Jazzkeller: Das neue Hörspielmusik-Album von Andris Zeiberts

Marc Gruppe

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 04. März 2008

Marc Gruppe leitet mit Stephan Bosenius das Hörspiellabel Titania Medien, das im Jahre 2003 mit "Edgar Wallace: Das indische Tuch" sein Debut gab. Sehr bliebt ist auch das "Gruselkabinett", das Literatur der Schauerromantik zum Leben erweckt. Marc ist u. a. für die Hörspielbearbeitung zuständig und das neueste Projekt ist "Anne", eine wunderbare Hörspielserie nach den Büchern von L. M. Montgommery. Grund genug endlich auch ein Interview zu führen. Viel Spaß beim hören!

HörNews: Hallo! Wir sind bei HörNews.de und diesmal sprechen wir mit Marc Gruppe von Titania Medien. Hallo Marc!

Gruppe: Hallo Detlef. Grüß dich!

HörNews: Fangen wir doch mit dieser typischen Einstiegsfrage an: Wer oder was ist Titania Medien?

Gruppe: Titania Medien ist ein 2002 in Leverkusen gegründetes Hörspiel-Label, das aus zwei Männern besteht: Der eine bin ich und der andere ist Stephan Bosenius. 2003 kam dann die erste Produktion („Das indische Tuch“ von Edgar Wallace) heraus.

HörNews: Als junges Label hat man am Anfang ja besonders die Schwierigkeit, sich am Markt etablieren: Welche Schwierigkeiten gab es da bei euch?

Gruppe: Wir haben zu einer Zeit anzufangen, als der Hörspiel- und der Hörbuchmarkt einen riesigen Boom verzeichnet haben… Das ist heute schon nicht mehr ganz so und insofern war der Start nicht allzu schwierig. Wir haben auch wirklich großes Glück gehabt, dass es mit der ersten Produktion „Das indische Tuch“ sofort möglich war, mit SPV einen erstklassigen Vertrieb für den Tonträgerhandel zu finden. Außerdem haben wir auch gleich einen sehr guten Vertrieb für den Buchhandel gefunden, das hat auch sehr geholfen. Im September 2006 sind wir zu Lübbe Audio gewechselt, woraus eine sehr, sehr erfolgreiche Zusammenarbeit entstanden ist und insofern kann ich nur sagen: Es läuft wirklich gut. Deshalb ist es uns auch möglich neue Serien neben dem Gruselkabinett und dem was wir ansonsten noch treiben zu etablieren. So haben wir die Mittel dafür, auch weiterhin hochwertige Produktionen auf die Beine zu stellen. Was uns natürlich immens ärgert und ein Problem für uns und alle Kollegen die produzieren darstellt, sind natürlich die illegalen Download-Plattformen im Internet. Das ist wirklich eine Pest, die es uns sehr, sehr schwierig macht, in die Gewinnzone zu kommen mit diesen Produktionen. Ein Hörspiel ist einfach immens teuer in der Produktion. Wenn man dann sieht, dass die Verkäufe stagnieren oder weniger werden - wobei wir uns da gar nicht groß beschweren wollen -, aber man dann gleichzeitig auf den einschlägigen illegalen Tauschbörsen sieht, wie viel tausendfach dann da die eigenen Produktionen runtergeladen werden, ohne dass die Leute, die es hochladen oder die es saugen auch nur ansatzweise ein Unrechtsbewusstsein haben, dass sie da wirklich eine Straftat begehen und sich überhaupt nicht um das Urheberrechte der Leute scheren, die für sehr, sehr viel Geld und mit sehr viel Liebe diese Produktionen erstellt haben, dann sind das schon so Punkte die uns sehr ratlos und sehr traurig machen und die einen teilweise auch wirklich immens frustrieren und die Frage aufkommen lassen, ob man das einfach so hinnehmen kann und ob es dann überhaupt noch einen Sinn hat, weiter zu arbeiten.

HörNews: Ihr habt mit Krimis angefangen, aber im Moment kommen keine neuen. Woran liegt das eigentlich? Am Genre selbst? Oder hat das einen anderen Grund?

Gruppe: Ne, das hat schon andere Gründe. Krimis haben wir mit großer Leidenschaft und auch sehr, sehr erfolgreich produziert. Wenn ab und zu im Internet zu lesen ist, dass die Krimiklassiker eingestellt wurden wegen mickriger Verkaufszahlen, dann stimmt das nicht. Die sind wirklich gut gelaufen. Es gab allerdings ein bisschen Probleme die Reihe so richtig am Markt zu etablieren. Da sind auch ein paar Anfängerfehler auf unserer Seite passiert. Es war nicht so eine gute Idee die Folgen 1+2 auf Doppel-CDs und die Folgen 3-5 auf Einzel-CDs zu veröffentlichen - das war sehr problematisch im Handel. Der Handel hat auch nie verstanden, dass es eine Hörspielreihe ist, die „Krimi-Klassiker“ heißt. So wurden dann eigentlich immer „Sherlock Holmes“-Hörspiele unter S oder H eingeordnet und „Edgar Wallace“-Hörspiele unter W wie Wallace. Das hat natürlich zu Chaos im Laden geführt und das sind eigentlich so die Probleme, wegen derer wir Hörspielreihen mittlerweile ganz anders aufziehen. Beim Gruselkabinett kommt kein noch so dummer Mensch, der irgendwie die Regale einräumt, auf die Idee, unsere Produktionen nach Autoren zu sortieren, das läuft natürlich deutlich besser. Im Fall von Holmes war einfach das Problem, das ein Konkurrenz-Label im Moment alle klassischen „Sherlock Holmes“-Geschichten und Romane als Hörspiel vertont. Wir sind zwar der Meinung, dass unsere Vertonungen viel dichter an den Vorlagen sind und die Figuren auch viel besser treffen, die Sir Arthur Conan Doyle sich ausgedacht hat, möchten den Markt aber trotzdem nicht mit Dubletten oder der dritten oder vierten Vertonung von Stoff XY zuschmeißen - das hat einfach keinen Zweck. Ich hoffe sehr, dass Holmes und Watson noch mal bei uns auftauchen, aber das wird dann unter ganz anderen Rahmenbedingungen stattfinden.

HörNews: Euer neuestes Werk und die schönste Serie im Moment ist Anne. Wie kam es zu der Idee, diesen Stoff umzusetzen? Wie lange hat es gedauert? Gab es eventuell Lizenzprobleme? Anne ist ja ein sehr alter Stoff, der aus dem Ausland kommt.

Gruppe: Ganz genau, das ist eine Roman-Serie der kanadischen Jugend-Schriftstellerin Lucy Maud Montgomery, die 1908 mit dem Band „Anne auf Green Gables“ begonnen hat. Die Idee, diesen Stoff umzusetzen, war ein Herzenswunsch von mir. Ich habe in den 80er Jahren mit großer Begeisterung die ZDF Verfilmung von Anne gesehen, das spukte mir eigentlich immer so im Kopf herum. Die Bücher habe ich dann auch gelesen und durch die Gründung von Titania Medien kam das Thema wieder auf mich zu, als ich die Bücher zufällig im Bücherschrank stehen sah. Da dachte ich, dass das eigentlich ein toller Stoff für eine richtig schöne Hörspielserie wäre, die sich an Familien richtet. 2004 haben wir bereits versucht die Rechte anzufragen. Aber wie du schon richtig sagtest, ist es immer äußerst schwierig, wenn man versucht, Rechte aus dem Ausland anzufragen. Das kommerzielle Hörspiel auf CD oder MC im Handel, so wie wir es kennen, ist nämlich ein total deutsches Phänomen. Es ist ausgesprochen schwierig jemandem in Kanada zu erklären, was man mit der Lizenz überhaupt machen möchte, weil man dort Hörspiele höchstens aus dem Radio kennt. Da Vertrauen zu schaffen und sich kennenzulernen, hat einfach ein bisschen gedauert. Letztlich haben wir ein Übereinkommen gefunden und ich denke die Kanadier sind sehr zufrieden, wie das läuft. Ich denke auch, dass Anne auf große Zustimmung stößt. Immerhin hat die Serie wirklich einen tollen Start hingelegt und wir freuen uns über die vielen, vielen positiven Reaktionen, die zum Teil auch von Fans der ersten Stunde kommen. Die hören natürlich ganz besonders hin, ob wir da alles richtig gemacht haben. Die kennen die Bücher sehr gut und die Filme. Es ist einfach prima, dass wir Anne im letzten Jahr endlich angehen konnten, also das ich die Bearbeitung schreiben konnte und wir mit Marie Bierstedt unsere Anne gefunden haben und letzten Sommer zusammen im Studio waren.

HörNews: Wie ist das mit der Stimme? Marie Bierstedt hat ja eine recht junge Stimme? Die Figur wird immer älter. Denkst du, das wird ein Problem im späteren Verlauf?

Gruppe: Also ich glaube, dass das gar kein Problem sein wird. Das Problem war eigentlich eher, dass Anne am Anfang elf Jahre alt ist. Das hat Stefan und mir einiges an Kopfzerbrechen bereitet. Wir waren uns sehr schnell einig, dass wir auf gar keinen Fall einen Sprecherinnenwechsel wollten, denn das wäre ja auch eine Möglichkeit gewesen. Wir hätten ja eine jüngere Sprecherin besetzen können, die dann irgendwann später ausgewechselt wird. Aber wenn man sowas mit mehreren Schauspielerinnen macht, gibt es irgendwann einen ganz harten Bruch. Das hat mich zum Beispiel an der Weihnachts-Serie „Nesthäkchen“ sehr gestört. Da wurde die Protagonistin von einem wirklich ganz süßen kleinen Mädchen gespielt. Aber in der nächsten Folge, übernahm ihre Rolle plötzlich eine ganz andere junge Schauspielerin, die auch süß war, aber an die man sich erstmal nicht so wirklich gewöhnen konnte. Die hatte natürlich auch eine ganz andere Stimme. Sowas wollten wir hier auf gar keinen Fall machen. Es war ganz klar: Wir brauchten jemanden, der glaubhaft wachsen kann als Anne, jemanden der zunächst auch klingen kann, wie eine Elfjährige. Marie Bierstedt war zuerst etwas erschrocken, als wir ihr das angeboten haben. Wir haben uns getroffen, haben das ein bisschen ausprobiert und sie hat sich total verliebt in diese Rolle und in diese Sprache. Und dann haben wir im Studio quasi Probeaufnahmen gemacht. Sie hat dabei einfach ein bisschen „nach unten gespielt“, so nennt man das, wenn man seine Stimme etwas jünger macht. Nach ein paar Versuchen, hatten wir ein ganz gutes Ergebnis. Natürlich ist Anne 11 Jahre alt am Anfang, aber alleine an der Sprache, die sie spricht, merkt man, das sie keine normale 11-jährige ist. Sie ist ein armes Mädchen, das immer in ihrer Fantasie-Welt gelebt hat, weil ihre Realität so schrecklich ist. Alles, was sie an Romantischem in ihrem Leben finden konnte – sei es in einem Kitsch-Roman-, hat sie gierig in sich aufgesaugt. Sie hat einen immensen Wortschatz und ist wahnsinnig frühreif. Da muss man als Schauspielerin auch kein kleines Mäuschen spielen und ich finde wir haben Anne letztlich großartig hinbekommen. Es ist natürlich wunderbar, dass Marie Bierstedt eine Schauspielerin von einer solchen Güte ist, die gerade auch in der Folge 4 die Pubertäts-Problematik von Anne so wundervoll gesprochen hat. Da merkt man wirklich, wie sie älter und reifer wird. Das hat sie ganz, ganz toll mit der Stimme nachgezeichnet und so wird es weitergehen. Die Zeitsprünge in den Folgen, die ab Herbst veröffentlicht werden, werden auch ein bisschen kürzer. Da vertonen wir „Anne in Avonlea“. Und dort werden wir in den vier Folgen zwei Jahre abdecken. Und so geht das dann weiter, wenn Anne ihr Studium beginnt und später ihre erste Stelle an einer Schule antritt. Das wird dann ab 2009 auf die geneigten Anne-Fans zukommen.

HörNews: In Folge 4 gibt es ja auch eine sehr traurige Szene. Wie schwierig ist so eine spezielle Szene im Vergleich zu anderen?

Gruppe: Oje, das ist mir schon beim Schreiben sehr nah gegangen. Das ist auch immer der Moment, wenn ich die Verfilmung schaue, wo ich ganz nasse Augen bekomme und wir hoffen natürlich, dass das beim Hörer dann auch so sein wird. Ich habe jetzt schon verschiedene Reaktionen und Rezensionen gelesen, wo ich herauslese, dass dem tatsächlich so ist. Das macht mich sehr glücklich. Es ist schwierig solche Szenen zu spielen, wo sich ein lieb gewordener Charakter dann leider aus der Serie verabschiedet aus der Serie. Ich ziehe meinen Hut vor diesen wunderbaren Schauspielern, die wir da im Studio haben und es ist tatsächlich so gewesen, dass Marie Bierstedt wirklich vor Tränen zerflossen ist und wir auch erst eine ganz lange Pause machen mussten, bis es weitergehen konnte. Dann haben wir uns alle ein bisschen getröstet. Insgesamt war das eine sehr nervenaufreibende Szene, aber die Umsetzung muss natürlich so gestaltet sein, wie die Szene es verlangt. Ich hoffe, dass uns das gelungen ist. Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis und finde es sehr wichtig, dass es in Folge 4 mitunter auch um sehr ernste Themen geht. Das Treiben auf Green Gables wird immer als heile Welt dargestellt. Das ist es natürlich auch in gewisser Weise, aber es ist natürlich schon so, dass es da auch Schattenseiten und Probleme gibt. Durch den nostalgischen Schleier kommt uns das vielleicht nicht so wild vor, aber ich denke in Folge 4 macht Anne schon ganz schön was durch. Und an diesem Punkt in der Serie sieht man sehr deutlich, welches Potential einfach auch in dieser wunderbaren Hauptfigur steckt und vor allem auch in dieser wunderbaren Schauspielerin, die die Anne spricht.

HörNews: Ihr seid ja auch auf der Buchmesse mit Marie Bierstedt am 16. März 2008. Was könnt ihr uns darüber verraten?

Gruppe: Wir freuen uns riesig, dass wir in Zusammenarbeit mit Lübbe Audio am Messe-Sonntag am 16.3. von 14 Uhr an im Fokus Hörbuch Kaffee eine Präsentation machen können von der Anne-Hörspielserie. Wir freuen uns riesig, dass zu dem Anlass auch Prominenz kommt. Marie Bierstedt wird aus Berlin da sein. Dagmar von Kurmin wird da sein, die ja Marilla Cuthbert, quasi die Ziehmutter oder „Adoptivmutter“ von Anne, spricht. Ich werde da sein und wir werden über Anne plaudern. Die beiden Schauspielerinnen werden sicher die ein oder andere Szene live zum Besten geben. Wir versuchen die Anne, die wir alle bei der Arbeit wahnsinnig ins Herz geschlossen haben den Leuten näherzubringen. Ich glaube, das wird eine sehr schöne Veranstaltung werden. Und an alle Hörer, die am Sonntag zufällig auf der Messe sind: Die beiden Damen sind sicherlich auch sehr gewillt, anschließend mitgebrachte CDs oder im Fall von Dagmar von Kurmin auch LPs zu signieren. Diese Gelegenheit sollte man beim Schopfe packen, denn so schnell kriegt man die beiden sicherlich nicht noch mal zusammen, den Stift zu schwingen, um sich das ein oder andere Schätzchen aus dem eigenen Platten- oder CD-Regal veredeln zulassen.

HörNews: Soviel zu Anne. Gruselkabinett ist ja auch ein weiteres großes Thema. Da kommen jetzt auch die nächsten Folgen. Ich habe bei Lübbe gesehen, „Der Fall Charles Dexter Ward“ kommt wieder in der Box, wie vorher auch schon bei Dracula. Die Box gab es damals im Buchladen und die Einzelausgaben im Tonträgerhandel. Ist das wieder genauso?

Gruppe: Genau, das ist wie bei Dracula. Die Folgen 1 und 2 von „Der Fall Charles Dexter Ward“ von H.P. Lovecraft gibt es als Einzelfolgen im Tonträgerhandel und wer gleich beide Fliegen mit einer Klappe schlagen möchte, der kann im Buchhandel die beiden Folgen in einem schönen Schuber erwerben. Im Buchhandel verkaufen sich Boxen und auf Sets besser und im Tonträgerhandel eher Einzel-CDs, die ihren festen Platz im Regal haben. Wer erstmal lieber den Teil 1 kaufen möchte, um zu hören, ob das auch das richtige für ihn ist, der ist im Tonträgerhandel genau richtig und wer es gleich als Set haben möchte, kann es ja im Buchhandel bestellen.

HörNews: Was ist eigentlich das Schwierigste an der Arbeit? Sind es die Aufnahmen oder eher die ganze Vorbereitung, zum Beispiel das Skript schreiben oder das Buchen der Sprecher?

Gruppe: Ja, das sind ja wirklich zweierlei Geschichten. Wir haben uns das hier intern, glaube ich, ziemlich gut aufgeteilt. Ich mache die künstlerischen Sachen, schreibe die Skripte und bin hinterher hauptverantwortlich für die Abmischung. Stefan schaut über alles, was ich schreibe natürlich sehr genau drüber. Die Besetzung besprechen wir zusammen, das ist natürlich für uns ein ganz wichtiger Punkt. Wir sind ja nun sehr geschätzt und hochgelobt für unsere tollen Besetzungen und das fällt natürlich nicht vom Himmel, sondern ist das Ergebnis von langen Überlegungen. Wer könnte was sprechen? Welche Stimme stellt man sich denn jetzt bei dieser Rolle vor? Bei diesen Fragen machen wir uns immer sehr viele Gedanken und dann hat Stefan natürlich anschließend die schwierige Aufgabe diese Leute anzufragen, zu terminieren usw. Schreiben ist mitunter auch schwierig. Es gibt natürlich Stoffe, die hat man sehr schnell. Im Fall von dem Lovecraft jetzt, war das schon eine große Herausforderung. Das ist ein immens schwieriger, sehr verschachtelter Text gewesen mit wenig Dialog und überwiegend Prosa. Es ist also wirklich äußerst schwierig gewesen, das für eine Hörspiel-Vorlage lebendig zu kriegen. Ich denke, wir haben das prima hinbekommen. Es hat im Studio schon toll funktioniert und ich bin auch hochzufrieden, wie das jetzt in der Abmischung war. Aber das war wirklich das Schwerste, was ich bisher zu einer Dialogfassung verarbeiten durfte, das muss ich schon sagen. Es hat jedenfalls riesig Spaß gemacht, es ist eine immense Herausforderung gewesen und ich hoffe, dass alle Lovecraft-Freunde zufrieden sein werden. Ich denke, wir haben das Wichtigste in unserer Fassung mit drin und ich hoffe vor allem, dass es auch so sein wird, dass einem die Figuren, die da auftauchen, ans Herz wachsen und die Gänsehaut Gruselkabinett-typisch dadurch noch ein bisschen intensiver wird beim Hören. Das ist ja durchaus auch wieder eine Geschichte, die sich Zeit nimmt und die sich langsam steigert bis hin zu den grauenvollen Sachen, die dann am Schluss noch entdeckt werden. Das hat eine Menge Spaß gemacht und es sind ganz tolle Sprecher dabei. Ernst Meincke spricht den Dr. Willet, der so wundervoll die Erzähl-Passagen gesprochen hat, uns quasi in seinen Kopf hineingucken lässt. Hans-Werner Bussinger ist wieder mal dabei als Vater Ward, das hat uns sehr gefreut. Ganz neu im Ensemble ist Cornelia Meinhardt als Mutter von Charles Dexter Ward, die sonst auch Sally Field ihre tolle ausdrucksstarke Stimme leiht. Charles Dexter Ward wird übrigens von dem wunderbaren Frank Schaff gesprochen, der ja auch eine große Hörspiel-Vergangenheit als Sprecher-Kind in diversen Kinder- und Jugendserien, die in Berlin produziert wurden, hinter sich hat. Heute synchronisiert er zum Beispiel Joseph Fiennes.

HörNews: Das ist wie immer eine beeindruckende Liste und die Qualität wird natürlich für sich sprechen. Kannst du uns schon eine kleine Exklusiv-Vorschau geben, welche Titel demnächst anstehen? Also Titel, die vielleicht noch nicht bekannt sind?

Gruppe: Da wir uns im Jubiläumsjahr für uns befinden, darf man sich im weiteren Verlauf von 2008 noch auf einiges freuen. Im Juni werden die Gruselkabinett-Folgen 26 und 27 erscheinen. Das eine ist „Die liebende Tote“, eine wunderbare Vampirgeschichte aus Frankreich. Das andere ist die zweite Geschichte von Robert Louis Stevenson im Gruselkabinett, den hatten wir ja schon mit „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ dabei. Aber jetzt kommt „der Leichendieb“, eine Geschichte, die sich an wahren Begebenheiten orientiert und unter die Haut geht. Im Herbst kommt dann noch mal mit vier Folgen, die geballte „Anne“-Power auf den geneigten Hörer zu: „Anne in Avonlea“. In dieser Geschichte wird Anne anfangen zu unterrichten. Und dort gibt es dann auch das ein oder andere Missgeschick und die ein oder andere Liebes-Verwirrung, jede Menge lustige Szenen und ganz, ganz tolle Gastrollen. Wir haben das schon komplett aufgenommen und man darf sich wirklich freuen. Ich glaube das wird noch mal richtig bunt und sehr lustig mit der fast erwachsenen Anne. Dann geht's weiter im Gruselkabinett mit dem Zweiteiler „Der Glöckner von Notre Dame“ von Viktor Hugo. Da freuen uns wahnsinnig drauf, das wird wieder eine große Herausforderung und wird sicherlich sehr, sehr viel Spaß machen. Dann gibt's noch „Der Vampir“ von John William Polidori als Einzelfolge und etwas von Rudyard Kipling, dem „Dschungelbuch“-Autoren, der etwas sehr, sehr schönes geschrieben hat. Die Geschichte spielt in Indien in der Kolonialzeit und wird eine ganz neue Facette für das Gruselkabinett sein. Auch musikalisch wird das sehr, sehr hübsch werden. Die Geschichte heißt „Die Gespenster-Rikscha“ und anhand des Titels kann man ja schon erahnen, worum es da gehen wird. Außerdem haben wir unser erstes Hörbuch produziert: „Träumereien an französischen Kaminen“, eine ganz berühmte deutsche Kunstmärchen-Sammlung aus dem 19. Jahrhundert, gelesen von 11 tollen Sprechern aus unseren Hörspielen. Es sind 22 Märchen, mal heiter mal berührend, auf vier CDs. Das kommt auch im Oktober heraus und im November gibt's dann das dritte „Titania Special“. Wir wurden ja, nachdem Scrooge und der kleine Lord auf sehr fruchtbaren Boden gefallen sind, bombardiert mit E-Mails: „Wann macht ihr mal wieder ein schönes Familien-Hörspiel zur Weihnachtszeit?“. Es hat ein bisschen gedauert, aber jetzt ist es soweit! Titania Special 3 erscheint im November und es wird die unsterbliche Geschichte von James Matthew Barrie: „Peter Pan“.

HörNews: Also eine Menge tolle Unterhaltung! Wie kriegt man das zu zweit eigentlich unter einen Hut? Das klingt ja nach unheimlich viel Arbeit.

Gruppe: Also das ist unheimlich viel Arbeit, der wir ja mit großer Leidenschaft nachgehen. Das geht nur mit einer guten Zusammenarbeit, mit einer guten Organisation, mit dem Willen, das zu machen, und auch auf seine Wochenenden zu verzichten. Früh morgens anzufangen und spät abends aufzuhören, gehört auch einfach dazu. Das wird auch dieses Jahr zu sein. Das Programm ist wirklich immens und sehr ehrgeizig, wir freuen uns aber auf jeden einzelnen Titel. Vieles ist ja auch schon in der Mache. Auf das, was jetzt noch aufgenommen werden muss, freuen wir uns riesig. Die Aufnahmen sind natürlich immer ein Highlight, wenn es ins Studio geht und durch die tollen Sprecher die Texte zum Leben erweckt werden und man im Studio miteinander daran arbeitet, dass das bestmögliche Ergebnis erzielt wird.

HörNews: Ja, wunderbar. Dann kommt natürlich das was immer kommt an dieser Stelle: Die letzten Worte an die Fans oder Zuhörer.

Gruppe: Endlich kann man es mal sagen: Wir danken, danken, danken ganz herzlich den Fans und den Hörern unserer Hörspiele für die vielen, vielen Jahre, die uns da schon die Treue gehalten wird, in denen mit Lob und auch mit wohlgemeinter Kritik nicht gespart wurde. Ich denke all das hat uns auf den richtigen Weg geschubst. Wir sind immer noch da, haben wahnsinnig Lust und wir geben richtig Gas in diesem Jahr. Wir sind mit unseren vielen Produktionen am Start und hoffen, dass wir euch noch viele, viele vergnügliche und besinnliche, berührende, lustige Stunden Hörspiel-Unterhaltung auf höchstem Niveau schenken dürfen. Wir bedanken uns ausdrücklich bei allen, die auf ganz ehrliche Art und Weise unsere Produktionen im Handel erworben haben und damit auch garantieren, dass wir weiterarbeiten können. Ich spare aber nicht mit Tadel bei denen, die meinen, dass ein Hörspiel sein Geld nicht wert ist und man sich das ja einfach so im Internet besorgen kann ohne einen Heller dafür zu bezahlen. Diese Leute sind leider wahrscheinlich irgendwann mal schuld, dass das Hörspiel irgendwann mal einschläft oder wegstirbt. Dabei ist das Hörspiel doch eine Gattung, die unglaublich erhaltenswert ist und die im Moment auch sehr kreativ ist, wo es viele tolle Leute gibt, die sich da engagieren. Das wäre sehr, sehr schade. Lasst uns also insofern alle gemeinsam etwas gegen die Piraterie in den Bereichen tun, die das betrifft, egal ob Film oder Musik. Jeder möge doch mal schauen, was er dafür tun kann, dass es uns allen, die wir ja irgendwie unsere Produktionen refinanzieren müssen und auch davon leben müssen, nicht so schwer gemacht wird.

HörNews: Dann bedanke ich mich und sage Dankeschön und tschüss! Bis zum nächsten Mal.

Gruppe: Ich danke auch, Detlef und ich danke natürlich auch noch mal euch Kritikern und euch Hörspielseitenbetreibern, die hier wirklich viel für unser von allen geliebtes Hobby tut und für das Thema Hörspiel. Das ist wirklich prima! Da sieht man eigentlich wie segensreich das Internet sein kann, weil diese lebendige Hörspiel-Szene im Internet sehr inspirierend ist. Es ist sehr interessant da mitzulesen und auf dem neuesten Stand zu sein. Das macht einfach wahnsinnig viel Spaß und ich bedanke mich natürlich für eure Unterstützung, euer Lob und euren Tadel. Das wird alles durchaus zur Kenntnis genommen und wir bessern unter Umständen an der ein- oder anderen Stelle nochmal nach. Aber so viel war es jetzt gottseidank noch nicht.

Wir bedanken uns bei Titania Medien für das wunderbare und informative Interview! Das Interview wurde im Januar 2022 von Felix Bartling transkribiert.