sehr schade gewesen.

Kluckert: Ja, vor allem spiele ich den gern. Ich spiele den wirklich gern. Es gibt übrigens auch ein Musical, das macht eine Theatertruppe, die hatten jetzt im Tempodrom vor einiger Zeit Premiere. Da hört man mich sprechen und singen – natürlich vom Band. Die anderen sind aber live. Ich war da und fand das sehr schön und habe geguckt, wie viele Kinder mit wachen und begeisterten Augen das anschauen, das ist wunderbar.

HörNews: Da ist das Publikum sicherlich eine ganz feine Sache, weil man Feedback bekommt. Ist das im Synchronbereich ein Problem, dass man dort kein Feedback bekommt – abgesehen vom Internet?

Kluckert: Ja, das ist so. Das ist sogar viel schlimmer bei den Synchrongesellschaften: Wenn man was gut gemacht hat, wird nicht drüber gesprochen - nur, wenn’s schlecht war. (lacht)

HörNews: Das ist ja oft so im Leben. Ist es für Sie ein Unterschied, ob sie was für Kinder aufnehmen oder eher für Erwachsene? Gabriel Burns ist ja eher was für Jugendliche und Erwachsene, während Benjamin Blümchen eher für Vorschulkinder ist. Bereiten Sie sich darauf anders vor oder gehen da anders ran?

Kluckert: Eigentlich nicht, denn man macht das genauso richtig und gründlich, wie man alles macht. Irgendjemand hat mal gesagt: „Man muss für Kinder so spielen wie für Erwachsene - nur etwas besser!“. Das ist ein guter Satz, glaube ich. Ich habe jetzt vor Kurzem mal in der Klasse eines meiner Söhne, der in die sechste Klasse geht, Märchen vorgelesen und habe ihnen mal gezeigt, wie man die so lesen könnte. In dieser Altersklasse wird ja nicht so wahnsinnig viel gelesen und wenn doch, dann meist nichts Gutes. Aber ich habe das eben mal mit den Märchen gemacht und da haben sie mich dann angesprochen auf Benjamin Blümchen, Mr. Krabs, Balu, usw. und ich habe gesehen, wie begeisterungsfähig die sind. Ich glaube, man muss sich vielleicht noch mehr Mühe geben mit den Kindern, damit vielleicht was hängen bleibt und damit sie sich mit den Büchern und den Geschichten beschäftigen und nicht mit Videospielen, die Mord und Totschlag beinhalten.

HörNews: Von Benjamin Blümchen gibt’s ja auch Videospiele. Wie ist denn da die Arbeitsweise? Im Making-Of wirkt das so, als würde man nur die kleinen Mini-Sätze machen und das stelle ich mir schlimmer vor als das Synchrongeschäft.

Kluckert: Ist es ja auch. Sie haben völlig recht, es gibt nur diese Mini-Sätze und eine Geschichte kann man da nicht so wirklich erzählen. Aber weil ich die Figur „draufhabe“ und kenne, muss ich – auch wenn es nur ein Satz ist – nicht besonders überlegen und hoffe, dass Benjamin gut zu erkennen ist.

HörNews: Sie haben gerade auch gewaltverherrlichende Videospiele angesprochen. Gibt es denn irgendetwas, was Sie gar nicht machen würden als Sprecher?

Kluckert: Ich rühme mich nicht damit, aber ich habe leider auch mal für ein Kriegsspiel etwas eingesprochen. Ich habe mich darauf festgelegt, dass ich kriegsverherrlichende Projekte nicht unterstütze. Es wird einem dann aber natürlich immer erklärt, dass es nur um die Verteidigung gehe und nicht darum, einen Angriffskrieg zu führen.

HörNews: Wird man da manchmal auch reingelegt, wird das manchmal gar nicht gesagt, dass das ein Kriegsspiel ist?

Kluckert: Genau, da wird dann gesagt: „Das ist überhaupt kein Angriffskrieg. Da geht es nicht um Kriege. Die werden nicht verherrlicht, sondern eigentlich wird nur mitgeteilt, wie schlimm Kriege sind!“. Mit solchen Phrasen bin ich reingelegt worden.

HörNews: Das ist natürlich nicht so schön. Hören Sie selbst Ihrer Freizeit auch Hörspiele oder Hörbücher?

Kluckert: Wirklich viel höre ich nicht. Von meinem Kollegen Bierstedt habe ich schon einiges gehört. Und hier und da höre ich natürlich schon ein paar Titel, aber nicht so wahnsinnig viel. Wenn man 8 Stunden im Atelier war, dann kommt man nach Hause und schaut höchstens noch die Tagesschau und dann wird genau geprüft, ob der Nachrichtensprecher wirklich synchron ist… Bis einem auffällt, dass eine Live-Sendung natürlich immer synchron ist. (lacht)

HörNews: Lesen Sie denn dann viel als Ausgleich?

Kluckert: Ja, ich lese durchaus das ein oder andere Buch. Natürlich muss ich auch zur Vorbereitung auf die Rollen einiges lesen.

HörNews: Was gibt’s denn demnächst Neues von Jürgen Kluckert?

Kluckert: Neues gibt es eigentlich nicht so wirklich, ich habe zurzeit immer noch mit „Charmed – Zauberhafte Hexen“ zu tun. Wir machen demnächst das achte Jahr Charmed und das ist vorzubereiten. Ich hoffe, dass ich jetzt noch ganz viele Filme mit meiner Stimme synchronisiere. Und dann ab Dezember geht’s wieder mit der Regie los und mit anderen Sachen. Vielleicht meldet sich auch der Verlag wieder und ich mache wieder ein Hörbuch. Ach so und in dieser Woche muss ich noch ganz fleißig sein, denn nächstes Wochenende singe ich wieder neue Benjamin Blümchen Lieder und zwar diesmal mit dem Thema Fußball.

HörNews: Das ist bestimmt wieder ein Lizenzprodukt oder so für die Fußball-WM im nächsten Jahr.

Kluckert: Das ist ein Produkt für die Fußballweltmeisterschaft und für die Jungs und Mädchen, die darauf warten.

HörNews: Ja, dann sind wir ja schon fast am Ende. Sie haben jetzt das letzte Wort an die Hörer.

Kluckert: Ich wünsche mir, dass viele, viele Leute auch weiter Hörspiele und Hörbücher kaufen und hören und, dass sie uns wohlgesonnen sind, Es gibt ja immer wieder Leute, die sagen: „Wir brauchen gar keine Synchronisation der Filme mehr. Wir gucken lieber das Original!“. Ich glaube, wir haben einen wesentlichen Beitrag geleistet, dass Filme überhaupt angeschaut werden: Viele der amerikanischen Stars würden wir gar nicht am Gesicht erkennen, wenn die Filme immer untertitelt wären. Die Leute würden langsam lesen und kaum nach oben gucken können. Ich wünsche mir, dass viele uns Synchronsprecher mögen. Denn wir bleiben immer im Dunkeln, werden nie Stars und sind trotzdem fröhlich.

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Frank Gustavus

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 09. Oktober 2005

Frank Gustavus, ist „Hörspielmacher“ und gab sein Debut mit „Jack the Ripper“. Sein Label Ripper Records sorgt seitdem für Nachschub in der Hörspielwelt. Frank sprach mit uns über sein Projekt „Die vergessene Welt“, nach Sir Arthur Conan Doyle...

HörNews: Frank, eine Menge Fans kennen dich, aber mit Sicherheit nicht alle! Erzähl mal ...wie war das nochmal mit "Ripper Records"? Warum und wann wurde das Label gegründet?

Gustavus: Das Label wurde im Frühjahr 2001 gegründet, weil ich gern die Hörspiele machen wollte, die ich selbst gern im Laden gekauft hätte (kaufen würde), die es aber nicht gab – Hörspiele für Leute, die aus den Europa-und-Co.-Stiefeln rausgewachsen sind.

HörNews: Welche Hörspielserien und / oder Hörspiele kennst du persönlich?

Gustavus: An Serien so ziemlich alle, die bis ´82 produziert wurden. Bei der Neon-Gruselserie bin ich dann ausgestiegen – war mir zu gruselig! Somit sind z.B. Larry Brent, Macabros und Co. an mir vorbeigegangen. Die gänigen Serien ab dem Jahr 2000 sind mir dann wieder geläufig. Die mir bekannten Einzelhörspiele aufzuführen, würde zu weit führen, es sind zu viele!

HörNews: Schielst du nach den Kollegen, um zu sehen wie sich der HSP-Markt entwickelt?

Gustavus: Natürlich gucke ich hin und wieder, was die anderen so machen. Und es bietet sich stets das gleiche Bild: Horror/Grusel- oder Mysterygeschichten sind angesagt.

HörNews: Welches Genre hast du bisher nicht gemacht, aber brennt dir unter den Nägeln?

Gustavus: Ein Western

HörNews: Wieso ausgrechnet einen Western? Und wenn, würdest du eine Geschichte schreiben, oder doch lieber einen Klassiker vertonen? Karl May?

Gustavus: Ich würde wahrscheinlich eine eigene Geschichte schreiben – basierend auf historischen Ereignissen.

HörNews: Klaus Sonnenschein ist die Synchronstimme Bob Hoskins, dieser hat in einer TV-Version von "Die vergessene Welt" mitgespielt. Zufall? Oder beabsichtigte Besetzung?!

Gustavus: Zufall! Ich hatte Klaus Sonnenschein schon als Wunschbesetzung für die Rolle des Professor Challenger auf der Liste, als ich den TV-Film noch gar nicht kannte. Als ich ihn dann im Film als Hoskins/Challenger hörte, war ich hoch amüsiert und gleichzeitig war klar, daß die Frage nach der „Gleichbesetzung“ irgendwann kommen würde.

HörNews: Wann begann die Arbeit an "Die vergessene Welt"?

Gustavus: Das Skript habe ich im Winter 2004 geschrieben, gleichzeitig liefen die Entwürfe für Coverillustration und Booklet. Die Besetzung hat im Februar 2005 stattgefunden, die Berlin-Sprachaufnahmen sind im April über die Bühne gegangen und Peter Weis als Erzähler haben wir im Mai in Hamburg aufgenommen. Währenddessen habe ich die komplette Sprache geschnitten und an Geräuschemacher und Komponist weitergeleitet, die dann ihre Arbeit verrichteten. Im Juli und August wurde „Die vergessene Welt“ in Hamburg gemischt.

HörNews: Wie lange dauerten Lizenzverhandlungen / Rechteabklärung?

Gustavus: Lizenzverhandlungen gab es nicht, da ich „The Lost World“ neu aus dem Englischen übersetzt habe, aber bezüglich der Autorenrechte gab es einige Schreckensmomente. Die Witwe eines Film-Regisseurs, der irgendwann in den 50ern einige Holmes-Adaptionen gedreht hatte, beanspruchte die Conan Doyle-Vermarktungsrechte weltweit für sich, unterlag aber per Gerichtsurteil Dame Jean Conan Doyle, der Tochter des „Lost World-“ und „Sherlock Holmes“-Erfinders, die die alleinige Rechtsinhaberin ist. Wie mir ihr Washingtoner Advokat mitteilte, sind einige Conan Doyle-Stoffe in den USA weiterhin geschützt, in Europa allerdings frei zugänglich – vorausgesetzt, man übersetzt sie neu. Das ganze Hin und Her hat einige Wochen gedauert, da war das Skript allerdings schon so gut wie fertig.

HörNews: Waren alle Wunschkandidaten von Anfang an mit dabei, oder mußten Kompromisse geschlossen werden?

Gustavus: Nein, alle Sprecher waren sofort mit an Bord.

HörNews: Du nimmst sehr viel in der Gruppe, wie früher beim guten alten Radiohörspiel, auf. Warum? X-en (Einzeln aufnehmen und zusammenschneiden) ist modern und einfacher, sagen einige deiner Kollegen!

Gustavus: Natürlich ist es einfacher, aber wenn die Sprecher im Ensemble spielen, bekommt man Zwischentöne, die beim X-en wegfallen. Die Sprecher können sich gegenseitig ins Wort fallen, man hört das Atmen des einen unter der Sprache des anderen. Es ist viel lebendiger!

HörNews: Wie teilst du dir die Zeit ein? Hast du einen festen Zeitplan für die Produktion, oder wird schön eins nach dem anderen abgearbeitet?

Gustavus: Zuerst wird das Buch geschrieben, dann werden die Sprecher besetzt und das Studio gebucht. Nach den Aufnahmen kommen Schnitt, Musik und Geräusche an die Reihe. Diese Arbeit kann man nicht auf den Tag genau planen. Für die Mischung gibt es dann wieder einen festen Studiotermin.

HörNews: Wie läuft ein Aufnahmetag ab? Nüchterne Aufnahmearbeiten, oder wird sich anschließend mit der Besetzung unterhalten und Käffchen oder Tee getrunken?

Gustavus: Wenn die Sprecher kommen, gibt es erst mal Kaffee und es wird ein wenig gequatscht. Dann werden, falls erforderlich, noch einzelne Rollen durchgesprochen und es geht ans Aufnehmen. Zwischendurch werden Pausen gemacht, in denen sich natürlich ebenfalls unterhalten wird. Der eine Sprecher geht, der andere kommt – es ist immer ganz schön was los. Wenn die Aufnahmen beendet sind, wird abermals geplauscht und dann ist der Spuk auch beizeiten vorbei.

HörNews: Werden die kommenden "Challanger-Abenteuer" wirklich Lesungen, oder gibt es eine Chance, dass auch daraus Hörspiele entstehen?

Gustavus: Es werden definitiv Lesungen. Wann sie erscheinen, steht noch nicht fest.

HörNews: Welches Hörspielprojekt steht als nächstes an?

Gustavus: Es gibt ein paar Ideen, trotzdem werden weiterhin Stoffe gesichtet. Mit anderen Worten: Alles ist möglich!

HörNews: ...und last but not least: Die letzten Worte an die Fans?

Gustavus: Reist in Scharen in „Die vergessene Welt“, und seid versichert: Die Hörsaalszenen sind keineswegs in die Hose gegangen – so klingt nun mal ein Hörsaal! :-) ** Wir hören uns.

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Klaus Lauer-Wilms

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 16. August 2005

Klaus Lauer-Wilms ist Regisseur der neuen Krimiserie Peter Lundt. Die noch junge Serie erscheint beim Label Hörformat.

HörNews: Wer oder was steckt hinter der Serie? Bitte stellt Euch kurz vor.

Lauer-Wilms: Hörformat ist ein neues Hörspiellabel aus Hamburg. Almuth Galach und ich haben uns vor zwei Jahren entschlossen nicht mehr nur zuzuhören. Wir wollen selbst Hörspiele machen. Almuth übernimmt die kaufmännische Seite und das Bauchgefühl für neue Ideen. Ich bin Schauspieler / Sprecher und die Lokomotive des Ganzen. Gemeinsam sind wir ein gutes Gespann für ausgefallene Ideen.

HörNews: Wer hatte die Idee zur Serie?

Lauer-Wilms: Eine Serie zu machen ist in erster Linie eine wirtschaftliche Entscheidung. Irgendwann muss sich ein Produkt rechnen und eine Serie schafft das leichter. Die Idee zu dem Stoff Peter Lundt hatte Arne Sommer, der Autor der Geschichten. Uns interessieren gute Ideen und so haben wir uns gefunden.

HörNews: Warum ein blinder Detektiv?

Lauer-Wilms: Arne Sommer, hat die Figur entwickelt. Er überlegte welche Hauptfigur für ein Hörspiel besonders geeignet wäre und kam auf einen blinden Detektiv, weil man ihm alles erzählen muss, also er den Fall nur hört, nicht sieht, und der Zuhörer so den Fall durch Peter Lundt’s Ohren erleben kann. Also im Grunde perfekt für ein Hörspiel.

Mark Bremer und Elena Wilms bei der Arbeit im Studio
Peter Lundt (Mark Bremer) und Anna (Elena Wilms) bei der Arbeit

HörNews: Wie waren die ersten Reaktionen der Hörer und der Presse?

Lauer-Wilms: Die Reaktionen waren und sind super positiv. Die Hörer sind durch die Bank begeistert und wir erhalten viele Mails von Hörern, die sich über unsere Arbeit freuen. Die Medien sind ziemlich schwer zu erobern. Wir haben keine ‚Promis’ oder öffentlich-rechtliche Werbeetats, aber wir kommen langsam und stetig weiter.

HörNews: Warum habt ihr euch für ein Papp-Schuber entschieden, statt der üblichen Jewel-Case?

Lauer-Wilms: Hörspiel hat etwas mit Sinnlichkeit zu tun. Und wenn man das konsequent weiterdenkt, muss man auch die Verpackung zu etwas sinnlichem manchen. So entstand auch der Braille-Aufkleber. Für Blinde enthält er eine echte Information (den Titel) und für Sehende eine Möglichkeit etwas Fremdes zu entdecken. Es ist einfach der Versuch eine runde Sache zu machen.

HörNews: Gibt es einen "Fahrplan" der Serie, oder wird immer Folge für Folge ein Abenteuer ausgedacht?

Lauer-Wilms: Wir lassen dem Autor größtmögliche Freiheit. Seiner Fantasie muss das Ganze entspringen und ich glaube, wenn er kreativ arbeiten kann, kommt am Meisten raus. Natürlich sammeln wir auch gern Ideen und besprechen sie mit Arne Sommer.

Mark Bremer im Studio
Peter Lundt alias Mark Bremer

HörNews: Wie lang dauerte es von der Entwicklung bis zur eigentlichen Produktion?

Lauer-Wilms: Das erste Gespräch mit dem Autor fand fast ein Jahr vor Produktionsbeginn statt. Der erste Teil ‚Peter Lundt und das Keuchen des Karpfens’ kam im Oktober 04 in den Handel. Seither haben wir es geschafft eine Episode im Quartal zu produzieren.

HörNews: Habt ihr vor weitere Serien zu produzieren?

Lauer-Wilms: Klar wollen wir noch andere Dinge produzieren. Dazu braucht es finanzielle Mittel und die Erfahrung, dass das was wir machen auch funktioniert. Aber darauf freuen wir uns schon jetzt.

HörNews: Welches Genre würdet ihr gern machen?

Lauer-Wilms: Ideen sind da! Lesung, Reise, Feature, wir können uns sehr viel vorstellen, aber alles zu seiner Zeit!

HörNews: Eure "letzten Worte" an die Hörer?

Lauer-Wilms: Was wir machen, machen wir gern und freuen uns, wenn es euch gefällt.

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Hilla Fitzen

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 23. Juni 2005

Hilla Fitzen ist Product-Manger bei EUROPA. Sie ist für alle Europa-Klassiker und für die Enid Blyton Serien "Fünf Freunde" und "Hanni und Nanni" zuständig. Mit uns spricht sie über die "Originale", die ebenfalls unter ihrer Leitung entstanden sind...

HörNews: Wer hatte die Idee zu dieser Collection?

Fitzen: Seit Jahren wühle ich immer wieder im Archiv und dabei ist zunächst die Rückkehr der Klassiker entstanden. Doch auch viele Einzeltitel begegneten mir, die ich noch aus meiner Kindheit kannte. Viele von uns wünschten sich die Rückkehr dieser Titel doch wir wollten sie nicht als Einzeltitel ins Rennen schicken sondern einen EUROPA-Rahmen schaffen und so entstand nach und nach die Serienidee zu "EUROPA-Die Originale". Als mir dann noch eine Vinyl CD über den Weg lief, war meine persönliche Wunschwiederveröffentlichung komplett.

HörNews: Gab es Klassiker die aufgrund "Alterschwäche" nicht mehr genommen werden konnten?

Fitzen: Nein - nicht in diesem Repertoirebereich.

HörNews: Ist die Auswahl nicht schwer gefallen?

Fitzen: Ja - das ist mir sehr schwer gefallen. Doch es half, dass wir Hörspiele aus verschiedenen Genres anbieten wollten. Wir wollten auf jeden Fall Western, Fantasy, Seefahrergeschichten, Legenden, klassische Dramen dabei haben.

HörNews: Wie wurde die Auswahl der Titel getroffen, immerhin gibt es ein Rieeesen Archiv für Klassiker-Einzeltitel?

Fitzen: Ich hatte zunächst eine eigene Wunschliste von 40 Titeln und Wunschlisten vom Studio und von Kollegen. Dann ging es ans Durchhören, Erinnern, Beurteilen, Zusammenstellen und Brüten über der Titelliste. Wichtig war, viel Abwechslung mit reinzubringen und schon in der 1. Staffel zu zeigen, wie breit das Archiv-Angebot ist.

HörNews: Warum wurde Winnetou I mit in die "Serie" genommen? Würde sich nicht eine "Karl-May-Reihe", aufgrund der großen Anzahl der May-Titel anbieten?

Fitzen: Das ist sicherlich zu einem späteren Zeitpunkt denkbar. Wir wollten uns im ersten Schritt jedoch auf eine "Klassiker"-Serie konzentrieren. Und da durfte Winnetou natürlich nicht fehlen.

HörNews: Ist die Lizenz ein Problem, wenn soviel verschiedene Werke, von verschiedenen Autoren, in einer Serie vereint werden?

Fitzen: Nein - das ist ganz unproblematisch gelaufen, da es ja keine inhaltiche Vermischung gibt

HörNews: Was machst du, wenn du nicht an neuen Klassikern arbeitest?

Fitzen: Von der Wiederveröffentlichung weiterer Klassiker träumen:-) Fünf Freunde, Hanni und Nanni, Girlshörspiele, Hui Buh, Die Maus, Der kleine Vampir.... das sind Serien, um die ich mich sonst noch kümmere.

HörNews: Warum wurden "Die Rückkehr der Klassiker" eigentlich wieder aus dem Handel genommen?

Fitzen: Wir merkten, dass der Markt langsam gesättigt war und so entschieden wir uns, Platz für Die Originale zu schaffen. Und das schöne an unserem Internet-Shop ist ja, dass immer auch jede Wunschfolge bestellt werden kann, nach dem Handel zum Schluss hin lange gesucht werden musste. Und war wichtig, auf jeden Fall die Titel weiterhin anzubieten.

HörNews: Wie geht es mit "Klassiker" bei EUROPA weiter?

Fitzen: Das steht im Moment noch nicht genau fest. Ich drücke uns allen die Daumen für die 2. Staffel der EUROPA-Originale. Dazu gibt es hoffentlich schon bald Neuigkeiten...

HörNews: Abschließende Worte an die Fans?

Fitzen: Ich freue mich dass ihr euch auch so freut über die Originale wie ich. Und dass ihr von der Vinyl CD genauso begeistert seid! Und hoffentlich können wir auch beim nächsten Mal viele Wünsche erfüllen!

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Ute Szalkowski

Ein Interview von Markus Stengelin
geführt am 14. März 2004

Ute Szalkowski ist Vertriebsassistentin bei Aktive Musik und sprach mit Markus Stengelin über die Entstehung des Label Igel Records und anderen. Wir hoffen euch gefällt das Interview!

HörNews: Können Sie kurz auf die Entstehungsgeschichte Ihres Verlages eingehen (Gründer, Gründungsjahr, erste Produkte, Zahl der Mitarbeiter.

Szalkowski: Der Musikverlag Aktive Musik besteht seit 1987, das Kinderlabel Igel-Records ist jetzt fast dreizehn Jahre jung. Von Anfang an dabei und auch heute noch als Geschäftsführer tätig sind Werner Hübel und Helga Reichel, sowie der für die Eigenproduktionen zuständige Rudi Mika. Zusätzlich personell verstärkt wurde noch der Vertriebsbereich sowie die Abteilung Rechte und Lizenzen.
IGEL-RECORDS hat von Anfang konsequent Qualität gesetzt und sich im Kinderbereich eine eigene Nische geschaffen, mit anspruchsvollem Unterhaltungsprogramm für Kinder, jenseits von Tümelei oder billigem Klamauk.
Diese hochwertige Produktentwicklung wurde durch zahlreiche Preise und Nominierungen bestätigt, u.a. durch die Nominierung für die hr2-Hörbuch-Bestenliste (zuletzt für „Wie Dilldapp nach dem Riesen ging“ von Tankred Dorst, als persönlicher Tipp im Februar 04) oder auch durch den Preis der deutschen Schallplattenkritik (ebenfalls “Dilldapp“ 2004)
IGEL-RECORDS ist ein Tonträgerlabel speziell für Kinder. Es wurde bekannt mit großartigen und erfolgreichen Liederproduktionen von Autoren wie Frederick Vahle, Klaus W. Hoffmann, Klaus Neuhaus, Ferri u.v.m.
Generationen von Kindern lieben diese Lieder. Sie fliegen mit „Anne Kaffeekanne“ durch die Kinderzimmer und reichen sich beim Katzentatzentanz fröhlich die Hände. Gäbe es bei den Charts eine Kinderrubrik, stünde auch der Titel „Wenn der Elefant in die Disko geht“ seit Jahr und Tag in den Top-Ten. Solche und andere Kinderhits findet man auf den Tonträgern und Liederbüchern wie „Hundert flinke Hasen“ oder „Lass uns kuscheln. Auch die ganz Kleinen sind bei IGEL-RECORDS gut aufgehoben. Traditionelle Kinderlieder, wie sie die Großeltern noch kennen, präsentieren sich frisch und unverbraucht bei „Bi-Ba-Butzemann“, „Wie das Fähnchen auf dem Turme“ u.a.

HörNews: Welche Schwerpunkte hat Ihr Verlagsprogramm?

Szalkowski: Neben dem erfolgreichen Liederprogramm hat IGEL-RECORDS in den vergangen Jahren sein Programm mit Hörbüchern kontinuierlich ausgebaut. Wir bringen Werke von bekannten Kinderbuchautoren auf Tonträger heraus, wie z.B. James Krüss, Uwe Timm, Cornelia Funke, Dimiter Inkiow, Peter Hacks, Helme Heine, Jujja+Tomas Wieslander, Christian Bieniek, Willi Fährmann.
Seit Jahren ungebrochen auf Erfolgskurs sind die von Dimiter Inkiow neu erzählten Geschichten aus der Griechischen Mythologie. Sie sind ein unerschöpflicher Fundus an kondensierter menschlicher Erfahrung, Weisheit, Göttlichem, Menschlichem und Allzumenschlichem. Die humorvolle und lockere Art der Aufbereitung der Griechischen Sagen bildet die Erfolgsbasis dieser Reihe, die spannende Unterhaltung sowohl für Klassikfreunde als auch für Kinder darstellt! Über 100.000 verkaufte Exemplare! Das Alte und Neue Testament, ebenfalls von Dimiter Inkiow neu erzählt führt kurzweilig und ohne jede süßliche Betulichkeit in die Welt der Bibel.
In fast schon historisch zu nennenden Aufnahmen mit bekannten Sprechern wie z.B. Hans Clarin, Benno Sterzenbach, Margot Trooger, H.J. Diedrich macht IGEL-ECORDS Klassiker der Abenteuerliteratur neuen Hörerschichten zugänglich. Hörspielbearbeitungen von Jules Verne „In 80 Tagen um die Welt“, „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“, „Die Millionen des Kamylk Pascha“, B. Travens “Das Totenschiff“, Jonathan Swifts „Gullivers Reisen“ oder Bearbeitungen der Geschichten und Sagen aus biblischer Zeit („Der Stab des Moses“, „Josef und seine Schwester“) sprechen die ganze Familie an.

HörNews: Woher kommt der Name „IGEL-RECORDS“?

Szalkowski: Wir haben unser Label IGELRECORDS auf der Frankfurter Buchmesse 1991 aus der Taufe gehoben. Unser Motto war damals wie heute „immer eine Hasenlänge voraus“. Wie ein Igel sind wir klein, aber widerborstig und liebenswert. Das Widerborstige und Anregende ist ein wichtiger Bestandteil unserer Programme. Freude und Nachdenklichkeit gehören bei uns zusammen, so lassen sich die kleinen Zuhörer geistig-seelisch am besten fordern und fördern.

HörNews: Zum Thema Klassiker:
Wie kommen Sie an Klassiker? (z.B. Verne)

Szalkowski: Viele gute Produktionen schlummern in den Schallarchiven der Sender. Aufgrund der langjährigen und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit einigen Rundfunkanstalten bekommt der Verlag von diesen geeignete Produktionen angeboten.

HörNews: Wovon hängt ab, ob ein Klassiker in Ihr Programm aufgenommen wird?

Szalkowski: Alles muss stimmen: Autoren, Inhalte, Sprecher, und es muss in unsere Programmlinie passen. Der Inhalt muss also gut sein und es muss Verkaufbar sein.

HörNews: Wie aufwendig ist die Klärung von Rechtsfragen, wenn es um die Wieder-Veröffentlichung eines Klassikers/Radiohörspiel geht.

Szalkowski: Das ist Fall zu Fall verschieden. Wenn ausländische Verlage beteiligt sind, dann ist es schwieriger, weil verschiedene Rechteinhaber gefragt werden müssen. Die Klärung der Rechte ist insgesamt eine aufwendige, wenn auch notwendige Angelegenheit.

HörNews: Mit welchen Sprechern, Regisseuren und Studios arbeiten Sie vorwiegend bei Eigenproduktionen zusammen?

Szalkowski: Wir arbeiten mit professionellen SprecherInnen wie z.B. Friedhelm Ptok, Udo Wachtveitl, Hans Peter Korff, Peter Kaempfe, Sophie von Kessel, Hannelore Hoger, Rufus Beck, Matthias Haase, Hermann Lause und Hans Clarin u.a. zusammen.
Unsere eigenen Produktionen werden in erster Linie von unserem Produzenten Rudi Mika gemanaged.
Bei der notwendigen Qualitätskontrolle kommt uns zugute, dass der Verantwortliche, Rudi Mika, nicht nur ein Produzent mit jahrzehntelanger Berufserfahrung ist, sondern auch als Liedermacher und Instrumentalist selbst erfolgreich kreativ arbeitet.

HörNews: Welche Produktionen sind in Zukunft zu erwarten?

Szalkowski: 2004 plant IGEL-RECORDS die Veröffentlichung von etwa 40 neuen, überwiegend eigenen Produktionen. Die ersten Titel erscheinen im Februar; darunter von Dimiter Inkiow Die Bibel – Die Geschichten des Neuen Testaments, Sprecher Peter Kaempfe und von Per Olof Enquist Großvater und die Wölfe, parallel, zum einen, als Hörbuch, Erzähler Udo Wachtveitl, sowie – in Kooperation mit dem SWR – als Hörspiel, u.a. mit Hans Peter Korff (Großvater) und Julia Hummer (Mina)

HörNews: Liegt Ihr Schwerpunkt weiterhin bei Kinderliteratur oder sind auch Hörbücher/Hörspiele für Erwachsene in Planung?

Szalkowski: Wir werden auch in Zukunft das weiter machen, was wir am besten können: gute Unterhaltung für Kinder zu produzieren. Wie bisher setzen wir darauf, dass über den Erfolg von IGEL-RECORDS die Qualität der unter diesem Logo erscheinenden Produktionen entscheidet. Die Entwicklung besonders der letzten Jahre bestärkt uns, daran auch in Zukunft festzuhalten. Wir werden uns auch künftig auf Produkte für die Zielgruppe Kinder von 3 bis 8 Jahren konzentrieren. Wir erleben aber auch, dass nicht wenige unserer Produkte begeisterte Hörer außerhalb dieser Altersschranke finden. Das gilt ganz besonders für die Griechischen Sagen oder unsere anderen Klassiker.

HörNews: Wo sind Ihre Produkte erhältlich?

Szalkowski: Unsere Tonträger gibt es in erster Linie im Buchhandel, hier hatten wir im vergangenen Jahr ein Umsatzplus von 34% zu verzeichnen. Unser Vertriebspartner, die Verlagsgruppe Friedrich Oetinger, hat daran einen großen Anteil. Ebenso wie das eigene Hörbuchprogramm, das wir mit dem ARENA Verlag entwickelt haben.
Aber auch im Spielwarenhandel und in Musikgeschäften sind unsere Produkte zu finden. Auf unserer Internetseite www.igel-records.de kann unser aktuelles Programm eingesehen werden.

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Irina von Bentheim

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 23. Februar 2004

Irina von Bentheim ist die deutsche Stimme von "Carrie" in SEX AND THE CITY. Passend zur kommenden Veröffentlichung des Hörbuches zur TV-Serie, steht Frau von Bentheim Rede und Antwort in diesem kleinen Interview. Viel Spaß!

HörNews: Erzählen Sie mal ein wenig: Wer ist Irina von Bentheim?

von Bentheim: Ich bin quasi vor und hinter Kamera und Mikrofon groß geworden. Von Wolfgang Liebeneiner entdeckt, stand ich schon als 6jährige neben Werner Hinz, Heinz Erhard oder Peter Alexander vor der Kamera. Seit ich mich in meinem ersten Kinofilm selber synchronisieren mußte, leihe ich auch anderen Schauspielerinnen meine Stimme.
Mich hat nicht nur die Arbeit vor der Kamera interessiert, sondern auch die hinter der Kamera. Als Kamera-Assistentin, Tonfrau und Reporterin arbeitete ich für verschiedene Fernsehsender, bis ich dann meine große Leidenschaft, das Radio, entdeckte. Für Rias2 habe ich vom Fall der Mauer bis zu einem Bungee-Jump mit Mikrofon die schönste Radio-Zeit mit gestaltet und miterlebt.
Der Schauspielerei bin ich immer treu geblieben und mit musikalischen Lesungen um die ganze Welt getourt. Vor Publikum zu lesen ist auch so eine Leidenschaft von mir. Inzwischen lese ich auch immer öfter eigene Texte und kann schon behaupten, daß ich hier in Berlin ein Stammpublikum habe. Nebenbei schreibe ich eigene Bühnenstücke und Drehbücher und wenn meine Zeit es zuläßt, stehe ich, wie letzten Sommer in einer Berliner Posse mit Gesang und Tanz, auf der Bühne.
Privat bin ich eine große Anhängerin des Ayurveda, ernähre mich rein vegetarisch und betreibe Yoga und Meditation, um mich gesund und fit zu halten.

Cover des Hörbuchs zu Sex and the City

HörNews: Sie haben mit "Sex and the City" nun das Hörbuch als Leserin kennengelernt. Wie gefiehl Ihnen die Arbeit? Ist der "Berg" der abgearbeitet wird eine Last, oder eine Herausforderung?

von Bentheim: Schon lange träume ich davon, Hörbücher zu lesen. Hier hat sich mir eine große Herausforderung geboten. Es war eine sehr konzentrierte,sehr anstrengende und ungeheuer erfüllende Arbeit. Es ist schon ein riesiger Unterschied, ob man Texte liest, die zum Lesen oder zum Sprechen geschrieben wurden. Ich bin sehr glücklich darüber, daß wir es geschafft haben ein Produkt zu schaffen, das tatsächlich mit der Fernsehvorgabe mithalten kann.

HörNews: Hören Sie auch Hörbücher?

von Bentheim: Ich liebe es zu lesen, aber ich liebe es auch schon seit Jahren "Am Morgen vorgelesen" im Radio zu hören. Insofern sind Hörbücher, wenn sie mit Liebe gemacht sind(wie die vom Audio-Verlag), was ganz feines. Dafür lass ich gern den Fernseher aus.

HörNews: Was halten Sie persönlich von der Serie ?

von Bentheim: "Sex and the City" ist die einzige Serie, die ich mir wirklich ansehe. Das ist keine Eitelkeit, ich habe schon in unzähligen Serien große Rollen gesprochen, und sehe sie mir deswegen noch lange nicht an. "Sex and the City" ist was ganz spezielles. Mir gefällt der Humor, die intelligente Inszenierung, die absolut auf den Punkt gebracht ist und von der wir uns wirklich nur eine Scheibe abschneiden können.

HörNews: Gibt es etwas in ihren Beruf, was Sie gerne machen würden, aber noch nie machen konnten / durften? (Regie? Hörspiel? Drehbücher?)

von Bentheim: Bisher habe ich soviel vor dem Mikrofon, der Kamera und auf der Bühne gestanden, daß ich noch nicht zum Regie-Führen gekommen bin. Aber das wird eines meiner nächsten Projekte. Es kribbelt mir förmlich in den Fingern.

HörNews: In der Filmbranche steigt die Gage, nach einer guten Rolle. Steigt der Marktwerk einer Synchronstimme auch, wenn eine feste Rolle über Jahre gesprochen wurde?

von Bentheim: Beim Synchron haben wir seit 40 Jahren dieselben Gagen. Dies ist wohl die einzige Branche, bei der sich in der Hinsicht nichts bewegt. Nur haben wir heutzutage das vierfache Pensum. Reich wird man in diesem Beruf nur noch an Erfahrung. Nur mit der Werbung kann man noch Geld verdienen, aber auch von da kommen, seit der Kirch-Pleite, auch nicht mehr viele Aufträge.
Wenn eine Stimme so exponiert ist, hat das übrigens nicht nur Vorteile. Viele Auftraggeber können sich nämlich nicht vorstellen, daß eine Stimme in einer anderen Rolle auch anders klingt, und besetzen einen nicht mehr.

HörNews: Gibt es Kollegen oder Kolleginnen als Vorbild?

von Bentheim: Wenn ich Ihnen Namen wie Marianne Groß, Susanna Bonasevicz, G.G. Hoffmann, Hubertus Bengsch oder Andreas Fröhlich nenne, sagen die Ihnen vielleicht nicht viel. Das sind Synchronstars und die deutschen Stimmen von Cher, Isabella Rosselini, Paul Newman, Richard Gere oder Edward Norton.
Um eine Schauspielerin von der Leinwand zu nennen, die mich immer wieder aufs neue überrascht, da fällt mir Naomi Watts ein, der ich meine Stimme leihe (Mullholland Drive, Grabgeflüster, Der Ring..)

HörNews: In Sachen Mode hat Carrie immer die Nase vorn. Macht Sie das als Stimme nicht manchmal etwas neidisch, nur zusehen zu dürfen?

von Bentheim: Nein, ganz im Gegenteil. Es ist doch wunderbar, daran teilhaben zu dürfen. Welch großes Glück, an so einer brillianten Produktion beteiligt sein zu dürfen (und dafür nicht sein Privatleben aufgeben zu müssen). Wo in Deutschland gibt es schon so eine Chance. Und mal ganz ehrlich: das was da irrsinnig teuer und irrsinnig hip ist, gefällt mir nur äußerst selten.

HörNews: Ein letzes Wort an ihre "StimmenFans" ? :-)

von Bentheim: Das Hörbuch kommt am 25.2. in den Handel. Ich garantiere einen Hörgenuss sowohl für eingefleischte Fans, als auch für "Sex and the City-" Muffel (die es tatsächlich geben soll).
Im Mai/Juni ist das Hörbuch mit einer One-Woman-Performance auf Tour:
Sex and the City - Die Lesung! Die deutsche Stimme der Carrie live on stage! Alle Termine und Orte finden sie bald auf meiner Website irinavonbentheim.de, die in Arbeit ist und auf: ass-concerts.de.

HörNews: Danke für das Interview!

von Bentheim: Ich bedanke mich auch!

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Volker Sassenberg

Ein Interview von Markus Stengelin
geführt am 01. Dezember 2003

Volker Sassenberg ist Produzent von Hörspielserien und in aller Munde seit "Point Whitmark". Zum Start der neuen Serie "Gabriel Burns", steht er Rede und Antwort. Viel Spaß beim Lesen!

HörNews: Wie kamst du zur Hörspielregie?

Sassenberg: Das ist schon die schwierigste Frage gleich zu Anfang. Also, ich bin schon immer totaler Hörspielliebhaber gewesen. Ich habe schon als Kind angefangen, die ganzen Europa-Produktionen zu hören, „Der kleine Muck“, usw. Ich habe auch noch zwei Geschwister und wir haben das ja noch auf Platte gehört, diese zerkratzten Dinger mit diesen komischen Plattenspielern, wo immer mehr Scheppern rauskam, als alles andere. Aber nichts desto Trotz hab ich das total geliebt. Eines meiner absoluten Lieblingshörspiele war zum Beispiel „Alice im Wunderland“ und auch die Karl-May-Geschichten. Da kommt meine Liebe her. Als ich etwas älter war, gab es dann natürlich die „???“-Bücher, und als dann später die Schallplatten erschienen, waren wir natürlich auch alle begeistert. Aber unabhängig davon haben wir das auch alles gelesen. Ich fand, das konnte man nie so richtig miteinander vergleichen. Das war beides toll.
Ich war schon immer leidenschaftlicher Musikliebhaber und hab dann irgendwann, nachdem ich auch Jahre lang selber aktiv Musik gemacht habe gesagt: „Okay, ich mache ein Tonstudio auf.“

HörNews: Das war dann Decision Products?

Sassenberg: Genau, das ist eine Produktionsfirma, die ich irgendwann gegründet habe. Wir machen alles mögliche, auch viele Rocksachen. Aber da mein Herz musikalisch auch immer für so programmatische Sachen geschlagen hat, war meine Liebe zur Hörspielmusik natürlich auch da. Und ich habe sehr viel mit Sprechern zu tun gehabt, dadurch das ich auch viel Werbung gemacht habe. Da hab ich dann irgendwann gesagt: „Lass uns doch mal ein Hörspiel machen.“

HörNews: Und das war „Point Whitmark“?

Sassenberg: Nein, ich habe vorher zum Beispiel für Bertelsmann gearbeitet, auch für „Europa“. Da habe ich unter anderem mit Klaus Jürgen Wussow ein paar Produktionen gemacht. Und ich habe Kinderlieder-Produktionen für die gemacht, wo auch ein großer Sprachanteil dabei war.

HörNews: Wann entstand die Idee zur Serie Gabriel Burns?

Sassenberg: Die Idee ist damals parallel zu Point Whitmark entstanden. Ich wollte auf jeden Fall immer diese beiden Genres als Hörspiel machen. Es gibt noch ein anderes Genre das ich gerne machen würde, aber diese beiden vorrangig.
Wir haben die ganze Zeit überlegt: „Wie machen wir das?“ Denn wir wollten kein Rip-Off von „John Sinclair“ machen. Wir wollten irgend etwas anderes machen. Das war die Grundidee, ist bestimmt schon 3 ½ Jahre alt.

HörNews: Wie lange dauerten die Aufnahmen zu Gabriel Burns?

Sassenberg: Konkret arbeiteten wir daran etwa 1 ½ Jahre.

HörNews: Wurde der Soundtrack zu Gabriel Burns ähnlich aufwändig eingespielt wie bei Point Whitmark, z.B. wieder mit dem Nationalen Staatsorchester Weißrussland?

Sassenberg: Nein, aber es sind auch wieder Orchesteraufnahmen gemacht worden. Dieses Mal hatte Manuel (Rösler, Anm. d. Verf.) sich bereit erklärt, ein eigenes Orchester zusammen zu stellen. Und dann haben wir das in einer wunderschönen Kirche, die etwas außerhalb von Köln steht, mit denen aufgenommen.

HörNews: Also nichts aus der Konsereve?

Sassenberg: Nein. Das hat einfach damit zu tun, dass alle Leute, die an diesen Hörspielprojekten beteiligt sind, auch große Musikliebhaber sind.
Und für mich war immer ganz klar: Wir wollen hier nicht eine reine Wortproduktion machen, sondern der Musikanteil ist ebenso wichtig.

HörNews: Ist Gabriel Burns auf eine bestimme Anzahl von Folgen festgelegt?

Sassenberg: Wenn das mal meine Entscheidung wäre, dann wäre die Antwort leicht, dann würde ich sagen, es ist endlos. Denn ich glaube, dass wir genügend Ideen haben werden. Aber ist das nicht von mir allein abhängig. Das haben wir auch bei Point Whitmark gesehen. Unabhängig davon, dass das Ganze eigentlich überall ziemlich gut angekommen ist, hat sich die Plattenfirma irgendwann außer Stande gesehen, neue Folgen zu machen.
Aber zur eigentlichen Frage:
Es gibt ein ganz klares Konzept. Der Rücken wird auf jeden Fall voll gemacht. (Anm. d. Verf.: Auf den Rücken der CD-Cover wird der Schriftzug „Gabriel Burns“ zu lesen sein.)

HörNews: Ich hab mal gerechnet, dass es so ca. 20 Folgen werden müssten, bis der Rücken voll ist...

Sassenberg: Köstlich! (lacht) Das mag ich auch total an dieser ganzen Hörspielszene, wie sich da teilweise mit auseinandergesetzt wird.

HörNews: Verfolgst du auch, was sich im Internet zum Thema Hörspiel so tut?

Sassenberg: Teilweise. Ich nehme mir immer vor das nicht zu tun, aber manchmal bin ich dann natürlich doch neugierig. Ich beteilige mich aber nicht an Diskussionen, da bitte ich um Verständnis. Weil das würde das Ganze irgendwie sehr „ans Licht zerren“ und auch so ein bisschen desillusionieren. Ich glaube das es schöner ist, wenn wir uns da ein bisschen im Hintergrund halten.

HörNews: Nach welchen Kriterien suchst du Sprecher aus?

Sassenberg: Tja, danach ob sie sprechen können. (lacht)

HörNews: Zum Beispiel für eine Hauptfigur wie bei Gabriel Burns, oder die drei Hauptdarsteller in Point Whitmark.

Sassenberg: Einen Sprecher für eine Hauptfigur suche ich danach aus, ob mir jemand sympathisch ist. Da ist nämlich ganz wichtig, da wir ja relativ viel Zeit miteinander verbringen werden. Also, ich hab keinen Bock auf Arschlöcher.

HörNews: Das setzt voraus, das dir schon ein paar A... begegnet sind...

Sassenberg: Ja, ich hab schon ein paar getroffen. Aber ich will´s auch jetzt nicht so einseitig beschreiben. Es gibt auch Leute, die mit meiner Art der Regieführung Probleme haben. Na ja, wir führen richtig Regie, wir nehmen die Leute also richtig ran. Die meisten mögen das total. Und bei den meisten mit denen wir gearbeitet haben, haben wir eigentlich einen recht guten Ruf, aber es gibt Leute, bei denen das halt nicht funktioniert. Und da haben wir uns dann auch schon mal in beiderseitigem Eiverständnis getrennt, aber nur ganz selten.

HörNews: Sind Synchronsprecher wie Bernd Vollbrecht leicht für ein Hörspiel zu begeistern oder gab es auch Berührungsängste?

Sassenberg: Es hat was Gabriel Burns angeht eigentlich von allen Seiten Berührungsängste gegeben, weil das teilweise natürlich schon ziemlich heftiger Stoff ist und die Leute auch nicht wussten, wo wir eigentlich hin wollen. Das ist aber ganz normal, das hat es damals bei Point Whitmark auch gegeben. Zwar nicht was den Härtegrad angeht, aber... Viele kennen uns ja auch nicht. Aber da wir inzwischen sehr guten Leumund haben waren die irgendwann sicher, dass das was vernünftiges wird.
Was Bernd Vollbrecht angeht:
Wir haben jemanden gesucht, und da haben wir längere Zeit gesucht, der auch dieses Zerbrechliche mitbringt. Wir wollten keinen Machotypen haben.

HörNews: Das kann er ja auch, als Synchronstimme von Antonio Banderas.

Sassenberg: Ja. Aber es ist immer ein leichter Anflug von Melancholie in der Art zu sprechen. Das gefällt mir persönlich sehr, sehr gut. Wie gesagt, wir wollten keine John-Sinclair-Figur machen. Das war ein sehr wichtiger Aspekt für diese Arbeit. Wir haben auch sehr viele Demos gehört, und irgendwann rief mich Raimon (Weber, Anm. d. Verf.) an, denn wir machen das immer parallel, und er sagte: „Sag du zuerst.“ Und ich sagte: „Bernd.“ Und er: „Ja, hätte ich auch entschieden.“ Dann haben wir mit ihm gesprochen, ihm das Konzept erklärt, und dann hat Sven Plate ihm noch erklärt, dass das gut ist, was wir machen. Dann war´s eigentlich kein Problem.

HörNews: Hast du alle Sprecher bekommen, die du wolltest?

Sassenberg: Peter Matic hätten wir gerne mal gehabt. Es ist so: Manchmal hat man eine konkrete Vorstellung von etwas, was man gerne hätte, es muss aber nicht unbedingt gut sein, wenn man´s dann auch bekommt. Und dann bekommt man jemand anderen und denkt: „Wow, das ist ja auch geil.“ Da ist mal so, mal so. Aber ansonsten wollen eigentlich alle immer gerne mit uns arbeiten.

HörNews: Warum hast du vor der Veröffentlichung von Gabriel Burns Sätze wie „Die drei ??? und John Sinclair werden mit ihrer Zukunft konfrontiert.“ gebraucht?

Sassenberg: Das hab ich gar nicht gesagt, das hat die Plattenfirma gemacht. Ich habe längere Zeit mit der Plattenfirma über dieses Thema geredet, ob wir da irgendwie „auf die Sahne hauen“ sollten. Aber ich bin eigentlich nicht der Typ. Es gab einfach seitens der Plattenfirma den Wunsch, auch ein bisschen mit solchen Aussagen zu provozieren. Und letzten Endes hat das ja auch funktioniert. Also der eine Satz, den ich da gesagt habe und der auch auf der Webseite steht, den hab ich.... (überlegt)
Weißt du, was willst du machen? Soll ich rausgehen und sagen: „Unsere neue Serie ist scheiße.“?
Ich sag mal so: Jeder der mich kennt weiß, dass ich zwar manchmal einen an der Schraube habe, aber ich bin kein totaler Angeber.

HörNews: Also: Klotzen gehört zum Geschäft?

Sassenberg: Ja klar, ich bin auch, was den Vergleich zu John Sinclair angeht, jetzt komme ich zur nächsten Frage...

HörNews: Nervt der dauernde Vergleich mit John Sinclair?

Sassenberg: Wenn das jemand damit vergleicht: Hey, das ist doch toll. Ich meine, besser als wenn man mit irgend einem Scheiß verglichen wird. Ich finde, die Sinclair-Produktionen sind wirklich großartig, aber wir machen halt keinen John Sinclair.
Weil unser Schwerpunkt liegt ja auch darin, dass wir uns erst mal die Geschichten ausdenken müssen. Darin besteht eigentlich die Hauptarbeit, in den Konzepten usw. Denn wir produzieren ja nicht irgend etwas herunter.

HörNews: Ihr könnt also auf keinen „Pool“ von Geschichten zurückgreifen?

Sassenberg: Und das wollten wir auch nie. Ich habe das bis jetzt auch abgelehnt. Ich hatte ein paar Anfragen für andere Produkte und hab immer gedacht: „Das ist alles nicht unser Zeug.“ Und das war für uns eigentlich immer der Hauptreiz.
Ich meine, wenn man sich überlegt, wie lange es John Sinclair schon gibt...

HörNews: Die feiern dieses Jahr ja 30-jähriges Jubiläum.

Sassenberg: Ja, und wenn man dann ein ganz neues Produkt auf den Markt bringt, und sofort damit verglichen wird, das ist doch super. Das macht mich total stolz.
Wie gesagt, die Sinclair-Produtkionen finde ich großartig, und Oliver Döring macht wirklich absolute Top-Arbeit. Trotzdem denke ich, das kann man wirklich nicht ganz miteinander vergleichen.

HörNews: Warum gab es einen Exklusiv-Vertrag mit Karstadt, WOM und Schaulandt?

Sassenberg: Das sind Vertriebsgeschichten, da halte ich mich mehr oder weniger raus. Da hab ich zwar schon Einfluss drauf, aber da vertraue ich einfach auf die Leute, die das wirklich können. Die mischen sich ja auch nicht in meine Produktionen.
Der Gedanke dahinter war:
Karstadt hat angeboten, das auch in die Werbung mit rein zu nehmen, und solche Werbeplätze in den Katalogen sind heiß umkämpft. Und da man bei Karstadt auch schon immer begeistert über Point Whitmark war, war eben der Gedanke da, sich diese Serie exklusiv zu sichern. Und es ist ja zeitlich begrenzt.

HörNews: Das heißt?

Sassenberg: Ich weiß nicht, ob ich das sagen darf, aber ich sag´s trotzdem. Es ist ja nur drei Monate so, so wie ich das verstanden habe.

HörNews: Warum wurde Point Whitmark vorübergehend eingestellt?
(Anm. der Redaktion: Neuaufalgen erscheinen im Januar 2004)

Sassenberg: Eine ganz einfache Antwort: Die Firma Edel war damals meine absolute Wunschfirma, das war ja damals auch so ein Börsen-Wunderkind.
Und gerade als wir die erste Staffel raus hatten, kriselte es da. Zusammen mit EM-TV haben die ja total den Abgang gemacht.
Und irgendwann hatten die dann mehr oder weniger Investitionsstopp innerhalb der Firma. Die durften dann wirklich nur noch Produktionen machen, die auch 100 %ig sofort ihre Kosten wieder einspielen, bzw. Gewinne erwirtschaften.
Das heißt, alle andern Dinge, die längerfristig gedacht waren, waren ihnen dann ein Klotz am Bein.

HörNews: Gab es damals von euerer Seite Überlegungen, die Serie komplett einzustellen, oder hattet ihr immer den Plan, die Serie, eben auf einem andern Label fortzuführen.

Sassenberg: Ich werde damit niemals aufhören. Warum auch? Ich höre dann auf, wenn uns nichts mehr einfällt. Aber ich lasse mir doch nicht vorschreiben, wann wir unsere Serien einstellen.
Das sind alles Konzerne, die sind mehr oder weniger seelenlos. Dieses Herzblut, diese Tonnen von Arbeit die da drinstecken, das lass ich mir doch nicht zerlabern von irgend ´nem Plattenfuzzi. Das sind alles Leute, die auch mehr oder weniger gute Arbeit machen, aber nachvollziehen können sie es nicht.

HörNews: Es fehlt eben der Bezug zum Produkt.

Sassenberg: Ja, und woher sollen sie den auch haben. Das sind halt Leute, die morgens zur Arbeit gehen, und nachmittags nach Hause. Das ist ja anders, als wenn man das alles „mit den eigenen Händen“ macht. Und da meine ich jetzt nicht nur unsere Branche. Es gibt andere Berufe, da ist man mit seinem Produkt ähnlich intim. Und das kann kein Angestellter wirklich nachvollziehen. Das ist auch menschlich und völlig in Ordnung, nur wäre es sehr traurig, wenn die in Zukunft alles bestimmen.

HörNews: Welchen Einfluss wird der neue Vertrieb Kiddinx auf deine Arbeit als Regisseur, die Covergestaltung, die Sorecherauswahl usw. haben?

Sassenberg: Kiddinx möchte die Serie weiterführen, weil sie einfach das Produkt super finden. Das war auch die Grundlage, das heißt, die werden uns da überhaupt nicht inhaltlich reinreden. Da waren wir uns auch sofort einig.
Einzig den Schriftzug haben sie ein bisschen verändert. Das passiert aus Marketinggründen. Auch da halte ich mich ein bisschen zurück. Ich kann damit leben. Nicht damit leben könnte ich, wenn mir jetzt jemand sagen würde: „Da muss jetzt noch ein blauer Pinguin mitspielen.“, oder so.

HörNews: Was wirst du bei den neuen Point-Whitmark-Folgen besser machen?
(Schnitte, „sterile“ Atmosphäre, überzeichnete Charaktere)

Sassenberg: Garnichts. (lacht) Ich werde euch weiter mit langen Pausen nerven. Das Lustige ist ja: Es ist noch keiner auf die Idee gekommen, dass das vielleicht Absicht war.

HörNews: Ach so?

Sassenberg: Ja, als würden wir das nicht hören, dass da ´ne Pause ist. Ich baue die Pausen ja rein. Und ich mache das aus ganz bestimmten Gründen. Weil ich es total ablehne, dass alles so extrem schnell geschnitten ist. Wenn ich mir heute bestimmte Fernsehsender ankucke, geht es mir dermaßen auf die Eier, in was für einem Tempo da Dinge durchgerasselt werden, und zwar auf Kosten von Spannung und Dramaturgie. Deswegen möchte ich ab und zu einfach mal kurz innehalten und sagen: So,..... Und jetzt geht´s weiter.“

HörNews: Es ist ungewohnt.

Sassenberg: Ja, aber nimm doch zum Beispiel John Sinclair. Der ist extrem schnell geschnitten. Das kann man so machen, das ist ein Frage des Stils. Aber John Sinclair gibt´s doch schon. Jetzt machen wir mal was anderes. Es muss ja nicht alles gleich sein.

HörNews: Mir ist aufgefallen, dass einige Figuren ziemlich stark überzeichnet dargestellt werden, z. B. Sheriff Baxter oder Wayne Hancock. Muss das sein? Point Whitmark soll doch eine normale Stadt sein. Warum müssen da ein paar Freaks rumlaufen?

Sassenberg: Was heißt „ein paar“? Also, wem´s noch nicht aufgefallen sein sollte: Die sind doch alle irre, die da rumlaufen. (lacht)

HörNews: Ja, aber warum muss man die so überdrehen?

Sassenberg: Also bei der Produktion machen wir natürlich letzten Endes was wir wollen und was uns Spaß macht. Und wir haben nun mal Spaß daran, Kasperle-Theater zu spielen. Ich liebe Kasperle-Theater. Und irgendwie ist das Ganze so eine große „Comedia del Arte“-Veranstaltung, und der Eine hat ein lustigeres Kostüm als der Andere. Und es war niemals unser Anspruch zu sagen: „Das sind jetzt alles ganz normale Typen.“ Sondern eher genau das Gegenteil.
Ich bin absoluter Fan von Verfilmungen, wie z. B. „Miss Marple“ mit Margret Rutherford. Und da laufen nur Irre rum.

HörNews: Aber doch nicht zu übetrieben.

Sassenberg: Na, jetzt sei mal ehrlich. Kuck doch allein Miss Marple selber an, oder diesen Mr. Stringer. Das sind alles Typen. Und letzten Endes ist das der Grund warum man, wenn man von Miss Marple spricht, immer diese Verfilmungen meint, denn es gibt ja viele Verfilmungen. Aber alle anderen sind öde.
Denn die eigentliche Miss Marple, so wie sie von Agatha Christie gedacht war, war ja eigentlich eine sehr zurückhaltende Frau, bieder usw. Und da hat sich dann halt mal jemand gedacht: „Da machen wir jetzt so ´ne Rampensau draus.“ Und das ist doch geil.
Abgesehen davon liebe ich auch einfach komische Geschichten.

HörNews: Aber muss Komik immer so auf die Holzhammermethode kommen, nicht etwas wohl dosierter?

Sassenberg: Ihr argumentiert natürlich aus eurer Sicht völlig korrekt. Aber wir wollten ja auch kein Produkt für Leute in unserem Alter machen. Wir wollten was für Kinder machen. Und da hat sich noch keiner beschwert.
Das finde ich sowieso in anderen Serien ein bisschen bierernst. Wenn du dich z.B. daran erinnerst, wie die „drei ???“ damals angefangen haben. Da waren auch ganz viele schräge Vögel dabei, wie Miss Agawam oder so, wo man auch manchmal dachte: „Oh, was ist denn da los?“
Wenn man dann heute sieht, wie´s in manchen Folgen eher bierernst zugeht, da kann man schon ab und zu sagen: „Hey, nehmt euch mal bloß nicht so wichtig hier.“ (lacht)
Also wir wollen Kasperle-Theater machen. Und das machen wir übrigens auch weiter.

HörNews: Inwiefern berücksichtigt ihr Kritik von Hörern und Fans? Nehmt ihr Kritik von Fans ernst?

Sassenberg: Nö. (lacht) Was willst du denn machen? Es gab vor einiger Zeit mal eine Umfrage: Was ist deine Lieblingsfolge? Und dabei ist eines auf jeden Fall rausgekommen: Es gibt keine Lieblingsfolge! Es gibt keine Folge bei der man sagen könnte, die finden alle gut, oder die finden alle scheiße. Und das spiegelt eigentlich doch die reale Situation wider. Der Eine findet Wayne Hancock supersch*ße und der Andere findet ihn einfach total geil. Was sollen wir denn da jetzt draus machen? Wir können ja nicht jedem eine eigene Serie schreiben.
Aber die Tatsache alleine, dass sich jemand die Mühe macht, und uns schreibt: „Ich finde Wayne Hancock doof.“, das finde ich toll.
Das heißt aber doch nicht für uns, dass wir dann sagen: „Ey, der Fritz findet den Hancock doof, den nehmen wir nicht mehr rein.“
Aber was war das mit dieser „sterilen Atmosphäre“?

HörNews: Das kann ich auch schwer beschreiben. Alles klingt so glatt, so seelenlos...

Sassenberg: Ich kann mir ungefähr vorstellen, was die Leute meinen. Aber es ist ja so:
Da hat man sich als Hersteller von Audiogeräten Jahrzehnte lang damit auseinander gesetzt, Sounds zu verbessern. Und wenn´s dann hinterher richtig gut und sauber klingt, dann heißt´s wieder: „Ey, das klingt alle so steril.“ Was soll ich sagen? Wie man´s macht, man macht´s verkehrt. Aber ich glaube, das Verkehrteste von allem wäre, wenn man es gar nicht machen würde.
Und natürlich sind wir hier totale Hi-Fi-Freaks. Ich arbeite Stunden lang daran, alles möglichst sauber zu machen. Und das mache ich ja nicht, um jemanden zu ärgern.
Aber wenn ich zum Beispiel bei den „drei ???“ höre, dass die in der Wüste sind, und ich höre trotzdem immer den selben Raum, in dem sie sich unterhalten...
Wenn man da schreiben würde, dass das bescheuert klingt würde ich sagen, okay.
Aber so lange das keiner anmerkt, lass ich mir nicht sagen, dass unsere Produktionen steril klingen. Ich finde sie klingen schon bemüht (lacht), also bemüht im positiven Sinne.

HörNews: Wird es irgend welche Veränderungen bei der Stammbesetzung geben?

Sassenberg: Nein.

HörNews: Welche Art von Bonus wird es auf der neuen Auflage der Point-Whitmark-Folgen 1-4 geben?

Sassenberg: Es gibt glaube ich irgend welche Beilagen. Und es gibt vor allen Dingen auch kleine Zusatztracks.

HörNews: Outtakes?

Sassenberg: Nein, keine Outtakes. Da machen wir gerade ganz neue Sachen, die noch mal ein bisschen auf die Folge eingehen. Ein kleiner Gimmick eben.
Natürlich möchte die Plattenfirma die Leute neugierig auf die neue Auflage machen. Das kann man ihnen natürlich nicht verübeln. Und ich finde das auch charmant. Besser als wenn man gar keine Idee hätte.

HörNews: Und es werden auch alle 10 bisherigen Folgen wieder bei Kiddinx erscheinen?

Sassenberg: Ja, und darüber hinaus. Da kannst du sicher sein. (lacht)

HörNews: Bei Point Whitmark gab es ja auch eine kurze Zeit lang Bücher. Werden diese wieder erscheinen, und sind auch Bücher zu Gabriel Burns in Planung?

Sassenberg: Lustigerweise hatte die Firma Edel mit dem Verlag eine Vereinbarung getroffen, die besagt, dass es immer neue Folgen geben wird. Als dann der Buchverlag das erste Buch veröffentlicht hatte, hat Edel gesagt: „Wir machen aber keine neuen Folgen mehr.“ Da war der Buchverlag natürlich nicht besonders motiviert und entsprechend stiefmütterlich wurde auch mit den Büchern umgegangen, was auch verständlich ist.
Sprich: Es wird Point-Whitmark-Bücher geben, aber unter anderen Umständen, mit einem anderen Verlag.
Bei Gabriel Burns sind wir gerade auf der Suche nach einem Verlag.

HörNews: Was macht einen guten Hörspielsprecher aus?

Sassenberg: Das ist ganz einfach zu beantworten. Man muss seine Mimik hören können. Man weiß eigentlich ohne dass man ihn sieht, was er gerade für ein Gesicht zieht. Und das finde ich faszinierend. Das ist auch die große Kunst. Das ist auch der Grund, warum wir meistens nicht selber mitsprechen, weil wir so was nicht können. Das gibt´s ja auch, dass Leute ihre Produktionen halb selber sprechen. Das ist natürlich albern.

HörNews: Was macht einen guten Hörspielregiseeur aus?

Sassenberg: Keine Ahnung. Ich glaube, er sollte einfach bei der Sache sein, er sollte das was er tut lieben.

HörNews: Im März erscheinen bereits die nächsten drei Burns-Folgen. Kannst du uns die Titel verraten?

Sassenberg: Die nächste Folge heißt „Die fahlen Orte“. Die anderen Titel darf ich noch nicht verraten, sie stehen aber schon fest.

HörNews: Was planst du sonst noch für das nächste Jahr? Oder seid ihr mit Gabriel Burns und Point Whitmark genügend ausgelastet?

Sassenberg: Ja, das ist alles ziemlich viel Arbeit, wenn man allein bedenkt wie lange wir an einer Folge von Gabriel Burns arbeiten. Eine Hörspielproduktion, die jetzt nicht so aufwändig ist wie ein Film, aber die bei uns von drei Personen gestemmt wird, bedeutet im Verhältnis zu einer Filmproduktion mit Sicherheit mehr Arbeit für jeden Einzelnen als bei einem Film. Das wage ich jetzt einfach mal zu mutmaßen. Außer vielleicht für den Regisseur.

„Das investigative Element“

LESEN AUF EIGENE GEFAHR!

HörNews: Wenn ich den Name Oliver Döring höre, ...

Sassenberg: ... dann kommt mir sofort das Wort Qualität in den Sinn.

HörNews: Auf den Vorwurf, Point Whitmark sei nur ein Abklatsch der „drei ???“, antworte ich...

Sassenberg: Ja, völlig richtig. Point Whitmark ist voll der Abklatsch, ist voll Scheiße, und wer das kauft, der hat keine Ahnung. (lacht)

HörNews: Wenn mal keiner mehr mehr meine Hörspiele hören will, ...

Sassenberg: ...dann bring ich mich um. (lacht)

HörNews: Dass ich Ex-„Blümchen“ Jasmin Wagner eine Rolle in Gabriel Burns gegeben habe...

Sassenberg: ...wäre zu schön, um wahr zu sein. Aber ich hab sie ihr gar nicht gegeben. Das hat die Plattenfirma getan. (lacht)

HörNews: Eine Welt ohne Hörspiele wäre...

Sassenberg: ...perfekt. (lacht) Das kann ich jetzt nicht ernsthaft beantworten. (überlegt lange) Ich kenne keine Welt ohne Hörspiele. Wahrscheinlich wäre das so wie Amerika, denn ich glaube, da gibt´s nicht so viele Hörspiele. Du kannst auch sagen: „Perfekt.“ Ich provoziere ja gerne. (lacht)
Ich finde das eh immer so lustig, wenn Leute immer erwarten, dass man bestimmten Dingen entspricht. Diesen Anspruch habe ich gar nicht an andere. Ich würde das gar nicht wollen, dass andere Leute Hörspiele so machen, wie ich mir Hörspiele vorstelle. Das wäre ja Quatsch. Also das wäre nicht besonders vielfältig.
Ich habe gestern mit Rik Verweyen von Universal gesprochen und gesagt: „So langsam sieht es aus, als würden wir das hier faken.“ Wenn ich mir die ganzen Kritiken im Internet durchlese, das ist ja auch nicht mehr schön.
Ich meine, das ist zwar alles ganz nett, aber... Es klingt gekauft. Das ist ja schon unnormal.

HörNews: Was meinst du mit unnormal?

Sassenberg: Ja, weil die alle so gut schreiben. Ich freue mich total darüber, aber irgendwie klingt es ja schon fast unglaubwürdig.

HörNews: Naja, besser als wenn alle schreiben würden, dass es scheiße ist.

Sassenberg: Ja, das wäre auch doof. Das würde nicht dazu beitragen, dass ich abends besser schlafen könnte.

HörNews: Noch ein paar letzte Worte an deine Fans und Hörer?

Sassenberg: Nein. Lasst mich alle in Ruhe. (lacht)
Erstmal möchte ich die Gelegenheit nutzen, um mich bei ein paar Leuten zu bedanken, insbesondere bei den Leuten, die sowohl an Point Whitmark als auch an Gabriel Burns mitgearbeitet haben. Für die meisten war das viel Arbeit und wenig Lohn, denn ansonsten hätten wir diese Projekte gar nicht verwirklichen können. Vor allen Dingen auch nicht auf diesem Standard. Bedanken möchte ich mich auch bei den Leuten, die im Internet und auch in anderen Medien ihr Geld und ihre Zeit darauf verwenden, überhaupt diese Foren zu schaffen, wo sich Leute austauschen können und wo sonst noch alles mögliche passiert. Das finde ich schon ziemlich faszinierend. Und zum Schluss möchte ich natürlich auch den Leuten danken, die uns bis jetzt die Stange gehalten haben, und das Zeug auch gekauft haben.
Ausdrücklich nicht danken möchte ich denjenigen, die sich das Ganze aus dem Internet ziehen. Denn unabhängig davon, dass sie dadurch eine Menge Geld sparen, Geld, das letztendlich fehlt um solche Produktionen und die dazugehörigen Plattenfirmen bei Laune zu halten, empfinde ich es in erster Linie als ein Zeichen von Nichtwürdigung oder Nichterkenntnis der Arbeit, die da drin steckt.

HörNews: Es verliert seinen Wert.

Sassenberg: Ja, und es verkommt zu einem schnellen Kick. Ich meine, worauf soll das hinauslaufen? Irgendwann werden die Leute sagen...
Zum Beispiel wäre Point Whitmark damals nicht eingestellt worden, wenn es das Internet als Download-Portal nicht gegeben hätte.
Ich will mich jetzt nicht zum Gewissen der Welt aufspielen, aber wenn die im Ansatz verstehen würden, wieviel Arbeit da drin steckt, und da möchte ich jetzt auch mal für die anderen Hörspielfirmen sprechen, dann würden die ganz sicher auch anders damit umgehen.
Ich meine, wenn jemand in einen Laden geht und einen Pullover klaut und er wird erwischt, dann läuft er rot an und grinst und sagt: „Scheiße, ich bin erwischt worden. Klar, ich weiß, das ist strafbar.“ Und dieses Unrechtsbewusstsein das gibt´s beim Downloaden ja gar nicht.
Und das finde ich den Leuten gegenüber, die etwas produzieren schon ziemlich heftig. Die machen das ja auch nicht nur um sich damit die Taschen zu füllen, sondern die wollen den Hörern ja auch etwas mitgeben.
Aber wir haben uns ja was einfallen lassen. Kopierschutz-Geschichten sind ja sowieso alle relativ. Dann hab ich überlegt, was man machen kann, um die Leute mal dafür zu belohnen das sie ein Produkt kaufen.
Wir wenden ein Verfahren an, dass in der Musik so nicht möglich ist, aber zumindest im Bereich Geräusche. Wir arbeiten auf Phasenebene mit Effekten, die nicht auf mp3 abbildbar sind. Das heißt, den Eindruck von Räumlichkeit und Größe wird man auf mp3 nicht hören. Man hört gewissermaßen nur das halbe Hörspiel. Abgesehen davon, dass ich sowieso finde, dass mp3 scheiße klingt.
Ich meine, da sitzen die Leute zu Hause vor ihren 25.000 Mark teuren Stereoanlagen und hören mp3. Eine sehr lustige Vorstellung eigentlich.
Aber sowas lässt die Hardcore-Sauger natürlich kalt. Und deswegen haben wir mal so einen kleinen Anreiz gebaut. Und jeder der das als mp3 hört, wird das sicher bestätigen können.

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Johanna Steinbach-Grobst

Ein Interview von PR-Agentur Buch Contact
geführt am 06. Juli 2003

Johanna Steinbach-Grobst ist seit 1995 die Verlegerin des Hörbuchverlages „steinbach sprechende bücher“. „steinbach sprechende bücher“, früher: „schumm sprechende bücher“ mit Sitz in Schwäbisch Hall ist der älteste reine Hörbuchverlag in Deutschland und feiert 2003 sein 25-jähriges Jubiläum. Jährlich werden etwa 25 Hörbücher neu produziert. Allein im Jahr 2002 konnte der Verlag ein Umsatzplus von 60% verzeichnen. Er gehört zu den fünf größten Hörbuchverlagen Deutschlands.
Das Interview mit Frau Steinbach-Grobst wurde von der PR "Buch Contact" geführt, und an alle interessierten Pressevertreter/Hörbuch-Seiten versendet.

HörNews: Frau Steinbach-Grobst, welches sind die thematischen Schwerpunkte Ihres Verlagsprogrammes?

Steinbach-Grobst: Wir bewegen uns frei im Bereich der Belletristik, wir sind interessiert an modernen Klassikern auch im Bereich der Spannungsliteratur und entdecken in letzter Zeit verstärkt das literarische Sachbuch.Wichtig ist uns die Pflege eingeführter, erfolgreicher Autoren und Sprecher und die Entdeckung und Förderung viel versprechender, von uns als wichtig erachteter Bücher. Bücher, die nicht morgen schon überholt sind, sondern die Langzeitwirkung und -gültigkeit haben. Bücher, die uns auf literarisch liebevolle Weise Antworten anbieten auf zentrale Fragen unseres Menschseins und unserer Zeit.

HörNews: Nennen Sie bitte einige Dinge, für die Ihr Verlag besonders einsteht!

Steinbach-Grobst: Wir machen fast ausschließlich ungekürzte Lesungen und das zu fairen Preisen und wir fördern mit unseren Produkten den Genuss am Hören.Unsere Hörbücher sind Longseller mit unverwechselbaren AutorInnen und SprecherInnen, hinter denen wir voll und ganz stehen.

HörNews: Was sind die sechs Bestseller Ihres Hauses?

Steinbach-Grobst: Ganz vorne die Hörbücher von Paulo Coelho insbesondere „Der Alchimist“ und „Der Wanderer“, mit denen wir übrigens schon seit Monaten auf den Bestsellerlisten ganz vorne stehen, dann „Seide“ und „Novecento“ von Alessandro Baricco, dicht gefolgt von „Der träumende Delphin“ von Sergio Bambaren und dann ziemlich gleich verteilt alle Donna Leon-Titel.

HörNews: Was ist Ihr persönliches Lieblingshörbuch aus Ihrem Programm?

Steinbach-Grobst: Das ist „Briefe an Vanessa“ von Jeremy W. Hayward, einem amerikanischen Physiker, der uns in Briefen an seine heranwachsende Tochter den wahren Zauber des Lebens erfahrbar werden lässt und uns dazu inspiriert, unsere Welt und unser Leben mit neuen Augen zu sehen. Christoph Lindert, der als Sprecher diese Briefe kongenial umgesetzt hat, sagt, dass die Arbeit mit diesem Buch sein Leben verändert hat.

HörNews: Wie stehen Sie zu Kinder-Hörbüchern?

Steinbach-Grobst: Kinder wachsen mit Büchern auf, auch mit Hörbüchern, d.h. mit Geschichten, die sehr oft gehört werden und Figuren, die nicht selten Lebensabschnittsgefährten sind (manchmal für ein ganzes Leben). Und deshalb muss die Qualität stimmen! Kinder brauchen „gute“ Geschichten, die ihnen Nahrung sind. Von daher stimmen wir mit den Bestrebungen der Stiftung Zuhören e.V. und deren Qualitätsmaßstäben überein. Unsere Produktionen werden immer unter der Prämisse „Pädagogisch wertvoll“ ausgewählt und produziert.

HörNews: Wie sehen Sie die Chancen für Sach-Hörbücher?

Steinbach-Grobst: Sehr gut. Hierbei spielen einerseits die „Zweitverwertung“ von Zeit und der Zeitmangel vieler Menschen, auch die langen Fahrtwege im Auto oder Zug, eine immer größere Rolle. Andererseits aber auch die Notwendigkeit und das Bedürfnis nach Weiterbildung und persönlicher Entwicklung. Das Medium bietet hier noch viele Möglichkeiten der didaktischen Aufbereitung.

HörNews: Sind Ihnen CDs oder MCs lieber?

Steinbach-Grobst: Im Bereich Erwachsenen-Hörbuch präferieren wir weder CDs noch MCs, hier ist die verbreitetste Technik der entscheidende Faktor und momentan ist die CD auf dem Vormarsch. Bei den Kinderhörbüchern werden nach wie vor MCs bevorzugt.

HörNews: Wird das Hörbuch in Zukunft eher teurer oder eher günstiger – und warum?

Steinbach-Grobst: Das ist eine philosophische Frage: Was ist teuer? Was ist mir etwas wert? Hörbücher sind keine „vertonten Bücher“, sondern ein ganz eigenes Medium, eine eigene Kunstform – sie sprechen für sich. Viele Menschen sind daran beteiligt: SprecherInnen, Toningenieure, Produzenten, Musiker und viele mehr. Das muss jeder, dem ein Hörbuch – über die „Zweitverwertung von Zeit“ hinaus – etwas wert ist, einrechnen. Die Preise hängen stark von der Nachfrage und der damit verbundenen Auflagenhöhe ab. Manche werden also günstiger und andere teurer angeboten. Wenn die Nachfrage in den nächsten Jahren stark steigt – und nicht nur ein Boom auf der Anbieterseite stattfindet wie bisher – werden Hörbücher nach unserer Prognose günstiger. Wir selbst setzten schon jetzt auf Mischkalkulation, um umfangreiche Werke wie z.B. unsere Donna Leon-Lesungen (8 CDs) für den Hörer erschwinglich zu machen und das Medium Hörbuch für eine größere Käuferschicht interessant zu machen.

HörNews: Wie stehen Sie zu illegalen MP3-Downloads? Auch Hörbücher werden mittlerweile "getauscht"!

Steinbach-Grobst: „Tauschen“ ist illegal und die, die es tun, wissen das. Für uns, die sich intensiv für Hörbücher einsetzen, ist das natürlich ein sehr unfaires und enttäuschendes Verhalten, das aber gesellschaftlich als Kavaliersdelikt angesehen wird. Mit einem lachenden Auge könnte man es auch so sehen: Wer sich schon die Mühe macht, die immer länger werdenden Hörbücher (8 CDs und mehr!) downzuloaden, der oder die kann nur ein Freund von Hörbüchern sein. Der Weg zur Legalität scheint also nicht ganz verschlossen.

HörNews: Wie war die Anfangszeit als Vorreiter im Hörbuchmarkt?

Steinbach-Grobst: „Pionier“ wäre die bessere Bezeichnung, denn „Vorreiterschaft“ ist ein Begriff aus einem etablierten Markt mit einer Anzahl potenzieller Anbieter. Dieser Zustand ist erst in den letzten fünf Jahren wirklich erreicht worden, mit wachsender Tendenz und Akzeptanz. Man kann sagen, dass es eine spannende Zeit war, in der - wie bei jedem Neuanfang - vieles entwickelt und entdeckt wurde. Es war eine Herausforderung für den Pionier Erich Schumm, der das Hörbuch 1978 aus Amerika mitbrachte und durch Experimente mit Autoren und SprecherInnen in Deutschland etablieren wollte. Etwa durch skurrile Verpackungsformen, die für eine Massenproduktion leider nicht geeignet waren. Wir besitzen eine Sammlung von Photos, Texten und Materialien, die diese Anfangsjahre des Hörbuchs dokumentiert.

HörNews: Was ist Ihrer Meinung nach das Hauptproblem der Branche?

Steinbach-Grobst: Das größte Problem ist sicherlich eine Anbieterexplosion, die oft die Handelskanäle verstopft und nicht wirklich den Weg zum Kunden, sprich Hörer, findet. Wobei auf der Nachfrageseite immer noch viel zu wenig Menschen überhaupt das Medium Hörbuch kennen.

HörNews: Worin sehen Sie die Stärke der Branche?

Steinbach-Grobst: In der ganz eigenen Qualität des eigenständigen Mediums „Hörbuch“: Stimme, Sprechen, Hören. Zudem in der „Wiederentdeckung des Hörens“ als aktuellem Phänomen in unterschiedlichsten Alters- und Gesellschaftsgruppen.

HörNews: Sie sind der Pionier unter den Hörbuchverlagen. Welches Erbe bringen Sie in einen sich jüngst stark entwickelnden Markt ein?

Steinbach-Grobst: Die Idee. Sie hat mich begeistert wie vor über 25 Jahren Erich Schumm, den Gründer des Verlags: Literatur zum Hören. Ich liebe Bücher und der frühe Slogan von Schumm: Bücher, die ins Ohr gehen, sollte eigentlich einen Zusatz haben …über das Herz…ins Ohr.
Texten eine Stimme zu geben, Emotionen hörbar zu machen, manchmal ist das wie Musik und es ist sehr ausdrucksstark. Deswegen liebe ich es und freue mich, wenn es andere auch kennen- und lieben lernen. So hat sich auch unsere Firmenphilosophie entwickelt: Wir verlegen Hörbücher, die vor allem Genuss, Freude, Inspiration, Spannung und Entspannung schenken. Auf diese Weise möchten wir unseren Teil zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen. Die besten Hörbücher sind für mich die, die uns ein Stück mehr bei uns selbst ankommen lassen.
Aber etwas anderes ist mir ebenso wichtig wie der künstlerische Aspekt: die technische Qualität. Nur wenn beides ineinander greift, wird ein Hörbuch zum Genuss. Bestes Material, hohe Kontrollstandards und eine ansprechende, verbraucherfreundliche Verpackung tragen wesentlich zur Beliebtheit unserer Verlagsprodukte bei.Nicht zuletzt möchte ich noch nennen, dass ich stets eine vorzügliche Betreuung meiner Kunden, im Hauptsächlichen sind das die deutschsprachigen Buchhändler, angestrebt habe und pflege. Sie sind es, die wir begeistern müssen, damit sie unsere Hörbücher an den Hörer weiterempfehlen und er sich ein eigenes (Klang)Bild machen kann.

HörNews: Bevor Sie Verlegerin wurden, waren Sie Ballett-Tänzerin. Trauern Sie Ihrer künstlerischen Karriere manchmal nach?

Steinbach-Grobst: Nein, denn beim Verlegen von Hörbüchern kann ich meiner Liebe zum Geschriebenen frönen (Liebe zum Geschriebenen geht ja auch durch die Ohren und so manch einer hat seine Liebe zur Literatur über das Hören entdeckt) und auch meine Kreativität ausleben. Und nachdem ich das Tanzen aufgegeben hatte und bevor ich Verlegerin wurde, absolvierte ich ein Soziologiestudium mit Fachrichtung Wirtschaft… da hatte ich mich bereits entschieden, einen neuen Weg zu gehen und nicht nur künstlerisch, sondern auch in der Wirtschaft erfolgreich zu sein, die scheinbaren Widersprüche miteinander zu vereinen. Herausforderungen haben mich schon immer gereizt.Dass ich dann im ersten deutschen Hörbuchverlag landete, war eher Zufall, ich habe aber sofort Feuer gefangen. Die Idee und den Idealismus fand ich ansteckend und ich habe seit dem ersten Augenblick alles getan, was mir möglich war, um das Medium Hörbuch zu etablieren. Meine Disziplin und Zielgerichtetheit, die ich als Tänzerin gelernt hatte, war mir dabei oft von Vorteil.

HörNews: Sie sind eine der wenigen unabhängigen Verlegerinnen Deutschlands und Sie sind erfolgreich, wie Ihre Marktposition zeigt. Wünschen Sie sich nicht auch manchmal eine Konzernschulter, an der Sie sich gelegentlich anlehnen könnten?

Steinbach-Grobst: Sicher, so manches Mal habe ich schon darüber nachgedacht und ich habe auch schon interessante und ernst gemeinte Angebote erhalten. Doch diese Überlegungen sind nur selten und aus einem kurzzeitigen Überdruss geboren, wenn mal wieder die Kosten zu explodieren scheinen, man an die Grenze seiner Risikobereitschaft stößt oder wenn die Arbeit, und das was „man noch alles tun könnte“ unsere Kapazitäten zu übersteigen droht. Doch ich liebe es, unabhängig zu sein. Kooperationen gegenüber bin ich aufgeschlossen, doch will ich meine Entscheidungen aus mir selbst heraus treffen können. Und es ist immer wieder eine Freude und Bestätigung, das alles aus eigener Kraft geschafft zu haben.

HörNews: Wir leben in einer Zeit der Fusionierungen. Welche Chancen haben Hörbuchverlage, die unabhängig wachsen wollen, langfristig?

Steinbach-Grobst: Das kann ich schwer beantworten. Ich glaube, dass gute, überzeugende Arbeit immer erfolgreich ist. Es erfordert zweifellos viel Knowhow und einen gute Intuition, da ist ein Hörbuchverlag wie jedes andere Wirtschaftsunternehmen. Man muss mit Zahlen genauso umgehen können wie mit den künstlerisch kreativen Aspekten der Hörbuchproduktion. Wenn man dann noch, wie wir, gute und verlässliche Partner hat, steht dem Erfolg eigentlich nicht mehr allzu viel im Weg.

HörNews: Sie haben ein relativ kleines Verlagsteam. Da müssen Sie sicher selbst oft operativ mitarbeiten? Was motiviert Sie?

Steinbach-Grobst: Selbstverständlich muss jeder seine Aufgaben erfüllen. Das gilt auch für mich. Unser Team ist zu klein, als dass ich mich allein auf die Führung und die Programmgestaltung konzentrieren könnte.Ich arbeite viel mit freien Mitarbeitern, das hält mich flexibel und kreativ.Aber es ist gerade dieses Zusammenspiel, das mich auch motiviert. Mit dem Kopf einer Firma steht und fällt das ganze Unternehmen. Das ist eine große Verantwortung und unsere Kunden erwarten verkäufliche Produkte in einem sich rasch verändernden Markt. Solange ich Hörbücher machen kann, hinter denen ich voll und ganz stehen kann und die sich gut verkaufen, weil die Leute sie hören wollen, bin ich sowieso motiviert.

HörNews: Und deshalb können Sie sich auf dem Hörbuch-Markt gut behaupten.

Steinbach-Grobst: Ja, weil ich in meinem Hörbuch-Programm die Titel anbiete, die im Gespräch sind, die eine Bereicherung für jeden darstellen, der sich grundsätzlich auf das Hören, das Zuhören einlassen will. Und der es genießen kann, sich einen privaten Vorleser zu gönnen und so einen ganz besonderen Zugang zum Geschriebenen zu bekommen.

HörNews: Bewerben sich viele SprecherInnen und AutorInnen bei Ihnen?

Steinbach-Grobst: Oh ja, oft können wir uns kaum retten vor Zusendungen. Meistens müssen wir die Bewerber für einige Wochen vertrösten, bis wir Ihnen unsere Entscheidung mitteilen können.Grundsätzlich arbeiten wir nur mit professionellen Schauspielern/Sprechern zusammen und die haben sich oft schon einen Namen als Sprecher gemacht, sei es im Rundfunk oder als Synchronsprecher beim Film. Meistens gehen wir also auf sie zu, da es uns wichtig ist, die „richtige Stimme“ für jedes Hörbuch zu finden. Nehmen Sie z.B. das Hörbuch von Mitch Albom: „Dienstags bei Morrie“. Mathieu Carrière macht als Sprecher die Wandlung des Protagonisten auf einzigartige Weise mit. Dadurch wird sie für den Hörer unmittelbar erlebbar. Die „richtige Stimme“ ist eines unserer wichtigsten Qualitätsmerkmale.

HörNews: Sie feiern in diesem Jahr Ihr 25 jähriges Verlagsjubiläum. Würden Sie heute diesen Weg in die Selbstständigkeit noch einmal gehen oder würden Sie alles ganz anders machen?

Steinbach-Grobst: Auch wenn es viel Geld war, was ich damals als Kaufsumme auf den Tisch legen musste, würde ich es heute grundsätzlich wieder machen. Vielleicht würde ich mir heute eine andere Nische suchen, denn ich bin gern am Anfang dabei, nicht wenn alle sich plötzlich auf irgendetwas stürzen, was erfolgsversprechend aussieht und es damit unter sich begraben… und ich würde heute wahrscheinlich härter verhandeln.Grundsätzlich hatte ich mir schon früh vorgestellt, dass eigentlich nur die Selbstständigkeit für mein Berufsleben in Frage kommt und dass es eine Herausforderung für mich sein könnte, mich durchzukämpfen für etwas, das mir wirklich Freude macht.

HörNews: Sind Sie mit dem Ergebnis Ihres Engagements nach über 12 Jahren zufrieden?

Steinbach-Grobst: Im Augenblick sehr zufrieden und dankbar. Das Medium, für das wir uns mit großer Unterstützung aller Beteiligten engagiert haben, erfreut sich stark wachsender Bekanntheit und Beliebtheit, was sich auch in der Darstellung in den öffentlichen Medien widerspiegelt.Und als unabhängiger Verlag zu den fünf größten der Branche zu gehören ist für den Pionier der Branche ein besonders schöner Erfolg. An dieser Stelle ist es mir ein Anliegen, zu sagen, dass zu dem Erfolg für das Medium Hörbuch viele Beteiligte beigetragen haben. In erster Linie neben den Hörbuchverlagen und den beteiligten Künstlern, die Buchhändler, die in all den Jahren Überzeugungsarbeit für das Medium geleistet haben, wie auch die Journalisten und PR-Agenturen, die dafür gesorgt haben, das das Hörbuch heute wenn nicht in aller Munde, aber doch gut im Gespräch ist. Nicht zu vergessen die Buchhandelsvertreter, die unermüdlich das Medium in den Handel getragen haben.

HörNews: Haben Sie eine Vision mit Ihrem Hörbuchverlag?

Steinbach-Grobst: Ja - eine Vision zu haben ist für mich wesentlich für den Erfolg. Meine Vision ist es, den Menschen mit unseren Hörbüchern Freude und Inspiration zu schenken.

HörNews: Welche Projekte sind für die Zukunft geplant?

Steinbach-Grobst: Wir werden das Verlags- und Programmprofil allgemein weiter stärken und ausbauen. Der Schwerpunkt liegt auch weiterhin auf Hörbüchern, die Antworten bieten auf zentrale Fragen unseres Menschseins und unserer Zeit. Verstärkt wird in Zukunft der Bereich des literarischen Sach-Hörbuchs – ein Sektor, in dem wir bisher z. B. Jeremy Haywards „Briefe an Vanessa“ oder Julia Butterfly Hills „Die Botschaft der Baumfrau“ produziert haben.

HörNews: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Steinbach-Grobst: In der Öffentlichkeit: viel mehr statt der bisherigen 7-10% Menschen, die Hörbücher kennen und zu schätzen wissen. In unserem Verlag: Viele Möglichkeiten für kreative Projekte und neue Reihen und die Entdeckung von Autoren und Büchern, die es zu hören lohnt und von Sprechern, die die reinste Freude am Hören vermitteln.

HörNews: Was wünschen Sie Ihren Hörern für die Zukunft?

Steinbach-Grobst: Viel Freude, Inspiration und Genuss beim Hören unserer Hörbücher.

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Udo Schenk

Ein Interview von Markus Stengelin
geführt am 08. Dezember 2002

Udo Schenk ist ein Berliner Schauspieler, der im kommerziellen Hörspielbereich vor allem durch seine Gastauftritte in der ersten Staffel der Hörspiel-Serie John Sinclair (Edition 2000), erschienen bei Lübbe Audio / Wort Art, einige Bekanntheit erlangen konnte. Aber auch in späteren Folgen durfte er seine schauspielerischen Fähigkeiten ausleben (Die Geisterbraut). Neben zahlreichen Hörspiel- und TV-Auftritten las er auch für Lübbe Audio Hörbücher ein, wie zum Beispiel „Stand by Me“ von Stephen King.

HörNews: Wie war Ihr beruflicher Werdegang?

Schenk: Mein beruflicher Werdegang war eigentlich so, wie ich mir heute vorstelle, dass jemand zur Schauspielerei kommen sollte, denn das ist heute leider nicht mehr üblich, so wie ich das seinerzeit gemacht habe. Also ich bin nach dem Abitur auf die Schauspielschule gegangen, und zwar in der damaligen DDR. Ich komme aus einer kleinen Stadt im Land Brandenburg, Wittenberge an der Elbe. Und ich habe dann von 1971-74 in Leipzig an der, so hieß sie damals, "Theaterhochschule Hans Otto" vier Jahre studiert, und bin dann anschließend für 10 Jahre ans "Maxim Gorki Theater" nach Ost-Berlin gegangen, und habe dort erst mal all das gemacht, was ich glaubte, auf der Schule nicht gelernt zu haben, nämlich zu begreifen, wie der Beruf eigentlich funktioniert.

HörNews: Wann kamen Sie beruflich das erste Mal mit Hörspielen in Kontakt?

Schenk: Eigentlich sehr früh, denn in der DDR gab es eine sehr starke Hörspielabteilung beim Rundfunk. Und wie auch das Fernsehen und die DEFA, also das Spielfilmstudio der DDR und auch der Rundfunk, alle in Berlin waren, beziehungsweise die DEFA in Potsdam, hatte man natürlich als Berliner Theaterschauspieler dann auch das große Glück, relativ schnell alles machen zu können, also Funk, Fernsehen und Kino. Und so war es bei mir auch. Ich kann das heute nicht mehr genau sagen, aber ich denke mal 1976 werde ich irgendwann mein erstes Hörspiel gemacht haben.

HörNews: Wie kamen Sie zu den SINCLAIR-Hörspielen?

Schenk: Eigentlich auch übers Hörspiel. Ich finde es immer ganz interessant, wenn man als Schauspieler zurückverfolgen kann, wie sich die eine oder andere Besetzung ergeben hat. Beim Hörspiel war es jetzt ähnlich. Also ich habe irgendwelche Hörspiele gemacht und irgendwann dann das Hörspiel "Die Säulen der Erde" von Ken Follet. Das war ja glaub ich sehr erfolgreich, das hat der WDR seinerzeit produziert. Und der LÜBBE-Verlag hat es dann übernommen als Hörbuch. Der LÜBBE-Verlag ist ja auch an diesen Sinclair-Hörspielen beteiligt. Und so hat sich das erst mal ergeben, so bin ich zu den Sinclair-Hörspielen gekommen. Die Produzenten, bzw. der Regisseur, waren ja glaube ich ganz zufrieden, mit dem, was ich gemacht habe...

HörNews: Die Hörer wohl auch...

Schenk: Ja, das hab ich schon mitbekommen. Das finde ich sehr schön, dass da überhaupt so ´ne tolle Fangemeinde existiert.
Ja, und dann habe ich irgendwann die zweite Staffel dieser Sinclair-Hörspiele gemacht. So hat sich das ergeben. Also sag ich mal, für einen Schauspieler relativ normal. Man macht etwas, jemand hört es oder sieht es, und empfiehlt einen weiter oder besetzt einen irgendwann Jahre später. So schließt sich dann immer der Kreis. Und das finde ich als Schauspieler ganz schön, zurück zu verfolgen, wenn man dann merkt, dass die eine oder andere Arbeit das eine oder andere neue Engagement ausgelöst hat.

HörNews: Wie bereiten Sie sich auf eine Hörspielaufnahme vor?

Schenk: Also im Prinzip nicht anders wie auf jede andere Rolle, ob nun am Theater oder beim Drehen. Der einzige Unterschied besteht darin, man muss den Text natürlich nicht auswendig lernen. Da man nicht vor einer Kamera oder vor Publikum steht, kann man den Text in der Hand behalten und ablesen. Aber man muss sich natürlich genau so schauspielerisch darauf vorbereiten, was man spielen will, was man erreichen will, was das für eine Figur ist, mit welchen Facetten, was für ein Charakter und so weiter, damit man, wenn man mit den anderen Schauspielern gemeinsam am Mikrofon steht, tatsächlich auch spielen kann und mit dem Text umgehen kann.

HörNews: In den SINCLAIR-Hörspielen sind Sie überwiegend als Bösewicht, Mörder, Dämon... zu hören. Besteht da nicht die Gefahr, sich irgendwann selbst zu kopieren?

Schenk: Ja, also selbst kopieren würde ich mal eher nicht sagen. Weil wenn ich wie bei Sinclair vier, fünf oder sechs verschiedene hintereinander gemacht habe, dann achte ich schon darauf, dass ich mich nicht plötzlich irgendwo doppele, beziehungsweise tut es der Regisseur. Aber ich weiss, was Sie meinen. Man muss natürlich bei diesen Geschichten auch, sag ich mal, im positiven Sinne chargieren (Anm.: Der Begriff Charge bezeichnet in der Theatersprache eine Nebenrolle mit meist einseitig gezeichnetem Charakter). Und das muss ja nichts schlechtes sein. Aber dieses Genre verlangt es einfach. Da kann man natürlich schon mal daneben greifen. (lacht) Ich hoffe, dass es mir bisher noch nicht passiert ist. Also ich bemühe mich jedenfalls.

HörNews: Wurden bei einer Aufnahmesession für die SINCLAIR-Hörspiele eigentlich die Rollen nacheinander eingesprochen oder mussten Sie immer wieder zwischen den verschiedenen Rollen hin und her "springen"?

Schenk: Nein, wir haben Hörspiel für Hörspiel nacheinander produziert. Bei den Sinclair-Hörspielen war es dann allerdings, im Unterschied zu einem Hörspiel beim WDR oder beim Bayerischen Rundfunk so, dass ich ganz allein war. Bei normalem Hörspielen ist man eben wie auf der Bühne oder vor der Kamera mit den anderen Leuten zusammen und spielt gemeinsam eine Szene. Bei den Sinclair-Hörspielen wurde alles getrennt aufgenommen. Das ist mitunter auch technisch einfacher, denke ich mal, obwohl ich davon nicht soviel Ahnung habe. Aber wenn es gerade um Effekte geht und um Action, und wo viel gebrüllt wird, ist es dann einfacher, weil es auch sehr anstrengend ist, also jetzt für den Schauspieler in dem Moment. Wenn sich dann der Partner, wenn man denn einen hätte, verspricht, oder sonst irgend was passiert, und man muss das aus anderen Gründen, als aus eigenen Fehlern nochmal machen, ist das natürlich ärgerlich. Und insofern wurden diese Sinclair-Hörspiele alle einzeln aufgenommen, also die Sprecher einzeln aufgenommen, und natürlich die Hörspiele alle nacheinander, sodass ich nicht hin und her springen musste.
Ich habe dann den kompletten Text vor mir, auch den kompletten Text der anderen Sprecher, die innerhalb der Szene dabei wären. Und während ich meinen Text spiele und spreche, lese ich natürlich auch das was dazwischen gesagt wird, und versuche dann auch das ein wenig so abzunehmen, als wenn der andere Schauspieler dabei wäre. Das ist manchmal auch nicht so schön, weil einem dann der Widerpart gegenüber fehlt. Aber es muss eben so sein.

HörNews: Gab es auch die Option, Ihnen eine dauerhafte Rolle in den SINCLAIR-Hörspielen zu geben? Würden Sie eine Hauptrolle in einer Hörspielserie annehmen?

Schenk: Also, das Angebot oder die Frage gab es nicht, weil ich glaube, dass die Sinclair-Hörspiele oder diese Vorlagen auch garnicht so aufgebaut sind. Es gibt den Helden, der kehrt ja immer wieder, aber die Bösen sind halt immer andere...

HörNews: Es gibt ein paar Freunde, die immer wiederkommen. Aber es stand nicht zur Debatte, das man Ihnen eine solche Rolle gibt...

Schenk: Nein, aber ich hätte nichts dagegen. Das gehört aber, glaube ich auch zum Job. Und das ist dann auch die Entscheidung eines jeden Schauspielers selber, ob er eine durchgehende Rolle, sei es jetzt beim Hörspiel oder beim Fernsehen machen will, oder nicht. Also ich hätte kein Problem damit.

HörNews: Wie gefallen Ihnen die SINCLAIR-Hörspiele persönlich? Kannten Sie die Geschichten schon vorher?

Schenk: Ich habe glaube ich zweimal in der Vergangenheit was gelesen. Sonst habe ich mich nicht weiter damit beschäftigt. Als ich es dann gehört habe, war ich wirklich beeindruckt, was da für ein akustisches Breitwandkino, im besten Sinne über einen kommt. Ich habe mir die ersten, die mir dann geschickt wurden auf einer längeren Autofahrt angehört, weil ich glaube, im Auto eine bessere Anlage zu haben, als in der Wohnung. Und das war schon heftig, aber auch sehr, sehr spannend. Ich hab das dann auch mehrmals an Freunde verschenkt, zu Geburtstagen und so weiter und da kam auch immer ein sehr gutes Echo.

HörNews: Wo liegen für Sie als Schauspieler die Unterschiede zwischen der Arbeit an einem Hörspiel und einem Hörbuch? Sind Sie in der Interpretation Ihrer Rollen bei einem Hörbuch freier als bei einem Hörspiel?

Schenk: Der Unterschied zwischen Hörbuch und Hörspiel ist ja einfach der, dass man bei einem Hörspiel tatsächlich Situationen spielt, und bei einem Hörbuch hat man halt die Funktion des Vorlesers. Das ist schon mal was ganz unterschiedliches. Sicher hat man auf diese Art und Weise beim Hörbuch einen größeren Einfluss auf die Gestaltung, weil es doch glaube ich sehr von der jeweiligen Persönlichkeit des Schauspielers abhängt, der gerade spricht. Und der Auftraggeber oder der Regisseur hat ja eine Erwartung an einen bestimmten Schauspieler oder eine bestimmte Schauspielerin bei der Besetzung eines Hörbuches und setzt dann glaube ich auch ganz auf diese spezielle Art zu interpretieren.
Beim Hörspiel muss man natürlich, wie beim Spielen überhaupt, einfach gewisse dramaturgische und inszenatorische Vorlagen und Ansprüche erfüllen und hat dadurch natürlich auch weniger Einfluss auf die Gestaltung.

HörNews: Für mich sind Sie jemand, der in seine Hörspielrollen mehr Energie zu stecken scheint, als manch anderer. Will sagen, Sie sterben und morden jedes mal sehr überzeugend. Macht das vielleicht den Reiz an einem Hörspiel aus? Die Möglichkeit, mal richtig "die Sau rauszulassen"?

Schenk: Richtig, man muss, was ich vorhin schon sagte, beim Hörspiel, und gerade bei Sinclair, natürlich ein bisschen, wie man hier in Berlin sagt, "Butter bei die Fische geben". Und das macht natürlich Spaß, logisch. Aber auch als Schauspieler vor der Kamera, am Theater weniger, habe ich in den letzten Jahren auch zu einem ganz großen Teil mehr die bösen Parts bekommen, als die guten. Und ich denke, wenn ein Sinclair-Hörspiel mal verfilmt würde, und ich hätte die Ehre dabei mitspielen zu dürfen, dann würde ich das mit dem selben Engagement, natürlich mit anderen Mitteln machen, wie beim Hörspiel. Aber vielleicht bin ich auch bei diesen Bösen am glaubhaftesten, denn ich werde immer wieder gern, auch von Freunden mit denen ich lange zusammengearbeitet habe, also Regisseure, immer wieder mit den Bösen besetzt.

HörNews: Sie haben an der Hörbuchfassung einer Stephen King-Geschichte mitgewirkt. Mich würde interessieren, welche Rolle in einer Hörbuchproduktion dem Regisseur zukommt. Ein Hörbuch ist ja eher eine One-Man-Show. Brauchen Sie als Profi da überhaupt einen Regisseur bei einer Hörbuch-Lesung?

Schenk: Ja, unbedingt. Weniger für das Gestalterische. Natürlich spricht man sich vorher ab, wie man den Stoff empfindet, was man sich so denkt, und so weiter. Aber das Eigentliche ist: So ein Hörbuch ist wie ein großer Berg, den man abzuarbeiten hat, wenn er denn vor einem liegt. Und es ist auch richtig harte Arbeit.
In der Regel habe ich das in den letzten Jahren, wenn ich ein Hörbuch gemacht habe, immer so gemacht, dass ich so richtig acht, neun Stunden gesprochen, sprich, gelesen habe, und dann eben so viele Tage, bis man mit dem Werk durch war. Und da braucht man einfach jemanden, der da sitzt, der konzentriert zuhört. Denn irgendwann, nach der zwanzigsten oder dreißigsten Seite, passiert es unausweichlich, dass man sich verspricht, ohne es zu merken, sich verliest, ohne es zu merken, einen gedanklichen Bogen nicht hinbekommt, ohne es zu merken. Obwohl man natürlich das Buch durchgearbeitet hat, und ich mir zumindest hunderte Zeichen an die Seite gemacht habe. Weil Buchstaben haben die Eigenart, einem irgendwann vor den Augen zu flimmern. Da braucht man jemanden, der zuhört und einen dann unterbricht und sagt: "Atme durch, komm raus, trink ´nen Kaffee, lass uns über was anderes reden.", um dann neu anzusetzen. Das könnte man nicht alleine machen. Das kann auch nicht der Tonmeister übernehmen, der natürlich hinten sitzt und auf ganz andere Dinge hören und achten muss.

HörNews: Gibt es eine Traumrolle für ein Hörspiel oder eine Traumvorlage für eine Hörbuchproduktion?

Schenk: Nein, würde ich eigentlich nicht sagen. Also, ich würde gerne mal, was ich am Theater mehrmals gemacht habe, klassische Texte, zum Beispiel von Kleist sprechen und lesen, weil die einfach wunderschön sind. Natürlich ist das Publikum oder der Markt dafür glaube ich sehr begrenzt, aber das würde mir auch mal Spaß machen, weil ich schon lange kein Theater mehr spiele.

HörNews: Hören Sie selbst gern Hörbücher oder Hörspiele (Welche?)

Schenk: Ja. Also, da kann ich Ihnen jetzt mit keinem Titel kommen. Und ich höre auch eigentlich nie wenn ich zu Hause bin, sondern nur unterwegs im Auto. Zu Hause höre ich mir nicht mal die Dinge an, die ich gemacht habe, weil mir da einfach die Zeit fehlt. Aber man ist ja doch des öfteren mit dem Auto mehrere Stunden unterwegs, und wenn ich keine Kassetten oder CDs dabei habe, dann suche ich auch im Radio ständig nach Hörspielen, oder überhaupt nach Sendungen, wo gesprochen wird. Weil dieses Musik-Gedudel, das momentan so auf allen Sendern läuft ist ja auch nicht unbedingt erbaulich.

HörNews: Wie erklären Sie sich den steigenden Erfolg von Hörbüchern und Hörspielen gerade bei Erwachsenen?

Schenk: Also ich könnte mir vorstellen, dass es daran liegt, dass, wenn man sich das anhört, man natürlich auch wie beim Lesen eines Buches mit seiner Phantasie oder seiner Interpretation alleine ist und nichts vorgefertigtes vom Bild her bekommt. Und man wird nicht von überflüssiger Werbung oder anderen Dingen unterbrochen. Oder wenn man im Auto sitzt, wird man nicht vom Verkehrsfunk unterbrochen oder so etwas. Und es hat vielleicht auch so ´ne Intimität, sich zurückzuziehen, die Kopfhörer aufzusetzen, sich irgendwo gemütlich in die Ecke zu setzen und sich dann in so eine akustische Welt zu begeben. Also ich stelle mir schon vor, dass der Erfolg daher kommt.

HörNews: Zur Synchronisation:
Im November wurden bei einer "Gala der großen Stimmen" die Preise für die besten deutschen Synchronleistungen vergeben. Von dem Regisseur Volker Schlöndorff, der bei der Veranstaltung als Ehrenpräsident der Jury wirkte, stammt der Ausspruch: "Die Schauspieler haben es nicht länger verdient, als Synchronfritzen beschimpft zu werden."
Wie ist Ihre Meinung? Die Synchronisation, ein Stiefkind der Schauspielerei?

Schenk: Das ist ganz offensichtlich ein Stiefkind der Schauspielerei. Man muss das Ganze natürlich sehr differenziert betrachten. Es gibt immer wieder Leute die glauben, sich daran profilieren zu müssen oder zu können, dass sie Synchronisationen generell ablehnen und in irgendwelchen Medien das auch so darstellen. Die Mehrheit der Menschen in unserem Land spricht nun mal kein chinesisches Mandarin oder keinen südfranzösischen Dialekt. Und selbst, wenn man einen amerikanischen Film im Englischen sieht und man hört da drei, vier oder fünf verschiedene Dialekte, versteht man auch nichts mehr. Die Synchronisation, wenn sie denn gut gemacht ist, ist einfach ein sehr gutes Mittel, damit ich als Zuschauer einen Film, bei dem sich ja ein Kameramann und Beleuchter und Schauspieler und alle möglichen Leute etwas dabei gedacht haben, wenn sie Bilder gestaltet haben, in Deutschland, oder in welchem Land auch immer in meiner eigenen Sprache genießen kann und nicht Untertitel lesen muss, die mich von der Bildgestaltung ablenken, und als Untertitel natürlich auch nur inhaltlich die halbe Information oder ein Drittel der Information liefern können.
Wie gesagt, man muss das sehr differenziert betrachten. Es gibt, so wie es schlechte Theateraufführungen und schlechte Filme gibt, natürlich auch genügend schlechte Synchronisationen. Man muss auch der Ehrlichkeit halber sagen, dass in der Branche, also auch unter Schauspielern, so die Meinung besteht:
"Naja, wenn ich mal zum Synchron gehe, und ein paar Takes spreche, das mach ich mit links. Und da krieg ich gutes Geld dafür."
Oder:
"Wenn ich nicht gut genug bin, an einem Theater engagiert zu werden, oder überhaupt andere Engagements zu bekommen, bin ich beim Synchron immer noch gut genug."
Das zieht natürlich dieses Synchrongewerbe auch auf ein Niveau herunter, wo es nicht hin gehört. Aber, wie in allen Bereichen, nicht nur in der Schauspielerei, oder überhaupt in der Kunst und Unterhaltung, darf man die Messlatte natürlich nicht immer ganz nach oben legen. Es gibt eben auch im Fernsehen genügend Dinge, die synchronisiert werden müssen, aber wo´s dann eben nicht so genau drauf ankommt. Das sind dann die vielen, vielen Serien...

HörNews: Daily Soaps und so...

Schenk: Genau. Die laufen den ganzen Tag, während ´ne Frau vielleicht am Bügelbrett steht und Hemden bügelt, und da kommt´s dann nicht, sag ich mal, so drauf an. Man sollte immer gute Arbeit leisten. Aber bei den großen Filmen, die dann hauptsächlich natürlich aus den USA kommen, wenn die dann auf den deutschen oder europäischen Markt kommen, da achten die Amerikaner dann schon darauf...

HörNews: Es ist ja wohl teilweise auch so, dass sich Regisseure Stimmproben schicken lassen und daraufhin die Leute selbst auswählen.

Schenk: So ist es. Die achten dann sehr darauf und suchen nach identischen Stimmen beziehungsweise nach Stimmen, die ihnen vom Klang, denn in der Regel sprechen die auch kein Deutsch, wenn die von uns eine Stimmprobe bekommen, aber wo dann vielleicht auch vom Klang für sie was rüberkommt, wo sie glauben, dass das die Figur haben müsste.

HörNews: Sie sprechen u.a. Gary Oldman und Ralph Fiennes (aktuell im Kinofilm "Roter Drache"). Nach welchen Kriterien werden Sie als Synchronsprecher ausgewählt? Wird zum Beispiel auch auf Deckungsgleichheit der Stimmen geachtet? Oder heißt es auch: Der hat den einmal gesprochen, der soll den wieder sprechen?

Schenk: Ich fang mal mit dem letzten an. Das mit dem "Der hat den immer gesprochen, der soll den wieder sprechen", das lässt leider irgendwie in Deutschland nach. Weil die Leute, die das zu entscheiden haben, Redakteure oder jemand der vom Verleih beauftragt wurde, die Synchronisation als Supervisor zu betreuen, der sagt dann:
"Nö, die Stimme von Schenk, die gefällt mir nicht. Der ist zu knarzig."
Oder:
"Der spricht immer die Bösen."
Oder weiß der Kuckuck, was. Mit anderen Worten: Es geht dann oftmals, jedenfalls in letzter Zeit, um geschmäcklerische Fragen und nicht darum, dass man dem Zuschauer, und um den sollte es ja dabei gehen, der nun über Jahre an eine bestimmte Stimme gewöhnt ist, im Zusammenhang mit einem Schauspieler, der aus Frankreich, USA oder sonst woher kommt.... Der möchte diese Stimme dann auch wieder hören.
Ich persönlich finde das gar nicht gut, dass man da oftmals, jedenfalls in den letzten Jahren, so darüber hinweggeht. Mir persönlich ist es in letzter Zeit zweimal passiert.
Kevin Bacon habe ich ein paar Mal gesprochen. Und im Sommer wurde ein Film aufgenommen, ich kann jetzt nicht den Titel sagen, weil ich war da wie gesagt nicht dabei, da war das dann die Entscheidung derjenigen Peron vom Verleih, die die Aufnahmen als Supervisor betreut hat. Also es war dann eine ganz individuelle Entscheidung. Drei Tage vorher lief glaub ich auch nochmal im Fernsehen ein Film mit dem Kevin Bacon, wo ich ihn gesprochen habe, aber das spielte dann alles keine Rolle mehr. Jetzt momentan wird auch in Berlin ein Film aufgenommen mit Ralph Fiennes, da spreche ich ihn auch nicht...

HörNews: Schade.

Schenk: Ja, aber ich kann nichts dagegen machen. Und man muss dann einfach darauf achten, dass man sowas nicht zu sehr an sich rankommen lässt, weil ich finde das eigentlich auch schade. Ich würde mich als Zuschauer da auch irgendwie drüber ärgern, wenn plötzlich Robert De Niro eine andere Stimme hat.

HörNews: Obwohl es bei Ihnen ja auch nicht so ist, dass Sie eine feste Rolle hätten. Mir fällt als Extrembeispiel da Thomas Danneberg. Der spricht ja Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger und John Travolta und Nick Nolte. Sie haben ja nicht so eine Stammrolle, dadurch dass der Sprecher von z.B. Ralph Fiennes immer wieder wechselt.

Schenk: Nein, in dem Sinne nicht. Insofern ist der De Niro mit Brückner ein bisschen ein schlechtes Beispiel. Weil der hat so eine extravagante Stimme. Am meisten habe ich glaube ich Ray Liotta gesprochen. Den habe ich mal vor acht Jahren in dem Film "Goodfellas" zum ersten Mal gesprochen, und mit einer Unterbrechung eigentlich immer.

HörNews: Hören Sie sich selbst gern im Kino? Oder ärgern Sie sich dann auch über eigene Fehler?

Schenk: Das fällt einem natürlich auf, aber was das Hören betrifft, daran hab ich mich inzwischen gewöhnt. Als ich noch ganz junger Schauspieler war und mich zum ersten Mal gehört habe, dachte ich auch: "Um Gottes Willen, wie hört sich das denn an?" Und dann hört man seinen eigenen Dialekt noch raus. Aber entweder hab ich inzwischen diese Dinge abgelegt oder ich hab mich an meine eigene Stimme so gewöhnt, dass es mir jedenfalls nicht mehr negativ auffällt. Aber man hört natürlich auch, genauso wenn ich einen Film mit mir sehe, man hört und sieht Dinge, die man hätte anders machen können. Aber gut. Nun ist es geschehen, und dann muss man damit leben.

HörNews: Was Hörbuch, Hörspiel und Synchronisation angeht: Gibt es eine Arbeit, die Sie bevorzugen?

Schenk: Also am liebsten mache ich Hörspiel von diesen Dingen, weil man dort am meisten zu spielen hat, im wahrsten Sinne des Wortes. Und weil man mit Kollegen zusammen ist. Ja, und weil beim Hörspiel auch immer noch die Zeit der Produktion nicht eine so große Rolle spielt. Der Drehprozess, wenn ich als Schauspieler vor der Kamera stehe, der ist in den letzten Jahren extrem zeitintensiv geworden. Das Ganze findet unter sehr viel Zeitdruck statt. Und beim Hörspiel, da geht es eben noch zu, wie´s immer so war. Da wird ordentlich und sauber gearbeitet und man hat genügend Zeit. Die wünscht man sich beim Drehen eben auch öfter mal. Und insofern mache ich Hörspiel sehr, sehr gern.
Hörbuch ist eine einsame, anstrengende Angelegenheit. Mache ich natürlich auch gern, aber in der Abstufung nicht so gern.

HörNews: Wenn Sie mal Freizeit haben, was machen Sie gern?

Schenk: Wenn ich Freizeit habe, was natürlich auch oft vorkommt, dann bin ich eigentlich sportlich unterwegs. Ich wohne hier dicht am Wasser, ich hab ein Paddelboot. Heute bin ich nun gerade Schlittschuh gelaufen, weil Paddelboot geht nicht, es ist alles zugefroren in Berlin. Und ansonsten jogge ich und bin mit dem Mountainbike im Wald unterwegs und solche Dinge.

HörNews: An welchen Projekten (Hörspiel / Hörbuch / Synchron) arbeiten Sie zur Zeit?

Schenk: Zur Zeit an gar keinem, weil das Jahr geht zu Ende. Momentan drehe ich noch, habe auch heute noch kurz synchronisiert, aber nichts weltbewegendes. Ich drehe momentan noch "Der Bulle von Tölz". Gestern war ich gerade glaub ich zu sehen in "Ein Fall für Zwei". Vor zwei Wochen in einem "Tatort". Auch im Januar werden zwei Sachen zu sehen sein. "Doppelter Einsatz" und dann wird es einen neuen Film auf SAT 1 geben, aus diesen Natalie-Geschichten, wo ich immer der Vater war. Aber Hörbuch- und Hörspielmäßig im Moment garnichts. Wie gesagt, das Jahr geht zu Ende, und natürlich hoffe ich, dass es im Januar dann irgendwie wieder weitergeht.

HörNews: Noch ein paar abschließende Worte an Ihre Fans und Hörer?

Schenk: Da wir am Jahresende sind, wünsche ich natürlich allen Zuhörern und allen Fans ein frohes, gesundes neues Jahr, einen guten Rutsch ins neue Jahr, besinnliche, erholsame Weihnachten, und ich wünsche mir natürlich, dass sie weiter meine Fans und meine Zuhörer bleiben.
Und was diese Sinclair-Geschichten betrifft, war ich erstaunt und natürlich sehr erfreut, was es da für eine große und intensive Zuhörergemeinde gibt. Ich selber bin nicht im Internet. Ich hab mir jetzt zwar einen Computer zugelegt, aber den Internetzugang, den hab ich auf Januar/Februar verschoben. Aber ein Freund von mir, mit dem ich zur Schule gegangen bin, der ist immer mal mit seiner Suchmaschine im Internet unterwegs, sucht nach Udo Schenk und der schickt mir dann immer per Fax, was es da so alles gibt. Das freut mich natürlich, und ich hoffe, dass es so bleibt.

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William Shatner

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 01. Dezember 2002

William Shatner ist weltweit bekannt als Schauspieler des Captain James T. Kirk in der US-amerikanischen Science-Fiction-Fernsehserie 'Star Trek' (oder auch 'Raumschiff Enterprise')! Zusammen mit zwei findigen Autoren schreibt er nun seine eigenen Kirk-Abenteuer, um seine Rolle in der Welt der Bücher und Hörbücher am Leben zu erhalten...

HörNews: Seit wenn sind Sie im Showgeschäft?

Shatner: Ich arbeite schon als kleines Kind im Showgeschäft.

HörNews: Wer hatte die Idee zur DVD "Mind Meld"? (Eine Doku-DVD wo Leonard Nimoy und William Shatner über ihre Karriere erzählen...)

Shatner: Ehrlichgesagt, ich kann mich nicht mehr erinnern, wer die Idee zu Mind Meld hatte, aber ich glaube das war ich!

HörNews: Hören Sie selber auch Hörbücher (Audiobooks)?

Shatner: Audiobücher geben die Möglichkeit ein Roman zu erleben, wenn man nicht die Zeit dafür hat sie selbst zu lesen. Ich höre mir gerne Bücher an, kaufe sie, aber wenn ich in die Geschichte eintauchen möchte, nehme ich mir die Zeit und lese sie.

HörNews: Ist es wahr, das Sie einen Kinofilm zu "Star Trek: Die Rückkehr" machen wollten?

Shatner: Ich hätte gern ein Film, basierend auf "Die Rückkehr", gemacht. Fakt ist ich schrieb ein Drehbuch, aber Paramount wollte es nicht, erst dann schrieb ich die Geschichte in einem Roman um.

HörNews: Gibt es für Sie als Schauspieler unterschiede, ob Sie die Rolle in einem Film, oder in einen Hörbuch spielen/lesen?

Shatner: Ich denke im Schauspiel gehts immer um das Gleiche: Du versuchst die Worte lebendig werden zu lassen.

HörNews: Worum geht es in "Captain's Peril"?

Shatner: Es wird ein Mord aufgeklärt, ein Krimi mit Captain Picard und Captain Kirk.

HörNews: Ist "Captain's Peril" ein Mehrteiler?

Shatner: Ja, es wird wieder eine Triologie!

HörNews: Was machen Sie zur Zeit? (Stand: August)

Shatner: Ich mache eine Menge Dinge zur Zeit: "One Hit Wonders" auf VH1; "Friday Night" auf dem Sci-Fi-Channel; Ich schreibe meine Romane ("I'm Working on that" und "Captain's Peril"); Ich schreibe ein Drebuch mit dem Titel "Relics" und ich verkaufe einen Film genannt "Groom Lake", den ich gemacht habe. Selbstverständlich bin ich auch mit meinen Pferden beschäftigt (Saddlebred horses) und werde bei einer Weltmeisterschaft in Louisville, Kentucky teilnehmen. Und zu guter letzte versuche ich soviel Zeit wie möglich mit meiner Familie zu verbringen.

HörNews: Ihre "letzten Worte" an die HörFans?

Shatner: Ich habe keine letzten Worte für meine Fans, es geht immer weiter...

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Thomas Brezina

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 01. Oktober 2002

Die Bücher von Thomas Brezina erscheinen weltweit derzeit in 32 Sprachen. Seine Geschichten und Ideen sind Grundlage für Kino- und Fernsehfilme, Theaterstücke und Musicals, Hörspiele und interaktive CD-ROM-Spiele, sowie für Schulvideos über berühmte Komponisten.
Er arbeitet an der Konzeption von Lehrbüchern mit und schreibt neben seinen spannenden Abenteuer- und Detektivgeschichten eine Sachbuchreihe für Kinder. Thomas Brezina ist Drehbuchautor und Präsentator u.a. von Kinder-TV-Sendungen im ORF und einer Spieleshow auf Super-RTL. Auf Grund seiner langjährigen Erfahrung mit Kindern und Familien wird er immer wieder eingeladen, Erlebniswelten für die ganze Familie zu konzipieren. Für seine Werke und seine Leistungen erhielt Thomas Brezina bereits zahlreiche österreichische und internationale Preise. Seit 1996 setzt er sich als offizieller Botschafter von UNICEF Österreich für bessere Lebensbedingungen und mehr Schutz von benachteiligten Kindern in aller Welt ein. Unter thomasbrezina.com betreibt er eine vielbeachtete und -besuchte Homepage.
Der Schriftsteller lebt in Wien und London. Als Ausgleich zu seinem arbeitsreichen Berufsalltag geht Thomas Brezina gerne ins Kino und ins Theater, liest viel und macht mit seinem Hund Daffi ausgedehnte Spaziergänge.

HörNews: Seit wann bist du Jugendbuchautor, und welches war deine erste Serie?

Brezina: Bücher schreibe ich seit 13 Jahren. Vorher habe ich rund 350 Hörspiele geschrieben. Dazu noch TV-Drehbücher. Für das Fernsehen arbeite ich auch heute noch (seit 1978). Das Buchschreiben ist aber mein Hauptberuf. Meine erste Buchserie war DIE KNICKERBOCKER-BANDE. Im Sommer habe ich den ersten Band RÄTSEL UM DAS SCHNEEMONSTER geschrieben, eine Winterstory.

HörNews: Wie läuft ein normaler Arbeitstag von dir ab?

Brezina: Unterschiedlich. Es gibt Schreibtage, es gibt Drehtage, es gibt Besprechungstage und es gibt freie Tage.
An freien Tagen kann ich mein Hirn auch nicht abschalten. Das Ausdenken oder Ideensammeln geht immer weiter.
An Besprechungstagen gibt es Treffen mit meinen Verlagen und anderen beruflichen Partnern.
An Drehtagen steh ich für meine TV-Sendungen vor der Kamera, unterschiedlich lang.
Schreibtage beginnen im Sommer früh (sechs Uhr), im Winter etwa um 7.00 Uhr. Ich mache meistens ein wenig Sport und Yoga. Ab ca. 8.30 sitze ich am Computer, arbeite bis ca. 12.30 und dann ab 14.00 bis etwa 18.30. Ich brauche dazwischen immer viel Bewegung und gehe, laufe, springe, schwimme beim Nachdenken.
Allerdings sind das alles "ungefähr"-Werte. Das bedeutet: An manchen Tagen arbeite ich viel mehr, an manchen weniger.

HörNews: Wie lange dauert die Fertigstellung (Schreiben bis Herausgabe) eines Buches?

Brezina: Ich schreibe an guten Tagen etwa 20 Buchseiten. An schlechteren nur 5.
Wie lange es von der Abgabe des Manuskriptes bis zum Erscheinen des Buches dauert, hängt vom Verlag ab. Der Rekord liegt bei zwanzig Tagen, im Schnitt sind es aber sechs Monate. Das hängt auch von der Anzahl der Illustrationen ab.

HörNews: Woher kommen die Idee zu den vielen Serien?

Brezina: Ideen kommen überall auf mich zu. Oft erzählen mir Leute etwas, manchmal beobachte ich etwas, die Vermischten Meldungen in der Zeitung sind eine Fundgrube, manchmal wünschen sich Leser ein bestimmtes Thema ... Mitglied der Knickerbocker-Bande wäre ich als Kind selbst gerne gewesen, ein Fahrrad wie Tom Turbo hätte ich auch gerne gehabt, Bücher wie das Tiger-Team mit Detektivausrüstung hätte ich gerne gelesen, für Tiere setze ich mich ein wie Penny, zwei Mädchen ein eigenes Haus besitzen zu lassen hat mich als Idee fasziniert (No Jungs), Mädchen ein großes Geheimnis teilen zu lassen (Pssst-Unser Geheimnis), ebenfalls etc.

HörNews: Bist Du mit der Art und Weise glücklich, wie man Deine Bücher bei Hörspielverlagen adaptiert hat? Welche Fassung sagt Dir am meisten zu?

Brezina: Am besten gefällt mir Penny. Die Produktionen stimmen rundum.
Bei Tiger-Team habe ich mir immer gewünscht, die Interaktivität, die ein Markenzeichen dieser Serie ist, auch zu übertragen. Das wurde aber abgelehnt. Ich halte es für einen Fehler. Die TV-Version, an der jetzt gearbeitet wird, arbeitet diese Besonderheit viel stärker hervor.
Die Knickerbocker-Hörspiele mag ich persönlich sehr und viele davon sind wirklich gelungen.
Prinzipiell muss ich immer Abstand zu Produktionen haben und mich daran "gewöhnen". Die Stimmen und Bilder in meinem Kopf sind zuerst stärker.

HörNews: Brezina-Serien sind als Bücher ja ein Markenzeichen, im Hörspiel-Sektor hatten fast alle Serien mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Was machst Du dafür verantwortlich?

Brezina: In Österreich haben meine Serien in allen Medien den größten Erfolg.
In Deutschland gibt es Serien, die einfach die Ersten auf dem Markt waren und sehr stark eingeführt sind. Knickerbocker-Bande gibt es seit 12 Jahren, Vergleichsserien seit 20 bzw. 25 Jahren.
Abwarten. Was heute so ist, kann morgen schon ganz anders sein.

HörNews: Wundert Dich die Akzeptanz, die eine Serie wie "Sieben Pfoten für Penny" bei einem guten Teil der erwachsenen und noch dazu männlichen Hörerschaft hat?

Brezina: Es gibt viele Überraschungen im Leben und diese Überraschung freut mich. Allerdings habe ich immer das Gefühl, das Hörspielhörer (ich meine jetzt Hörer von Kinderhörspielen) meistens sehr feinfühlige Menschen sind und die spüren eben, was in Penny steckt.

HörNews: Wo wir beim Thema Penny sind, in welches Genre würdest Du die Serie selbst einteilen, wenn Du es müßtest: Krimi, Tiergeschichten, Mädchenbuch?

Brezina: Penny fällt in keine Kategorie. Es sind die Abenteuer eines starken Mädchens, das sich für Tiere einsetzt. Klar gibt es Krimi-Elemente, der menschliche und tierische Teil aber überwiegen.

HörNews: Wie gefallen Dir die "Penny" Hörspiele persönlich?

Brezina: Ausgezeichnet.

HörNews: Welche Deiner zahlreichen Serien/Bücher würdest Du selber für eine Hörspielfassung vorschlagen?

Brezina: Für Mädchen NO JUNGS oder UNSER GEHEIMNIS. Danach fragen die LeserInnen auch sehr häufig.
Von den anderen sind praktisch alle möglichen schon umgesetzt. Es ist aber viel geplant für die Zukunft und ich sehe da ein paar gute neue Stoffe ...

HörNews: Könntest Du Dir vorstellen, hierbei auch wieder aktiver an der Produktion teilzunehmen, als das bei Ravensburger der Fall war?

Brezina: Das ist leider ein Zeitproblem. Der Tag hat auch für mich nur 24 Stunden und selbst wenn ich die Nacht dazunehme, schaffe ich nicht all das Neue zu schreiben, das ich im Kopf habe. Da mische ich mich gerne am Anfang bei Dramatisieren und bei Umsetzungen in andere Medien ein, wenn es um das Grundsätzliche geht. Sonst aber schreibe ich lieber neue Stories. Ganz neue Hörspiele zu schreiben könnte ich mir gut vorstellen, aber das ist zur Zeit ja nicht so gefragt, weil sich alle Firmen auf bewährte Sachen stützen wollen.

HörNews: Wie zufrieden bist Du mit den Drehbüchern, die andere Autoren nach Deinen Romanen geschrieben haben?

Brezina: Besonders gut gefallen mir die Bücher zu Penny und der Knickerbocker-Bande.

HörNews: Welche Knickerbocker-Fassung ist Deine die Liebste (Junior/Ravensburger)?

Brezina: Ich tu mir beim Beantworten solcher Fragen schwer. Die Juniorfassung ist zehn Jahre alt und hatte ihre Reize. Die Ravensburger-Fassung ist hoch professionell und "anders" und gefällt mir gut.

HörNews: Es gibt 2 andere sehr Erfolgreiche Jugendserien die Erfolgreich als Hörspielserien seit Jahren laufen, bist Du "neidisch" auf deren Erfolg, warum meinst du gelingt es z. B. der "Knickerbocker Bande" nicht auch ein solcher Erfolg, obwohl sie als Buchserie auch sehr populär ist?

Brezina: Neidisch bin ich nie, davon bekommt man nur Gallenbeschwerden. Ich gönne jedem seinen Erfolg.
Ich bin 39 Jahre, meine Buchserien wurden bisher in 32 Sprachen übersetzt, es sind viele Millionen Bücher verkauft worden, die Knickerbocker-Bande wurde verfilmt, Tom Turbo läuft schon 250 Folgen lang im TV, neue TV-Projekte sind schon in Vorbereitung, gerade ist ein kleines Rittermusical von mir auf einer Burg 183!!! Mal aufgeführt worden, es gibt Action-Krimi-Spiele an Originalschauplätzen, wo Kinder einen Krimi erleben, ich habe in einem Jahr im Internet rund 6000 Fragen von Lesern auf meiner Homepage beantwortet und, und, und.
Ich bin sehr zufrieden, sage jeden Tag am Abend "Danke!" für all das Schöne, das ich erlebe. Und wenn es mir gegönnt sein soll auch einen großen Erfolg am Hörspielsektor zu haben, dann werde ich mich darüber sehr freuen. Ich tue mein Bestes dafür und schreibe Geschichten dazu.

HörNews: Wurmt es Dich, dass man in vielen deutschen Bibliotheken Brezina-Bücher und -Adoptionen nicht aufnimmt, weil sie für zu trivial gehalten werden?

Brezina: Das habe ich überhaupt noch nie gehört.
Zu Beginn jedes Jahres bekomme ich einen ganzen Stapel an Zeitungsausschnitten , in denen über die Ausleih-Sieger in den Bibliotheken berichtet wird und meine Titel sind sehr oft an oberster Spitze und nicht selten die Nummer eins.
Übrigens weiß ich aus Diskussionen etwas: Leute, die am meisten meine Bücher kritisieren, können keine Detailfragen beantworten, weil sie oft gar nichts gelesen haben.

HörNews: Könntest Du dir vorstellen, auch mal ein 'Exklusiv-Hörspielbuch' für eine deiner Serien zu schreiben, also wie es z. B. Stefan Wolf bei TKKG macht?

Brezina: Ja, kann ich mir Vorstellen. Meine Arbeitsweise in so einem Fall ist, die Geshichte zu entwickekln und die Hörspielbearbeitung einem Hörspielautor zu überlassen. (Das hat hauptsächlich Zeitgründe!)

HörNews: Liest du auch mal Jugendbücher von der Konkurrenz?

Brezina: Nein. Ich lese, wenn überhaupt, nur englische Jugendbücher.

HörNews: Es hielt sich mal das Gerücht, das du auch TKKG-Bücher geschrieben haben sollst, stimmt das?

Brezina: Davon habe ich noch nie gehört. Nein, dass habe ich ganz sicher nie getan. Seit mehr als 13 Jahren halten mich eigenen Bücher voll auftrab.

HörNews: An was arbeitest du zur Zeit?

Brezina: Im Augenblick komme ich kaum nach, Fortsezungen für zwei Mädchenbuchserien zu schreiben. "No Jungs" heißt die Eine, "Unser Geheimnis" die andere. Aber auch Fortsetzungen für fast alle anderen Serien stehen auf dem Programm. Im September ist mein erster Einzelroman erschienen (Polo Pazifik) und es bleibt nicht der Letzte. Ich entwickle gerade viele neue Stoffe und Stories, welche ich dann in den nächsten Monaten umsetze, weiss ich noch nicht genau. Zwei Romane (...allerdings für jüngere) sind aber schon wieder fertig. Darf aber nichts darüber sagen.

HörNews: Auf welche neuen Bücher dürfen sich die Fans 2003 freuen?

Brezina: Es wird ein Spin-Off der Serie "Grusel-Club" geben, dass den Titel "Zeitspringer" trägt und das sagt wohl schon einiges. Im Herbst erschein auf jeden Fall eine neue Serie. Auf der Fankfurter Buchmesse wird endgültig festgesetzt, für welches Tehma wir uns entscheiden. Mir ist da so viel eingefallen...
Außerdem erschein ein Sonderband des "Tiger-Teams", der Erste Mega-Superfall...
So weit der Stand ende September 2002, beim mir entsteht vieles auch sehr kurzfristig noch. Laßt euch überraschen...

HörNews: Deine 'letzten Worte' an uns HörFans:

Brezina: Wir alle, die wir die Hochzeit der Hörspiele miterleben konnten, sind sehr gut dran. Hörspiele sind etwas ganz besonderes und es gibt wirklich beeindruckende Qualität. Die Liebe, die gerade Hörspielfans zu ihrem Medium haben, beeindruckt mich immer wieder, wenn ich eure Seiten im Web sehe.
Na dann, bleibt auf der Spur!

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Franziska Pigulla

Ein Interview von Markus Stengelin
geführt am 01. August 2002

Franziska Pigulla ist vor allem bekannt als die Synchronstimme von Gillian Anderson (Scully) in Akte X, aber auch im Hörspielbereich darf sie zeigen was sie als hervorragende Sprecherin leisten kann. Sie ist auch Jane Collins in JOHN SINCLAIR, mehr über sie und ihre Projekte gibt es nun im Interview...

HörNews: Wo befinden Sie sich gerade?

Pigulla: An meinem Schreibtisch in Berlin-Mitte.

HörNews: Wie war Ihr beruflicher Werdegang?

Pigulla: Reich an Kurven und Umwegen!

  • Studium der Allg. u. Vergl. Literaturwissenschaft, Germanistik, Anglistik und Geschichte
  • Schauspielausbildung in Berlin und London
  • Engagement an den (zu dieser Zeit noch existenten) Staatlichen Schauspielbühnen Berlin
  • kleine Film- u. Fernsehrollen (u.a. in: "Dr. M." von Claude Chabrol, "Tatort", etc.)
  • seit 1989 freiberuflich für div. Rundfunk- und Fernsehsender, u.a. BBC, RIAS, SfB, Deutsche Welle, SAT.1, n-tv, etc. als Sprecherin bzw. Moderatorin, incl. redaktioneller Mitarbeit, d.h. incl. eigener Texte, Moderationen, Beiträge, etc.

HörNews: Wie kamen Sie zur Synchronisation?

Pigulla: Ich habe Synchronarbeit von Anfang an als wesentlichen Zweig des Schauspielberufs verstanden und mich deshalb systematisch bei den entsprechenden Firmen beworben.

HörNews: Arbeiten Sie auch als Schauspielerin?

Pigulla: Abgesehen von meiner Synchrontätigkeit (s. Frage 3) z.Zt. nicht.

HörNews: Sind Sie noch bei N-TV zu sehen?

Pigulla: Seit Spätsommer 1997 nicht mehr.

HörNews: Können Sie sich noch an Ihre erste Synchronarbeit erinnern?

Pigulla: Oh ja, eine lustige "ich werde entdeckt"- Geschichte: Bereits während meiner Ausbildung bin ich eines Tages losmarschiert, um mir anzuschauen, wie Synchron so funktioniert. Bei einer Firma durfte ich ins Atelier, um meine zukünftigen Kollegen bei der Arbeit zu beobachten. Und tatsächlich tauchte auf der Leinwand plötzlich ein chinesisches Dienstmädchen mit drei Sätzen auf, für dessen Synchronisation man vergessen hatte, eine Schauspielerin zu bestellen. Kurzerhand hat also der Regisseur mich zu meinen ersten drei "Takes" verdonnert, was natürlich ganz großartig war, denn auf diese Weise hatte ich gar keine Zeit, Lampenfieber zu bekommen...

HörNews: Wie kamen Sie an die Rolle von Agentin Dana Scully in "Akte X"?

Pigulla: Peter Baumgartner, der bei den ersten Staffeln von "x-files" Synchronregie geführt hat, hatte die Idee, mich auf Gillian Anderson / Dana Scully zu besetzen, wofür ich ihm natürlich unendlich dankbar bin!

HörNews: Wie lange dauert die Synchronisation einer Staffel von "Akte X"?

Pigulla: Faustregel: In ca. 10 Tagen werden 3 Folgen synchronisiert (reine Atelierzeit)

HörNews: Finden die Aufnahmen mit Ihnen alleine statt, oder stehen Sie dabei auch zusammen mit anderen Kollegen, etwa mit Benjamin Völz (Anm.: Synchronsprecher von David Duchovny) im Studio?

Pigulla: Nach Möglichkeit zusammen mit den jeweiligen Kollegen, zumindest den Hauptcharakteren

HörNews: Haben Sie Gillian Anderson oder David Duchovny jemals persönlich getroffen?

Pigulla: Leider bisher noch nicht. Gillian Anderson würde ich sehr gern kennenlernen.
Allerdings hatte ich, wenn ich das an dieser Stelle einflechten darf, kürzlich, bei der Deutschland-Premiere von "Men in Black II - Back in Black", Gelegenheit, Lara Flynn Boyle kennenzulernen, die ich in ebendiesem Film synchronisieren durfte.
Ich sage "durfte", denn auch das war wirklich in jeder Hinsicht ein Vergnügen!!!...Und WIE ISSE NUN???...Tja also:
Sehr freundlich, und sehr sehr zart! - Was sehr für Ihre enorme Leinwandpräsenz spricht, denn dort ist sie ja nun, weiß Gott, alles andere als zerbrechlich...(GO AND SEE IT!!!)

HörNews: Gillian Anderson soll angeblich von Ihrer Synchronisation der Dana Scully so begeistert gewesen sein, dass sie seitdem versucht, ihre Stimme der von Ihnen anzugleichen. Ist an diesem Gerücht was dran?

Pigulla: Die Geschichte stimmt tatsächlich, und sie macht mich auch außerordentlich stolz: Eines Tages schickte mir eine Zuschauerin liebenswürdigerweise einen Mitschnitt von einem Rundfunk-Interview, das Gillian Anderson in England gegeben hatte. Und da sagt sie tatsächlich genau das! Allerdings hat dieser "Imitationsversuch", wie sie außerdem sagte, wohl nicht so recht funktioniert, weshalb sie ihn schnell wieder aufgegeben hat. Zu Recht, wie ich finde, denn mir persönlich gefällt ihre Stimme sehr gut, warum sollte sie also, wen auch immer, zu imitieren versuchen?

HörNews: Fällt Ihnen der Abschied von "Akte X" schwer? (Anm: Nächstes Jahr, nach Staffel 9 ist Schluss)

Pigulla: Ja und Nein. Einerseits sind die "x-files" in jeder Hinsicht ein außerordentlicher Glücksfall: Eine tolle Serie mit großartigen Schauspielern, in der man über neun Jahre hinweg eine Hauptrolle synchronisieren darf, gemeinsam mit einem festen Team von Kollegen (wir sind "schon fast eine Familie"), die einem die Zusammenarbeit - und ich sage das ohne Übertreibung - zu einem schieren Vergnügen machen...und dann wird das Ganze zu allem Überfluß noch ein solcher Erfolg...Wann hat man das schon??? - Andererseits glaube ich auch, frei nach dem Motto "Wenn's am schönsten ist, soll man geh'n", daß es gut sein wird, wenn die X-Akten demnächst endgültig geschlossen werden, damit sich das Phänomen der unerklärlichen Phänomene nicht totläuft.

HörNews: Man hört Sie auch als Sprecherin in Fernsehsendungen wie "Akte 02" in Sat 1, "Galieleo" auf Pro Sieben oder "Autopsie" bei RTL 2. Wie laufen solche Aufnahmesessions ab und wie zeitaufwändig sind sie?

Pigulla: Reportagemagazine, wie "Akte 02" oder "Galileo" werden aufgrund des hoheh Anteils von tagesaktuellen Beiträgen fast immer am Sendetag selbst vertont, wobei man die Texte in der Regel erst unmittelbar vor der Aufnahme erhält. Magazine mit eher dokumentarischem Charakter, wie z.B. "Autopsie", haben meistens einen längeren Produktionsvorlauf, d.h., man vertont mehrere Folgen gebündelt hintereinander, mitunter Wochen vor den eigentlichen Sendeterminen.

HörNews: Zur Sendung "Autopsie", in der in reisserischer Manier über (meistens) brutale Verbrechen, oft unter Zuhilfenahme von echten Autoipsie-Fotos berichtet wird, ist eine Frage aufgetaucht. Sehen Sie die Dinge immer, die Sie kommentieren? Inwieweit distanzieren Sie sich davon?
Oder etwas provokanter gefragt:
Gibt es Dinge, für die Sie Ihre Stimme nicht "hergeben" würden?

Pigulla: Zunächst einmal ist zu bemerken, daß "Autopsie" nicht in erster Linie über die Verbrechen als solche berichtet, sondern vielmehr über deren Aufklärung, will sagen, speziell über die Arbeit der Kriminaltechniker, Ballistiker, Gerichtsmediziner, usw.
Was die formale Präsentation angeht, wird sich RTL II sicherlich von einem Sender wie, sagen wir, arte, unterscheiden.
Dennoch kann man, was "Autopsie" betrifft, RTL II, meiner Ansicht nach, nicht den Vorwurf der Unseriosität machen:
Erstens sind die behandelten Fälle, leider Gottes, aber tatsächlich, authentisch. Die gezeigten Bilder dienen zweitens immer nur dazu, den jeweiligen Ermittlungsverlauf zu illustrieren.
An dieser Stelle ist übrigens auch anzumerken, daß ein Großteil der Bilder, die über amerikanische Bildschirme geflackert sind, in der deutschen Bearbeitung bereits im Vorfeld herausgeschnitten wurde.
UM IHRE FRAGE ZU BEANTWORTEN: Generell gesagt, ist es, meiner Ansicht nach, nicht meine Aufgabe als Sprecherin, Inhalte zu bewerten. Ich distanziere mich insofern von Inhalten, als eine gewisse Distanz für eine unbelastete Interpretation, nach meinem Erachten, unabdingbar ist.
Natürlich gibt es auch Inhalte, die mit meinen persönlichen Überzeugungen absolut nicht vereinbar wären. Glücklicherweise ist mir das erst einmal passiert, d.h. ich wollte aus persönlichen Gründen einen Beitrag in der vorliegenden Form nicht sprechen. Der verantwortliche Redakteur hatte dafür Verständnis, und ich habe den Beitrag nicht gesprochen.

HörNews: Nun ein paar Fragen zu den SINCLAIR-Hörspielen:
Wie kamen Sie an die Rolle der Jane Collins?

Pigulla: Wieder: GLÜCK! - Oliver Döring und Marc Sieper haben mich besetzt.

HörNews: Die Parts werden meines Wissens nach ja einzeln aufgenommen. Gibt dennoch während oder gab es vor den Aufnahmen mal ein Treffen der Gesamtbesetzung (Hauptcharaktere)?

Pigulla: Meines Wissens nicht (abgesehen von Festivals, Buchmessen, etc.) - das wäre auch schwierig, denn wir sind ja nicht nur wie ein Sack Flöhe, sondern außerdem auch noch in alle Himmelsrichtungen verstreut....

HörNews: Wie bereiten Sie sich auf eine Hörspielaufnahme vor?

Pigulla: Lesen, lesen, lesen, denken, denken, denken....Lesen, lesen.....

HörNews: Für wieviele SINCLAIR-Folgen sind Sie verpflichtet? Wie viele sind insgesamt geplant?

Pigulla: Na, mal sehen, wie lange die Fans und wir durchhalten!....

HörNews: Wie lange dauert Ihre Arbeit an einer SINCLAIR-Staffel?

Pigulla: Das weiß ich leider nicht, weil ich ja, wie gesagt (siehe Frage 16) meinen Part, ebenso wie die anderen, einzeln aufnehme.

HörNews: Wie gefallen Ihnen die SINCLAIR-Hörspiele persönlich?

Pigulla: Ganz prima! --: Erstmal bin ich sowieso, und noch aus Teenager-Tagen, Sinclair-Fan (Glaubt mir keiner, stimmt aber! - Fragen Sie meine beste Freundin!!!...).! Und außerdem bin ich von den Audio-Ergebnissen schwer beeindruckt!!! Ich glaube, das Geheimnis liegt darin, daß alle Beteiligten so viel Spaß an der Arbeit hatten - und das hört man eben auch!!!

HörNews: Hören Sie selbst gern Hörbücher? (Welche?)

Pigulla: Jaaa!!!... Aber ich fang' doch gerade erst an!...
Iris Berben fand ich ganz großartig, mit "Der stille Herr Genardy" von Petra Hammesfahr (Lübbe Audio)
und Christian Brückner mit "3 Weeks after Paradise - Eine Stimme aus New York City" von Israel Horovitz
(Hoffmann&Campe), oder mit "Auf dem Jakobsweg" von Paulo Coelho (Steinbach Sprechende Bücher)
- Wenn ich nächstens mein Side-Board frisch bepinsele, werde ich mir Otto Sander mit "Das wilde Fest" von Joseph Moncure March (Der Audio Verlag) anhören, da freu' ich mich schon! - Das ist auch mit Jazzmusik!

HörNews: Was unterscheidet Ihrer Meinung nach die Synchronarbeit von der Arbeit an einem Hörspiel oder Hörbuch?

Pigulla: Synchron ist Sprint. Hörbuch ist Marathon.
Will sagen: Beim Synchron muß man auf kürzester Distanz immer wieder bis zum Äußersten präzise sein, um nicht nur, idealerweise, die Intention des betreffenden Schauspielers / der Schauspielerin zu transportieren, sondern möglichst auch seinen / ihren sprachlichen Rhythmus abzudecken.
Beim Hörbuch muß man auf all dies' keine Rücksicht nehmen - HURRA!....Allerdings ist man auch (fast) ganz allein - OH WEH!!!....Man braucht also einen langen Atem und (schonwieder:) Konzentration!

HörNews: Welche der Arbeiten macht Ihnen am meisten Spaß?

Pigulla: Ich möchte das Eine nicht ohne das Andere, und viele weitere "Andere" tun!!!
Die Vielfalt der Inhalte und Arbeitsweisen macht es mir möglich, immer wieder frisch an jede neue Aufgabe heranzugehen!

HörNews: Wenn Sie mal nicht synchronisieren, was machen Sie so in Ihrer Freizeit?

Pigulla: Freunde treffen, tanzen gehen (mit Freunden!), kochen (für Freunde!), lesen, in meiner Wohnung herumpusseln....

HörNews: Bekommen Sie viel Fanpost? Beantworten Sie sie persönlich?

Pigulla: Ja, und ich weiß nicht, ob viel. Inzwischen weniger, als zu "x-files"-Spitzenzeiten.
Ich beantworte die Post persönlich, wobei ich mir allerdings für die, am häufigsten gestellten Fragen einen "Einheits- Antworten-Katalog" zusammengestellt habe, den ich bei Bedarf verschicke...(Wer weiß, vielleicht kann ich das hier bei Gelegenheit auch noch mal verwenden...)

HörNews: Hören Sie sich selbst gern im Fernsehen oder im Kino?

Pigulla: Wenn ich die Gelegenheit habe, überprüfe ich meine Arbeit schon gern. Vom Grad meiner Zufriedenheit mit derselben hängt dann ab, wie gern ich mich höre...

HörNews: Können Sie noch unbefangen ins Kino gehen, oder haben Sie statt der Schauspieler nur noch Ihre Synchron-Kollegen vor Augen?

Pigulla: Wie heißt es so schön: "Die beste Synchronisation ist die, die man nicht merkt!" - Und was soll ich sagen, diesen Satz fand ich gerade vorgestern wieder bestätigt: "GOSFORD PARK" von Robert Altmann - Wer den noch nicht gesehen hat:
Unbedingt hingehen!!! - Toller Film, und tolle Synchronisation - die man eben komplett vergißt! Sehr gut!

HörNews: An welchen Projekten (Hörspiel, Hörbuch, Synchronisation) arbeiten Sie momentan / in nächster Zeit?

Pigulla: Ich arbeite z.Zt. an:

  • Synchron: "The X-Files", die letzte Staffel
  • Hörbuch: "Denn vergeben wird dir nie" von Mary Higgins Clark (HEYNE HÖRBUCH)

Außerdem z.Zt. aktuell, d.h. gerade angelaufen, oder erscheint demnächst:

  • Synchron: "Men in Black II - Back in Black" (Lara Flynn Boyle, Rolle: "Serleena")
  • Hörbuch: "Die Botschaft der Baumfrau" von Julia Butterfly Hill (Steinbach Sprechende Bücher)
  • Hörbuch: "Die Leopardin" (gemeinsam mit Joachim Kerzel) von Ken Follett (Lübbe Audio)
  • Hörbuch: "Das letzte Revier" von Patricia Cornwell (Hoffmann&Campe)

HörNews: Noch ein paar letzte Worte an Ihre Fans?

Pigulla: In der Hoffnung, das dies nicht meine "letzten Worte" an die Fans sind,...möchte ich gern zitieren:
"YOU ARE IT, YOU MAKE US, WHAT WE ARE!"
Ich weiß nicht mehr, wer das mal gesagt hat, aber ich finde, sie, oder er, hat Recht!
Und in diesem Sinne möchte ich mich ganz herzlich bei allen Fans bedanken:

  • für EURE LEIDENSCHAFT
  • für EURE AUSDAUER
  • für EURE GEDULD
  • für EURE AUFMERKSAMKEIT
  • dafür, daß Ihr die, wie (nicht nur) ich finde, große Qualität von "x-files" erkannt habt und ihr treu geblieben seid! - Bitte macht weiter so, und laßt Euch auch weiterhin keinen Trash verkaufen!
  • für EURE LIEBE! - Auch wenn man erstmal gar nichts damit anzufangen weiß - ganz ehrlich: Es tut schon ganz schön gut, soooviel Post zu bekommen...Nochmals vielen Dank!!!

HörNews: Frau Pigulla, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für diesen Fragebogen genommen haben!

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Frank Gustavus

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 12. Juli 2002

Frank Gustavus ist, wie er sich selbst nennt, Hörspielmacher: Er erledigt also Regie, Buch und Produktion für seine Werke selbst. Im letzten Jahr beglückte er uns mit "Jack the Ripper", dieses Jahr wartet ein "BLACKOUT" auf uns...

HörNews: Es ist jetzt bald über 1 Jahr her das "Jack The Ripper" erschienen ist, man sagt zwar „Gut Ding will Weile haben“, aber warum brauchst du so lang?

Gustavus: Weil ich ein 150-Prozentiger bin- und so dauert´s halt! Das Buch muß erst mal geschrieben sein, dann wird es überarbeitet, und noch mal überarbeitet und noch mal und noch mal.... Dazwischen liegen immer einige Wochen. Schriftsteller brauchen für ihre Romane manchmal einige Jahre- und die müssen „nur“ schreiben und überarbeiten. Ich muß schreiben, alles organisieren, planen, besetzen, machen. Das dauert. Ich stelle mir das Hörspielmachen so vor, als wenn ich einen kleinen Film machen würde- da schaffen die wenigsten mehr als einen pro Jahr- es gibt natürlich Ausnahmen, aber zu denen zähle ich nicht. Dazu kommt, daß ich auch noch einen anderen Job habe, den des Sprechers, wo es auch immer was zu tun gibt, wo Lesungen oder andere Manuskripte vorbereitet werden wollen und müssen. Wenn Du auf den Output anderer Labels anspielst- die haben ihre Autoren, setzen Buchvorlagen um, haben mehr Leute im Team und vielleicht auch mehr Kohle. Oder vielleicht sind sie einfach nur schneller.....

HörNews: Um was geht es bei "Blackout" (Genre, Handlung)?

Gustavus: „BLACKOUT“ ist die Geschichte eines in die Jahre gekommenen abgehalfterten Hollywood-Schauspielers mit deutschen Wurzeln, der sich mit kleinen Rollen und Alkohol durchs Leben schlägt. Er will aus der Film-Maschine aussteigen und in Europa noch mal ganz von vorn anzufangen. Der Traum erfüllt sich auch- aber anders, als der Schauspieler es sich gedacht hatte: Nach einem Unfall in den Hollywood-Hills findet er sich in Berlin wieder- allerdings im Jahr 1941, und dort gerät der Mime in echte Schwierigkeiten...
Das Genre, tja... Ich bin nicht so ein Schubladendenker, und bei „BLACKOUT“ kann man es schon gar nicht so genau sagen. Das Hörspiel hat auf jeden Fall Abenteuer-, Mystery- und auf ´ne Art auch Sci-Fi-Elemente, obwohl ich weiß Gott kein Sci-Fi-Freund bin. Vor allem aber ist es eine bitterböse Satire.

HörNews: Wird wieder ein 70 Min.-Werk draus?

Gustavus: Zwischen 60 und 70 min. ist alles möglich. Von den Skriptseiten her sind es genauso viele wie beim „Ripper“. Mal sehen!

HörNews: Wo wird man dein Hörspiel bekommen?

Gustavus: Die CD wird zunächst über die RR-Homepage und- per ISBN- über den Buchhandel bestellbar sein. Wenn sich ein Vertrieb der Sache annimmt, wird „BLACKOUT“ auch in den Buchläden auf den Tischen liegen bzw. in den Regalen stehen, was aber eben nur geht, wenn ein Vertriebs-Vertreter das Ding im Gepäck hat und dem Handel anpreist.

HörNews: Wie gehst du beim Casting vor, hast du schon beim Schreiben des Drehbuchs die Stimmen im Kopf?

Gustavus: Einige Stimmen habe ich beim Schreiben im Kopf, andere Rollen sind noch „neutral“. Bei diesen überlege ich mir beim Überarbeiten, wer sie am besten spielen könnte. Dazu ziehe ich mein Hirn zu Rate, sehe mir Theaterstücke und Filme an, höre andere Hörspiele, forsche im Netz usw. Dann lese ich das Skript wieder und setze verschiedene Stimmen gedanklich ein. Wer dann am besten paßt, wird angerufen. Wenn einer von den Sprechern dann nicht kann, keine Lust hat o.ä., wird weitergesucht, und meistens gerät die Rolle dann an den/die Richtige(n).

HörNews: Auf wen dürfen wir uns denn freuen, und warum? (warum DER oder DIE ;-)

Gustavus: Wir dürfen uns freuen auf:

  • Helmut Krauss
  • Dietmar Mues
  • Ulrike Frank
  • Lutz Mackensy
  • F.-J.Steffens
  • Aranka Mamero-Jaenke
  • Volker Bogdan
  • Achim Schülke
  • Robert Missler
  • Katrin Gerken
  • Werner Cartano

Bei den übrigen Sprechern gibt es noch Unklarheiten, aber die eben genannten sind die „Stars“.
Daß ich Dietmar Mues wieder dabeihaben wollte, war sofort klar, nur sollte er, um Parallelen zum „RIPPER“ zu vermeiden, nicht den Protagonisten sprechen. Die Rolle, die er jetzt spielen wird, paßt aber auch viel besser zu ihm- obwohl der Mann wirklich fast alles spielen kann... Mit Helmut Krauss hatte das Schicksal seine Hand im Spiel: Ich sah mir eines Tages zum x-ten mal „Pulp Fiction“ an und dachte mir „Die Stimme von Samuel L. Jackson mußt du irgendwann in einem Stück besetzen- nur, wer ist dieser Mann?!?“. Zwei Wochen später sah ich mir in HH zu Castingzwecken das Musical „Emil und die Detektive“ an und lernte danach in der Kantine Helmut Krauss kennen, der mitgespielt hatte. Beim Erzählen über seine Synchronarbeit fielen plötzlich Worte wie „Fußmassage“ und „leckerer Burger“ und da bin ich natürlich fast vom Stuhl gefallen, hatte ich doch hier den Mann vor mir, den ich gesucht hatte. Ich schickte ihm das Stück und er war dabei! Auch Ulrike Frank, die weibliche Hauptrolle in „BLACKOUT“, habe ich in dem HHer Musical spielen sehen und sprechen hören. Auch sie hat mich sehr beeindruckt und wurde engagiert.
Lutz Mackensy wollte ich schon als Eisenwarenhändler im „RIPPER“ dabeihaben, was damals aber nicht geklappt hat. Jetzt ist er an Bord, was mich besonders freut. Aranka Mamero war für die Rolle einer Berlinerin bestens geeignet. Sie wurde dort geboren und spricht die Berliner Schnauze wunderbar. Ihre Textpassagen wurden von einem Berliner Kollegen extra überarbeitet, damit die „Schnauze“ auch stimmt. Katrin Gerken hatte ich in HH am Altonaer- Theater spielen sehen; für sie war die Rolle einer überdrehten Filmproduzentengattin wie geschaffen. Robert Missler kam wegen seiner unglaublichen Wandlungsfähigkeit ins Boot. Auch er ist gebürtiger Berliner, da paßte die Rolle eines Berliner Polizisten wie die Faust aufs Auge.
Daß F.-J.Steffens, Volker Bogdan, Achim Schülke und Werner Cartano in einem meiner nächsten Stücke wieder dabeisein sollten, war klar. Auch für sie paßte die Rollen in „BLACKOUT“ haargenau, da fand ich es nicht schlimm, daß sie auch schon im „RIPPER“ dabei waren.

HörNews: Wie lang ist so ein Hörspielscript, damit es die 70 Min-Länge hat?

Gustavus: Bei mir sind es ca. 40- 45 Din A4 Seiten in einer 14er Schrift.

HörNews: Was schreibst du in so ein Script rein?

Gustavus: Lustige Frage! Ich schreibe zu jeder Szene zunächst die Beschreibungen der Örtlichkeiten (wo spielt die Szene, wer ist dabei, was hört man alles). Dann die Dialoge und schließlich die Regieanweisungen (besondere Sprechhaltung/-art, Musikeinsätze, Geräusche). Das war´s! :-)

HörNews: Blackout ist in den Startlöchern, weißt du schon jetzt was du als nächstes machen wirst?

Gustavus: Ich habe einige Stoffe im Kopf, davon zwei, die ich gern nach „BLACKOUT“ machen würde. Welchen davon zuerst, weiß ich noch nicht. Beide sind auf jeden Fall wieder etwas völlig anderes als „BLACKOUT“ und der „RIPPER“- obwohl sich eine bestimmte Handschrift schon herauskristallisiert...

HörNews: Dein letztes Wort an die Leser dieser Seite bzw. an Deine Fans...

Gustavus: Danke für Eure bisherige Unterstützung; ich hoffe, daß Ihr mit „BLACKOUT“ genauso viel ´Spaß´ haben werdet, wie mit dem „RIPPER“.

HörNews: Danke für das Interview!

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Andreas Fröhlich

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 06. Mai 2002

Andreas Fröhlich ist uns allen in der Hörspielwelt als "Bob Andrews" bekannt, aber auch in der Synchronszene hat er einen guten Namen. Erfahrt wie er zum Schauspieler wurde, was er über sich selbst früher dachte und welchen Traumberuf er eigentlich hatte...

HörNews: Welches war deine allererste Hörspielrolle?

Fröhlich: Meine allererste Hörspielrolle war, glaube ich, „Caius ist ein Dummkopf“. Das war irgendwas bei Kurt Vethake. Da war ich, glaub ich, 6 oder so. Genau, das war das erste, was ich gemacht habe und dann kurz danach hab ich „Die schwarze Sieben“ gemacht, das war mehr oder weniger eigentlich wirklich das richtig erste. Das hatte mehrere Folgen, ich glaub, das war auch bei Kurt Vethake; da hab ich den George gesprochen zusammen mit Oliver Rohrbeck, der damals auch schon mitgemacht hat und der hat Colin gesprochen. 19... - ja wann war das? 1970 oder so was. Ne, Quatsch, 70 kann ja gar nicht sein, da war ich ja 5. Ich weiß es nicht ganz genau, irgendwann in den 70ern.

HörNews: Und dann kamen gleich die drei ??? anschließend?

Fröhlich: Ne, ich hab irgendwann in den 70ern noch so ein paar furchtbare Aufklärungshörspiele für den SFB gemacht. Da bin ich dann auch relativ schnell rausgefallen, weil mein Vater irgendwie dahinter gekommen ist, was ich da für furchtbare Sachen in den Mund nehmen muß und dann hörte meine Hörspielkarriere beim SFB relativ abrupt auf und dann bin ich relativ schnell zum Synchron gekommen.

HörNews: War das schon immer dein Traumberuf oder hat sich das so entwickelt?

Fröhlich: Das war nicht mein Traumberuf. Ich wollte eigentlich Meeresbiologe werden. Ja, aber da war ich auch noch sehr jung, das hat sich dann relativ schnell in die Richtung entwickelt, dass ich wahrscheinlich nicht Meeresbiologe werden kann.

HörNews: Und auch noch keinen Meeresfilm synchronisiert oder übersetzt?

Fröhlich: Ne, hab ich noch nie gemacht; hätt ich ganz gern mal gemacht. Aber ich bin dann später leidenschaftlicher Taucher geworden, da hab ich das dann sehr ausleben können.

HörNews: Warum hört man dich denn eher selten in anderen Hörspielen?

Fröhlich: Das kann ich gar nicht so genau sagen. Wenn man so lange die drei ??? mitvertont, hat man, glaub ich, einfach da so einen Stempel abbekommen und dann sagen die grundsätzlich „Ach, naja, das ist doch sowieso alles nur drei Fragezeichen“. Das hat sich jetzt aber eigentlich im letzten Jahr massiv geändert. Jetzt geht das irgendwie ziemlich schnell mit anderen Sachen los, nun läuft das besser. Ich mach jetzt hier sehr viele Sachen auch für den WDR; das Letzte, was ich jetzt gemacht hab, war „39,90“, dieser französische Kultautor Frederic Beigbeder - man weiß nicht ganz genau, wie man den ausspricht, ich jedenfalls nicht. Und dann mach ich jetzt hier mit Tim Staffel Sachen für den WDR und natürlich diese Hörbücher, da mach ich jetzt auch demnächst wieder was Neues. Jetzt langsam scheint sich der Knoten zu lösen und ich hab ja auch nicht soviel Zeit, das kommt ja noch dazu. Ist ja immer `ne terminliche Angelegenheit.

HörNews: Ist das bei Synchron genauso, dass man dich zuerst abgestempelt hatte oder war das da einfacher?

Fröhlich: Da war’s ja eigentlich eher so, dadurch, dass ich schon sehr früh synchronisiert hab, hat sich das mit den drei ??? mehr oder weniger dann nicht so herauskristallisiert, dass die gesagt haben „Mein Gott, das ist ja irgendwie einer von den drei Fragezeichen“ und nun ist meine Stimme jetzt auch nicht so wahnsinnig markant, dass man das sofort immer merkt. Das ist jedenfalls meine Meinung, ich weiß nicht, wie das ist. Das ist bei Oliver auf jeden Fall extremer, weil Oli hört man schon viel schneller raus.

HörNews: Wie gefällt dir die Arbeit an Hörbüchern?

Fröhlich: Das macht mir extrem viel Spaß. Das entspricht absolut meiner Arbeitsvorstellung: Ich bin ganz alleine und les mir das Buch eben vorher ein paar Mal durch und kann dann eigentlich losschießen. Ich brauche eigentlich in erster Linie auf jeden Fall einen Regisseur, der mir Zügel anlegt, aber die Zügel so anlegt, dass ich sie eigentlich gar nicht richtig spüre, das ist mir eigentlich immer am liebsten. Also, wenn wir vorher ausgiebige Diskussionen haben, wie das Ganze anzulegen ist, dann ist das eigentlich sozusagen meine Lieblingsart zu arbeiten, das ich das nicht so extrem spüre. Aber das Gute ist einfach dabei, dass ich mich voll und ganz einfach auf die Rolle konzentrieren kann und auf die Geschichte. Und mir liegen eigentlich in erster Linie die Ich-Erzählungen am meisten.

HörNews: Ja, da war ja auch `ne ganz lustige dabei, „Für das Beste im Mann“...

Fröhlich: Genau, ja, das hat Spaß gemacht.

HörNews: Kommt man da überhaupt zum Lesen bei solchen lustigen Texten?

Fröhlich: Ob man zum Lesen kommt? Andere Sachen lesen oder was?

HörNews: Ne ne, während der Aufnahme.

Fröhlich: Ach so, naja, klar, ich muss ja den Text schon irgendwie vorbereitet haben und dann muss ich loslegen, klar, auf jeden Fall.

HörNews: Was erfordert denn mehr Können, deiner Meinung nach, ein Hörbuch oder eine Hörspielrolle?

Fröhlich: Ich denke mal, beim Hörbuch ist es so, dass man sehr konzentriert arbeiten muss. Wenn man dann frühmorgens um 10 anfängt oder so, ist die Stimme auch immer noch so ein bisschen belegt und man muss dann immer ein bisschen auf Anschlüsse achten. Wenn man am nächsten Tag wieder um 9 anfängt oder um 10 anfängt, ist die Stimme auch wieder belegt. Am Abend gegen 16 Uhr, wo man dann meistens aufhört, hat die Stimme sich natürlich schon total eingesprochen und dann ist sie nicht mehr so belegt und dann gibt es da immer Schwierigkeiten, wieder neu reinzukommen und das ist vielleicht immer so ein bisschen das Problem. Was mehr Können erfordert, kann ich gar nicht so richtig sagen. Es ist auf jeden Fall viel, viel anstrengender, wenn man 2 Tage oder 3 Tage oder 4 Tage oder 5 Tage hintereinander wirklich spricht; dann liest man am Ende des Tages nur noch Blödsinn, egal, was da für einfache Sätze stehen, man verplappert sich permanent, weil man die Konzentration gar nicht mehr so hat.

HörNews: Hörst du die drei ??? auch selber?

Fröhlich: Ich hör da schon mal rein, ja, doch, und muss dann oft auch sehr schmunzeln. Das Interessante ist, dass wir natürlich nie richtig wissen, wie sich das Hörspiel zum Schluß in irgendeiner Form darstellt, weil wir nicht genau wissen, was für Musiken kommen und wie die Akustik ist. Das wissen wir natürlich nicht, das ist dann immer eine große Überraschung. Ich hör das schon ganz gerne. Man möchte natürlich auch so`n bisschen wissen, wie funktioniert das oder wie funktioniert das nicht. Oder wenn man irgendeine Geschichte hat, wo man sagt, mein Gott, das ist nun auch `ne Geschichte, mit der man nicht so wahnsinnig viel anfangen kann, dann ist man natürlich trotzdem noch mal interessiert - lag man da richtig oder hat man sich da getäuscht oder ist die Geschichte wirklich so dämlich, wie man das von Anfang an geglaubt hat? Sowas passiert natürlich mal. Es gibt ja bessere Folgen und dann gibt’s schlechtere Folgen.

HörNews: Warst du von dem Erfolg der Nr. 100 überrascht?

Fröhlich: Da war ich wirklich sehr überrascht, ja, das hätte ich nicht für möglich gehalten. Das find ich aber auch wirklich klasse, das hat mich sehr, sehr, sehr gefreut, dass es dann wirklich noch so viele alte Fans gibt, die sagen „So, jetzt die Hundertste, die kaufen wir uns auch alle.“ Das ist schon wirklich ein Hammer und es sind ja auch wieder ganz neue Leute dabei; ich denke mal, das sind mittlerweile auch schon wieder Kinder von den alten Fans. Da wächst so eine zweite Generation heran und das freut mich natürlich sehr, find ich sehr schön.

HörNews: Was meinst du, woran es generell liegt, dass das Hörspiel jetzt wieder ein bisschen mehr Anerkennung findet? In den 90ern war es ja fast tot, da gabs ja nur die drei ??? und TKKG und jetzt kommen mehrere Serien wieder an Land.

Fröhlich: Ja, ich weiß gar nicht so genau. Ich denke mal, überhaupt dieser ganze Hörbuchmarkt entwickelt sich zum Beispiel in Amerika schon seit längerer Zeit zu einem absoluten Knüller; da hören die Leute permanent Hörbücher. Ich weiß nicht, wie das mit Hörspielen ist, ich glaube in erster Linie Hörbücher, wahrscheinlich ist man auch so ein bisschen übersättigt, man kriegt diese ganze Fernsehware immer nach Hause geliefert und ich glaub, die Leute sind ein bisschen fernsehmüde und alles so vorgekaut zu kriegen... Da ist es glaub ich jetzt so, dass man sagt, man möchte wieder so den Film im Kopf haben, die Geschichte im Kopf, man möchte eigene Bilder haben. Woran es jetzt wirklich genau liegt, weiß ich nicht. Das ist natürlich dann alles immer noch so eine Marketingstrategie. Ich weiß es nicht so genau, ich bin aber sehr froh darüber. Ich finde es auch klasse, dass es jetzt „Point Whitmark“ gibt und so, das find ich belebt das auf jeden Fall; das ist auch gut so, das muss es auch geben.

HörNews: Wie lange hast du noch vor, die Rolle zu sprechen? Gibt’s da irgendwo jetzt so ein Ziel, wo du sagst „Mit 40 mach ich das nicht mehr“?

Fröhlich: Ich hab gesagt, mit 98 werd ich`s auf jeden Fall nicht mehr machen! Nein, ich denke mal, das werden dann einfach die Fans entscheiden, die werden dann einfach sagen „So, jetzt reicht’s uns aber auch“. Das kommt ja auch immer darauf an, inwieweit sich das verkauft und inwieweit sich das rechnet und solange uns das noch Spaß macht... Wir sind ja wirklich ein sehr eingefleischtes Team mittlerweile, also es ist jetzt nicht so, dass der eine sagt „Ich hör jetzt auf“ und die anderen machen noch weiter. Wenn der eine sagt „Ich hab jetzt keinen Bock mehr“, dann werden wir alle aufhören. Und im Augenblick ist es jetzt aber so, dass wir dadurch, dass wir ja im Herbst auf jeden Fall noch diese Livetournee machen, die wird am 16. September, glaub ich, losgehen, da sind wir ja natürlich unseren Fans dann auch noch verpflichtet, dann auch noch ein bisschen weiter zu machen, weil das Ganze das natürlich auch durch die Gegend trägt.

HörNews: Weißt du zu dieser Tournee schon was Neues, es gibt da unterschiedliche Meinungen. Einmal wird gesagt „Das ist nur eine Hörspielfolge, die noch nicht draußen ist“ und das andere Mal, das hat auch Oliver gesagt, „Ne, das ist was ganz Neues“. Ist das was ganz Spezielles?

Fröhlich: Es ist wirklich was ganz Neues. Es ist eine Geschichte, die keiner kennt, eine völlig neue Geschichte und um was es da genau geht, möchte ich eigentlich nicht verraten, aber das wird auf jeden Fall sehr spannend. Es wird auf jeden Fall davon - so ist das jedenfalls geplant, das ist ja noch ein bisschen hin - auch eine CD geben, aber eben eine Live-Mitschnitt-CD; man ist dann wirklich sozusagen live dabei.

HörNews: Wie wird das denn angelehnt, also ihr drei seid ja dabei, wie macht man das denn mit den Gastrollen?

Fröhlich: Ja, das ist auch noch nicht so richtig klar. Also, wir sind jetzt auch gerade erst mal in der heißen Vorbereitungsphase. Wir werden höchstwahrscheinlich noch einen Erzähler auf der Bühne haben und wir werden auch noch ein paar Extrarollen auf der Bühne haben und wir werden wahrscheinlich auch einen Geräuchemacher auf der Bühne haben.

HörNews: Und das geht dann durch ganz Deutschland?

Fröhlich: Also, durch ganz Deutschland, denk ich mal, wird’s nicht gehen, aber es wird 14 Auftrittsorte geben, glaub ich.

HörNews: Schön breit gestreut dann.

Fröhlich: Ja, irgendwie so. Also, wir werden versuchen, die ganzen großen Drei-Fragezeichen-Hochburgen zu erreichen - wenn uns das gelingt.

HörNews: Gibt es besondere Drei-Fragezeichen-Folgen, die dir ans Herz gewachsen sind?

Fröhlich: Das ist immer so ganz kompliziert, ich hab dann manchmal so Folgen, wo ich denke „Die find ich ganz toll“ und dann ergibt sich dann aber auch schon wieder was anderes. Eine Zeit lang fand ich mal, ich weiß gar nicht, jetzt hab ich den Namen schon wieder ganz vergessen. Das ist so `ne Folge, da irren sie einfach nur durch die Wüste und sind die ganze Zeit nur am Quatschen und letztendlich passiert nicht großartig viel - „Gefährliche Fässer“ oder so was. Also, ich glaube auf jeden Fall eine Folge jetzt nicht für die Fans, die sagen „Genau die Folge find ich auch ganz toll“, sondern da kann ich mich noch dran erinnern, dass wir sehr viel rumgealbert haben bei der Folge und die ist mir noch sehr im Gedächtnis. Die ganzen alten Folgen zum Beispiel, da kann ich mich oft an viele Sachen gar nicht mehr erinnern und von den neuen finde ich eigentlich „Nacht in Angst“ ganz gut. Das ist diese Geschichte in dem Museum und das fand ich eigentlich ganz gut. „Labyrinth“ fand ich auch ganz gut, auch nicht schlecht. Aber es wechselt eigentlich immer. Ich präferiere eigentlich in erster Linie solche Folgen, wo wir sehr viel Spaß miteinander hatten, also dialoglastige Sachen.

HörNews: Ja, klar, da hat man ja auch mehr zu tun.

Fröhlich: Ja, und manchmal natürlich auch die Action, weil das dann immer sehr, sehr witzig ist, wenn wir dann da zusammen die Action aufnehmen bei den drei ???. Da müssen wir auch immer sehr lachen. Ich glaub, da wird immer sehr viel rausgeschnitten.

HörNews: Ich hab im Fernsehen mal so eine kleine Studioaufnahme von euch gesehen. Ist das tatsächlich so, dass ihr auch Geräusche teilweise selber mitmacht?

Fröhlich: Ja , das machen wir manchmal schon. Wir machen dann manchmal ein bisschen zu viel mit, was dann immer so’n bisschen rausgeschnitten wird. Wir machen das Telefon mit, wir machen Taschenlampen an, Taschenlampen aus, wir machen Walkie Talkie mit, wir machen Computertastaturgeschichten mit. Das ist eigentlich auch das Schöne, das wir immer noch so wirklich vor Ort alles so ein bisschen aufbauen oder damit spielen. Das macht ja wahrscheinlich auch so ein bisschen den Charme der drei ??? aus, dass man gleich mitspielt, dass man wirklich mehr agiert. Also, ich sitze ja eigentlich immer neben Jens und Jens wird von mir auch permanent immer an der Schulter gerüttelt oder ins Bein gezwickt und so. Wir brauchen immer dieses haptische Element beim Spielen und beim Sprechen.

HörNews: Wie ist das mit der neuen Musik? D. h. neu ist sie ja auch gar nicht mehr, ist schon wieder 10 Jahre alt. Die ist ja nun umstritten.

Fröhlich: 10 Jahre? Das muss man sich mal vorstellen, Wahnsinn.

HörNews: Gefällt dir die oder sagst du auch eher „Äh“?

Fröhlich: Ich bin wirklich ein Fan der alten Musik, das muss ich sagen. Ich fand dieses „babababababa dadadada“, das war natürlich wirklich ein Knüller. Das fand ich sehr, sehr schön und damit bringt man die drei ??? natürlich auch in Verbindung. Die neue Musik ist eben jetzt nicht unbedingt so, dass ich sagen kann „Ja, da haben sie jetzt wirklich was gemacht, was das noch toppt“ oder so, was natürlich auch wirklich sehr schwierig ist. Ich weiß gar nicht, wie so die Umfragen sind; ich denke mal, es gibt in erster Linie wirklich die Leute, die die alten Musiken kennen und definitiv eigentlich auch sagen, dass die Musik damals besser war, weil sie natürlich auch so ein bißchen einen Zeitgeist bedient hat, ohne das wirklich absichtlich zu tun. Sie hat einfach wirklich eine ganz bestimmte Atmosphäre eingefangen und diese zweite neue Musik hat auch diesen Zeitgeist bedient, aber eben mit voller Absicht und deswegen ist sie dann wahrscheinlich schon nicht ganz so interessant, aber ich denke mal, sie funktioniert wunderbar.
Das Gleiche gilt natürlich eben auch immer, wenn sich irgendwas verändert innerhalb der Hörspielstruktur, weil, wie gesagt, Peter Pasetti gestorben ist oder jetzt eben auch wirklich leider noch Matthias Fuchs, dass man auch immer sagt „Mein Gott, der erste Erzähler war doch viel besser, wie konnte man denn bloß“ und so weiter. Die haben die Musik ja nicht einfach nur geändert, weil sie Lust dazu hatten, sondern weil es eben wirklich diesen riesengroßen Streit da gab. Da muss man sich dann eben irgendwie einigen und es ist dann nicht grundsätzlich immer alles besser, aber es ist grundsätzlich eigentlich auch nicht immer alles schlechter - meine Meinung.

HörNews: Obwohl es natürlich schade ist, dass sie sich gar nicht einigen.

Fröhlich: Das ist natürlich auch ganz furchtbar, aber da muss ich auch ehrlich sagen, da bin ich mit den Einzelheiten auch gar nicht so vertraut, also ich weiß jetzt nicht hundertprozentig, wie das alles abläuft.

HörNews: Ist ja auch ein groß gehütetes Geheimnis.

Fröhlich: Ja, genau. Also, ich würde jetzt auch gerne viel mehr darüber wissen oder vielleicht auch gerne viel mehr darüber erzählen können, ist aber leider nicht möglich, weil ich wirklich überhaupt keine Ahnung habe, wie die Einzelheiten da ablaufen.

HörNews: Wir kommen jetzt zu Gastrollen. Ist dir aufgefallen, dass das Niveau der Gastsprecher schlechter geworden ist, also dass die jetzt teilweise nicht mehr so gut sind wie früher? Früher war ja fast alles auf dem gleichen Level, alle haben sich gut angehört, und jetzt gibt’s teilweise Leute, die einfach nur den Text ablesen, was man dann auch leider hört.

Fröhlich: Ja, das stimmt. Teilweise ist mir das auch aufgefallen, aber eben auch wirklich nicht so massiv. Wenn wir drei ??? zusammen sind, nehmen wir uns eigentlich wirklich immer alleine auf bzw. wir sind dann immer zu dritt und wir haben dann eigentlich selten die Möglichkeit, dann wirklich noch richtig zu kontrollieren, wer ist denn da jetzt noch. Ich sag jetzt gerade „kontrollieren“ - wir können das ja gar nicht kontrollieren, weil wir da auch gar kein Mitspracherecht haben.
Ich weiß nicht genau, woran das liegt; es gibt ja in Hamburg unendlich viele gute, phantastische, hervorragende Schauspieler, aber es ist natürlich so, dass viele mittlerweile da auch schon mindestens 3, 4, 5, 6, 7, 8 Mal dabei waren und dann sucht man natürlich immer wieder nach neuen Stimmen. Das ist natürlich heutzutage auch nicht so einfach, dann wirklich Castings zu veranstalten und festzustellen, wie ist der. Das ist ja teilweise sehr ad hoc diese ganze Geschichte, also: „Können Sie morgen kommen?“ Dann hat man dann jemanden an der Strippe, der sagt, er würde eigentlich schon ganz gerne kommen, aber die Zeit ist nicht da oder man plant das eben wirklich schon im voraus unglaublich lange und kurzfristig wird der Termin dann abgesagt. Gerade bei diesen hochkarätigen Stars ist das so. Es wird ja nicht so unglaublich intensiv castingmäßig vorbereitet, wie jetzt bei irgendwelchen öffentlich-rechtlichen Hörspielanstalten; das läuft eben alles noch so ein bisschen im Handgemachten ab, was jetzt aber großartig auch keine Erklärung von mir ist, warum das schlechter wird oder warum das teilweise auch schlechter geworden ist. Ich hab das teilweise auch bemerkt, aber es liegt irgendwie jetzt auch nicht unbedingt so in meiner Hand, dafür zu sorgen, dass das nicht stattfindet, weil dann würde ich mich ja auch irgendwo vorwagen. Als wir angefangen haben mit den drei ???, da muss ich ja ehrlich immer noch sagen, das hab ich damals als kleiner Piepel auch schon gemerkt, ich dachte immer, die anderen beiden Fragezeichen, also Jens und Oliver, die spielen das ganz toll und sprechen das ganz toll und ich hab das eigentlich meiner Meinung nach immer ganz furchtbar abgelesen. Also, ich fühlte mich damals dann auch so ein bisschen wie der Trottel. Das hat sich dann im Laufe der Zeit auch geändert, aber ich hätte mich, wenn ich damals das Sagen gehabt hätte, eigentlich relativ schnell umbesetzt. Das ist so meine Meinung, muss ich sagen.

HörNews: Du solltest ja zuerst Peter werden...

Fröhlich: Ich sollte zuerst Peter werden, ja, genau. Als wir dann unsere Manuskripte da ausgepackt haben und ich dann angefangen hab, die Rolle von Peter zu übernehmen, da war ich, glaub ich, ein bisschen überfordert mit der Rolle und dann meinte Frau Körting „Jetzt drehen wir das mal um, jetzt mach du mal Bob, der hat nicht so viel Text“ und so hat sich das entwickelt.

HörNews: Abgründe tun sich auf...

Fröhlich: Ja, aber ist doch interessant.

HörNews: Gab es schon mal eine Aufnahme, wo du erkältet warst und dann trotzdem zum Aufnahmetermin musstest?

Fröhlich: Ja, ach, ganz oft. Da muss man dann irgendwie mit irgendwelchen komischen Mitteln nachhelfen, also Nasentropfen oder irgendwas. Also, der letzte, der wirklich richtig doll erkältet war meiner Meinung nach war...

HörNews: Das war Wolfgang Condrus bestimmt.

Fröhlich: Aber ganz genau. Der war ja sowas von erkältet, das man den gar nicht erkannt hat.Und das war eigentlich auch ganz traurig, weil er ja eine Super-Stimme hat. Ich mag ihn als Sprecher wahnsinnig gerne, er ist ein toller Sprecher. Das war wirklich ganz kurzfristig, der hätte eigentlich am liebsten gesagt „Kinder passt auf, tut mir leid, ich würd’s gerne machen“ - der ist ja extra aus Berlin gekommen - „Ich sag ab“, aber er ist dann eben wirklich gekommen. Hätte er jetzt abgesagt, hätte man wirklich innerhalb von kürzester Zeit, von 24 Stunden, Ersatz finden müssen, was eben auch wirklich auch nicht so einfach ist, aber er ist gekommen. Das ist ja, glaub ich, diese „Doppelgänger“-Folge und ich denke mal, dass das trotzdem ganz gut funktioniert, weil man das mit der Stimme auch gar nicht so richtig wahrnimmt.

HörNews: Ja, man hört das zwar, aber irgendwie, aber es passt irgenwie zur Figur.

Fröhlich: Man hört’s, aber man denkt, die Stimme ist so’n bisschen kaputt, ja. Aber er war wirklich total, absolut super-erkältet.

HörNews: Wie ist das bei Synchron, wie muss man sich die Arbeit dort vorstellen? Du bist ja nun auch Dialogbuchautor und Regisseur, beides?

Fröhlich: Ganz genau.

HörNews: Wie funktioniert das mit der Übersetzung? Kriegst du vorher den Text übersetzt oder musst du das selber alles machen?

Fröhlich: Also, in der Regel ist es so, dass man eigentlich immer noch eine Rohübersetzung hat. Ich spreche zwar sehr gut englisch, aber es gibt natürlich bestimmte Sachen, auf die komm ich nun auch nicht und deswegen wird das Ganze erst mal rohübersetzt, also, in einer ganz rohen Übersetzungsform. Das Ganze hat jetzt natürlich nicht die passende Länge. Ich sitze dann hier zu Hause vor meinem Monitor mit Computer und mit Videorecorder und hab dann die Rohübersetzung neben mir und spreche den Text dann sozusagen immer auf den Bildschirm und diktiere den Text oft in ein kleines Dictaphon und das wird dann vom Schreibbüro übertragen. Was ich jetzt mittlerweile mache, weil ich dann eigentlich noch mehr Kontrolle habe: Ich tippe das selber. Ich hab das jetzt bei „Herr der Ringe“ zum Beispiel so gemacht.

HörNews: Das ist doch bestimmt `ne Menge Arbeit, nicht? Diese ganzen Sondernamen...

Fröhlich: Ja, das ist `ne Menge Arbeit, aber es macht ja auch sehr viel Spaß.

HörNews: Wirst du den 2. Teil auch machen?

Fröhlich: Den 2. Teil werd ich auch machen, ja, genau.

HörNews: Wie weit legen die das in Hollywood fest? Haben die da sehr viel Mitspracherecht oder eher nicht?

Fröhlich: Dass ich das zum Beispiel jetzt wieder mache?

HörNews: Ja, genau.

Fröhlich: Grundsätzlich ist das ja ein deutscher Verleih, der das dann hier sozusagen entscheidet. Die einzigen Mitsprachegeschichten laufen eigentlich über die Besetzung der Stimmen, aber bei Peter Jackson war das so, dass wir die Stimmen vorher aufgenommen haben und dann haben wir eben ein Casting gemacht. Bei einzelnen Stimmen, die uns ans Herz gewachsen sind, wo wir gesagt haben „Ja, genau, das ist jetzt eben die Stimme von Aragorn oder das ist die Stimme von Frodo“, haben wir dann 2 oder 3 Vorschläge, wo wir uns selber nicht so richtig im Klaren waren, nach Australien und nach Neuseeland geschickt und dort hat Jackson dann selber entschieden, welche Stimme das sein soll. Der war eigentlich auch sehr, sehr begeistert von dem deutschen Cast.

HörNews: Wie ist das bei bekannten Sprechern, kann das passieren, dass die dann selber auch sagen „Ich will meine Stimme wieder haben“ oder haben die da eher keinen Einfluss? Jetzt gab’s neulich erst mit Volker Brandt eine Sendung, da hat er gemeint, er kennt ja Michael Douglas und Michael Douglas wäre ganz furchtbar stolz, dass nur Volker Brandt ihn spricht und niemand anders.

Fröhlich: Ja, also, das weiß ich jetzt nicht so ganz genau. Ich kann da jetzt nicht grundsätzlich entscheiden „Ich hab den jetzt zu sprechen, weil nur ich auf den passe“. Es gibt da solche Verbindungen, gab es eigentlich schon immer mal. Arnold Marquis, die Stimme von John Wayne, die kannten sich auch und die haben dann gelegentlich auch mal einen gesoffen und haben sich wunderbar verstanden und irgendwann hat sich John Wayne angeblich in seinen Vertrag schreiben lassen, „Wenn es dann eben zu Synchronisationen kommt, hat dann eben wirklich immer nur Arnold Marquis mich zu sprechen“, das gab’s. Bei mir ist das zum Beispiel so, Edward Norton weiß, dass ich existiere in irgendeiner Form. Wie das genau entstanden ist, weiß ich auch nicht so genau, das ging über irgendwelche Fans. Aber da gibt es keinen direkten Kontakt oder so. Ich kann jetzt auch nicht sagen „Ich möchte jetzt grundsätzlich immer Edward Norton sprechen und wenn ich den nicht spreche, dann werd ich ganz böse und ganz sauer“. Das entscheide grundsätzlich nicht ich, sondern das entscheidet der Verleih.
Bei „American History X“; da war es schon so, dass ich eben den Termin hatte, wo das aufgenommen werden sollte und dann hat der Verleih, das war damals Kinowelt, gesagt „Ne, wir wollen jetzt aber nochmal ein Casting haben und wir möchten selber entscheiden, wer den spricht, obwohl du den vielleicht schon 2 oder 3 Mal gesprochen hast vorher. Das ist uns eigentlich herzlich Wurst, wir wollen trotzdem ein Casting machen“. Und der Verleih macht dann selber für sich ein Casting und da kam es dann eben dazu, dass sie gesagt haben „Ja, also, die Stimme ist schlecht, die ist besser und die ist am besten“ und meine Stimme war dann eben für Kinowelt auf jeden Fall die schlechteste und die andere war dann eben die beste. Da scheiden sich dann eben die Geister, ob das dann nun richtig war oder nicht, aber ich bin jetzt nicht jemand, der sich grundsätzlich so mit seinem amerikanischen Schauspieler identifiziert, wie das manche tun, weil ich da dann langsam aber sicher auch verrückt werden würde. Ich bin eben ich und ich werde dann eingesetzt, wenn meine Stimme passt und ich bin eben auch der Meinung, dass es ganz bestimmte Besetzungen gibt, wo ich sage „Also, ich weiß jetzt nicht, wie man darauf kommt, mich da zu besetzen, aber bitte schön, wenn ich was mit der Rolle anfangen kann, dann mach ich das auch“, aber es ist eben auch ganz oft, dass ich sage „Tut mir leid, ich seh mich da gar nicht auf der Rolle, es ist wirklich besser, ihr nehmt da einen anderen“.

HörNews: Es passiert aber schon, dass du dann die Skripte erst liest und erst guckst, was das für eine Rolle ist und dann entscheidest?

Fröhlich: Ja, ich guck mir den Film, wenn ich die Möglichkeit habe, natürlich vorher an und dann seh ich eben auch, was das für ein Film ist und was das für eine Figur ist. Es gibt jetzt zum Beispiel einen neuen Film mit Edward Norton, „Death to Smoochy“ heißt der, der kommt jetzt demnächst raus, wir synchronisieren den nächste Woche. Den hatte ich mir jetzt angeguckt und ich finde den Film doof. Also, das ist ein Film, mit dem kann ich überhaupt nichts anfangen und ich mach den trotzdem, weil Edward Norton wunderbar in dem Film ist, er spielt eine wunderbare Rolle und spielt das auch alles sehr schön, aber der Film an sich sagt mir nun überhaupt nichts.

HörNews: Und dann sagt man „Augen zu und durch“?

Fröhlich: Naja, es ist jetzt nicht „Augen zu und durch“, aber man kann natürlich nicht immer sagen, man möchte grundsätzlich immer nur „Fight Club“ machen oder solche Filme, wo man sagt „Mein Gott, das ist einfach schauspielerisch wahnsinnig herausragend“. Im Film „Death to Smoochy“ ist Edward Norton klasse, es ist bloß einfach grundsätzlich der Film an sich, die Story. Wir kriegen ja unheimlich viele amerikanische Filme, mit denen man sich irgendwie auseinandersetzen muss mit den Inhalten und wir stellen dann plötzlich fest „Ja, was hat uns der Film zu sagen? Ich kann damit überhaupt nichts anfangen“. Und das ist bei manchen Filmen grundsätzlich der Fall. Ich bin eben auch eher ein Freund des englischen Films, des britischen Kinos oder des französischen Kinos oder des russischen Kinos. Wann hab ich das letzte Mal einen russichen Film synchronisiert? Vor 15 Jahren.

HörNews: Würdest du denn mal einen Chat mit Drei-Fragenzeichen-Fans oder Fans allgemein machen im Internet?

Fröhlich: Ich glaube, da bin ich viel zu langsam für. Ich tippe zwar recht zügig, wenn ich hier meine Sachen mache, aber beim Chat merk ich immer, da tun mir innerhalb kürzester Zeit die Finger weh. Aber theoretisch würde ich das schon machen, wenn jemand für mich tippt.

HörNews: Ja, das könnte man natürlich auch arrangieren.

Fröhlich: Ja, das würde ich schon gerne machen, klar.

HörNews: Jetzt kommt eine hypothetische Frage eines Fans, und zwar: Angenommen, Heikedine Körting würde eines Tages in Rente gehen und Europa würde dir den Job des Regisseurs anbieten, würdest du annehmen?

Fröhlich: Ich glaube nicht. Das würde ich, glaub ich, nicht machen.

HörNews: Oliver würde nicht auf dich hören oder warum?

Fröhlich: Ne, das wär, glaub ich, eine ganz doofe Konstellation. Wenn wir uns selber aufnehmen, ist das ja so, wir nehmen uns auf und Frau Körting sitzt da mehr oder weniger dann dabei und sorgt eben dafür, dass die Stimmung richtig ist und André Minninger ist ja dann auch immer dabei, damit wir dann immer schön wissen, um was es geht. Mir machen einfach diese Aufnahmen immer noch wirklich so viel Spaß, das ist ja wirklich immer so family-like, das ist ja wirklich wie `ne Familie. Wir kommen zusammen und wir haben dann diese paar Male im Jahr eigentlich immer irgendwie so `ne Art Klassenfahrt.
Und wenn ich jetzt da sitzen würde und würde Regie führen, Regie führen heißt ja nicht „Ja, wunderbar, ich hab mich gerade köstlich amüsiert, weiter so“, sondern man muss ja auch dafür sorgen, dass man die richtigen Sprecher hat, man muss wissen, wie man das mit dem Schnitt im Nachhinein veranstaltet, man ist ja auch in der Vorbereitung aktiv beteiligt und dann eben auch in der Nachbereitung, in der Post Production und so. Das würde mich zu sehr in Anspruch nehmen und ich hätte dann eben immer noch als Sprecher da zu tun. Das ist wie beim Synchron, wenn ich einen Film habe, wo eine Rolle auftaucht, die ich eigentlich sprechen soll oder sollte oder müsste, dann sag ich grundsätzlich immer „Ne, da kann ich wirklich nur eines, entweder sprech ich den oder ich mach da Regie“. Ich brauche wirklich Regie und wenn ich selber vorm Mikrofon stehe und keine Regie habe, dann bin ich auch nie so, dass ich mich wohlfühle und dann auch vom Resultat nicht so richtig begeistert.

HörNews: Verfolgst du im Internet die Diskussionen über Hörspiele oder Sprecher?

Fröhlich: Also, ich hab da jetzt so ein paar Mal reingeguckt, weil ich auch angesprochen wurde und Leute meinen „Ja, guck doch mal“ oder „Da oder da wird das besprochen“. Das Erste, was ich entdeckt hatte damals war diese rockybeach.com. Das hat mich sehr interessiert, das fand ich auch ziemlich spannend, fand ich unglaublich, was die Leute sich da für Mühe geben, diese ganzen Foren da aufzulassen und Chats zu organisieren und so weiter, das fand ich super. Manchmal guck ich da rein und bin dann so ganz still. Irgendwann mal, bin ich in so `nen Chat rein...

HörNews: Und keiner hat`s dir geglaubt..

Fröhlich: Keiner hat`s mir geglaubt, genau. Ich dachte „Naja, klar, ich sag jetzt einfach ich bin’s“ und dann „Ja, ja, quatsch mal weiter“ und das war dann relativ kompliziert. Also, da war ich so’n bisschen irritiert, obwohl ich dann dache „Naja, klar, da kann ja jeder kommen und sagen ich bin jetzt der und der“. Letztendlich ist es auch ganz logisch, dass das so ist.

HörNews: Als die drei ??? in den 90er Jahren nicht ganz so gut liefen, hattet ihr da mal den Augenblick, zu sagen „Wir hören jetzt auf“ oder hat man geglaubt, jetzt geht’s nicht mehr weiter? Es gab ja ein Jahr Pause durch die Lizenzverhandlungen.

Fröhlich: Da gab’s dann schon mal so Momente, wo wir gedacht haben „Naja, also, so richtig doll läuft’s jetzt auch nicht mehr“ und dann waren die Geschichten eben auch wirklich so, dass man gesagt hat „Ja, muss das jetzt sein, müssen die drei ??? jetzt in Deutschland da irgendwo im Schwarzwald da irgendwelche Fälle lösen?“ Es wurde dann ein bisschen so TKKG-mäßig und da war dann eben auch schon so die Frage „Naja, bringt das jetzt eigentlich noch was?“ Da hatten wir dann nicht unbedingt vor, aufzuhören, aber wir sind davon ausgegangen, dass es nicht mehr so lange dauert.

HörNews: Und jetzt hat es sich ja wieder zum Gegenteil entwickelt.

Fröhlich: Das ist ja eigentlich das Tolle, also, das find ich auch irre. Das freut mich persönlich auch, das freut uns drei sehr, dass da jetzt wieder so ein Feedback kommt. Es gibt eben wieder neue Inputs und wieder neue Leute, neue Autoren, die plötzlich schreiben. Es gibt ja jetzt auch noch mal diesen neuen Autor und das find ich eigentlich gut, da kommt immer frischer Wind rein. Das macht das Ganze bunt und zieht das dann auch wieder in so eine neue Zeit hinein, das find ich eigentlich ganz gut. Was da jetzt letztendlich wirklich bei rauskommt, wird man denn sehen oder letztendlich gibt’s ja da auch jetzt schon unterschiedliche Meinungen zu den neuen Folgen. Manche sind dann eben wieder so’n bisschen wie in der alten Zeit, die alten Folgen, die Originalfolgen, die so ein bisschen daran anknüpfen, und dann gibt’s dann eben auch die Folgen, die auch so ein bisschen an Filme angelehnt sind. Ich finde, da hat eigentlich alles seine Berechtigung und ich finde es gut, wenn es eine bunte Mischung ist.

HörNews: Ja, das glaub ich. Ich finde es auch gut, dass es mehrere Autoren gibt.

Fröhlich: Ja, genau, dass es nicht nur so eine Monokultur ist, genau.

HörNews: Ist es wahr, dass ihr, also Oliver und du, Jens am Anfang nicht leiden konntet?

Fröhlich: Das ist ein infames Gerücht! Das ist nicht unbedingt wahr, nein, das stimmt überhaupt nicht. Es war einfach so, dass Jens 2 Jahre älter war als wir und wir kamen aus Berlin und wir waren die frechen Berliner, obwohl wir ja noch so richtig grün hinter den Ohren waren. Ich denke mal, es war einfach so, dass wir uns irgendwie behaupten mussten. Dann sind wir eben in dieser Berliner Art erst mal so volle Pulle in die Front gesprungen und haben Jens da nicht so richtig zu Wort kommen lassen oder so. Wir waren, glaub ich, eher unsicher und naiv und Jens war eben 2 Jahre älter und das ist natürlich in der Zeit schon relativ viel, und er war dann einfach immer so ein bisschen reservierter und wir haben ihn dann so ein bisschen gepiesakt. Ich liebe Jens jetzt und hab ihn früher genauso geliebt wie jetzt. Jens ist auch nicht jemand, den man nicht leiden kann, selbst wenn man ihn zum allerersten Mal sieht.

HörNews: Was ist für dich persönlich interessanter als Arbeit: sprechen oder Regie führen?

Fröhlich: Das ist sehr schwer, das kann man nicht so richtig sagen. Das Sprechen ist was ganz anderes, wie ich vorhin schon gesagt hab. Man ist natürlich in erster Linie nur auf’s Sprechen konzentriert und muss sich jetzt keine Gedanken darüber machen „Ploppt es jetzt, sprotzt es jetzt, hab ich jetzt irgendwas zu undeutlich ausgesprochen“, sondern man konzentriert sich total auf das Spiel und dann sagt der Regisseur „Ja, wunderbar“ oder „Ne, ist nicht so gut, der Tonmeister hat gerade gemeckert, du hast das eine Wort verschluckt“. Das muss man natürlich als Regisseur machen, dann muss man eben zwischen Tonmeister und sich selbst dann immer irgendwie versuchen, so’n Level zu kriegen, das man sagt „Ja, gut, ich find das jetzt aber toll, dass der so undeutlich spricht“. Ich persönlich liebe undeutliches Sprechen. Das ist einfach was ganz anderes. Es ist auf jeden Fall nicht so anstrengend, Regie führen ist oft viel, viel anstrengender.

HörNews: Ja, man muss ja auch jede Kleinigkeit beachten, vor allem beim Synchron.

Fröhlich: Ja, man trägt ja auch die ganze Verantwortung. Wenn ich da hinkomme, ich krieg dann meinen Termin als Sprecher, ich soll um 9 Uhr da sein, dann bin ich um 9 da und wenn ich sage „So Kinder, um 16 Uhr muss ich wieder gehen“, dann bin ich um 16 Uhr weg, weil ich `nen Anschluß habe. Als Regisseur muss man grundsätzlich immer darauf eingehen, auf solche Wünsche. Dann muss der um 16 Uhr weg und dann muss man eben was anderes machen. Man legt das ja auch an als Regisseur, man macht die Besetzung, man sorgt dafür, dass diese ganzen Zutaten, sprich die unterschiedlichen Sprecher, dann eben wirklich das ergeben, was man sich erträumt hat oder man hat eine Vorstellung und sagt „Der Sprecher passt jetzt genau auf die Rolle“ und dann kommt der an und man merkt „Oh Gott, das ist ja furchtbar, das klappt ja gar nicht, ich hab mir da irgendwie was ganz anderes vorgestellt. Der Sprecher ist zwar gut, aber der ist viel zu jung oder der ist viel zu alt“ und das sind alles so Sachen... Die Verantwortung trägt man dann als Regisseur und da muss man dann letztendlich dann auch mit dem Resultat auch irgendwie in der Mischung seinen Kopf hinhalten.

HörNews: Gab es so eine Situation schon für dich, dass du mal was falsch gemacht hast, wo es dann was hinter die Ohren gab von der Firma, von dem Redakteur oder ähnliches?

Fröhlich: Ne, bis jetzt hab ich da immer Glück gehabt, glaub ich. Ne, also bis jetzt eigentlich noch nicht. Aber es gibt natürlich immer wieder Leute, die sich dann im Nachhinein aufregen „Wie konnte man denn nur?“. Zum Beispiel bei „Herr der Ringe“, da gibt’s ja diese riesengroßen „Herr der Ringe“-Foren, wo dann wirklich die Synchronisation auseinander genommen wird und analysiert wird und dann wird eben auch gesagt „Mein Gott, warum hat er denn bloß diesen Quatsch da gesagt?“ oder „Wer hat dann das letztendlich übersetzt?“. Das passiert einem natürlich dann, aber das ist dann natürlich immer der Fan, der dann den fertigen Film sich anguckt und sagt „Die Stimme passt überhaupt nicht, im Original ist alles viel besser“ und da hat er natürlich auch nicht ganz unrecht. Ich bin ja auch, wenn ich jetzt ganz ehrlich bin, kein großer Freund von Synchronisationen. Für mich ist es so, dass wenn ich mir einen Film im Original angucken kann, guck ich mir den natürlich im Original an. Das liegt aber in erster Linie daran, dass ich alle Stimmen kenne. Ich kenne die Stimmen in München, ich kenne die Stimmen in Hamburg, ich kenne die Stimmen in Berlin. Wenn ich einen Film höre, dann höre ich grundsätzlich eben immer Karl-Heinz Müller aus Hamburg synchronisieren oder den oder den und das irritiertmich natürlich dann total und ich kann mich auf den Film nicht richtig konzentrieren.

HörNews: Das ist ja klar, weil man ja auch die Gesichter dazu kennt.

Fröhlich: Ja, richtig, genau, und dann sag ich „Ach, mein Gott, das hat er ja toll gemacht“ oder „Da ist der ja so, den erkenn ich gar nicht“ oder dann bin ich ganz erstaunt „Wer ist denn das, der ist ja total toll, den kenn ich ja überhaupt nicht“, bloß dann achte ich eben immer auf die Synchronisation und achte nicht auf den Film und Film ist ja dann wirklich doch schon irgendwas, auf das man sich 100 %ig einlassen muss.

HörNews: Du bist ja auch Schauspieler. Würdest du auch in einem Film oder Theaterstück mitspielen, wenn du ein interessantes Angebot bekommen würdest?

Fröhlich: Naja, das hab ich ja alles schon gemacht und bin eben zu der Überzeugung gekommen, dass ich mich doch einfach viel, viel wohler fühle im Hintergrund. Früher hab ich relativ viel gedreht und dann hab ich auch gemerkt, dass dieses Drehen, diese Arbeitsweise mir jetzt nicht so unbedingt zusagt, so unglaublich lange warten und dann irgendwelche dussligen Texte aufsagen und immer meine Markierung und so weiter. Ich bin da irgendwie relativ schnell von abgekommen und hab mich eigentlich mehr auf die Stimme verlagert. Das liegt aber auch daran, dass ich selber auch sehr viele Hörspiele schon immer gehört hab und mich sehr viel mit Stimmen beschäftigt habe und auch jetzt auch immer noch sehr viele Hörspiele höre. Ich bin jemand, der sich damit ziemlich beschäftigt, weil mir das sehr viel Spaß macht. Ich mach das zum Beispiel so, dass ich mir Filme auch oft anhöre, weil ich mir viele Filme, also viele Videos, auf Audiocassette überspiele und dann im Auto die Filme höre. Also, ohne Bilder, sondern einfach wirklich nur den Sound, den Text mit Musik und so weiter.

HörNews: Das hab ich früher auch immer gemacht.

Fröhlich: Ja, das ist `ne richtige Krankheit, das ist ganz furchtbar. Meine Freundin meckert dann auch immer, weil ich im Auto nicht irgendwie das Radio anschalte, sondern eben irgendwelche komischen Filme anhöre.

HörNews: Ich bin kein Einzelfall, das beruhigt mich.

Fröhlich: Nein, nein, ich weiß auch, dass es da noch andere Verrückte gibt, die sowas machen.

HörNews: Ihr seid ja jetzt öfter mal per Bild im Fernsehen zu sehen oder im Internet. Wirst du jetzt öfter erkannt als früher oder erkennt man dich überhaupt auf der Straße?

Fröhlich: Ach, also jetzt nicht unbedingt, wenn man mich sieht, denk ich mal. Das kann ich jetzt nicht so beurteilen. Letztens ist mir das beim Chinesen passiert, da hat mich dann irgendein Japaner angesprochen, ob ich nicht John Cusack bin. Ich sagte „Ne ne, das bin ich nicht“, aber irgendwie, das war ganz absurd, weil der hatte sich irgendwie die Filme auf deutsch irgendwie besorgt, ich weiß nicht, das war `ne ganz absurde und abstruse Geschichte. Jedenfalls hat er mich über die Stimme erkannt und meinte irgendwie, ich sei das und der war völlig irritiert, aber ich war auch irritiert. Ja, also, man wird öfter angesprochen als früher, das ist schon richtig, aber das hat nicht soviel mit den drei ??? zu tun, das hat irgendwie mit anderen Rollen zu tun.

HörNews: Gibt es irgendein Traum- oder Wunschprojekt für dich, ein besonderer Film, den du schon immer mal synchronisieren wolltest oder eine besondere Sprechrolle? Was würdest du gerne tun als absoluter Traumwunsch in deinem Beruf?

Fröhlich: Mein absoluter Traumwunsch in meinem Beruf... Das ist natürlich schwer zu sagen. Von Filmen kann ich das natürlich schwer sagen, weil, wie gesagt, wenn ich das jetzt synchronisiere, dann gibt’s jetzt im Augenblick die Filme noch nicht oder welche Filme verfilmt werden könnten, das kann ich jetzt auch schlecht sagen. Aber auf dem Hörbuchsektor denke ich mal, würde ich ganz gerne „Der Fänger im Roggen“ machen. Das würde ich gerne als Hörbuch machen. Ich weiß auch, dass es das eigentlich noch nicht gibt und das wundert mich sehr. Das ist so eine Geschichte, die würde mir sehr viel Spaß machen als Hörbuch.

HörNews: Warum?

Fröhlich: Weil ich das Buch einfach liebe, ich finde das wunderbar, ich finde das ganz große klasse.

HörNews: Erhöht der momentane Rummel um euch Drei-Fragezeichen-Sprecher eure Chancen bei Frauen?

Fröhlich: Das ist ja wirklich eine sehr gute Frage. Ich wüsste nicht, wie das zustande kommen sollte, das kann ich mir jetzt nicht vorstellen. Also, ich hab davon jetzt noch nichts gespürt, muss ich ehrlich sagen.

HörNews: Kannte deine Freundin dich als Stimme vorher?

Fröhlich: Ja, die kannte mich als Stimme vorher, ja, das war sehr lustig. Die kannte mich vorher, das war sehr absurd.

HörNews: Jetzt bin ich natürlich gemein, genauso gemein wie bei Oliver und bei Manfred Lehmann hab ich’s auch gemacht: Du hast ein letztes Wort an die Hörer und Leser meiner Seite.

Fröhlich: Das ist wirklich ziemlich ekelhaft, das ist wirklich ganz furchtbar. Dazu kann ich gar nicht viel sagen, aber mir sind alle Leute sympathisch, die sich mit Hörspielen beschäftigen und daher kann ich euch auch nur sagen, ich mag Hörspiele, ihr mögt Hörspiele und was Besseres gibt’s eigentlich gar nicht.

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Oliver Rohrbeck

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 13. April 2002

Oliver Rohrbeck, bekannt vor allem als Justus Jonas bei "Die drei ???" stellte sich zum zweiten mal dem HörNews.de-Interview. Der Anlass war eine kleine Gastrolle bei John Sinclair, viel Spaß beim Hören bzw. Lesen!

HörNews: Hast du schon einen Termin für die nächsten ???-Folgen gehabt?

Rohrbeck: Wir hatten jetzt im März neue Aufnahmen, für die Folgen 105 und 106. Das Erscheinungsdatum kann ich nicht genau sagen, da müßte man dann auf der ???-Seite gucken.

HörNews: Habt ihr den neuen Erzähler kennengelernt, oder hab ihr ihn nicht gesehen?

Rohrbeck: Den haben wir nicht gesehen! Da liefen ja noch die Gespräche, als wir die Aufnahmen hatten zeichnete sich ab, dass er es wird und 2 Tage später wurde es dann auch offiziell verkündet.

HörNews: Wieso glaubst du ist wieder ein gesteigertes Interesse vorhanden? Die Folge 100 ist ja bombig eingeschlagen mit 150.000 Verkauften Exemplaren.

Rohrbeck: Gigantisch! Das hätten wir uns alle nicht erträumen lassen das das wieder so...so stark wird. Ich kanns mir nicht erklären. Ich finds übrigens auch sehr schön, weil ich ja finde das Hörspiele oder Hörgeschichten ansich eine ungeheuere Faszination ausüben, also wenn ich mich mit dem Fernseher berieseln lasse jeden Tag, dann muss ich meinen Grips nicht weiter anstrengen, oder da passiert dann auch nicht viel, sondern nur eben das, was ich sehe, und damit lasse ich mich zuschütten, aber bei Hörgeschichten oder Hörspielen ist doch doll was da für ein eigener Film abgeht.

HörNews: Du warst ja jetzt auch bei den John Sinclair-Aufnahmen dabei, wie waren die Aufnahmen dort?

Rohrbeck: Anders, weil wir wurden einzeln aufgenommen. Bei EUROPA wird dafür gesorgt das so viel Personen wie möglich anwesend sind, damit man zusammenspielt. Es entwickelt sich ja ungeheuer viel wenn man zusammenspielt. Das war bei der Sinclair-Geschichte nicht der Fall, aber das sind ja absolute Vollprofis die Jungs und die wussten schon ganz gut - glaub ich - was sie machen.

HörNews: Ist die Arbeit beim Zusammenspiel anstrengender, oder ist das einfacher?

Rohrbeck: Nein. Anstregend nicht, man kann sich mehr in das Spiel hineinbegeben. Ich sag ja immer man muss beim Hörspiel die Texte beseelen. Weil wenn man die nicht beseelt, und das gibts ja auch immer wieder das es Schauspieler dazwischen sind die doch mehr runterlesen, gibt ja eben gute und schlechte Schauspieler, und da kommen eben einige da klingt das auch plötzlich gelesen und wenn ich sowas später höre als Cassette dann reißt mein eigener Film im Kopf. Um so mehr ich mir selber vorstelle was dort abläuft kann auch der Hörer später sich in das Geschehen hineinversetzten.

HörNews: Wie läuft so eine geschnittene Aufnahme ab, sieht man seine Kollegen garnicht?

Rohrbeck: Die sieht man garnicht. Bei der Geschichte waren sie garnicht da. Jeder war einzeln da, ich hatte meine Texte da, die makiert waren, hab mir gemerkt was da passiert und hab die da ruckie zuckie runtergelesen.

HörNews: Aber Spaß hats bestimmt auch gemacht...

Rohrbeck: Na klar!!

HörNews: Wann wurde die Rolle für Sinclair aufgenommen?

Rohrbeck: Ich glaub das war im Januar, oder war's noch früher? Das hab ich jetzt gerade nicht im Kopf! Das liegt an meiner eigenen Schusseligkeit, muss ich Gestehen. Mein Leben besteht ja aus ständigen Einzelterminen. Ich bin freiberuflich - hab nie feste Zeiten - und da hab ich soviele Termine, auch beim Sychron, das ich zurückblickent die genauen Termine in meinem Kalender nachgucken müsste.

HörNews: Warum wolltest Du bei "Ally McBeal" zunächst die Rolle von Richard Fish nicht annehmen?

Rohrbeck: Ich wollte keine neuen Serien machen, weil bei Serien ist eben immer auch die Verpflichtung das man das ganze Jahr zu den festen Zeiten sich zur Verfügung stellt und keine anderen Sachen macht. Zu der Zeit wollte ich mich eigentlich mehr auf Dialogbuch und Regie stürzen, und hatte mir gedacht ich möchte ungern eine Serierolle zum Sprechen annehmen, weil ich dann keine Zeit für die Bücher und Regie. Das hatte nur damit zu tun, aber ich bin froh das ich das gemacht habe, die Rolle macht totalen Spaß!

HörNews: Die Rolle ist immer ein Grund an der Serie dranzubleiben...

Rohrbeck: Ich meine wann wird man für solche Frechheiten, die man da erzählen darf, bezahlt? Das ist eine sehr angenehme Begleiterscheinung bei der Rolle.

HörNews: In Moment gibt es ja keine neuen Folgen bei VOX, habt ihr eine neue Staffel schon aufgenommen?

Rohrbeck: Ab Montag fangen wir wieder an (mit synchron) und das verteilt sich über das ganze Jahr, wir machen wieder eine komplette Staffel mit 22 Folgen.

HörNews: Passiert es eigentlich oft das man dich zweimal fragt, wenn du ablehnst?

Rohrbeck: Das hing damit zusammen das ich den Greg German zuvor schon gesprochen hatte, und dort hatte es auch gepaßt und da wollten die mich wieder haben und haben nochmal gefragt.

HörNews: Guckst du die Serie (Ally McBeal) selber auch?

Rohrbeck: Wenn ich zu Hause bin schon, aber nicht regelmäßig. Ich bin überhaupt ein schlechter Fernseher ich guck ganz gern Tagesschau und Dokus. Ich sehe mir selten Filme im Fernsehen an, ich gehe lieber ins Kino. Kino mit Popcorn und allen drumm und dran das muß sein, aber TV eher nicht.

HörNews: Wie gut läuft Voice4u?

Rohrbeck: Voice4u ist ja im prinzip auch noch im Aufbau, könnte allerdings besser laufen. Das sollte ja als kommerzieller Dienst für Firmen die sich im Internet besser präsentieren wollen, starten, aber das ist noch im Aufbau.

HörNews: Ist das für Privatleute erschwinglich?

Rohrbeck: Kann man, naja also ganz billig ist es nicht für Privatleute. Die Preise der Sprecher lehnen sich so ein bisschen an der Werbung an. Wenn ich zum Beispiel die Stimme von Bruce Willis (Manfred Lehmann) haben möchte der ein paar Begrüßungsätze sagt und vielleicht noch ein paar Menüpunkte erklärt, oder Texte dann mußt man schon mit 1.7 oder 1.8 also 1.800 DM (ca. 900 EUR) rechnen.

HörNews: Wer hatte die Idee zu JustusJonas.de?

Rohrbeck: Die hatte Ich! Ich hatte mir die Adresse vor 2 Jahren, oder noch länger ist es her, gesichert und hatte immer überlegt: Was kannst du denn da machen? Willst du überhaupt was machen?
Ich hab großen Spaß daran mit den Leuten direkt in Kontakt zu tretten. Es ist eine schöne nette Gemeinde, die Leute die sich mit Hörgeschichten beschäftigen, alle die ich bisher kennengelernt haben sind mir sehr Sympatisch.
Wir werden dort einen HörClub einrichten und dort werden dann Live-Lesungen stattfinden, das ist dann wie Radiohören, dass kann man ja auch über den RealPlayer rauslaufen lassen. Wir wollen auch ein Autorenforum einrichten, also die Fans dürfen dann Texte einreichen und die Besten werden wir dann produzieren...

HörNews: Nur im Internet oder später auch auf einer CD?

Rohrbeck: Die werden später dann auch auf einer richtigen CD gebracht. Wir möchten auch Live-Lesungen dann organisieren und im kleinen Rahme von - weiß ich nicht - 200 Leuten - solche Lesungen organisieren, denn eine Live-Autmosphäre ist immer sehr schön. Ich habe im übrigen mein erstes Hörbuch aufgenommen - eins von Stephen King, und das hat mir auch großen Spaß gemacht.

HörNews: Wird Fan-Post von EUROPA an Dich weitergeleitet?

Rohrbeck: Vieles Beantworten sie selber, wir haben immer Autogrammkarten die wir - immer wenn wir zu Aufnahmen kommen - unterschreiben und die werden dann auch immer verschickt. Sehr nette Briefe werden dann auch an uns direkt weitergeleitet.

HörNews: Du hast noch ein letztes Wort an die Hörer/Leser...

Rohrbeck: An alle Hörer und allen Besuchern der HörNews.de ich wünsch Euch weiterhin viel Spaß, bleibt bei der Sache, springt nicht ab und hört viele viele Geschichten in Eurem leben und viele Grüße!

HörNews: Danke!

Rohrbeck: Bitte!

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Oliver Döring

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 01. März 2002

Oliver Döring, ist seit Oktober 2000 für die Fans des kommerziellen Hörspiels ein Begriff, denn er ist der Regisseur von "Geisterjäger John Sinclair" - DER - Grusel/Horror-Serie aus dem Hause LübbeAudio & WortArt.

HörNews: Wieviele Hörspiele hast du vor John Sinclair bereits inszeniert? Seit wann bist du Regisseur? Wie bist du Regisseur geworden? Was war deine erste Regiearbeit?

Döring: Angefangen hat alles beim Privatfunk. Ich habe während meines Studiums jahrelang als freier Journalist und Comedy-Zulieferer für Radiosender in NRW gearbeitet. Es war eine sehr lehrreiche Zeit für mich, u.a. weil ich das Glück hatte, die Radiotechnik von der Pike auf zu erlernen (damals war alles noch analog). Später gründete ich zusammen mit einem Freund eine Firma zum Vertrieb von Audio-Produktionen jeder Art (Comedy, Werbung, Reportagen etc.). Witzig in dem Zusammenhang: 1997 bewarben wir uns bei LübbeAudio als Produzenten für John Sinclair-Hörbücher (wir wussten, es gab andere Mitbewerber, aber nicht, dass auch WortArt darunter war). Das Projekt schien zunächst im Sande zu verlaufen. Ein Jahr später wurde der WDR auf mich aufmerksam, und 1998 startete bei 1LIVE meine tägliche Comedy-Serie "Die 1LIVE-Retter". Die war so erfolgreich, dass sich WortArt und Universal bei mir meldeten, um die Serie kommerziell auszuwerten. So entstand ein 45minütiges Retter-Hörspiel, das in NRW bei den HMV-Charts Platz 5 erreichte. Gleichzeitig bekam ich in Sachen Hörspiel ein Stipendium von der Filmstiftung NRW. Inzwischen hatte sich LübbeAudio dazu durchgerungen, Sinclair-Hörspiele unter Lizenz in Auftrag zu geben. Der Rest ist Geschichte.

HörNews: Wie ist es mit so vielen bekannten Stimmen zusammenzuarbeiten, wird man da nicht anfangs ein wenig nervös?

Döring: Im Gegenteil! Ich freue mich vor jedem Studio-Termin wie ein Kind auf Weihnachten. Schon während meiner Zeit als Journalist habe ich mit bekannten Synchronschauspielern wie Charles Rettinghaus oder Michael Pan zusammengearbeitet und ihr unglaubliches Können und ihre Professionalität zu schätzen gelernt. Als WortArt mich fragte, wie wir die Hörspiele wohl am besten besetzen sollten, kam für mich nur die Zusammenarbeit mit erstklassigen Schauspielern und Synchronstars in Frage.

HörNews: Was wurde bei der Sonderedition von "Buch der grausamen Träume", die nur bei Weltbild erschien, geschnitten?

Döring: Einiges. Ich glaube, unter dem Strich fehlen 4 Minuten. Mal abgesehen von einigen blutigen Einlagen fehlt auch eine Szene, die auf Ereignisse hinweist, die erst in ferner Zukunft das Laserlicht der CD erblicken werden.

HörNews: Arbeitest du "nur" für WortArt und LübbeAudio, oder bist du Freiberufler und für jeden "zugänglich"?

Döring: Ich bin Freiberufler, und für jede Staffel wird ein neuer Vertrag geschlossen. Im Moment lastet mich Sinclair aber voll aus, sodass mir für andere Projekte kaum noch Zeit bleibt.

HörNews: Wie weit im voraus bekommen die Sprecher und Sprecherinnen ihr Buch?

Döring: Das ist unterschiedlich. Die Hauptrollen bekommen das komplette Skript schon einige Wochen im voraus, während viele Nebenrollen nur ihren Nettotext erhalten.

HörNews: Wer wählt die Sprecher aus?

Döring: Das Aussuchen der passenden Stimmen ist sehr aufwendig und bedeutet für mich u.a. nächtelanges Durchforschen von Internetseiten wie synchronarchiv.de. In der Regel schlage ich WortArt und LübbeAudio die Sprecher vor, und die sagen dann 'ja'. Abgesehen davon bekommt WortArt beinahe täglich Demo-CDs von Sprechern. Die werden zwar alle gehört, doch nur die wenigsten kommen in die engere Auswahl.

HörNews: Wer entscheidet über die Auswahl der Hörspielumsetzungen?

Döring: Das machen Jason Dark und ich gemeinsam.

HörNews: Wie lange dauert die komplette Produktion einer Sinclair Staffel? Bitte - wenn möglich - aufdröseln in Drehbuch-, Casting- und Schnittarbeit.

Döring: Das ist beinahe unmöglich zu sagen. Ein Manuskript dauert zwischen einigen Tagen und einigen Wochen - je nachdem wie gut es läuft. Das Auswerten bzw. Aufgliedern der Texte in die einzelnen Sprecherrollen ist ebenfalls ein aufwendiger, wochenlanger Prozeß, für den Patrick Simon von WortArt verantwortlich ist. Die Postproduktion einer Folge liegt bei circa 1-2 Wochen.

HörNews: Was kann der treue Hörer in 2002 in den JS-Hörspielen erwarten? (Sprecher / Inhalt...)

Döring: Die Special-Edition "Der Anfang" wird natürlich DAS Sinclair-Hörspielevent 2002 werden. Unter anderem haben Nana Spier, Joachim Tennstedt, Ernst Meincke und Peer Augustinski bereits zugesagt. Und natürlich wird auch die Stammcrew wieder dabei sein, also Frank Glaubrecht, Joachim Kerzel, Detlef Bierstedt usw. Darüber hinaus scheint die VÖ der kompletten dritten Staffel (also !sechs! neue Hörspiele) Ende Februar in trockenen Tüchern zu liegen. Es wird übrigens wieder Outtakes geben, wenn auch etwas kürzer als beim ersten Mal. Außerdem wird demnächst weniger stark zwischen den Romanen 'gesprungen' als bei der zweiten und dritten Staffel, weswegen der Schwarze Tod vielleicht (aber auch nur vielleicht) doch noch nicht so schnell den Löffel abgeben wird. Und es wird in den nächsten Tagen (endlich) eine neue Hörprobe geben.

HörNews: Dein letztes Wort an die Fans:

Döring: Haltet uns weiterhin mit Euren Wünschen und Eurer Kritik auf dem Laufenden! Ihr seid die besten!

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Carsten Hermann

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 26. November 2001

Maritim: Wer kennt dieses Label nicht? Seit Carsten Hermann das Label sein Eigen nennen darf, gibt es auch wieder Neues aus dem Hause Maritim. Das in den 80er Jahren gegründete Label, feiert seine Auferstehung in Form von Klassikern und Neuproduktionen.

HörNews: Wie sind Sie auf die Idee gekommen einen Hörspiel-Shop im Internet zu starten?

Hermann: Das Interesse am Hörspiel war vorhanden. Die Liebe zum Hörspiel war auch da, ich war früher auch Hörspielfan und hatte eine Sammlung bestehend aus ungefähr 6000 Titeln. Der Grundgedanke war einen Shop zu machen, um Hörspiele auch für die breite Masse bezahlbar zu machen.

HörNews: Wie lange besitzt du schon das Markenzeichen maritim?

Hermann: Das genaue Datum habe ich mit Sicherheit nicht im Kopf, aber das war ungefähr 1999.

HörNews: Im Winter 1999 wolltest du ja beides (Archiv und maritim) an den Nagel hängen, aber hast nun doch mit maritim weitergemacht...

Hermann: Das Problem war, dass ich zwei Projekte stemmen musste: Einmal das "Hörspiel-Archiv" und außerdem maritim. Die meisten Endkunden, oder auch Fans, wussten nicht, dass maritim und Archiv von der selben Person geführt wurden. Es ist schwierig sich zu entscheiden: Welchem Projekt widme ich meine Aufmerksamkeit? Betreue ich zu 100% das Hörspiel-Archiv, oder mache ich jetzt 100% maritim?. Ich habe mich nun dafür entschloßen 100% Maritim zu machen, weshalb ich das Hörspiel-Archiv aufgeben musste.

HörNews: Im Moment kommen ja sehr viele Klassiker heraus, ist es nicht ein Risiko soviel aufeinmal zu veröffentlichen?

Hermann: Ein Risiko ist es immer! Aber Neuproduktionen sind grundsätzlich immer risikoreicher als Klassiker, denn Klassiker wurden ja früher schon gerne gekauft. Es hat sich gezeigt das die Fans Neuauflagen befürworten und ich hoffe, dass die Klassiker weiterhin gut laufen, bisher bin ich zufrieden mit den Ergebnissen.

HörNews: Wo liegt das Problem die Hörspiel-Tonträger im Einzelhandel zu platzieren?

Hermann: Das ist das größte Problem. Ich lese in regelmäßigen Abständen das "Hörspiel-Forum" und kriege so alle möglichen Mitteilungen, und Informationen darüber, wo es maritim nicht gibt. Die Verkäufer zu überzeugen ist nicht einfach. Es ist für andere Firmen viel einfacher als für maritim, Fuß im Einzelhandel zu fassen. Wir sind dabei den Vertrieb auszuweiten. Man braucht sehr viel Zeit um die Verkäufer zu überzeugen.

HörNews: Welche Möglichkeiten hat der Käufer die Hörspiele zu bekommen, wenn er sie nicht in den Geschäften sieht?

Hermann: Das ist ein wenig schwierig. In der Regel kann man in jeder Filiale wie Saturn, Media-Markt oder Karstadt bestellen, oder bei uns im Shop. Es wird derzeit noch ausgebaut. Der Ausbau des Vertriebes hat Anfang diesen Jahres begonnen.

HörNews: Wie sieht es mit Neuproduktionen aus?

Hermann: Im Moment arbeiten wir an "Schwarze Serie 3" und einer weiteren Produktion. Um was es sich dabei handelt, weiß ich allerdings noch nicht. Wir versuchen es ab Januar!

HörNews: Das heißt die Produktion startet erst im Januar, nicht aber die Herausgabe?

Hermann: Jetzt ist erstmal die Drehbuch-Bearbeitung angesetzt, die wir dieses Jahr abschließen werden. Ob der Veröffentlichungs-Termin bereits im Januar ist, weiß ich nicht. Ich tippe aber eher Anfang Februar.

HörNews: Ist eine Fortsetzung des Magiers angedacht?

Hermann: Das möchte ich nicht ausschließen. Es ist ein Projekt, das auf jeden Fall noch auf meinem Schreibtisch liegt. Zunächst sind noch einige Gespräche mit Autoren und Konrad Halver zu führen, der Magier ist also noch nicht ganz abgeschrieben.

HörNews: "Raumschiff Wega 1" ist ein Fontana-Titel. Werden nun mehr Klassiker erscheinen, die damals von Fontana produziert wurden?

Hermann: Für diese Veröffentlichung haben wir die Zusammenarbeit mit Universal gesucht, und man muss natürlich erstmal sehen wie diese Zusammenarbeit weiterläuft. Ich gehe natürlich davon aus, dass wir weiter zusammenarbeiten werden. Ob es allerdings weitere FONTANA Titel geben wird, weiß ich noch nicht.

HörNews: Also werden auch in 2002 weitere Klassiker erscheinen?

Hermann: Richtig, Klassiker sind weiterhin geplant! Ob es aber im Januar, wie im Dezember, vier Stück sein werden, muss man sehen. Auf jeden Fall wird es im Januar weitere Klassiker geben.

HörNews: Ein Schlußwort an die Fans?

Hermann: Ich möchte mich natürlich bei allen Kunden bedanken, dass unsere Produkte gekauft werden, und bei allen Fans, die sich für unsere Hörspiele einsetzen und durch die ich schon sehr viel gute Ratschläge und Tipps bekommen habe.

HörNews: Dann bedanke ich mich!

Hermann: Ich mich auch, tschüss!

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Frank Schröder

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 04. November 2001

Eine neue Jan Tenner Serie, ein neuer Regisseur! Ein Grund nicht nur Dennis Schmidt-Foß, sondern auch Frank Schröder, der für die Regie der "neuen" Tenner verantwortlich ist, zu interviewen.

HörNews: Wir sind hier bei HörNews.de und an der anderen Strippe ist Frank Schröder, der Regisseur von Jan Tenner. Hallo, Frank!

Schröder: Hallo, Detlef!

HörNews: Seit wann bist du eigentlich schon Synchronsprecher?

Schröder: Ich bin jetzt 35 Jahre alt und seit 24 Jahren Synchronsprecher. Angefangen habe ich mit 11 Jahren und seitdem bin ich dabei.

HörNews: Hast du bei Jan Tenner dein Debüt als Hörspiel-Regisseur gegeben?

Schröder: Genau. Das war auch gleichzeitig eine große Herausforderung, weil ich eigentlich davor nur im Fernseh-Synchronbereich tätig war: Sowohl als Sprecher, als auch in der Regie. Mitte der 90er-Jahre habe ich mit der Regie im Synchronbereich für Filme angefangen. Das muss so 1994/95 gewesen sein. Jan Tenner war dann die nächste große Herausforderung.

HörNews: Wie unterscheiden sich Hörspiel und Synchron? Beim Synchron hat man ja immer das Bild, das vieles ausdrückt, beim Hörspiel nicht.

Schröder: Ganz genau das macht die Sache eigentlich auch aus. Beim Synchronisieren von Filmen gibt es immer eine Vorgabe, an die man 1:1 herankommen muss. Das ist natürlich bei Hörspielen nicht der Fall. Bei Hörspielen läuft beim Lesen der Buchvorlage der Film sozusagen im Kopf ab. Und diesen Film, wie die Szenen dann genau ablaufen sollen, muss man den Schauspielern hinter dem Mikrofon vermitteln. Die Sprecher nach seiner Vorstellung zu führen ist eine ganz andere Arbeit. Das war eine spannende Angelegenheit!

HörNews: Wie bist du an die neue Serie herangegangen? Gab es irgendwelche Vorgaben von Kiddinx?

Schröder: Kiddinx wollte einen kleinen Schnitt machen und von vorne anfangen. Teilweise ist das auch erfolgt, deshalb auch die Umbesetzung der Sprecher. Es war natürlich eine Gratwanderung. Jan Tenner musste natürlich Jan Tenner bleiben. Was die Rolle der Laura angeht, wollten wir uns beispielsweise nicht so konsequent nach den alten Hörspielen richten, sie sollte ein neuer Typ sein. In den Hörspielen von damals war sie eher naiv/hilflos angelegt, ihre Rolle bestand darin, nach ihrem Helden Jan Tenner zu rufen, wenn sie Hilfe brauchte. Das wollten wir jetzt etwas anders gestalten: Laura sollte stark genug sein, um sich in schwierigen Situationen selbst helfen zu können. In besonders schwierigen Fällen sollte sie auch weiterhin Jan Tenner um Hilfe rufen können, aber grundsätzlich wollten wir hier eine andere Laura zeichnen. Laura sollte intelligent, selbstbewusst sein und im Team eine entscheidende Rolle spielen. Die alten Jan Tenner-Fans haben natürlich ihre Charaktere sehr ins Herz geschlossen. Das da Unmut geäußert wurde, kann ich verstehen.

HörNews: Ihr habt euch dazu entschieden direkt Mehrteiler zu machen. Warum Mehrteiler, warum nicht einzelne Geschichten zum Start?

Schröder: Es sind eigentlich einzelne Geschichten, die auch in sich abgeschlossen sind. Selbstverständlich gibt es einen roten Faden, der sich von der ersten bis zur siebten Folge durchzieht. Ich glaube aber, man könnte beispielsweise theoretisch auch die erste, die dritte und die fünfte Folge nacheinander hören und die Handlung trotzdem verstehen. Da sehe ich eigentlich eher kein Problem. Man sollte da trotzdem hinterherkommen, weil die Handlungen abgeschlossen sind. Wir haben aber natürlich ein Interesse daran, Anreize zu schaffen, sich alle sieben Folgen zu kaufen.

HörNews: Wie lange hat es gedauert eine Folge aufzunehmen?

Schröder: Wir haben insgesamt für alle sieben Folgen und ein Videospiel in etwa 2,5 Wochen im Atelier verbracht. Man kann pro Folge etwa 2 Tage rechnen. Um nochmal kurz auf das Videospiel einzugehen: Das Videospiel lieferte einen weiteren Grund für eine Neubesetzung der Sprecher. Ein Lutz Riedel kann heute einen 20-jährigen Jan Tenner nicht mehr authentisch sprechen. In einem Hörspiel mag das noch nicht sofort auffallen, aber in einem Videospiel sieht man den Charakter ja permanent und da funktionieren Stimme und Zeichnungen nicht mehr zusammen. Das war sicherlich nicht der Hauptgrund für die Umbesetzung, aber es spielte sicherlich mit in die Entscheidung hinein. Ich habe übrigens immer auf der Jan Tenner-Seite und auch bei HörNews.de mitgelesen, als die E-Mail-Ankündigung kam, dass es eine Umbesetzung geben würde. Mir war natürlich klar, dass das Unmut hervorrufen würde. Kiddinx und ich nehmen die Kritik sehr wohlwollend auf. Sollte es mit der Serie weitergehen, wird diese Kritik in meine Arbeit auf jeden Fall einfließen. Das war ja auch meine erste Hörspiel-Regie, da gehe ich natürlich auch davon aus, dass noch Verbesserungsbedarf da ist. Ich habe aber natürlich auch destruktive Kritik gelesen, die mir nicht so sehr gefallen hat: Da wurde die neue Serie direkt abgeschmettert. Was mir richtig gut gefallen hat, war, dass darauf einige Fans eingegangen sind und dazu geraten haben, doch erstmal die Veröffentlichung abzuwarten. Konstruktive Kritik werte ich aber gerne aus und lasse sie in meine Arbeit einfließen.

HörNews: Ist die Serie denn überhaupt erfolgreich?

Schröder: Es scheint zu laufen. Jan Tenner ist ja jetzt schon eine Weile auf dem Markt und Kiddinx hat mir die Information gegeben, dass Nachbestellungen vorliegen. Das finde ich natürlich sehr schön und ich denke Kiddinx wird davon abhängig machen, wie gut die Serie läuft, ob neue Folgen nachproduziert werden.

HörNews: Wieso ist denn niemandem bei der Produktion aufgefallen, dass sich die Figuren unterschiedlich anreden? Die Laura sagt ja manchmal „Jan“ und dann auch „Tenner“. Früher haben sich die Figuren ja nie beim Nachnamen genannt?

Schröder: Das war in einigen Fällen ein Regiefehler, das hätte mir auffallen müssen. Da senke ich mein Haupt und das ist auch eine der Kritiken, die ich zur Kenntnis nehme und wo ich eingestehen muss, dass das mein Fehler war. Das soll beim nächsten Mal nicht passieren.

HörNews: Aus welchem Grund wurde denn der Hans-Werner Bussinger ausgewechselt? Der spielte in Folge 1 den Horung und in den anderen Folgen war’s jemand anderes.

Schröder: Ja, richtig. Das war Horst Lampe in den anderen Folgen und das kam so: Wir hatten Horst Lampe als Horung gecastet, der hatte auch in allen sieben Folgen gesprochen. Aus technischen Gründen mussten wir aber für die erste Folge Retakes machen. Wir hätten Horst Lampe für die erste Folge noch einmal ins Atelier bitten müssen. Leider musste Herr Lampe dann aber für einen unbestimmten Zeitraum ins Krankenhaus, das war also eine ernste Angelegenheit. Wir waren jetzt in der Zwickmühle: Wir konnten einerseits Herrn Lampe nicht mehr bekommen, andererseits mussten wir aber die Retakes machen für die erste Folge. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, jemanden zu casten, der stimmlich nah an ihn herankommt, sodass das beim Hören nicht so stark auffällt, wenn man die Folgen 1-7 hört. Wir haben wirklich versucht, so nah wie möglich an Lampe ranzukommen und das ist uns mit Bussinger, so glaube ich, halbwegs geglückt und wir haben das auch in den Credits transparent gemacht.

HörNews: Kann man damit rechnen, dass die nächsten Folgen länger werden? Die waren ja ziemlich kurz.

Schröder: Eigentlich war nicht beabsichtigt, dass die Folgen so kurz werden. Die nächsten Folgen werden, wenn sie denn kommen, auf jeden Fall länger werden. Mir sind einige Sachen aufgefallen, die man beim nächsten Mal anders machen könnte, die unter anderem auch mit der Länge zu tun haben.

HörNews: Was ist dir denn aufgefallen? Was willst du ändern?

Schröder: Ich möchte jetzt nicht zu viel verraten. Von den Atmos her oder von der sprachlichen Gestaltung ausgehend könnte man sicher einiges ändern. Wir hatten jetzt das Konzept „Sprache Schlag auf Schlag“, „Frage – Antwort“, usw., was im Hörspielbereich nicht unbedingt üblich ist. Man kann einiges noch anders gestalten, um eine entsprechende Länge zu erhalten. Mehr möchte ich aber auch nicht verraten an dieser Stelle.

HörNews: Der Erzähler ist zum Ende des Produktionszeitraums noch ausgetauscht worden. Wie kam es dazu?

Schröder: Wir hatten erst einen sehr lebendigen Erzähler, der das Geschehen bildlich ausmalt und ausschmückt und haben dann im Verlauf der Produktion festgestellt, dass wir uns doch lieber so nah wie möglich am Erzählstil von Ulli Herzog orientieren möchten. Ich glaube, dass Reinhard Kuhnert das sehr gut gemacht hat und ein würdiger Nachfolger ist. Wir haben ihn im Stil eines Ulli Herzog aufgenommen - mit der nötigen Distance.

HörNews: Der Schall bei der Episode fehlt noch.

Schröder: Auch das ist ein berechtigter Kritikpunkt, den wir beim nächsten Mal berücksichtigen werden. Der Hinweis auf die nächste Folge ist bei den alten Hörspielen ganz gut gelungen.

HörNews: Die Drehbücher für die nächste Folge hast du aber noch nicht, oder?

Schröder: Nein, mir liegen noch keine Bücher vor.

HörNews: Ist Folge 8 denn schon fertig? Der Titel steht ja schon.

Schröder: Das muss nicht heißen, dass das Buch schon fertig ist. Man kann ja um den Titel herum eine schöne Geschichte bauen.

HörNews: Du bist auch Synchronsprecher. In welchen Rollen hat man dich denn schon erlebt?

Schröder: Da wäre beispielsweise Chris O’Donnell aus „Der Duft der Frauen“ mit Al Pacino, aus „Mad Love“ oder „Batman und Robin“ als Robin. Aktuell bin ich auch in Akte X zu hören, dort synchronisere ich Dean Haglund. Außerdem habe ich Darius McCrary, der Eddie in „Alle unter einem Dach“ spielt, synchronisiert.

HörNews: Hast du noch ein Wort an die Hörer?

Schröder: Kauft Jan Tenner! Im Großen und Ganzen ist uns das ganz gut gelungen. Es gibt natürlich Verbesserungsbedarf, darüber haben wir ja eben gesprochen. Versucht bitte, auch wenn ihr eingefleischte Fans seid und ein Auge weint, da objektiv ranzugehen. Vielleicht findet ihr den neuen Tenner ja doch ganz gut und könnt den akzeptieren.

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Manfred Lehmann

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 17. Oktober 2001

Jerry Cotton startet mit der 2. Hörbuchstaffel weiter durch. Die Gelegenheit bot sich also, um Manfred Lehmann - die Stimme der Jerry Cotton Hörbücher für ein Interview zu bekommen. Am bekanntesten ist der deutsche Schauspieler aus zahlreichen Bösewicht-Rollen im TV oder als Stamm-Synchronstimme von Bruce Willis und Gérard Depardieu.

HörNews: Hier ist wieder HörNews.de! Mein Name ist Detlef Kurtz und heute führe ich ein Interview mit Manfred Lehmann, die deutsche Stimme von Bruce Willis und die Stimme der „Jerry Cotton“ Hörbücher. Hallo, Herr Lehmann!

Lehmann: Und von Gérard Depardieu und von Kurt Russell, und, und, und. Hallo!

HörNews: Wie lange sind Sie denn schon als Schauspieler tätig?

Lehmann: Ich mache das jetzt seit 30 Jahren, glaube ich. Ich habe die Schule in der 12. Klasse geschmissen und bin über den Beruf des Autokaufmanns zur Schauspielerei gekommen. Ich habe jemanden kennengerlernt, der sagte: „Du musst da mal hin!“. Aber das ging dann natürlich alles nicht so schnell, wie man sich das vorstellt. Das war dann eine Agentur und die sagte: „Als Schauspieler müssen sie erstmal Schauspielunterricht nehmen.". Damals gab es dann Unterricht und eine Prüfung und die habe ich abgelegt. Dann gab es für mich kleinere Synchronrollen, sowas wie den dritten Indianer bei Karl May.

HörNews: Was macht Ihnen denn mehr Spaß? Vor der Kamera stehen oder hinter dem Mikrofon?

Lehmann: Beim Film verdient man mehr, deswegen drehe ich schon lieber. Aber klar macht das Spaß Bruce Willis oder Depardieu zu synchronisieren.

HörNews: Wie sind Sie zu Bruce Willis gekommen?

Lehmann: Bruce Willis machte Mitte der 80er die Serie „Das Model und der Schnüffler“. Dann kam der erste „Stirb langsam“-Film raus und der Regisseur wollte nicht die Stimme aus der Serie haben, weil die sich verkracht hatten. So kam er dann auf mich. Es war nicht abzusehen, dass Bruce Willis noch so viel mehr Filme dreht, das war schließlich sein erster Film.

HörNews: Mögen Sie die Filme alle oder gibt es auch Filme, die sich am liebsten gar nicht sprechen würden?

Lehmann: Ich mag den Typen, aber wir haben natürlich nicht nur gute Sachen gemacht. Aber ich spreche den sehr gerne.

HörNews: Wie gefällt Ihnen die Arbeit an den „Jerry Cotton“ Hörbüchern?

Lehmann: Das ist eine Arbeit wie alle anderen auch. Mal mache ich „Jerry Cotton“ Hörbücher, mal mache ich Synchronisation, mal drehe ich. Das ist okay.

HörNews: Ist aber doch bestimmt ein bisschen schwieriger?

Lehmann: Nein, es ist nicht schwieriger, sondern zeitaufwändiger. Man macht so circa anderthalb Folgen an einem Tag und das reicht dann auch. Das sind immer so vier, fünf Stunden und dann ist man irgendwann geschlaucht, weil man den ganzen Tag allein redet. Es ist höchstens physisch ein bisschen anstrengender.

HörNews: Bei der zweiten Staffel gab es jetzt mehrere Sprecher, aber das wird auch einzeln aufgenommen?

Lehmann: Ja, richtig. Ich habe das noch nicht gehört. Ich hab’s mir auch interessanter vorgestellt. Jetzt gerade ist das halt oft wie ein Dialog mit Mr. Hyde und Phil Decker.

HörNews: Hören Sie selbst auch Hörbücher?

Lehmann: Ne.

HörNews: Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Lehmann: Ich habe gar nicht so viel Freizeit. Ich unterhalte mich viel mit meiner Frau. Ansonsten ist meine Tochter gerade schwanger und kriegt eine neue Wohnung, damit hab ich auch viel zu tun.

HörNews: Ihre Tochter spricht auch. Wie kam es dazu?

Lehmann: Das läuft so: Wenn der Aufnahmeleiter erfährt, dass man Kinder hat, wird man gerne mal gefragt, ob man die nicht mal mitbringen kann. So war’s jedenfalls bei mir. Ich habe sie dann gefragt und sie war gleich begeistert davon. Sie steht da total drauf, jedenfalls mehr als ich. Wir haben mal zusammen „Mein Vater, der Held“ mit Gérard Depardieu gesprochen. Sie war im Film meine Tochter und war damals so um die 16. Das hat ihr natürlich total Spaß gemacht, ich habe damals immer ihren Text mitgesprochen. Sie ist da so reingerutscht… Ich als Vater kann ihr natürlich einmal die Chance geben, mitzusprechen. Aber wenn die schlecht ist, machen die das einmal mit ihr und dann nie wieder. Ich kann ja nicht sagen: „Ihr besetzt jetzt meine Tochter, sonst spreche ich nicht mehr bei euch.“. Sie muss schon selbst gut sein und sich durchsetzen.

HörNews: Übersetzen Sie Filme selbst manchmal oder sprechen Sie nur?

Lehmann: Ich führe manchmal auch Regie, aber die Bücher machen Andere. Das Buch bekomme ich immer lippengerecht und übersetzt von den Dialogbuchautoren, die den Film synchron machen. Natürlich kann ich manche Sätze ändern, wenn ich das möchte. Es gibt erst eine Rohübersetzung und aus dieser Rohübersetzung wird dann das Drehbuch gemacht.

HörNews: Was halten Sie vom Medium Hörspiel oder Hörbuch?

Lehmann: Hörspiele werden immer weniger. Hörbücher finde ich okay, aber ehrlich gesagt, ich würde es mir zuhause nicht selbst anhören. Das ist eher was für den Walkman oder fürs Autoradio.

HörNews: Haben Sie denn schonmal in einem Hörspiel mitgesprochen?

Lehmann: Ich habe viele Hörspiele gemacht. Meistens für den WDR, die versteht keiner und die laufen dann um Mitternacht, aber die sind toll – das ist hohe Kunst!

HörNews: Woran arbeiten Sie gerade?

Lehmann: Ich drehe gerade für Die Kumpel in Düsseldorf und Im Namen des Gesetzes. Nächsten Monat ist Küstenwache dran, ich bin also nicht gerade unterbeschäftigt.

HörNews: Würden Sie auch Hörspielrollen annehmen oder sind eher Synchronrollen angesagt?

Lehmann: Hörspielrollen gibt es kaum noch, Synchronisation ist tatsächlich öfter. Es gibt einfach nicht so viele Hörspiele wie früher. Jetzt spreche ich wieder Kurt Russell in Vanilla Sky mit Tom Cruise und Penélope Cruz.

HörNews: Möchten Sie noch irgendetwas sagen zu Ihren Hörern?

Lehmann: Ich wünsche euch noch einen schönen Abend. Bis dann!

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Oliver Rohrbeck

Ein Interview von Detlef Kurtz und Detlev Beiderbeck
geführt am 03. September 2001

Oliver Rohrbeck ist bestens bekannt als 1. Detektiv Justus Jonas aus "Die drei ???". Die Rocky-Beach.com und die HörNews haben die Herausgabe der 100. Hörspielfolge zum Anlass genommen, um mit ihm ein Telefoninterview zu führen.

HörNews: Wie bist du zu den drei ??? gekommen?

Rohrbeck: Das war eine ganz einfache Geschichte. Damals habe ich schon für die gleichen Plattenleute die Fünf Freunde gesprochen, weil ich Julien bei "Fünf Freunde" auch im Fernsehen meine Stimme geliehen hab. Sie haben mich gefragt, ob ich auch die Platten sprechen möchte. Später sind sie auf mich zugekommen und fragten ob ich bei einer neuen Serie mitsprechen möchte möchte. Das wollte ich natürlich. Ich habe aber nie geahnt, was dann daraus mal wird.

Rocky-Beach.com: War die 100. Folge der drei ??? etwas ganz besonderes für euch? Habt ihr eine kleine Party gemacht, euch zusammengesetzt?

Rohrbeck: Zur Produktion der 100. Folge waren wir, wie gewohnt, in Hamburg und haben uns noch einmal einen Nachmittag zusammengesetzt. Wir treffen uns jedes Mal da und freuen uns und gehen auch oft zusammen essen, aber richtig groß haben wir es nicht gefeiert.

Rocky-Beach.com: War das Label also ein bisschen knauserig mit euch?

Rohrbeck: Nö, da kommt ja noch eine große Party, die sie dann im Oktober veranstalten werden und zu diesem Anlass – zu der richtigen Feier – holen sie uns dann natürlich und das wird dann ein bisschen größer gefeiert.

HörNews: Ist dir denn aufgefallen, dass du jetzt mehr Text hast als früher? Jetzt sind es ca. 60 min. pro Hörspiel, damals waren es nur ungefähr 45.

Rohrbeck: Das ist mir eigentlich nicht so aufgefallen oder irgendwie merkt man es nicht, dass die Hörspiele jetzt länger sind. Aber ich denke immer, dass ich jetzt ein bisschen weniger Text habe, dafür Bob und Peter jetzt mehr zum Zug kommen und nun ein bisschen mehr kombinieren können. So muss ich nicht alles alleine machen (lacht).

Rocky-Beach.com: War der Beruf des Schauspielers bzw. Synchronsprechers dein Traumberuf oder bist du nur durch Zufall da hineingeraten?

Rohrbeck: Als kleines Kind bin durch Zufall dahingekommen und später - während der Kindheit schon - ist es dann zu meinem Traumberuf geworden. Ich wusste sehr früh schon, dass ich das machen möchte und hab dann auch gar nicht erst das Abitur gemacht. Ich bin bereits in der 11. Klasse während der Oberstufe von der Schule abgegangen und habe gewusst, dass ich Schauspieler werden will. Dafür braucht man kein Abitur und bin dann gleich auf die Schauspielschule gegangen.

Rocky-Beach.com: Das Synchronisieren bereitet dir also ganz viel Spaß?

Rohrbeck: Das ist genau das richtige für mich. Ich habe auch lange Theater gespielt und hin und wieder in ein paar Filmchen mitgemacht. Hinter der Kamera – synchron – das ist für mich das Allerschönste. Das ist für mich noch besser als vor der Kamera oder im Theater als Schauspieler zu stehen.

HörNews: Gibt es bei den Hörspielaufnahmen auch Running-Gags? Wir haben jetzt bei der neuesten Folge „Tal des Schreckens“ eine Szene mit Bob gehabt, die eher untypisch war. Er hat nämlich einen Witz gerissen hat: Statt Recherchen hat er Rächerchen gesprochen...

Rohrbeck: (lacht) Das ist ja ein jahrelanger Running-Gag. Andreas hat vor vielen Jahren - noch als kleiner Junge - bei den Aufnahmen einmal Rächerchen statt Recherchen gelesen. Als er es jetzt mal wieder sagen musste, hat er es wohl aus Spaß gesagt. Aber das ist im Prinzip ein ganz alter Running-Gag. Bei den Aufnahmen sagen wir das immer einmal wieder, aber ich dachte, so etwas würde man herausschneiden. (lacht)

Rocky-Beach.com: Hast du vielleicht von den drei ??? PC-Spielen gehört, die vor ungefähr einem Jahr herausgekommen sind? Dort wurden andere Sprecher eingesetzt. Sind die Produzenten auf euch zugekommen und haben angefragt, ob ihr auch die CD-ROMs sprechen wollt oder hast du davon gar nichts mitbekommen?

Rohrbeck: Wir haben von der Produktion schon mitbekommen, wurden allerdings selber nie angesprochen. Die Rechte liegen nun nicht bei der selben Plattenfirma, man konnte also nicht sagen: „Die drei müssen das aber machen.“. Die Rechte wurden vom Franckh-Verlag an die Spielefirma herausgegeben und diese haben uns nicht gefragt. Diese ist dann später auf uns zugekommen - die Produktion war bereits abgeschlossen - und haben uns dann gefragt, ob wir das denn auch machen würden, wie denn unsere Bedingungen seien. Diese haben wir aber nie genannt, da es zu keinen konkreten Gesprächen kam. Wir wurden also eigentlich vorher so ein bisschen ausgeklammert, weil sie wahrscheinlich dachten, wir wären zu teuer. Vielleicht dachten sich auch, sie würden jetzt jüngere neue drei ??? etablieren können, so dass sich die Spielen dann noch weiterhin über Jahre halten, und wir irgendwann einmal zu alt sind. Also wir wurden nicht gefragt und wir fanden das auch ein bisschen traurig, muss ich sagen.

Rocky-Beach.com: Es wäre also kein Problem für euch gewesen, die CD-ROMs ebenfalls zu sprechen?

Rohrbeck: Gar nicht! Die haben uns angesprochen und dann gesagt, wenn sie uns gefragt hätten, wäre es zu spät gewesen oder sonst etwas. Das ist aber Quatsch!

Rocky-Beach.com: Die Sprecher, die eingesetzt werden, sind von der Stimme her nicht viel jünger, so dass man sagen könnte, das sind nun Nachwuchssprecher

Rohrbeck: Ich weiß nicht, wen sie da genommen haben. Auf jeden Fall anscheinend Leute, die das wahrscheinlich für weniger gemacht haben. Jedenfalls wurden wir dann später noch einmal angesprochen, weil sie vielleicht die Aufnahmen gehört haben und gemerkt haben, dass ist alles nicht ganz so tauglich - aber im Grunde keine Ahnung. Wir wurden erst wesentlich später kontaktiert und mit Absicht vorneweg gelassen.

HörNews: Verspürst du jetzt, wo das Jubiläum ansteht, ein stärkeres Medieninteresse? Mehr Interviews...

Rohrbeck: Total! Es gibt sehr viel Interview-Anfragen zur Zeit. Heute hat mich der Stern angerufen, die wollen etwas bringen. Ich bin jetzt andauernd im Radio. Gestern habe ich hier in Berlin noch Cäsar von Kiss FM getroffen, der hat einen Saltoschlag gemacht, weil er endlich mal Justus Jonas zu sich holen kann (lacht). Ich werde also in nächster Zeit zu Kiss gehen. Andauernd passiert jetzt irgendwas.

Rocky-Beach.com: Wie bereitest du dich auf die Aufnahme vor? Du bekommst wahrscheinlich vorher von André Minninger ein Skript zugeschickt. Da steht nun relativ viel Text drin aber halt keine bewegten Bilder?

Rohrbeck: Ich lese vorher das ganze Buch durch und dabei läuft schon so ein kleiner Film im Kopf ab. Und das ist das schöne an Hörspielen und Büchern im Gegensatz zu Fernsehen und Kino, dass man eben selber den Film vervollständigt, der im Kopf anfängt und dass man das nicht alles schon auf der Leinwand vorgesetzt bekommt. Ich stelle mir dann vor, wie es bildlich sein müsste und versuche das dann so auszuspielen. Da stehen dann am Rand natürlich solche Hinweise: „Er rennt.“ oder „Schritte“ oder „Treppengeräusche“. Da machen wir dann natürlich ordentlich Atmer und Schnaufer - besonders ich, ich wieg ja besonders viel - (lacht). Insofern passiert das dann immer so wie man es sich im Kopf vorstellt.

Rocky-Beach.com: Es ist eine ganze Menge Improvisation dabei. Während der Aufnahmen machst du dann doch mal was anders, als du es dir vorher überlegt hast?

Rohrbeck: Ja, nach klar. Du musst darauf reagieren wie die anderen mit dir zusammenspielen. Die stellen sich das vielleicht ein wenig anders vor. Wir geben uns Zeichen darüber, dass man z. B. länger Laufgeräusche macht oder so etwas. Da passiert dann natürlich auch zwischen den Zeilen eine ganze Menge im Studio.

Rocky-Beach.com: Ist es denn schwieriger, ein Hörspiel zu sprechen oder einen Film zu synchronisieren? Beim Film siehst du die laufenden Bilder und kannst es dir vielleicht besser vorstellen.

Rohrbeck: Na ja, der Ablauf der Arbeit ist ganz unterschiedlich. Einen Film zu synchronisieren ist auch schwer, weil man sofort den passenden Gesichtsausdruck und die Stimmung nachspielen muss, damit es zum Film passt. Beim Hörspiel ist die Schwierigkeit, dass man sich selber etwas vorstellen muss. Ich stelle das als Regisseur von Synchronfilmen immer wieder fest, wenn ich mir Schauspieler einlade, dass es ganz unterschiedliche gibt. Die einen können sich dann gar nichts vorstellen, wenn eine Szene im Off stattfindet und sie etwas spielen sollen. Da passiert dann gar nichts. Dann sagen die nur ihren Text auf und ich muss denen erklären, was sie sich vielleicht vorstellen sollen. Bei anderen entwickelt sich eine unglaubliche Phantasie. Ich glaube, wir gehören alle drei zu denen, bei denen sich eine ziemlich rege Phantasie entwickelt (lacht) und wir uns dann sofort etwas vorstellen können und das auch ausspielen.

HörNews: Würdest du jemals auch bei einem Hörspiel selber Regie führen?

Rohrbeck: Ja! Dazu hätte ich mal Lust, muss ich sagen, weil das sind eben Sachen, die man sich selber ausdenken kann und die einem nicht vom Film vorgegeben sind. Und insofern macht es, glaube ich, besonders viel Spaß mal so etwas zu erarbeiten.

Rocky-Beach.com: Es gab immer wieder Gerüchte, dass ihr zur 100. Folge aufhören wollt, aber da ist wahrscheinlich nichts dran. Vielleicht kannst du unseren Hörern ganz klar sagen, dass ihr noch weitermacht.

Rohrbeck: Also, da ist erst einmal überhaupt nichts dran! Wir hatten uns das irgendwann mal vor Jahren überlegt, dass das die 100. Folge vielleicht der richtige Zeitpunkt wäre. Wir sind jetzt noch keine betagten Herren, wir sind sozusagen im guten mittleren reifen Alter und es kann sein, dass wir irgendwann mal zu alt und nicht mehr so jung klingen. Ich finde, die drei ??? dürfen natürlich nicht wie die ausgewachsenen Bubis oder die alten Säcke klingen. Irgendwann - wees ick nich - müssen wir dann sicher mal aufhören. Aber jetzt ist das noch nicht der Fall und jetzt wollen wir auch noch gar nicht aufhören, weil es uns gerade selber soviel Spaß macht!

HörNews: Gab es denn jemals einen Punkt als Teenager oder danach, wo du gesagt hast: "Hm, das ist eigentlich nichts für mich" oder war schon immer Spaß dabei?

Rohrbeck: Ach, na Spaß war immer dabei und es ist nicht so, dass es mich belastet hätte im Laufe der Jahre. Wir sind drei- oder viermal im Jahr zu Aufnahmen und nicht jede Woche. Dann würde schon überlegen, ob ich das weitermachen möchte. Aber es gab natürlich mal so eine Zeit als Teenager, da hat einen das nicht mehr ganz so interessiert. Ich glaube, das hat sich sicherlich dann auch in der Qualität der Folgen ein bisschen wiedergespiegelt. Es gab einmal ganz schlechte, die auch vom Buch her nicht so gut waren. Diese waren nicht so glücklich vom Inhalt, die wir vielleicht auch nicht so schön ausgespielt haben. Das ist aber seit einigen Jahren wieder vorbei und wir haben die allergrößte Lust und ich denke, das hört man den Folgen auch an!

Rocky-Beach.com: Wie war denn das in der Schule damals? Haben deine Mitschüler gesagt: „Mensch, da kommt jetzt Justus Jonas.“ Waren die ganz stolz, dass du bei ihnen in der Klasse warst oder haben sie dich gehänselt?

Rohrbeck: Nein, das kam eigentlich gar nicht so zur Rede, mal wurde man ein bisschen damit aufgezogen, das ist auch passiert. Es wurde kein großes Theater daraus gemacht. Damals war die Zeiten noch nicht so, dass man zugegeben hat: "Ich höre Hörspiele und ich stehe dazu, auch wenn ich schon 15 oder 17 oder 20 bin". Das hat damals so richtig keiner zugegeben. Das war nach dem Motto: "Was, du hörst Hörspiele? Wie peinlich." Das Coming-out der Leuten kam erst viel' später, die auch heute noch dabeigeblieben sind und heute ganz mutig dazu stehen und sagen: "Ich höre Hörspiele, und ich hör das gerne und ich schlafe gern dabei ein". Das finde ich auch gut. Das gab es damals nicht so.

HörNews: Wie ist das denn mit deinen beiden Töchtern, gibt’s da auch ab und zu mal Kritikpunkte nach dem Motto: "Oh, da warst du ganz schön blöd. Oder: Die Szene ist nicht so toll?"

Rohrbeck: Nö, eigentlich nicht. Also die sind da relativ kritiklos. Die hören die Hörspiele total gerne, aber die würden jetzt nicht sagen: "Das hat mir nicht so gefallen." Oder: "Warum hast du das denn so gespielt?" Oder sonst wie. Nö, das machen sie nicht.

Rocky-Beach.com: Gut, dann wollen wir das Thema Hörspiel jetzt mal verlassen und zur Synchronisation kommen. Du warst bei Pearl Harbour dabei und bist ganz schön ins Stottern geraten.

Rohrbeck: Ja, total! Da gab’s erst mal eine große Auswahl und Probesprechen, wer denn nun am besten stottert und dann wurde ich dazu auserkoren (lacht). Das ist ja eigentlich eine ganz kleine Rolle, die sich zwar durch den ganzen Film zieht. Aber die Aufnahme von dieser Rolle war durch dieses Gestotter sehr schwierig und anstrengend. Da ist mir immer das halbe Nasenbein bei herausgeflogen. Ich über fünf Tage - jeden Tag immer so ein bis zwei Stunden- Aufnahmen gemacht, weil das so schwierig war und auch die Stimme so belastet hat.

Rocky-Beach.com: Aber solche Rollen machen doch am meisten Spaß, die nicht ganz normal sind?

Rohrbeck: Ja!! Na klar!

HörNews: Wie zum Beispiel bei "Ally McBeal" , der Richard Fish...

Rohrbeck: Ja, aber Schwamm drüber! (lacht)

HörNews: Wie bist du denn zu dieser Rolle gekommen? Hat man dich auch geholt?

Rohrbeck: Das war auch wieder so ein kleiner Zufall. Es wusste erstens kein Mensch, dass das einmal so ein bisschen Serienkult wird und zweitens hatte ich den gleichen Schauspieler in einer anderen Serie bereits gesprochen. Das war aber eine ganz unwichtige Serie, ich muss gestehen, ich weiß schon gar nicht mehr, wie diese heißt. So bin ich ja immer. Ich vergesse immer die ganzen Namen und auch von den ganzen Folgen die Titel. Es gibt eine Datenbank, wo drinsteht, wen man schon alles in welchen Filmen und welchen Serien gesprochen hat. Dort haben sie nachgeguckt und dann wurde ich von Vox dafür ausgesucht, ihn wieder zu sprechen. Na ja, ich wollte zu dem Zeitpunkt eigentlich gar keine neue Serie sprechen und hab dann gesagt: Nee, mach ich nicht. Sie haben mich noch einmal gebeten. Ich habe es dann schließlich getan und festgestellt, welchen wunderbaren Unsinn dieser Mensch den ganzen Tag erzählt und welche Frechheiten er von sich gibt. (lacht) Also ganz prima. Und heute bin ich froh, dass ich das mache. Wir nehmen im Moment eine neue Staffeln auf. Jetzt kann ich wieder große Turbulenzen versprechen, die da stattfinden. (lacht)

Rocky-Beach.com: Du guckst dir die Filme anschließend selber an und beurteilst wie du warst?

Rohrbeck: Ab und zu guck ich da rein. Ins Kino gehe ich ab und zu einmal, Fernsehen sehe ich eigentlich selten. Ich bin kein großer Fernsehgucker, manchmal ein Dokumentarfilme oder Tagesschau. Aber Fernsehfilme sehe ich ganz selten.

Rocky-Beach.com: Und wie ist das, wenn du ins Kino gehst? Hörst du deinen Kollegen zu, wie sie synchronisiert haben und sagst: "Oh, das war ja nicht so gut." Oder kannst du abschalten und den Film genießen?

Rohrbeck: Manchmal kann ich abschalten und "weghören". Das geht mittlerweile wieder ganz gut. Es gab einmal eine Phase, in der ich gar nicht abschalten konnte und bei jedem Film sofort wusste: Aha, der kommt aus Hamburg, der aus München, der aus Berlin – das höre ich anhand der Stimmen und der Sprecher – und dann achtet man sofort auf das, was vielleicht nicht so stimmt. Mittlerweile interessiert es mich nicht mehr so sehr, obwohl man es automatisch immer ein bisschen wahrnimmt.

HörNews: Hörspiele machst du ja sehr gerne. Wie seht es denn eigentlich mit Hörbüchern aus? Würdest du so etwas auch gerne machen?

Rohrbeck: Also, ich muss gestehen, ich denke darüber nach, so etwas mal zu machen. Das ist wieder ein anderes Medium und hat eben mit dem zu tun, was ich kann. Man muss ja immer darüber nachdenken, was man selber kann. Deshalb werden ja viele Fußballer hinterher Trainer. Und ich denke natürlich auch darüber nach, was kann ich noch, denn jetzt bin ich noch so jung, dass ich mir Gedanken mache, was ich im Leben noch machen könnte, ohne immer das gleiche zu machen. Und das ist etwas, was ich gerne mal machen möchte.

Rocky-Beach.com: Was sind denn so deine aktuellen Synchronisationsprojekte?

Rohrbeck: Ich texte im Moment eine neue Serie - „Get real“ - für Vox. Ob diese im Deutschen ebenso heißen wird, weiß ich allerdings nicht. Dann habe ich einen Film getextet, den müssen wir bald aufnehmen - da führe ich dann Regie - „Corti Romano“ heißt er. Der wird mit Peter Falk als alten Mafia-Paten sein. Dann wird demnächst wohl wieder ein Jacky-Chun-Film auf mich zukommen. Da freue ich mich natürlich auch drauf, weil Jacky-Chun-Filme mag ich ganz besonders. (lacht) Das was Justus nie erreichen wird, so herumzuwirbeln wie Jacky Chun.

Rocky-Beach.com: Du hast den Vorteil, die Filme immer vorher zu sehen, also auch bevor sie in Amerika rauskommen. Oder?

Rohrbeck: Na, manchmal laufen sie schon in Amerika, manchmal sehen wir sie hier vorher. Das stimmt, ja.

HörNews: Wie kommst du an die Aufträge ran. Läuft das über eine Synchronfirma?

Rohrbeck: Das läuft über verschiedene Wege. Es gibt hier 12 bis 13 verschiedene Synchronfirmen, die die Arbeit hauptsächlich in Berlin machen. Es gibt noch einige in Hamburg, München und Köln. Die kennen mich natürlich oder auch der Auftraggeber wie Vox. Auch die UIP, wenn es mal ein Kinofilm ist oder auch Warner Bros. Die fordern gern den und den Regisseur, wir möchten zum Beispiel gern Oliver Rohrbeck. Die Synchronfirma spricht mich dann an.

HörNews: Checken die amerikanischen Filmfirma ab, wer synchronisiert?

Rohrbeck: Ja, also bei Filmen machen wir des öfteren Probesprechen. Neulich musste der Sprecher von Schwarzenegger zum Probesprechen antreten. Hin und wieder wollen sogar die Amis immer wieder Probehören. Aber auch von den deutschen Regisseuren lassen sie sich Listen geben, was die Sprecher bisher gemacht haben, wer sie sind und ob sie zu dem Film passen.

Rocky-Beach.com: Synchronisation ist etwas ziemlich Einmaliges. In Deutschland wird synchronisiert, in den meisten anderen europäischen Staaten werden nur Untertitel gesendet.

Rohrbeck: Ja, also in Frankreich und in Italien wird noch relativ viel synchronisiert, in Polen wird zum Beispiel teilweise eingesprochen. Da gibt es dann einen Sprecher, der dann unter dem Originalton ein bisschen mitspricht. Aber Kinofilme werden da auch synchronisiert. In der Schweiz wird alles mit Untertiteln in englisch gezeigt.

Rocky-Beach.com: Also die Schweizer, die wollen deine Stimme gar nicht hören?

Rohrbeck: Na, die Schweizer wollen nicht die deutschen Rechte bezahlen. Der Film mit der deutschen Fassung kostet in den Rechten dann natürlich mehr und zeigen das lieber in englisch. Die Schweizer sind das auch so gewohnt und haben nicht soviel dagegen. Es nun auch noch so ein dreisprachiges Land. Sie müssten dann drei verschiedene Sprachfassungen anbieten – französisch, italienisch und deutsch – das wird ihnen wahrscheinlich zu aufwendig sein für den kleinen Markt.

Wir: Vielen Dank!

Rohrbeck: Tschüss, alles Gute!

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Frank Gustavus

Ein Interview von Sven Großmann
geführt am 14. August 2001

Pünktlich zum offiziellen Start des Erstlingswerkes "Jack The Ripper" vom Newcomer-Label Ripper Records, gelang es der HörNews.de mit dem Autoren, Produzenten und Regisseur Frank Gustavus ein paar Worte zu wechseln.

HörNews: Wie alt bist Du und wie lange bist Du schon Hörspielfan?

Gustavus: Ich bin 31 und seit 26 Jahren HSP-Fan.

HörNews: Hattest Du, wie viele Hörspielfans auch, zwischendrin eine Pause? Welches ist Dein Lieblingshörspiel, sofern es eines gibt?

Gustavus: Ich hatte nie wirklich eine Hörspiel-Pause. Lieblings-HSP? Hmm: Dracula und Moby Dick, Karl-May-Serie (alle Europa), Säulen der Erde, Der Alchimist.

HörNews: Im Inlay steht, neben anderen Danksagungen, auch ein Dankeschön an Gott - bist Du ein gläubiger Mensch?

Gustavus: Klar glaube ich, dass es da oben was gibt, was uns hilft und uns den rechten Weg weist - ich nenne es Gott, andere Buddha, Manitou oder Allah. Ich geh aber nicht in die Kirche.

HörNews: Hast Du neben Hörspielen auch andere Hobbys?

Gustavus: Ich bin Trommler (im Moment aber inaktiv, wegen eines kaputten Fingers), höre sehr viel Musik, lese und sehe mir Filme an.

HörNews: Wenn Dir alle Möglichkeiten offen stehen würden - welchen Stoff/welche Vorlage würdest Du Dir gerne für eine Hörspielumsetzung vornehmen?

Gustavus: Ich hatte mal an "Psycho" gedacht, aber Heyne rückt keine Rechte raus. Ich hätte auch Spaß an einem großen Historien-Epos. Wenn ich könnte, würde ich alle Verlage dazu bringen, die Stoffe, die sie selbst nicht als Hörbuch/-spiel rausbringen wollen, für andere Labels freizugeben. So wird aber alles gehortet. Auch "Cape Fear" wäre da ein Kandidat ?!

HörNews: Hast Du schon vorher im Hörspiel- oder einem ähnlichen Bereich gearbeitet (wie z.B. Radio) und wenn ja, an welchen Produktionen warst Du beteiligt?

Gustavus: Ich habe 6 Jahre lang als Reporter, Redakteur, Moderator und Nachrichtenmann beim Hörfunk gearbeitet. Für einen Sender habe ich auch Comedy geschrieben und zum Teil inszeniert. Von daher war mir die Arbeit mit Stimmen, "Atmo", Geräuschen und Musik nicht fremd. Beim NDR habe ich mal eine Hospitanz im Hörspiel gemacht, beim Altmeister Heinz von Cramer und ich habe als Sprecher in einigen Hörbüchern und Hörspielen (für Kinder) mitgewirkt - in welchen kann man bei hoerspiele.de lesen.

HörNews: Warum hast Du Dir ausgerechnet "Jack The Ripper" als Ripper-Records-Debüt ausgesucht? Was reizte Dich an der Figur?

Gustavus: Als ich auf die Ripper-Idee kam, war natürlich auch der Label-Name geboren. Die Figur als solche hat mich schon als 12-jähriger interessiert, mit der Zeit habe ich mir dann so ziemlich alles an Filmen, Dokus, Büchern etc. reingezogen. Die Faszination kam wahrscheinlich daher, dass niemand wusste, wer der Kerl war. Dazu noch das Ambiente: dunkle Gassen, verrufene Spelunken u.ä. - Wahnsinn. Die Figur und die Geschichte des James Maybrick warfen mich dann völlig um: Dies war der richtige Stoff für eine gute Geschichte, denn einen reinen Gruselstoff um einen Dunkelmann, den keiner kennt, wollte ich nicht machen.

HörNews: War es schwer an so große Namen (Sprecher) zu kommen?

Gustavus: Nein, ich habe mir überlegt, wen ich dabeihaben möchte, habe mir die Nummern dieser Menschen besorgt und sie einfach angerufen, ihnen von dem Projekt und der Rolle, die sie spielen sollten, erzählt - alle waren interessiert und ich habe ihnen die Bücher geschickt, kurz darauf haben alle zugesagt. Für die Rollen, die noch unbesetzt waren, bekam ich Vorschläge: Werner Cartano schlug Aranka Mamero-Jaenke als "Hure" vor, ich rief sie an und sie war dabei. Für den Littlechild wollte ich gerne Joachim Wolff haben, als er wegen Krankheit ausschied, empfahl mir Cartano Jens Scheiblich, den wiederum rief ich in Südfrankreich im Urlaub an, und als er wieder da war, las er das Skript - und war ebenfalls dabei. Wolfgang Kaven sollte zunächst den Dr. Hopper geben, für die Rolle des Gerichtsmediziners rief ich die Agentin von Uwe Friedrichsen an: Ich erzählte ihr vom Stoff und sie sagte "Und Herr Friedrichsen soll den Ripper spielen, nicht wahr?" Ich sagte "Nein, DEN soll Dietmar Mues machen, Herr F. soll einen Gerichtsmediziner mimen" - damit war das Thema gegessen, denn sie meinte "Uwe" würde nur den Ripper spielen wollen. Ich bat mir Bedenkzeit aus, am nächsten Tag sagte Dietmar zu und ich Herrn Friedrichsen ab. Ich wusste irgendwie, dass Mues der richtige Mann für diese Rolle war!

HörNews: Musstest Du ein wenig "nachhelfen" oder hat Dietmar Mues die Rolle Maybricks von Anfang an so intensiv angelegt?

Gustavus: Da musste ich überhaupt nichts machen: Dietmar kam, ging ins Studio und brauchte für jede seiner Szenen maximal 2 Takes. Er war so unglaublich gut, dass es uns einen Schauer nach dem anderen über die Rücken jagte. Er "war" tatsächlich sowohl das Drogenwrack, als auch der wahnsinnige Mörder. Ich liebe ihn!

HörNews: Wie lange dauerten die Aufnahmen und mit welcher Technik kamen sie zustande?

Gustavus: Die Aufnahmen haben zweieinhalb (!) Tage gedauert, denn wie Dietmar Mues richtig sagte: Es ging wie im Rausch! Die Sprache wurde direkt in den Rechner aufgenommen (Logic-System).

HörNews: Musstet ihr bei den Aufnahmen auf eine bestimmte Hard- oder Software zurückgreifen, um den Effekt zu erreichen, dass das Hörspiel einerseits wie auf der Höhe der Zeit wirkt, aber andererseits trotzdem zu der Epoche passt, in der die Geschichte spielt?

Gustavus: Im Beating Heart-Studio hat der Tonmann Manfred Knauff mit „pro-Tools“ gearbeitet, einem System, das unendlich viele Spuren und Möglichkeiten in sich birgt, dadurch wirkt das Stück, glaube ich, „up-to-date“. Das Bild der Epoche kommt so gut rüber, weil die Geräusche stimmten. Allein die Kutschen lassen einen schon ins alte England eintauchen, die Bilder vom heruntergekommenen Whitechapel entstehen durch die beschreibenden Monologe im Kopf des Hörers.

HörNews: Was war nervenaufreibender? Die Pre-Production, die Aufnahmen oder die Post-Production?

Gustavus: Anstrengend war alles, aber alles hat auch tierischen Spass gemacht.

HörNews: Du hast auf das Tagebuch von James Maybrick zurückgegriffen, welches ja beim Lübbe Verlag vorliegt. Hattest Du keine Bedenken, dass es von der Verlagsseite aus Einwände geben könnte?

Gustavus: Ich habe mein Skript und das Maybrick-Buch von einem Anwalt prüfen und vergleichen lassen. Bis auf den Arsen-Mord, den Florie angeblich an ihrem Mann begangen haben soll (ich glaube ja, man hat ihn ihr in die Schuhe geschoben), musste ich nicht viel ändern - so kam die Zyankali-Geschichte zustande. Ich habe mich ja auch nur an Motiven aus dem Tagebuch und aus Maybricks Leben orientiert, ansonsten Fakten verwertet und so, wie mir der Advokat versicherte, eine eigenständige Neubearbeitung der Geschichte geschaffen.

HörNews: Wie früh fiel die Entscheidung, das Hörspiel nur auf CD zu veröffentlichen? Immerhin liegt der Marktanteil der CD bei Hörspielserien weit hinter dem der MC. Ist mittelfristig mit einem MC-Release zu rechnen?

Gustavus: Dass es das Stück nur als CD geben würde, war vom ersten Gedanken an klar. Ich bin kein großer Freund der MC, noch nie gewesen, außerdem wäre die Idee mit dem Digipak mit einer MC nicht umzusetzen gewesen. Ob "Jack the Ripper" mittelfristig auch als MC erscheinen wird, wird, denke ich, die Nachfrage zeigen. Wenn jetzt 2000 Leute sagen würden: "Wir kaufen das Ding nur auf MC", dann würde ich mich, aus finanzpolitischen Aspekten und als kleines Label, wohl kaum dagegen sperren können.

HörNews: Wird Ripper Records in absehbarer Zeit auch mit einem renomierten Vertrieb zusammenarbeiten, so wie Meteor jetzt mit Edel?

Gustavus: In diesen Tagen laufen tatsächlich Gespräche mit einem Vertrieb - aber über ungelegte Eier sollte man nicht sprechen - bringt Unglück!

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Dennis Schmidt-Foß

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 29. Juli 2001

Kaum jemand hätte gedacht, dass nach 10 Jahren Pause Jan Tenner zurückkehren würde, doch Kiddinx (ehemals Kiosk) brachte die damals nicht produzierte Folge 46 heraus, und ließ - zur Überraschung aller Fans - sieben weitere Jan Tenner Folgen produzieren. Die "neue" Jan Tenner Serie beschert der 20-jährigen Serie ein komplettes Redesign! Klar für uns, dass wir den "neuen" Jan Tenner Dennis Schmidt-Foß interviewen mussten..

HörNews: Seit wann bist du denn Synchronsprecher?

Schmidt-Foß: Ich hab im Alter von 7 Jahren mit dem Synchornsprechen angefangen.

HörNews: Welches war deine erste Hörspielrolle?

Schmidt-Foß: Meine erste Hörspielrolle war der Turbo im Schloss-Trio

HörNews: Was hat mehr Spaß gemacht? (Tenner oder Trio)

Schmidt-Foß: Mehr Spaß hat auf jeden Fall Jan Tenner gemacht, weil das Team mit dem ich Jan Tenner aufgenommen habe mir sehr vertraut ist, weil ich bei Synchronarbeiten mit den Leuten zusammenarbeite.

HörNews: Wie kam der Kontakt mit "Kiddinx" zustande?

Schmidt-Foß: Ich wurde zu einem Probesprechen eingeladen, da haben mehrere Sprecher vorgesprochen, und die Kiddinxs-Leute haben sich dann für mich entschieden.

HörNews: Ist es schwer, Dich in die Rolle hinein zu versetzen? Ist ja die Fortführung einer Kult-Serie.

Schmidt-Foß: Also, ich kannte die Serie Jan Tenner auch noch von Teenanger-Tagen, war - das muss ich zugeben - kein großer Fan davon. Aber ich weiß natürlich das die Fans die Stimme von Lutz Riedel sehr vermissen werden, mit dem die Serie ja nun groß geworden ist. Das ist natürlich nicht leicht für mich, aber ich kann ja nicht versuchen wie Lutz Riedel zu klingen. Für mich ist das halt eine neue Serie. Ich hab mich auch nicht sehr beschäftigt mit den alten Folgen, aus den einfachen Grund, ich werd da eh nicht rankommen. Kiddinxs hat es mir auch so gesagt, dass es zwar die gleichen Rollen und Charaktere sind, es aber eine völlig neue Serie ist.

HörNews: Wie ist die 1. Folge, werden da nochmal die Figuren vorgestellt?

Schmidt-Foß: Nein, das nicht. Es sind sieben neue Folgen. Es ist eine zusammenhängende Geschichte.

HörNews: Werden die Rollen zusammen oder getrennt aufgenommen?

Schmidt-Foß: Wir haben probiert die Hauptrollen immer gleichzeitig im Studio zu haben, aber wenn es nicht möglich ist muss man das leider getrennt aufnehmen.

HörNews: Wie lange wurde insgesamt an den sieben neuen Folgen gearbeitet?

Schmidt-Foß: Wir haben an den sieben Folgen, glaub ich, vier Wochen gearbeitet.

HörNews: Wo ist die Handlung angesiedelt?

Schmidt-Foß: Eine Mischung aus Science Fiction und Fantasy

HörNews: Sind die Geschichten zusammenhängend? Hat man schon die Hälfte verpasst, wenn man Folge 1 nicht gehört hat?

Schmidt-Foß: Das ist ne gute Frage! Sicherlich kann man auch die Folgen einzeln hören, weil es abgeschlossene Geschichten sind. Jan Tenner und seine Freunde fliegen auf verschiedene Planeten und erleben dort ein abgeschlossenes Abenteuer. Alle 7 Folgen zusammen ergeben dann eine große Geschichte. Durch die 7 Folgen führt ein Leitfaden, man kann die Folgen natürlich auch allein gehören und hat 1 abgeschlossene Geschichte.

HörNews: Wirst du in Zukunft mehr in Richtung Hörspiel machen?

Schmidt-Foß: Von mir aus gerne! Das kann ich nicht bestimmen. Jan Tenner wird ja - wenn er bei den Hörern gut an- kommt - natürlich weitergehen. Wir haben auch ein CD-Rom-Spiel aufgenommen. Ansonsten bin ich davon abhängig das mich die Hörspielfirmen einladen, damit ich zu einem Probesprechen komme. Ich hab da wenig Einfluss drauf, ich kann nicht hingehen und sagen "Ich möchte gern in Hörspiele sprechen" - könnt ich schon, aber das bringt nichts.

HörNews: Wie war die Arbeit am "Jan Tenner"-PC Spiel?

Schmidt-Foß: Das war ganz interessant. Es war das erste PC-Spiel in dem ich eine Hauptrolle übernommen habe. Es sind immer sehr kurze Sätze. Wenn Jan Tenner ein z. B. ein Übersetzungsmodul findet, sage ich so Sachen wie "Oh, ein Übersetzungsmodul". Das wirkt natürlich dann manchmal komisch, wenn man immer diese Abgehackten Sätze spricht...

HörNews: War die Regie auch von Ulli Herzog?

Schmidt-Foß: Nein. Die Regie hat Frank Schröder übernommen, der auch die sieben Hörspiele mit uns aufgenommen hat.

HörNews: Kennst du Lutz Riedel (alter Jan Tenner) persönlich?

Schmidt-Foß: Ich kenne Lutz Riedel sehr gut durch Synchronarbeiten, ich kenn auch seine Frau sehr gut, aber wir haben uns nicht speziell über Jan Tenner unterhalten.

HörNews: Was macht mehr Spaß? Hörspiel, Synchron oder Film?

Schmidt-Foß: Ich dreh wahnsinnig gern, nur ist es natürlich schwer gute Rollen zu bekommen. Das ist das was mir am meisten Spaß macht, aber im Gegensatz zu vielen Kollegen die sagen "Synchron ist nur da, um Geld zu verdienen", gehe ich wirklich sehr gerne zu der Arbeit. Ich spreche sehr gerne Synchron und Hörspiel, würde die Arbeit auch nie aufgeben, auch nicht wenn ich soviel Geld hätte, dass ich die Arbeit nicht mehr nötig hätte.

HörNews: Du hast ja auch Freddie Prinze jr. (Wing Commander) gesprochen, kann man irgendwie beinflussen, dass man die "Stammstimme" eines Schauspielers wird?

Schmidt-Foß: Man kann es wirklich schwer beinflussen. Bei Freddy Prince jr. war es so, dass ich ihn in einem Film synchronisiert habe, und eine Woche später wurde im selben Studio ein weiterer Film mit Freddy Prince übersetzt, und die Cuterin sagte dann "den Schauspieler hat letzte Woche Dennis gesprochen" ...und da haben die gesagt "Na dann kann er ihn ja wiedersprechen..". Zwei Monate später hab ich durch Zufall Freddy Prince in dem Film "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast" gesprochen. Ich hab ihn also 3 mal in kürzester Zeit gesprochen. Es gibt ein Brüderpaar, dass sind die Paul Brüder. Die haben es sich zum Hobby gemacht, zu erfassen welcher Sprecher, welchen Schauspieler gesprochen hat. Die haben ein Programm erstellt, wo man den Namen des US-Schauspielers eingeben kann, und dann dort die dt. Sprecher aufgelistet bekommt. Das ist eine Hilfe für die Studios und für die Sprecher, denn man kann nicht alle Schauspieler und die Sprecher kennen. Wenn die dort in der Liste natürlich 9 x Dennis Schmidt-Foss unter Freddy Prince lesen, da fällt es natürlich den Firmen leicht "Dann spricht er ihn wieder" zu sagen. Bei nicht so bekannten Rollen stehen dann dort 6 verschiedene Sprecher, und dann entscheidet der Regisseur oder die Verleihfirma welcher Sprecher genommen wird. Wir können das wirklich sehr schwer beinflussen.

HörNews: Woran arbeitest du grade?

Schmidt-Foß: Ich drehe grade im Berlin einen Film für die ARD, der "Herz oder Knete" heißt. Man könnte auch "Geld oder Liebe" sagen, aber das gibts ja schon. Dort spiele ich einen jungen Polizisten. Der Film wird wohl nächsten Sommer gezeigt werden.

HörNews: Dann bedanke ich mich!

Schmidt-Foß: Ich bedanke mich auch!

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Frank Glaubrecht

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 02. Juli 2001

Die 2. John Sinclair Staffel naht. Anlässlich dieses Ereignisses habe ich mich mit Frank Glaubrecht für ein Telefoninterview verabredet...

HörNews: Wie sieht denn ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Glaubrecht: Das kommt immer darauf an was ich mache. Ich mache ja nicht nur Hörspiele, ich synchronisiere auch Filme u.a. Pierce Brosnan, den 007, der im nächsten Jahr wieder ein Agentenfilm macht und ja ziemlich bekannte Stimmen wie Kevin Costner und Al Pacino, vielleicht noch Jeremy Irons zu nennen, auch ein guter Schauspieler den ich sehr gern synchronisiere. Ja und mit dem Funk, also mit dem Sprechen von Hörspielen und allen möglichen Radioarbeiten, habe ich mit 12 Jahren angefangen und ist die längste Tätigkeit die ich als Schauspieler ausübe. Das wir jetzt Hörspiele nicht direkt für Sender produzieren, und dass die nur auf CD kommen das ist ne neue Sache, und das ist auch angenehm, man hat andere Arbeitsbedingungen.
Es wird vom Verlag aus betreut, und wir haben soviel Zeit wie wir eben brauchen, um das ordentlich zu machen. Die Sinclair Hörspiele machen sehr viel Spaß, dass muss ich schon sagen. Ich hoffe,  falls das Publikum das weiterhin gut findet, noch ein paar machen können. Wir haben 19 Folgen gemacht, davon sind 6 erschienen an den anderen 13 wird grade gearbeitet, ich habe meinen Part schon besprochen, und diese werden dann demnächst erscheinen...

HörNews: Wie sind sie denn zur Rolle des John Sinclair gekommen?

Glaubrecht: Wenn es um knallharte Polizisten und der gleichen geht, kommen meist Anfragen bei mir, daher hat man mich wohl auch für den Sinclair in betracht gezogen.

HörNews: Wie wird man eigentlich Synchronsprecher, lernt man das auch auf der Schauspielschule?

Glaubrecht: Nein das ist ne Spezialisierung. Man muss wohl um Synchronsprecher zu werden Schauspieler sein. Man hat Atemtechnik und Sprechtechnik gelernt, aber es gibt keine direkte Ausbildung zum Synchronsprecher. Ich bin jetzt gefragt worden von einem Sprachinstitut  ob ich das nicht als Sonderlehrgang betreuen würde, und ich bin grade dabei das zu überlegen. Es ist ein Namenhaftes deutsches Institut, das in erster Linie Manager und Leute die viel Reden in ihrem Beruf betreuen.
Die wollen einen Lehrgang einrichten - wenn ich das mache - und ich bin noch am überlegen, und lass mir das Konzept noch mal zeigen, und es könnte dann sein dass man dann so eine Ausbildung als Synchronsprecher machen kann. In wie weit das Sinnvoll ist, muss ich noch ausloten. Allerdings muss ich sagen es gibt viele gute Schauspieler, die nicht gut synchronisieren können. Es scheint also doch noch eine Spezialbegabung zu sein, und möglicherweise ist da auch was dran zu erlernen. Ich muss sagen ich bin ins kalte Wasser gesprungen, ich hatte keine Ausbildung dafür gehabt, mir haben die 3 Jahre Schauspielunterricht gereicht, aber ich kann mir Vorstellen dass man junge Menschen dafür Fördern kann.

HörNews: Was gibt ein Regisseur bei einer Hörspielaufnahme mit, damit Sie die Szene perfekt umsetzen können?

Glaubrecht: Es ist die Aufgabe des Regisseurs in erster Linie, das er den roten Faden im Kopf hat. Also das er genau weiß die die Szenen zusammengehören.

HörNews: Kannten Sie die Figur "John Sinclair" schon vorher?

Glaubrecht: Ja sicher, ich habe das nicht als Fan gelesen, aber ich habe gewusst das es das gibt. Ich hab auch mal eine Geschichte gelesen, das ist allerdings schon sehr lange her.

HörNews: Was macht mehr Spaß die Arbeit an einem Hörspiel oder Hörbuch?

Glaubrecht: Das kann man so nicht sagen, dass sind verschiedene Arbeiten. Wenn ich ein Hörbuch mache, wo ich von vorn bis hinten alles Spreche, dann ist das meine Ureigene Geschichte sozusagen, und muss sehr viel mehr von mir Einbringen, und wenn ich ein Hörspiel mache, dann muss ich nur eine Figur mit Leben füllen.

HörNews: Gibt es einen Schauspieler den Sie besonders gern Synchronisieren?

Glaubrecht: Ja, also Pierce Brosnan synchronisiere ich sehr gern, und Kevin Costner auch.

HörNews: Erkennt man Ihre Stimme wieder beim Einkaufen?

Glaubrecht: Nicht so sehr, dass sind dann doch Sachen die aus der Magie des Bildes entstehen. Es steht immer eine Verwandlung dahinter, wenn man eine Rolle darstellt und nicht sich selbst.

HörNews: Gibt es eine Synchronarbeit die Sie am liebsten streichen würden von Ihrer Arbeit?

Glaubrecht: Es gibt dumme Filme. Es gibt eine Menge Filme die mir nicht soviel Spaß machen, entweder weil mir die Geschichte nicht gefällt oder langweilig Produziert wurde, oder ich weiß nicht was. Es gibt halt eine Menge Filme die nicht so spannend sind.

HörNews: Suchen Sie die Rollen selber aus wenn sie Dialogregie führen?

Glaubrecht: Ja ich muss dann, wenn ich Dialogregie mache, auch die Rollen besetzten. Wir haben ein kleinen Kreis von Schauspielern von etwa 1000 Schauspielern, die sehr gut synchronisieren können die sich meist in Hamburg, Berlin oder München befinden.

HörNews: Waren Sie auch aufgeregt als sie das erste mal 007 synchronisieren mussten?

Glaubrecht: Es ist schon etwas besonderes eine solche Filmfigur sprechen zu dürfen. Ich war vor allem sehr gespannt wie Pierce Brosnan das machen würde, er hatte ja Namenhafte Vorgänger - die auch nicht schlecht waren - wenn ich das mal sagen darf. Mein Vorteil war das ich Pierce Brosnan ja durch "Remington Steele" aus den FF kannte, und da musste ich nur noch nachvollziehen wie er den 007 anlegt, und denn bin ich dann auch gefolgt.

HörNews: Sehen Sie sich auch Ihre Filme die sie Übersetzen an, wenn sie fertig sind?

Glaubrecht: Ja sicher, irgendwann muss man das mal gesehen haben, dann ärgert man sich evt. über schlechte Mischverhältnisse, oder man freut sich wenn etwas gut geworden ist. Öfter als 1x sehe ich etwas was ich gemacht habe in der Regel nicht.

HörNews: Wenn Sie selber ins Kino gehen, in Filme die Sie nicht bearbeitet haben, denken Sie dann "das hätte ich besser gemacht"?

Glaubrecht: Naja es geht gar nicht mal so sehr darum das man überlegt "hätt ich das besser gemacht", sondern das man genau weiß wie so etwas entsteht. Man kennt die Arbeit und den Anspruch an sich selbst. Manches gefällt ein, und bei manches sagt man "na da haben die haben geschludert". Das ist bei allen Profis so, man hat nicht den richtigen Abstand dazu. Es ist sogar störend wenn man ins Kino geht und die Stimmen alle raushört, weil man ja genau weiß was die da grade machen. Ich wünsche mir manchmal ich wäre genauso unbefangen wie ein normaler Kinogänger - das ich das alles nicht wüsste - und mich auf die Figuren besser konzentrieren könnte.

HörNews: Welche Arbeit steht als nächstes an?

Glaubrecht: Ich habe - jetzt fällt mir nicht ein wie der heißt - Die nächste größere Arbeit die ich mache, ist ein Kinofilm.

HörNews: Dann bedanke ich mich recht herzlich!

Glaubrecht: Nichts zu danken! Gern geschehen!

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André Marx

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 01. Juli 2001

Anlässlich des drohenden Jubiläums der drei ??? (Folge 100) habe ich mir den Autoren André Marx geschnappt und mit ihm folgendes Interview per Telefon geführt...

HörNews: Wie bist Du Autor für die drei ??? geworden?

Marx: Ein bisschen Glück und ein bischen Zufall war dabei. 1995/96 hatte ich aus Jux und Tollerei ein ???-Buch geschrieben, weil ich gerade nichts Besseres zu tun hatte. Das habe ich dem Verlag geschickt, die fanden es gut, konnten aber nichts damit anfangen, weil sie bereits eine Autorin hatten: Frau Henkel-Waidhofer. Also erteilte mir der Verlag eine nette Absage. Ich bin mit den KOSMOS-Leuten allerdings in Kontakt geblieben. Ein dreiviertel Jahr später kamm eine Nachfrage ob ich noch Interesse hätte und so entstand dann die Zusammenarbeit!

HörNews: Wann begann das Interesse an der Schriftstellerei?

Marx: Das begann nicht erst, das war schon immer da, ich kann mich jedenfalls an nichts Gegenteiliges erinnern! Seit ich schreiben kann, habe ich immer irgendetwas geschrieben.

HörNews: Wie hast Du denn Deinen Stil gefunden? Hast Du Bücher über das Schreiben gelesen?

Marx: Inzwischen mache ich das, ja. Diese "Wie schreib ich einen tollen Roman"-Leitfäden fand ich früher nicht so gut. Ich war immer skeptisch, ob man beim Lesen tatsächlich etwas lernt, aber dann habe ich es doch einmal gewagt und so ein Buch zur Hand genommen. Tatsächlich stehen doch recht schlaue Sachen drin, aber ein wenig Erfahrung muss man schon haben. Man kann nicht erst ein Buch über das Schreiben lesen und dann sofort ein gutes Buch schreiben, glaube ich.

HörNews: Würdest Du ???-Abenteuer auch exklusiv für das Medium Hörspiel schreiben, so wie Stefan Wolf es bei TKKG macht? (Angenommen, BMG wäre bereit, mehr Folgen zu produzieren)

Marx: Gute Frage! Ich glaube nicht das das passieren wird, aber wenn doch müsste ich erstmal lernen, wie man ein Hörspielskript schreibt. Aber das würde ich eher nicht so gerne machen...

HörNews: Welche Hobbies hast Du?

Marx: Ich gehe gerne ins Kino... Kann man soetwas als Hobby bezeichnen? Jedenfalls bin ich ein leidenschaftlicher Kinogänger und schaue mindestens einmal pro Woche einen Film. Ansonsten lese ich viel und schreibe gerne.

HörNews: Konntest Du das Hörspiel zur 100. Folge der drei Detektive bereits hören und bist Du mit der Umsetzung zufrieden?

Marx: Nein, die konnte ich noch nicht hören. Ich erhalte keine Vorabkopien, die Folgen erhalte ich immer erst, wenn sie im Handel erscheinen.

HörNews: Was schreibst Du lieber? Rätsel- oder Actionfolgen?

Marx: Also Actionfolgen schreibe ich... schneller. Je schneller die Handlung Handlung abläuft, desto schneller schreibe ich sie auch. Ich will doch schließlich wissen, wie es weiter geht! Ich bin mir aber gerade unsicher, ob ich sie deshalb unbedingt lieber schreibe. Eine Rätselfolge zu schreiben dauert natürlich länger, weil ich viel länger überlegen muss. Beides hat definitiv seinen Reiz, ich kann überhaupt nicht sagen, was ich lieber schreibe. Abwechslung ist wichtig!

HörNews: Wann erfährst Du immer, wie viele Die drei ??? Bücher Du im Jahr schreiben musst?

Marx: Wir sprechen uns immer ein halbes oder ganzes Jahr vorher ab. Ich Frage beim Verlag nach oder der Verlag bei mir. Da geht es dann darum, wie viele Bücher ich möchte, oder wie viele ich machen kann. Das passiert auch wechselseitig. Ich weiß zum Beispiel, dass ich für Februar 2002 zwei Bücher schreiben werde, aber was im August 2002 ist, weiß ich noch gar nicht.

HörNews: Welche Hörspielumsetzung Deiner Bücher gefiel Dir am Besten und welche am Schlechtesten?

Marx: Am Besten gefiel mir ganz klar "Musik des Teufels"! Am Schlechtesten finde ich einerseits "Die Spur des Raben" und andererseits "Meuterei auf hoher See". Bei "Die Spur des Raben" liegt es allerdings daran, dass ich das Buch nicht mag. "Meuterei auf hoher See" ist meiner Meinung nach ein ziemlich gutes Buch, an das die Hörspielumsetzung leider nicht ganz herankommt.

HörNews: Könntest Du Dir vorstellen eine Die drei ???-Geschichte zu schreiben, wo die drei Detektive älter als 16 sind?

Marx: Ja, das könnte ich. Ich werde immer wieder gefragt, ob so etwas in Planung ist. Leider ist es nicht in Planung, obwohl ich das gerne machen würde. Ich glaube auch nicht, dass es jemals passieren wird. Es wäre allerdings eine fantastische Möglichkeit, um sich ein bisschen auszutoben...

HörNews: Haben andere Serien für Dich als Autor auch ihren Reiz? John Sinclair, Point Whitmark etc.?

Marx: Speziell für Hörspiele würde ich eher nichts schreiben. Ich würde zwar gerne einmal etwas anderes schreiben, aber nicht speziell für das Medium Hörspiel.

HörNews: Was würdest Du denn gerne schreiben?

Marx: Am Liebsten natürlich meine eigene Serie die es noch nicht gibt und die ich Dir daher noch nicht benennen kann. In einer bestehenden Serie einzusteigen ist natürlich schwierig. Was ich früher großartig fand und was ich gern einmal ausprobieren würde, ist soetwas wie "Burg Schreckenstein": Bücher in denen gar nichts passiert, aber die trotzdem beim Lesen Spaß machen. Ich bin da für alles offen und könnte mir vorstellen, eine andere Jugendserie zu schreiben oder etwas für Erwachsene. In meinem Schreibtisch gibt es eine ganze Menge Ideen...

HörNews: Arbeitest Du jetzt gerade an einem Buch?

Marx: Sogar ganz intensiv! Ich habe grade eine Pause angelegt um Dich anzurufen! Soll ich Dir den letzten Satz vorlesen? Ach ne, lieber nicht. Den muss ich erst überarbeiten!

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Horst Stark

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 27. Mai 2001

Angeregt durch die RdK-Veröffentlichung von "Commander Perkins", habe ich ein E-Mail-Interview mit dem beliebten Hörspielsprecher Horst Stark geführt. Die Besonderheit: Horst Frank hat sich sogar in seinem Italien-Urlaub Zeit genommen, auf meine Fragen zu antworten. Doch lest selbst...

HörNews: Wie sind Sie zum Hörspiel gekommen? Die meisten ihrer Kollegen bei EUROPA sind durch die Arbeit beim Thalia Theater in Hamburg dazugestoßen.

Stark: Frau Körting, die Chefin des Europa-Studios, war über das Thalia-Theater und die Synchronisation des Adam Cartwright aus Bonanza auf mich aufmerksam geworden.

HörNews: Gibt es eine Rolle die Sie besonders gern gesprochen haben?

Stark: Tatsächlich hat mir Commander Perkins viel Spaß gemacht!

HörNews: Beobachten Sie als Sprecher den Hörspielmarkt?

Stark: Eigentlich weniger.

HörNews: Laut Gerüchten wollte bereits letztes Jahr der Autor H. G. Francis die Science-Fiction-Serie Commander Perkins als Hörspielserie fortsetzen, in der Sie 1977 bei EUROPA den gleichnamigen Titelhelden gesprochen haben. Wurden Sie schon angesprochen, ob Sie diese Rolle wieder sprechen würden?

Stark: Davon habe ich bisher nichts gehört.

HörNews: Mögen Sie Science-Fiction-Serien (TV, Bücher)?

Stark: Eigentlich weniger.

HörNews: Es gab eine "Hörspiel-Sprech-Pause" bei EUROPA. Lag das daran, dass Sie nicht wollten oder haben Sie einfach keine Angebote bekommen?

Stark: Es gab einfach Differenzen. Allerdings hatte ich durch sehr viele Synchronarbeiten auch kaum Zeit.

HörNews: Surfen Sie selber Hörspielseiten an? Wozu nutzen Sie das Internet?

Stark: Ich nutze das Internet aus Neugier und um zu recherchieren und mich zu informieren. Außerdem kaufe ich ab und zu etwas.

HörNews: Was machen Sie außerhalb der Hörspielwelt? Mir ist bekannt, dass Sie TV-Werbespots sprechen, aber machen Sie auch TV-Auftritte oder Theaterstücke?

Stark: Ich tummle mich auf allen Gebieten! Schauen Sie doch mal auf meine Internetseite stark-online.de

HörNews: Was steht als nächstes an - außer der Urlaub in Italien?

Stark: Viele Reisen, ich bin beruflich auch weiterhin tätig, aber eher gemäßigt - ich bin ja im Ruhestand.

HörNews: Das Hörspiel wird - nachdem es an Beliebtheit verloren hat - wieder bekannter. Was meinen Sie bringt nun, nach so vielen Jahren, Zuhörer zurück zu diesem Medium?

Stark: Ich bin da doch eher skeptisch.

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Manuel Rösler

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 24. April 2001

Die bisher größte Überraschung auf den Jugendhörspielmarkt bescherte uns Edel mit der Herausgabe von Point Whitmark. Besonders ragt der Soundtrack der Serie hervor. Ein Grund mehr Manuel Rösler, den Komponisten der Titelmelodie zu interviewen!

HörNews: Wie lange arbeitest Du schon professionell im Musikbereich?

Rösler: Hmm, das ist schwer zu sagen. Wenn man "professionell" so definiert, dass man mit Musik Geld verdient, dann lautet die Antwort: Seit etwa 1988. Angefangen habe ich als Kirchenmusiker in kleinen rheinischen Dörfern (in der Nähe von Jülich) - das heißt, ich habe Orgel gespielt und Chöre geleitet. Bald kam jedoch bei mir der Ehrgeiz hinzu, meine eigene Musik für den Gottesdienst zu schreiben, die ich dann mit Freunden und Bekannten aufgeführt habe. Bezahlt wurde das - wie in der katholischen Kirche üblich - eher schlecht, aber ich konnte viel experimentieren und die Pfarrer haben mir meistens freie Hand gelassen. Ich denke mal, dass man meiner Musik schon damals eine gewisse Vorliebe für Hollywoodklänge nicht absprechen konnte. ;-)

HörNews: Welches war Deine erste "abgenommene" Arbeit?

Rösler: Die "Overbacher Messe", komponiert 1990 anlässlich des 75jährigen Bestehens des Gymnasiums Haus Overbach und von Martin te Laak mit dem Overbacher Kinderchor uraufgeführt. Honorar damals: 500,-DM oder ein Atari 1024 ST (ich hab mich für das Geld entschieden, weil ich damals einen schicken 286er haben wollte).

HörNews: Wie kommst Du an Deine Aufträge?

Rösler: Wie überall im Leben, gilt auch hier: Wenn man erstmal "drin" ist, kommen die Aufträge eigentlich von selbst. Die Schwierigkeit besteht darin, in den erlauchten Kreis der Auftragskomponisten zu gelangen. Ich hatte das Glück während meines Studiums als Komponist und Arrangeur in einem Kölner Tonstudio zu arbeiten, das unter anderem die Musik für "RTL Samstag Nacht" und andere TV-Shows produziert hat. Ich galt dort als der Klassiker (das heißt, ich konnte Noten lesen und schreiben...) und habe recht schnell die Aufträge übernommen, in denen der Einsatz eines Orchester gefragt war. 1997 habe ich mit Wieland Reissmann und Martin Ernst die Musik für die 150-Jahrfeier von Siemens in Berlin komponiert (für ein Orchester von 88 Spielern in Berlin und 35 Musiker in Tokio, New York, Kapstadt und Sydney, die über Satellit live eingespielt wurden) und galt seitdem als "Spezialist" für Großprojekte.

HörNews: Wann hast Du mit der Arbeit an den "Point Whitmark Songs" angefangen?

Rösler: Das Titelstück "Point Whitmark, N.H." war (wenn ich mich recht erinnere) Anfang 1999 fertig, als die Serie gerade entwickelt wurde. Die übrigen Titel sind im Laufe der Produktion hinzugekommen, die Orchesterstücke (insgesamt etwa 40 Minuten), sind sogar innerhalb der letzten drei Wochen vor der Aufnahme entstanden. In diesem Zusammenhang sollte ich unbedingt noch erwähnen, dass ja keineswegs der ganze Soundtrack von mir stammt, sondern dass z.B. die jazzigen Nummern aus den Feder von Markus Segschneider (der auch das Gitarrensolo in der Titelmelodie eingespielt hat) und Volker Sassenberg stammen. Mein Beitrag sind die vor allem die Orchesterstücke oder Stücke wie die aus den Teasern zu "Insel der letzten Rache" und "Villa der vergifteten Bilder".

HörNews: Die Titelmelodie von Point Whitmark erinnert ein wenig an "Picket Fences" oder Mike Post-Titel, sind US-Komponisten Vorbilder für dich, oder ist die Ähnlichkeit nur ein Zufall?

Rösler: Purer Zufall, natürlich! Nein im Ernst - Point Whitmark sollte von Anfang an einen "filmischen" Soundtrack erhalten und wenn man sich professionell mit Filmmusik beschäftigt, kommt man an den Jungs aus Hollywood nicht vorbei. Ich selbst sammle seit etwa 1988 Filmmusik (meine erste LP war - natürlich - "Return of the Jedi") und habe eigentlich keine speziellen Favoriten - wenn man von Bernard Herrmann und John Williams absieht, deren Partituren für jeden Komponisten von Filmmusik zur Pflichtlektüre gehören. Bei der Titelmelodie war die Vorgabe schon klar: Sie sollte zeitlos sein und Assoziationen an eine typische Kleinstadt an der amerikanischen Ostküste wecken. Am besten sollte man schon beim Hören die weiss verschindelten Reihenhäuser mit Doppelgerage an der kastanienbestandenen Allee vor sich sehen, an denen ein elfjähriger Zeitungsbote vorbeiradelt und einen Rentner in brauner Strickjacke grüßt, der seinen Rasen mäht... Es gab eigentlich kein bestimmtes Vorbild für das Titelthema, aber es gibt eine ganze Reihe von musikalischen "Bausteinen", die immer dann Verwendung finden, wenn amerikanische Kleinstadtidyllen in Musik gesetzt werden sollen. Dazu gehört der einleitende hohe Streicherton mit dem Klaviersolo, die seit Aaron Copland aus der amerikanischen Musik nicht mehr wegzudenkenden Sextparallelen, Country&Western-Harmonik á la John Denver und ein unaufdringliches, "cool" gespieltes Schlagzeug. Neben Picket Fences fallen mir da spontan zwei weitere Stücke ein, in denen dasselbe Rezept verwendet wird: "Hill Street Blues" von Mike Post (sic!) und "The Feather Theme" aus Forrest Gump von Alan Silvestri).

HörNews: Wie schreibt man überhaupt Musik zu einem Hörspiel? Hörst Du vorher das Hörspiel ohne Musik - wie in der Filmbranche?

Rösler: Der Unterschied zwischen Film- und Hörspielmusik besteht darin, dass man beim Film eindeutige Zeitvorgaben hat, die definitiv zu erfüllen sind: 3:47 min. "Spannung" sind eben nicht dasselbe wie 3:44 min. "Spannung". Im Film müssen zudem bestimmte auf der Leinwand sichtbare Vorgänge "getroffen" werden, also ein ganz bestimmter Takt auf ein ganz bestimmtes Bild gelegt werden (es macht keinen Sinn, wenn Darth Vaders Motiv erst dann erklingt, wenn der dunkle Lord schon wieder aus dem Bild ist und wir längst auf Luke und Leia geschnitten haben). Zudem besteht ein Film aus vielen kleinen Schnitten - ein Hörspiel hingegen aus wenigen langen Szenen. Wenn ich - wie jetzt gerade - an den Musiken für die nächsten Folgen schreibe, dann lasse ich mir die allgemeine Stimmung der Folge erzählen und entwickle dann ein "Themenpaket", also ein Hauptthema für die jeweilige Folge und davon abgeleitet etwa 1:30 lange Sequenzen für "Spannung", "Action", "Angst", "Lösung", "Finale" und so weiter. Diese Musiken können dann unter die Szene gelegt und mit den Dialogen und Geräuschen abgemischt werden. Im Prinzip gleicht dieses Verfahren dem Komponieren für Computerspiele, in denen die Musik ja auch eher einen allgemeinen Klangteppich webt.

HörNews: Gab es mehrere Versionen der Titelmelodie?

Rösler: Nein.

HörNews: Wird man dich öfter hören, vielleicht auch in anderen Produktionen?

Rösler: Zunächst einmal in den nächsten Folgen von Point Whitmark. Für den Herbst ist noch ein Konzert (mit meiner Musik) in der Kölner Philharmonie geplant, das auch etwas mit Hörspielen zu tun hat, über das ich aber noch nichts erzählen kann. Außerdem leite ich in Köln das (klassische) Vokalensemble "Equinox", mit dem wir ab Sommer konzertieren werden - einfach mal auf meiner Webseite vorbeischauen.

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Konrad Halver

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 13. Februar 2001

Konrad Halver, einer der wohl bekanntesten Hörspielproduzenten, hat nun seinen eigenen Webauftritt. Zeit für ein Interview! Viel Spaß beim Lesen.

HörNews: Ist es wahr, dass Sie dieses Jahr neue Hörspiele produzieren werden? Die Berichte auf Ihrer Seite hören sich eher nach „nein“ an...

Halver: Es wird in diesem Jahr neue Hörspiele von mir geben, das steht fest. Die Planungen dazu sind aber noch nicht abgeschlossen. Wenn ich „neu“ sage, meine ich jedoch nicht, „alten Wein in neue Schläuche zu gießen“. Ich persönlich halte nicht viel von bloßen Aufgüssen der alten Bestseller. Das mag für eingefleischte Fans hart klingen, die ihre zerkratzten Schallplatten gegen unbeschädigte CDs eintauschen wollen. Doch der Publikumsgeschmack hat sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt, und die technischen Möglichkeiten sind heute unvergleichlich besser. Wer das Hörspiel wieder nach vorne bringen will, muss sich auch um neue Zielgruppen kümmern. Dem gilt es mit zeitgemäß gestalteten Produktionen Rechnung zu tragen.

HörNews: Wenn Sie produzieren, für welches Label?

Halver: Ach, Sie fragen da was... Aber im Ernst: Dazu kann ich Ihnen noch nichts sagen. Wenn bei mir ein großes Label anklopfen sollte, können wir selbstverständlich darüber reden. Fragt sich nur, wie realistisch das ist. Wir planen daher einen eigenen Weg. Ich könnte mir vorstellen, kleine exklusive und limitierte Auflagen im Eigenverlag zu vertreiben. Das Internet bietet sich dazu als interessanter Absatzkanal an.

HörNews: Was ist aus der Zusammenarbeit mit maritim geworden?

Halver: Derzeit läuft keine Zusammenarbeit mit maritim. Leider ist es in letzter Zeit um das Label ruhiger geworden, wie man weiß. Das ist schade, denn das Hörspiel braucht innovative Leute.

HörNews: Surfen Sie selber auch Hörspiel-Fan-Seiten an?

Halver: Aber sicher. Allerdings lassen mir meine vielen Aufgaben momentan nicht besonders viel Zeit zum geruhsamen Herumsurfen. Ich freue mich aber, dass es so viele engagierte Betreiber von Internet-Seiten gibt, die das Hörspiel im großen Enthusiasmus promoten. Das ist gut für dieses einmalig schöne Medium.

HörNews: An was arbeiten Sie derzeit?

Halver: Noch in diesem Monat beginnen wir mit der Produktion des Hörspiels „Königshaut“ nach dem gleichnamigen Theaterstück des bayerischen Schriftstellers Wolfsmehl. Wie schon im letzten Hörspiel „Zeit der Unübertrefflichkeit“ werden an der neuen Produktion wieder namhafte Schauspieler mitwirken.

HörNews: Welchen Stoff halten Sie besonders geeignet für eine Hörspielserie?

Halver: Da gibt es viele. Und das ist geradezu ein Problem. Wir haben da zwar so unsere Vorstellungen, doch sagen Sie mir, was sich die Fans am meisten wünschen, und ich werde die Ideen gerne aufgreifen.

HörNews: Woran liegt es ihrer Meinung nach, dass Hörspiele wieder ein bisschen mehr Anerkennung gewinnen?

Halver: Ich glaube, dass viele Menschen die ständige Medienberieselung durch immer gleichförmigere TV- und Radioformate leid sind. Von einer „Renaissance des Hörspiels“ will ich hier gar nicht reden, aber es ist schön, dass ein Teil von ihnen das klassische Hörspiel wieder für sich entdeckt – und manche sogar zum ersten Mal.

HörNews: Würden Sie auch von Jungautoren Bücher als Hörspiel oder Buch vertonen?

Halver: Ja, warum nicht? Vorausgesetzt natürlich, dass es sich um interessante, professionell geschriebene Stoffe handelt. Wenn Sie also einen talentierten Nachwuchsautor kennen, richten Sie ruhig meine Adresse aus...

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Lutz Riedel

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 30. September 2000

Das Hörspieljahr 2000 beschert uns nicht nur die "Rückkehr der Klassiker", sondern auch die Rückkehr einer tot geglaubten Serie. Jan Tenner wird nach rund 11 Jahren Produktionspause wieder fortgesetzt. Dies habe ich mir zum Anlass genommen Lutz Riedel, den Hauptdarsteller dieser Science-Fiction-Serie zu interviewen.

HörNews: Was machen Sie Hauptberuflich?

Riedel: Ich bin Schauspieler und mache Buch- und Dialogregie sowie Synchronarbeiten.

HörNews: Was haben Sie in der Zwischenzeit gemacht?

Riedel: Gearbeitet. Viel Synchronarbeit. Ich habe z. B. Buch- und Dialogregie in den letzten 3 Star Trek Filmen übernommen.

HörNews: Was war die erste Reaktion, als sie von einer Fortsetzung der Serie hörten?
(eingereicht von Rob)

Riedel: Wir (seine Frau Marianne Groß und er) haben uns gefreut. Uns wurde von der Produktionsfirma gesagt das sie aufgrund der ständigen Nachfragen eine Testfolge produzieren möchten, diese haben wir Anfang des Jahres aufgenommen.

HörNews: Leben alle Sprecher der Besetzung noch, einige waren ja schon älter z. B. Klaus Miedel?

Riedel: Ja meines Wissen nach ja. Ob Klaus Miedel in der neuen Folge dabei ist, weiß ich allerdings nicht, er ist bereits über 80 Jahre. Ich Verehre ihn sehr. Er ist ein sehr guter Kollege und Synchronsprecher.

HörNews: Ist Folge 46 damals schon aufgenommen wurden?

Riedel: Damals haben wir nur 45 Folgen gemacht

HörNews: Haben die Sprecher Einfluss auf die Story?

Riedel: Nein, es können aber Sätze abgeändert werden, wenn diese nicht so im Mund liegen, das ist bei der Synchronarbeit genauso, wenn ich merke ein Kollege kann den Satz nicht,den ich ihn angedichtet habe, wird er abgeändert solang er den Sinn nicht verfälscht ist es okay.

HörNews: Surfen Sie im Internet?

Riedel: Nein

HörNews: Welche Hobbys haben Sie?

Riedel: Ich bin ein Opernliebhaber, höre gern Musik und fahr gern Ski

HörNews: Warum hört man Sie nicht in anderen Hörspielproduktionen?

Riedel: Bei KIOSK lag es wohl daran das ich ja schon eine der Hauptrollen in Jan Tenner sprach, man wollte dort nicht ein und den selben Schauspieler für andere Rollen einsetzen.

HörNews: Würden Sie Angebote neuer Hörspielrollen annehmen?

Riedel: Natürlich liebend gerne, solang es kein Kitsch ist.

HörNews: Ist es möglich ein Foto von Ihnen zu bekommen?
(eingereicht von Rob)

Gibt es eine Autogramadresse?

Riedel: JA, die Berge häufen sich hier mit Autogrammwünschen - auch von der Synchronarbeit her - aber ich bin da wirklich ein lausiger Bearbeiter, wenn es um diese Dinge geht. Es gibt seit Jahren kein Autogrammfoto mehr von mir, nur Privatfotos. Ich muss mir endlich mal Zeit nehmen und die Kiste bearbeiten...

HörNews: Wird ein Jan Tenner Zeichentrickfilm produziert?
(eingereicht von Thomas Birker)

Riedel: Das weiß ich nicht, es könnte möglich sein, aber da ja Jan Tenner und Laura beide Studenten sein sollen, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie mich dann dafür besetzen würden. In der neuen Hörspielfolge haben wir den Zusatz, das Jan Tenner Student ist, weggelassen, weil das irgendwie nicht mehr passen würde...

HörNews: Ja müsste er nicht inzwischen Doktor sein?

Riedel: Wenn man die Zeit in Betracht zieht müsste er sogar schon Professor sein...

HörNews: Gibt es Ähnlichkeiten zwischen Jan Tenner und Ihnen?

Riedel: (lacht) Ja ich studiere schon 53 Jahre das Leben mit meiner Frau Marianne Groß - die ja auch die Laura bei Jan Tenner spielt... Sie ist auch eine großartige Synchronsprecherin und Regisseurin und macht gerade einen Film derzu Weihnachten rauskommt. Sie ist u. a. die Stimme von Cher.

HörNews: Vielen Dank für dieses Gespräch.

Riedel: Nicht der Rede wert, ich wünsche Ihnen noch viel Spaß mit den Hörspielen.

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Sven Stricker

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 20. September 2000

Das Hörspieljahr 2001 naht. Ein Grund mehr schon mal bei Sven Stricker von Ravensburger nachzufragen, was genau uns erwartet, nachdem "Animorphs" pausiert wurde...

HörNews: Wird die Serie "Animorphs" eingestellt?

Stricker: Nein, eingestellt wird sie noch nicht, nur wird es im Moment keine Fortsetzungen geben. Es ist allerdings abzusehen, dass die Serie nicht mehr allzu lange vertrieben wird, wenn die TV-Serie nicht langsam ausgestrahlt wird...

HörNews: Was läuft eigentlich besser? Die Hörspiele, oder die Bücher der Serien? (Penny, Knickerbocker, Animorphs...)

Stricker: Das ist eine Frage, die ich bei Brezina so nicht beantworten kann, ehrlich gesagt. Bei den Animorphs laufen aber auf jeden Fall die Bücher besser, die haben wirklich schon so eine Art Kultstatus erreicht.

HörNews: Wird sich Ravensburger eine Tür offen halten, falls die Animorph TV-Serie doch ins deutsche Fernsehen kommt, und die Hörspiele dann weitermachen?

Stricker: Ja, wir halten die Tür (noch) offen...

HörNews: Was kann man von Ravensburger im nächsten Jahr erwarten?

Stricker: Es ist einiges geplant, aber noch wenig unterschrieben. Deshalb kann ich hier keine Wasserstandsmeldungen über neue Themen abgeben... ?
Sicher ist jedenfalls, dass die "Knickerbocker", "Penny", "Käpt'n Blaubär", "Teletubbies" und "Baby Born" fortgesetzt werden und wir verstärkt auch in den Kinderliedermacher-Bereich gehen.

HörNews: Wird es mehr Einzelhörspiele geben?

Stricker: Nicht auszuschließen, aber konkret geplant ist das nicht. Wenn "Torres" ein Renner wird, gibt es ja vielleicht "Torres 2"... ?

HörNews: Wie kann man an die Sprecher Fanpost senden?

Stricker: Die meisten Sprecher stehen in Hamburg ganz normal im Telefonbuch. Ansonsten kann man auch an die Studios schicken, die leiten das dann sicher weiter. Welches Studio das jeweils ist, steht in den Inlays.

HörNews: Bei der Menge an Produktionen, würde sich ein Ravensburger-Kassettenkoffer gut machen. Ist Derartiges in Vorbereitung?

Stricker: Nein, das ist nicht geplant.

HörNews: Auf welchem Stand werdet ihr auf der Frankfurter Buchmesse vertreten sein?

Stricker: Halle 5.0, Stand B 107

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Sven Stricker

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 14. März 2000

Zahlreiche RAVENSBURGER Serien sind mit Erfolg auf den Hörspielmarkt gebracht worden. "Animorphs", "Die Knickerbocker-Bande" und die außerordentlich gute Serie "Sieben Pfoten für Penny" werden auch auf der HörNews besprochen.
Hier einige Infos zu den RAVENSBURGER Hörspielen, die mir freundlicherweise von Hörspielredakteur Sven Stricker beantwortet wurden.

HörNews: Wie kam es zur Entscheidung in den Hörspielmarkt zu gehen?

Stricker: Ravensburger fand, dass ein solches Produktsegment noch fehlte und das da verkaufsmäßig was gehen könnte... Vergessen wir aber nicht den Video- und Kinderliedermarkt, das gehört in dem Fall mit den Hörspielen zusammen.

HörNews: Wann begannen die ersten Vorbereitungen zum Start ins Hörspielgeschäft?

Stricker: Das muss so 1997 gewesen sein.

HörNews: In den Frühjahrproduktionen tauchen immer mal wieder bekannte Synchronstimmen auf, ist dies ein Zufall, oder erfüllst du dir damit auch Wünsche?

Stricker: Zufall ist das sicher nicht. Ich erfülle mir bei den Sprechern immer meine eigenen Wünsche. Bei "Penny 9" spielen zum Beispiel Sascha und Kerstin Draeger mit, bei "Penny 10" Marianne Kehlau und Werner Cartano. Ich finde es immer klasse, wenn ich mit Leuten zusammenarbeiten kann, die ich selber als Kind schon gehört habe.

HörNews: Ist Käpt'n Blaubär eine TV-Originalaufnahme?

Stricker: Ja. Wir suchen aber nur Episoden aus, die wirklich ohne Bild funktionieren.

HörNews: Wie sieht der Arbeitstag eines Hörspiel-Redakteurs aus?

Stricker: Das ist höchst unterschiedlich und würde den Rahmen sprengen. Das fängt an mit organisatorischen Dingen ("Wie schaffe ich es, dass das Studio auch wirklich frei ist, wenn ich das Skript habe?" bzw. "Wie schaffe ich es, das Skript zu haben, wenn das Studio frei ist?") bis hin zu produktionstechnischen Dingen. Lektorieren der Skripte, Abstimmung mit dem Lizenzgeber, Aussuchen der Sprecher, Vorbereiten der Aufnahme etc. Und wenn das Hörspiel produziert ist, ist ja noch lange keine Kassette fertig. Da laufen also viele Dinge parallel ab. Wenn ich selber Regie führe wie bei "Penny", muss ich natürlich in dem Bereich noch mehr machen. Da mische ich dann auch selber ab. Ansonsten gibt es da ja auch noch den Video- und Kinderliederbereich, den ich ebenfalls betreue. Also eintönig wird's nie. ?

HörNews: Wer wählt die Sprecher der Redakteuer oder der Regisseur?

Stricker: Unterschiedlich. Bei den Knickerbockern unterhalten wir uns zwar mal drüber, aber das macht Herwald selber. Er kennt ja die Leute am Besten, mit denen er arbeiten will. Bei allen anderen Serien bis auf "Baby Born" mache ich das.

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Sven Stricker

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 16. Juni 1999

Hier einige Infos zu den RAVENSBURGER Hörspielen, die mir freundlicherweise von Hörspielredakteur Sven Stricker beantwortet wurden.

HörNews: Was wird dieses Jahr noch an Hörspielserien erscheinen?

Stricker: Es gibt eine neue Mädchen-Krimi-Serie, wieder nach den Büchern von Thomas Brezina: "Sieben Pfoten für Penny". Zunächst werden vier Folgen erscheinen, dann kurz vor Weihnachten noch zwei weitere. Außerdem erscheint noch eine Reihe für ganz kleine Kinder: "Baby Born".

HörNews: Wird es weitere Folgen der Knickerbocker-Bande geben?

Stricker: Ja. Die Folgen 5 und 6 sind letzte Woche aufgenommen worden und die Folgen 7 und 8 sind gerade in der Vorproduktion. Es geht auch danach auf jeden Fall noch weiter.

HörNews: Gibt es Folge 1 der Serie "Animorphs" auch auf CD?

Stricker: Ja.

HörNews: Wann erscheinen die nächsten "Animorphs"-Folgen?

Stricker: Wie bei den anderen Serien: Ende August - Anfang September.

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